Seit Anfang 2014 ist es entschieden: Der Konzern Veolia hat nun endgültig auf eine Berufungsverhandlung verzichtet!
Der Film darf jetzt weiterhin in aller Welt unzensiert „Korruption“ als Korruption bezeichnen. Nur in Frankreich musste die Aussage Jean-Luc Toulys, man habe ihm eine Million € angeboten, gestrichen werden. Dem Damoklesschwert einer unendlichen Folge von Berufungsverhandlungen, bei der ein milliardenschwerer Konzern sicher den längeren Atem gehabt hätte, sind wir damit entronnen!
Eineinhalb Jahre nach der überwältigenden Premiere des Films „Water Makes Money“ in 150 Städten Europas äußerte sich der Pressechef von Veolia Wasser Deutschland Matthias Kolbeck wie folgt:
„Leider richte sich Veolias Klage gegen den Film nicht auch gegen die deutschen Macher. Nachdem ein französisches Rechtshilfeersuchen von den deutschen Behörden abgelehnt wurde, habe der französische Mutterkonzern die deutsche Veolia-Tochter aufgefordert, Leslie Franke und Herdolor Lorenz nach deutschem Recht zu verklagen. Veolia Deutschland habe dieses Ansinnen aber nach reiflicher Überlegung abgelehnt mit der Begründung, „Water Makes Money“ und die französische Klage gegen den Film habe dem Konzern bereits derart geschadet, dass eine deutsche Klage diesen Schaden nur noch erhöhen könne.“
Ist das nicht ein wunderbares Kompliment?! Nicht freiwillig hat der mächtige Konzern auf eine Klage in Deutschland verzichtet. Es scheint, die Angst vor der großen Öffentlichkeit hat Veolia eines besseren belehrt!
Bis heute haben mehr als 2 Millionen Menschen den Film gesehen. Diese Macht der Öffentlichkeit ist auch ein großes Kompliment an die vielen hundert engagierten Menschen, aktiven Gruppen und Bürgerinitiativen, die gegen die privaten Interessen der Wasserkonzerne kämpfen und „Water Makes Money“ zu ihrem Werkzeug gemacht haben. Ein kleiner Sieg der Zivilgesellschaft. Dies konnte auch der Prozess gegen den Film „Water Makes Money“ am 14. 2. 2013 im Pariser Justizpalast nicht zunichte machen.
Vorgeschichte:
Im Prozess am 14. 02. 2013 bestritt Veolia zum einen Jean-Luc Toulys Behauptung, der Konzern habe ihm eine Million Euro geboten. Zum anderen ist die Verwendung des Begriffs „Korruption“ angeklagt. Nicht die im Film gezeigten Fakten werden in der Anklage bestritten, nur mit dem strafrechtlich relevanten Wort „Korruption“ hätte man es nicht benennen dürfen!
Man wolle den Film nicht verbieten, hatte der Pressechef von Veolia Wasser, Matthias Kolbeck, seit zwei Jahren stets in öffentlichen Veranstaltungen beteuert. Aber hätte Veolia den Prozess gewonnen, hätte man erfahrungsgemäß die Zensur der Filmstellen fordern können, die der Konzern als Verleumdung ansah! „Darauf werden und können wir uns nicht einlassen“, so die Macher von „Water Makes Money“. Dann ist das Verbot des Films zu befürchten. Dies war ein ernsthafter Anschlag auf die Pressefreiheit!!!
Am 28. März 2013 war vor dem Pariser Strafgerichtshof die Klage des Veolia-Konzerns gegen „Water Makes Money“ in der Hauptsache abgewiesen worden. Nun verzichtet Veolia endgültig auf eine Berufungsverhandlung. Der Film darf somit weiterhin in aller Welt „Korruption“ als Korruption bezeichnen. Nur in Frankreich musste die Aussage Jean-Luc Toulys, man habe ihm eine Million € angeboten, gestrichen werden. Dem Damoklesschwert einer unendlichen Folge von Berufungsverhandlungen gegen einen milliardenschwerer Konzern sind wir damit entronnen! Dieses kann als Sieg gegen einen großen Konzern gewertet werden. David gegen Goliath!
Und noch etwas gibt es zu feiern, der Film „Water Makes Money“ erhält den Kant-Weltbürgerpreis 2014! Bei der festlichen Verleihung am Europatag, dem 9. Mai 2014 in der Aula der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird „Water Makes Money“ als „ausgezeichnetes Beispiel für eine strategisch und strukturell bedeutsame kritische Aufklärung zugunsten eines selbstbestimmteren Europas“, als „.. bemerkenswerten Erfolg der Demokratie in der EU“ gewürdigt.
Aus der Pressemitteilung Kant-Weltbürgerpreis 2014:
„Der Kant-Weltbürgerpreis wird seit 2004 vergeben. Die Stiftung will damit gesellschaftliches Engagement, das sich in besonderer Weise dem freien Wort, der offenen Information und der Zivilcourage handelnder Bürger verpflichtet weiß, anerkennen und auszeichnen.
Der Film „Water Makes Money“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz ist ein ausgezeichnetes Beispiel für eine strategisch und strukturell bedeutsame kritische Aufklärung zugunsten eines selbstbestimmteren Europas. Er hat mit seiner kritischen Aufklärung über die Folgen der fortschreitenden Privatisierung unserer Lebensgrundlage Wasser maßgeblich zum Erfolg der ersten EU-weiten Bürgerinitiative „right2water“ beigetragen. Mehr als 1,6 Millionen BürgerInnen aus 11 Ländern hatten mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert, dass mit dem Zwang der Ausschreibung die Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung eingeleitet wird. Nun verzichtet die EU auf die Konzessionsrichtlinie für Wasser. Dies ist ein bemerkenswerter Erfolg der Demokratie in der EU. Die deutschen Regisseure und französischen Protagonisten des Films wurden vor allem für die Aufdeckung von Korruption seitens der privaten Wasserkonzerne juristisch verfolgt.“
Wir gratulieren Leslie Franke und Herdolor Lorenz recht herzlich zu diesem verdienten Erfolg und wünschen ihnen auch bei ihrem aktuellen Aufklärungsfilm „Wer Rettet Wen? Die Krise als Geschäftsmodell“ viel Erfolg!
„Water Makes Money“ – Ästhetik und Dramaturgie des Films
Der Film führt durch die vielschichtigen Aspekte der gewaltigen Monopolmacht Veolias & Suez und deren Konsequenz für unsere Versorgung mit dem Lebenselixier Wasser, indem er die Zuschauer im Kern das Schicksal von „Eau de Paris“, die Dramatik der Trennung von den Globalplayern in Frankreichs Hauptstadt Paris miterleben lässt – gestaltet als eine Art Krimi. Die Ermittlungen verfolgen einen Fall angeblich „krimineller Veruntreuung öffentlichen Eigentums“ und den wagemutigen Versuch der Rückführung in kommunale Hand. Mit welchem Recht und welchen Argumenten haben Politiker einst die Wasserversorgung in die Hände des privaten Monopols gelegt? Wo finden sich die unumstößlichen Beweise des Missbrauchs der Monopolmacht, die selbst voreingenommene Geschworene überzeugen? Wie kann es Anne Le Strat vermeiden, in eine der hundert Fallen zu geraten, die auf dem Weg zum kommunalen „Eau de Paris“ lauern? Einem Weg, der eng von Veoliastandards und anderen Konzernbataillonen gesäumt ist.
Unschuldig wirkende Anzugträger, auf der einen Seite der Drehtür-Politiker, auf der anderen Konzernvertreter, sprechen von „Nachhaltigkeit, Verantwortung, Effektivität und sicheren Arbeitsplätzen“. Die Ermittlungen führen von Paris über die Île de France nach Toulouse, Braunschweig, Berlin, Bukarest, Casablanca und überall dorthin, von wo auch immer in der Welt von Veolia und Suez „gerichtsverwertbare“ Hinweise kommen.
Wir und alle, die dazu beigetragen haben, sind dabei besonders stolz, dass unser „Film von unten“ „Water Makes Money“ in vielen, vielen hundert Veranstaltungen einen erheblich Anteil an diesem Sieg über die Wasserkonzerne hat. Das gibt Mut und Vertrauen in die Kraft der Aufklärung, die Macht der vielen Kleinen gegen die mächtigen Großen!
Aktuelles Projekt – Wer rettet wen?
Dazu ein paar aktuelle Zahlen: Die fünf größten US-Banken kommen heute auf umgerechnet 6,3 Billionen Euro Bilanzsumme, das sind 1,9 Billionen mehr als Mitte 2007. Auch ein anderer Hauptauslöser der Finanzkrise, der Markt für Finanzderivate – d. h. für Wetten, ist von 586 Billionen Dollar Ende 2007 auf jetzt knapp 633 Billionen Dollar angeschwollen. 2007 waren beim Handel mit dem Euro schon 97% der Geldströme Derivate. Heute sind es knapp 98% – nur noch 2% bleiben für den tatsächlichen Handel mit der Währung!
Der Filmförderung von unten durch Bürger fehlen nur noch ca. 10 500€. Es ist entscheidend, tatsächlich die 130 000€ „Filmförderung von unten“ und 30 000€ durch Organisationen (also insgesamt 160 000€) zu erreichen. Nur dann hilft auch die offizielle Filmförderung in vollem Umfang als Mitfinanzierer. Nähere Informationen bekommen Sie unter: film@whos-saving-whom.org | www.wer-rettet-wen.org | Wer rettet Wen auf Facebook.
Wir wünschen Leslie Franke und Herdolor Lorenz weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für die tolle Zusammenarbeit.
Netzfrau Doro Schreier
Privatisierung – Der große Ausverkauf
Finanzkrise: Europäische Banker lassen sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen