Nie war Schönheit für den Nahrungsmittelgiganten reizvoller. Nestlé interessiert sich schon lange nicht mehr nur für Kaffee, Babygläschen, Eiscreme und Katzenfutter. Seit 30 Jahren betreibt Nestlé mit L‘ Oréal in Lausanne das Unternehmen Galderma.
Nestlé engagiert sich sogar im Brustvergrößerungsgeschäft und will aktuell den Bereich der medizinischen Hautpflege ausbauen. Fältchen adé mit Nestlé.
Hoch im Kurs stehen neben Faceliftings vor allem Eingriffe am Körper, um dem Ideal des sportlich-trainierten Mannes oder des idealen Körpers der Frau zu entsprechen. Allerdings muss nicht jeder Problemzone sofort mit dem Skalpell begegnet werden. Das schwedische Biotechnologie-Unternehmen Q-Med, das sich mit dem Gewebefüller Restylane™ am Markt der ästhetischen Sofortbehandlungen im Gesicht seit 1997 weltweit erfolgreich durchgesetzt hat, weiß, wie es geht und gehört Nestlé!
Aber wen wundert es noch?
Nestlé von der Küche ins Bad, vom Kühlschrank in den Apothekerschrank. Nichts ist unmöglich, nicht nur bei den Themen Wasser oder bittere Schokolade, überall hat Nestlé seine „Finger“ drin.
Eine Nachricht aus dem Hause Nestlé: Nestlé/Galderma erhält Marktzulassung für Mirvaso. Die Zulassung wird nach zwei Phase-3-Studien mit 553 Patienten sowie einer Langzeitstudie erteilt, wie das Unternehmen im Februar mitteilte. Mirvaso sei bislang das einzige bewilligte Medikament für diese spezifische Anwendung, wird Galderma-CEO Humberto Antunes in der Mitteilung zitiert.
Bereits in dem Beitrag Nestlé, das Wasser abgräbt – Kinderarbeit, u. v. m. stellten wir Ihnen die vielen Geschäftssparten von Nestlé vor. Es gibt von Nestlé einen Bereich, der nennt sich Nestlé Nutrition. Hier sind die Bereiche Schwangerschaft & Neonatalogie, Kindheit (Kleinkindernährung, Wachstum & kognitive Entwicklung, Beikost, Immunfunktion & Probiotika), Allergien & Immunität (Immunfunktion & Probiotika, Allergie-Management, Nahrungsmittel-Allergie, Toleranzinduktion) untergebracht. Der Umsatz 2012 betrug 7,9 Milliarden Franken.
Eine Sparte hat Nestle verkauft – Alete
Der sogenannte Ausverkauf der Muttermilch hat längst begonnen. Multinationale Konzerne wie Nestlé, Danone oder auch die Landesbank können einen starken Einfluss auf die lokale Wirtschaft und selbst die Weltwirtschaft haben. Was wird nicht alles unternommen, damit die Mutter das Gefühl bekommt, dass die Säuglingsnahrung das Stillen ersetzen könnte!
Nach dem Verkauf von Alete will die Babynahrungssparte von Nestlé der Säuglingsmilchmarke Beba neuen Schwung verleihen. Nestlé will zudem neue Flüssignahrung für Kliniken auf den Markt bringen.
Die Kapitalbeteiligungsgesellschaft BWK GmbH übernahm das Beikostgeschäft Alete und Milasan des schweizerischen Lebensmittelkonzerns Nestlé am Jahresanfang. Neben der BWK, die über 75 Prozent der Anteile künftig besitzt, steigt auch der private Investor Horst Jostock mit ein.
Nun wird es interessant:
Größte Anteilseigner der BWK Unternehmensbeteiligungsgesellschaft sind die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) (40 Prozent) und die Versicherungsgruppe Wüstenrot & Württembergische (35 Prozent). Weitere Anteile halten die Hertie-Stiftung (15 Prozent) und die Landeskreditbank Baden-Württemberg Förderbank (L-Bank) (10 Prozent). Lesen Sie hier: Nestle besitzt Patente auf Muttermilch und Banken haben Babynahrung für sich entdeckt
Auch läuft es sonst nicht gut mit Nestlé – der Konzern kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus.
Würden Sie traditionelle chinesische Medizin von Nestlé kaufen?
Die Gesundheitssparte des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns Nestlé hat eine Kooperation mit dem chinesischen Pharmaunternehmen Chi-Med (Hutchison China Meditech) in Hongkong. Mit dem neuen gemeinsamen Unternehmen Nutrition Science Partners – Nestlé Health Science, das beide Unternehmen je zur Hälfte halten, wollen die Partner Arzneien auf Basis der traditionellen chinesischen Medizin herstellen. Nestlé hat nun den Zugriff auf eine botanische Bibliothek mit über 50 000 Wirkstoffen aus rund 1200 chinesischen Heilpflanzen. Dazu lesen Sie bitte unseren Beitrag: Nestlé – Nach Trinkwasser – nun auch “chinesische Kräutertrunks”
Im Artikel „In Frankensteins Küche wird weiter gekocht – Nestlé nimmt als Zutat menschliche Stammzellen“ berichteten wir über die Zusammenarbeit mit der US-Biotechnologiefirma Cellular Dynamics International CDI). CDI liefert menschliche Zellen an das Nestlé Institute of Health Sciences. Nestlé möchte anhand der von CDI gelieferten Hirn- und Leberzellen den Zusammenhang zwischen Nahrung und Krankheit untersuchen – und so natürlich auch Produkte entwickeln, zum Beispiel mit Nährstoffen angereicherte Getränke und Smoothies, die als gesundheitsfördernd an uns Menschen gebracht werden können.
Anhand dieser „Neuigkeiten“ geht die Fantasie durch: Die Herren Paul Bulcke und Peter Brabeck-Letmathe in einem Kinofilm als Frankensteins. Wenn die Schatten länger werden und die Dunkelheit hereinbricht, erheben sich die Herren aus ihrer Gruft, diese finsteren Gestalten der Unterwelt. Das Schicksal der Menschheit liegt in ihren Händen. Ihr Experiment, nein nicht mit Leichenteilen einen neuen Menschen zu schaffen, sondern mit Chemie und menschlichen Stammzellen. Schon damals, als Mary Shelley die aufregendsten Geschichten aller Zeiten — und den ersten echten Science-Fiction-Roman „Frankenstein“ schrieb, standen ihr drei Wissenschaftler als Vorbild für den Monstererschaffer Pate. Heute, in der Welt des Wachstums und der Profitgier sagen sich die Herren, wenn sie es nicht machen, machen es andere, und wenn andere es machen, warum dann nicht gleich aufkaufen. Und ja, das Schicksal der Menschen liegt in ihren Händen, siehe nur das Thema Wasser.
Nun erhält die im Bereich Dermatologie tätige Nestlé/Galderma von den zuständigen EU-Behörden die Zulassung für das Produkt Mirvaso. Das Gel dient zur Behandlung von Patienten mit der Krankheit Rosacea. Das Krankheitsbild sind u. a. starke Rötungen im Gesicht, die meist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren beginnen. [Aus der Zulassung: CHMPZusammenfassung der positive Stellungnahme für Mirvaso.] Bis dato ist ein allgemeiner Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Auftreten von Rosacea wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Die Experten sind sich jedoch einig, dass eine gesunde Ernährung einen großen Einfluss auf das Hautbild ausübt. So können Fehler in der Ernährung Auslöser von Rosacea sein. Auch wenn wissenschaftlich nicht erwiesen, kennt sicher jeder den Einfluss der Ernährung auf sein Hautbild. Gewisse Lebensmittel führen zu entsprechenden Hautreaktionen wie z. B. Rötungen, fettiger Haut, Pickel und Mitesser. Aber dafür hat ja nun der große Lebensmittelkonzern Nestlé die richtigen Medikamente zur Hand, denn er produziert die entsprechenden Lebensmittel. Sollten Sie eine Unverträglichkeit verspüren, können Sie nun gleich die dafür produzierten Medikamente bekommen: Doppelt und Dreifach-Effekt.
Weniger Schönheit, mehr Gesundheit und Wellness
Ein Verwirrspiel, aber so läuft es bei den großen Konzernen:
Nestlé verkauft ein Paket von 48,5 Millionen L’Oréal-Aktien im Wert von etwa 6,5 Milliarden Euro. Nach der Transaktion reduziert sich der Anteil des Nahrungsmittelkonzerns am französischen Unternehmen von 29,4% auf 23,3% (= -6%).
In einem ersten Schritt kauft L’Oréal von Nestlé 27,3 Millionen Aktien für 3,4 Milliarden in bar zurück. Anschließend übernimmt der Schweizer Konzern die bisher gemeinsam geführte Pharmafirma Galderma. Der Übernahmepreis beträgt 3,1 Milliarden Euro in Form von 21,2 Millionen L’Oréal-Aktien.
Kommen Sie noch mit? Macht nichts, es bedeutet nichts anderes, als dass Nestlé und L`Oreal verbandelt bleiben und Galderma nun ganz in den Konzern Nestlé übergeht. Wie beide Konzerne bekanntgaben, will sich Nestlé in Zukunft stärker auf Produkte mit einem gesundheitlichen Zusatznutzen fokussieren, während L’Oreal sich zukünftig auf Kosmetik konzentrieren will.
Galderma wurde 1981 zusammen von Nestlé und L’Oréal gegründet. Das Produktportfolio sowie Forschung und Entwicklung sind auf den Bereich Dermatologie ausgerichtet. Die Produktpalette umfasst Medikamente zur Behandlung von Erkrankungen der Haut, der Haare und der Nägel. In Sophia Antipolis (Frankreich), Princeton (New Jersey) und Tokio hat Galderma je ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. Die Produktionsstätten befinden sich in Alby-sur-Chéran (Frankreich), Montreal (Kanada) und Hortolândia (Brasilien). Das Unternehmen hat 31 Niederlassungen auf fünf Kontinenten. Viele Zukäufe aus verschiedenen Ländern kamen dazu.
Seit 2011 engagiert sich Nestlé auch im Geschäft mit Brustvergrößerungen. Patente auf Bestandteile von der Muttermilch besitzt Nestle ebenfalls.
Gesichtsgruben aufspritzen oder Lippen? Kein Problem, durch den Kauf von Macrolane-Hersteller Q-Med sagt Nestlé/Galderma mit seinem Antifaltenmittel Azzalure auch Botox-Produzent Allergan den Kampf an.
Zu den strategischen globalen Marken von Nestle/Galdemar gehören:
Epiduo®, Oracea®, Clobex®, Differin®, Rozex®/MetroGel®, Silkis®/Vectical®, Tri-Luma®, Loceryl®, Cetaphil®, Metvix®, Azzalure®, Restylane® und Emervel®.
Nachfolgend die Produktliste, auch diese gehören zu Nestlé:
Und dann gibt es noch die Verflechtungen des International Life Sciences Institute (ILSI). Es ist eine gemeinnützige Einrichtung und trägt seit seiner Gründung 1978 zum Verständnis wissenschaftlicher Themen in den Bereichen Ernährung, Lebensmittelsicherheit, Toxikologie, Risikobewertung und Umwelt bei. ILSI bringt Wissenschaftler von Universitäten, Regierungen, der Industrie und dem öffentlichen Dienst zusammen, um angemessene Lösungen für Belange des Allgemeinwohls zu finden. Der Hauptsitz von ILSI befindet sich in Washington, D.C., USA, und ist durch zahlreiche Niederlassungen in der ganzen Welt vertreten: Argentinien, Brasilien, Europa, Indien, Japan, Korea, Mexiko, Nordafrika und Golfregion, Nordamerika, Nördliche Anden, Südafrika, Südliche Anden und Südostasien. Hinzu kommen eine Vermittlungsstelle in China und das ILSI Health and Environmental Sciences Institute (HESI). ILSI ist als Nichtregierungsorganisation (NGO) von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt und verfügt bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) über einen Beraterstatus.
ILSI Europe wird vornehmlich durch seine Mitglieder aus der Industrie gefördert. (Siehe dazu: Lobbyverflechtungen in der EFSA )
Hier nun eine Zusammenfassung:
Galderma weltweit |
||
|
Alle Produkte von Nestlé, Stand 2012:
Coffee – Nescafé including:
Dairy productsCarnation Confectionery & snacksAero |
Mineral/bottled waterAqua Panna Other drinksBuild-up Processed mealsBuitoni pasta & canned foods *CerealsCheerios & Honey Nut Cheerios SpecialisedPowerBar *CosmeticsBiotherm Pet FoodsArthur’s |
Nestlé Werbung: So lautete der Slogan seit 2003 „Good food. Good life.“ und seit 2013 „Unsere Vielfalt für Ihren Erfolg!“
Es gibt fast nichts, bei dem Nestlé nicht mitmischt, und es müsste heißen „Unsere Vielfalt – unser Gewinn“.
Damit verlasse ich vorerst wieder einmal Frankensteins Küche und denke dabei an das Lied „Forever Young“ von der Gruppe Alphaville. Dieser Traum von einem makellosen Körper, ewiger Jugend und das Aussehen einer Barbiepuppe, genau das wird in Zukunft die Kassen von Nestlé füllen.
Netzfrau Doro Schreier
Chinas Durst auf Milch, gestillt von Nestlé – auf Wasser folgt Milch!
Menschenrechtsverletzungen: Klage gegen Nestlé abgewiesen
Nestlé erfindet Wasser für Reiche neu – Arbeit bei Nestlé, aber nicht ausreichend Wasser
Mogelpackungen – “Schmutzige” Schokolade incl.- Nestlé hat Patent auf Kakao!
Kampf der Giganten – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion
2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar