Fukushima: Kanadas Ureinwohner haben Angst

get-attachmentDie Ureinwohner Kanadas sind bereits seit längerer Zeit von Radioaktivität betroffen. Der Westwind braucht nur 21 Stunden, um die rund 11 200 Kilometer von Fukushima bis Vancouver zurück zu legen. Und Westwind gibt es fast immer. Bodenproben entlang der Westküste weisen hohe Quecksilberwerte und Dioxine auf, was man sich aus dem sauren Regen erklärt, der industrielle Schadstoffe auch aus China mitbringt.

Wissenschaftler der Simon Fraser University in Vancouver haben seit März 2011 in Proben von aufgefangenem Regen und in Algen aus dem Hafen in der Innenstadt Vancouvers Spuren von Jod-131 entdeckt. Von anfangs 11 Bq/l sank dieser Wert aber wieder so weit ab, dass keine Gesundheitswarnung nötig war.

Dennoch ließ das kanadische Gesundheitsministerium Health Canada im Juli 2013 an der Westküste von Vancouver Island, die der 1,8 Millionenstadt Vancouver vorgelagert ist, neun neue Messgeräte für die Messung von Radioaktivität aufstellen.

Die Menschen auf Haida Gwaii, früher „Queen Charlotte Islands“, sehen zunehmend japanischen Müll an ihren Stränden und das mit großer Sorge. „Wir haben keine Ahnung, was da auf uns zukommt“, gibt Bürgermeister Merilees zu. Viele Bewohner fürchten sich vor radioaktiv belasteten Teilen aus dem havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima. Meeresbiologen haben zudem an einigen Trümmern Organismen und Meerespflanzen entdeckt, die in Nordamerika bislang nicht heimisch sind. Sie könnten das ökologische Gleichgewicht gefährden und heimische Arten verdrängen.

Die auf der Inselgruppe ansässigen Ureinwohner haben Angst, dass der Unrat die Fische, Krabben und Muscheln verunreinigen könnte, von denen sie leben. Es sei ein riesiges Chaos, sagt Robert Mills, ein Haida-Führer aus der Siedlung Skidegate. Schiffe sollten das Tsunami-Treibgut bereits auf hoher See abfangen, fordert er. „Wir brauchen eine internationale Aktion“. Gleichzeitig steigt auch die Furcht der Ureinwohner vor kontaminierter Nahrung. Wie sauber sind noch der Fisch, die Beeren, Pilze und das Wild, das sie zu sich nehmen? Wildschwein aus Alberta beispielsweise. Tests in den GEL Laboratories LLC ergaben, dass es keinen Anlass zur Sorge gibt. Zumindest nicht, so lange es sich um kanadisches Wildschwein handelt.

Unterstützung für den Ruf nach laufenden Untersuchungen des Pazifiks gibt es währenddessen durch den berühmten Meeresforscher Jean-Michel Cousteau, der ebenfalls fordert, dass das Meer systematisch getestet werden sollte. Er jedenfalls werde nicht mehr alles essen, was aus dem Wasser komme und ganz bestimmt nicht Blauflossenthunfisch. In einer Vorlesung ermahnte er Studenten, es besser zu machen als vergangene Generationen, die den Ozean als Müllkippe verwendeten. Zu den erhöhten Strahlenwerten an Kaliforniens Küste meinte er, diese würden überbewertet, doch gefährlich sei Radioaktivität allemal.

Auch die Ureinwohner an Kanadas Küsten rufen lauter nach Meeres-Tests

Grand Chef und First Nation Führer von der Sunshine Coast in British Columbia (B.C.) unterstützen einen Aufruf an die Regierung in Ottawa nach „systematischen und ordnungsgemäßen Tests“, um die vollen Auswirkungen der Fukushima-Strahlung die Fischerei an der Westküste von B.C. betreffend studieren zu können. Robin Braun, Bereichsleiter für Meereswissenschaften im Department of Fisheries and Oceans (DFO ) stellte fest: „Nach unseren Beobachtungen wurde die Strahlung von Fukushima im B.C. Küstengewässer im Juni 2013 nachgewiesen, wenig, aber doch nachweisbar.“

Im Januar 2014 schrieb Annita McPhee, Präsidentin des Tahltan-Zentralrats an den Chief der Versammlung der First Nations in Kanada und drängte ihn, Ottawa zum Handeln aufzufordern und auf die wachsende Sorge der Mitglieder des Tahltan-Stammes im Nordwesten von B.C. hinzuweisen.

„Wir können nicht tatenlos zusehen und abwarten, welche Auswirkungen die Fukushima-Katastrophe auf unseren Lachs und unsere Lebensart haben werden“, so McPhee. „Bis heute haben wir nichts gesehen oder gehört, wie ernst Kanada dieses Thema nimmt, noch wurde ein Weg aufgezeigt, damit umzugehen.“ In einem Interview sagte McPhee, die Nachrichten über Fukushima haben Angst in ihrer Gemeinschaft ausgelöst. „Manche Leute getrauen sich nicht, ihre Fische zu essen, weil sie Angst haben. Manche Menschen wissen nicht, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Wir wollen keinen Krebs bekommen. Wir haben schon viel Krebs in unserer Region„. Sie fügte hinzu: „Unsere Fische stammen überwiegend aus dem Stikine River, aber es geht auch um die Fische aus dem Pazifischen Ozean. Wir müssen die Regierung zu Tests zwingen. Wir haben ein Recht darauf zu wissen, ob der Fisch sicher zum Essen ist.“

B.C. Oberhäuptling Stewart Phillip teilte diese Ansicht und bezeichnete das Nichtstun der Regierung als „höchst unverantwortlich“. „Andere Länder erkennen, dass es eine sehr reale Möglichkeit einer Verunreinigung gibt. Leider scheint Kanada keine Schritte unternehmen zu wollen, um festzustellen, ob eine radioaktive Verseuchung vorliegt oder nicht.“

Im Oktober letzten Jahres wurde in einem Bericht von fünf DFO Wissenschaftlern festgestellt, dass sich auf Grund der Meeresströmungen die Fukushima-Radioaktivität in den nächsten fünf Jahren fast ausschließlich vom Westen in Richtung Osten des Nordpazifik bewegen wird. Der Bericht präsentiert zwei entgegengesetzte Szenarien: Ein Modell stellt dar, dass die Verschmutzung des Ozeans über der vom Fallout von Atomtests und früheren Unfällen wie in Tschernobyl liegen wird, während das andere Modell keinen Unterschied zum Verstrahlungsgrad der 1990er-Jahre sieht. „Diese Werte sind immer noch deutlich unter der maximal zulässigen Konzentration im Trinkwasser für Cäsium-137“, so der Bericht. „Es gibt keine Umwelt- oder gar gesundheitliche Bedrohung durch Radioaktivität!“

Brown, einer der Co-Autoren des Berichts, räumte ein, dass durch die weitere Entwicklung in Fukushima auch nach März 2011 genügend Studiengründe vorhanden seien. Die andauernden Freisetzungen seien aber im Vergleich zum Unfallgeschehen eher klein. Die DFO (Department of Fisheries and Oceans) werde weiterhin Wasserproben aus einer Reihe von Überwachungsstationen im Pazifik testen, so Brown. Er betonte die geringen Mengen an Kontaminierung, die bisher entdeckt wurden. Gefragt, ob die Flora und Fauna der Westküste getestet wurde, sagte Brown: „Ich weiß, dass die kanadischen Gesundheitsbehörden Messungen vornehmen“.

Bei Rückfragen antwortete die CFIA (Canadian Food Inspection Agency), dass es bei einigen Arten Untersuchungen gegeben hätte. „Basierend auf unseren Testergebnissen, sowie auf unserer fortlaufenden Bewertung von Informationen aus einer Vielzahl von Expertenressourcen sind weitere Tests eingeführter oder inländischer Lebensmittel auf das Vorhandensein von radioaktivem Material nicht erforderlich“, schrieb die Agentur in einer E-Mail-Antwort. „Die CFIA wird die Geschehnisse in Japan weiterhin beobachten und mögliche Auswirkungen auf Kanadas Nahrungsmittel-Versorgung bewerten“, führte die Agentur weiter aus.

Wie McPhee bereits erwähnte, leiden die Tahltan und andere Stämme seit Generationen unter den Auswirkungen von Radioaktivität (Uranabbau). Die Geschichte des Leidens und des Unrechts an den Bewohnern dieser Gebiete begann in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts, als die erste Mine in den North West Territories eröffnet wurde. Seit den 1960er-Jahren ist ein Ansteigen von Krebserkrankungen in allen Orten, an denen Minen, Mühlen, Aufbereitungsanlagen zu finden sind, zu verzeichnen.

Vielleicht können die Verantwortlichen in Ottawa wenigstens dieses Mal den Wünschen ihrer First Nation nachkommen!

Wir haben das Original „First nations call for radiation tests“ für Sie übersetzt und zusammengefasst.

Die Haida-Indianer zählen zu den ältesten sesshaften Völkern der Erde.

Netzfrau Lisa Natterer

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