Playing chicken – das gefährliche Spiel mit der Gesundheit

HuhnIn den USA werden jedes Jahr 48 Millionen Erkrankungen, 128 000 Krankenhausaufenthalte und 3000 Todesfälle verzeichnet, hervorgerufen durch Salmonellen und ähnliches. Wenn die Erreger einmal in die Lebensmittelkette gelangt sind, kann es Wochen dauern, bis sie entdeckt werden.

„Playing chicken“ – über diesen Begriff stolperte ich anlässlich eines Artikels von EcoWatch, in dem es um die Kontaminierung von Lebensmitteln mit gefährlichen, teilweise tödlichen Erregern geht. Die USA verzeichnen auf Grund solcher Kontaminierungen jedes Jahr 48 Millionen Erkrankungen, 128 000 Krankenhausaufenthalte und 3000 Todesfälle.

Dennoch forderten im Dezember letzten Jahres einige Senatoren die Modernisierung des Gesetzes zur Kontrolle von Schlachtgeflügel. Anstatt 140 sollen nun 175 Vögel pro Minute das Laufband passieren. Außerdem soll die Anzahl der Kontrollinspektoren des U.S. Department of Agriculture (USDA) in fleischverarbeitenden Betrieben verringert und ein Großteil der Verantwortung an ungelernte Angestellte der Produzenten abgegeben werden.

Nicht umsonst spricht man von dieser Regelung als dem „filthy chicken rule“ – dem „Gesetz der dreckigen Hühner“. Dieses Gesetz würde die Kontrollen von Geflügelfleisch privatisieren und man befürchtet, dass sich diese Privatisierung in Folge auch bald auf andere Fleischsorten ausweiten wird.

Es stellt sich die Frage, warum diese Senatoren so scharf darauf sind, das bestehende Kontrollsystem zu schwächen. Das USDA schätzt, dass das Gesetz 5000 lebensmittelbedingte Erkrankungen verhüten wird, auch wenn diese Zahlen bislang weder von der Behörde selbst, noch von unabhängiger Stelle bestätigt und erklärt wurden. Tatsächlich fielen im Frühjahr 2013 zwei Geflügelbetriebe, die Teil eines Pilotprojekts waren, das den Nutzen der privatisierten Kontrollen bestätigen sollte, bei der staatlichen Salmonellentestung durch.

Ein weiteres Problem ist, dass das USDA keine rechtlichen Befugnisse hat, mit Salmonellen kontaminierte Produkte am Markteintritt zu hindern bzw. diese vom Markt zu nehmen. Anstatt also die Regeln für die Inspektionen zu lockern, sollte die Regierung Obama lieber dafür sorgen, dass im Fall von Krankheitsausbrüchen entsprechende rechtliche Schritte erfolgen können, um die Verbraucher vor dem Konsum kontaminierter Produkte zu schützen.

Seit 1998 fährt das USDA Pilotprojekte in 24 Schlachteinrichtungen – die meisten schlachteten Junghühner, einige aber auch Truthahn oder Schwein. Das Government Accountability Office (GAO), eine überparteiliche Überprüfungsstelle, stellt auf Grund methodischer Fehler sowohl die Ergebnisse als auch den Sinn des Pilotprojekts für das neue Gesetz in Frage. Das USDA weicht einem öffentlichen Zusammentreffen aus und hat sogar sein eigenes Beratungskommitee von der Durchführung einer Bewertung des vorgeschlagenen Gesetzes abgehalten.

Die Privatisierung der Inspektionen wird nicht nur zu Lasten der Verbraucher gehen. Das Southern Poverty Law Center und ein Zusammenschluss von Zivilrechtsgruppen hat im letzten Jahr eine Petition eingereicht, in der die U.S. Occupational Safety and Health Administration (OSHA) gedrängt wird, neue Standards zur Arbeitsgeschwindigkeit in fleisch- und geflügelproduzierenden Unternehmen zu etablieren und von der USDA gefordert, die vorgeschlagene Gesetzesänderung zur Geflügelkontrolle zu überdenken.

Würde man die gelernten Bundeslebensmittelinspektoren ihres Amtes entheben, würde die Gesetzesänderung nach Schätzungen der USDA 14,6 Millionen US $ im ersten Jahr einsparen und fast 40 Millionen US$ in den Folgejahren. Ein Hohn, wenn man bedenkt, dass es hier um die Sicherheit von Arbeitern und Verbrauchern geht. Woher kommt dieser Trend, die Industrie – in diesem Fall die Fleischindustrie – zu Deregulieren? Sind diesen Senatoren die Interessen der Industrie wichtiger als die der Allgemeinheit?

Es ist Zeit, eine deregulierende Maßnahme, die die Sicherheit von Arbeitern und Verbrauchern gefährdet – das „filthy chicken rule“ – zu kippen. Die Senatoren Klobuchar, Hagan, Pryor und Warner sollten dafür kämpfen, die Standards der Lebensmittelsicherheit zu erhalten, anstatt die Deregulation zu fordern, die letztlich nur der Gewinnsteigerung der Fleischindustrie dient.

Frei übersetzt und zusammengefasst aus dem englischen Original „Playing Chicken With Our Health“. Wenn Sie englisch verstehen, machen Sie sich doch mal den Spaß und schauen Sie sich das Video im Artikel an.

„Playing chicken“, das weiß ich seit heute, leitet sich von illegalen Autorennen ab, bei denen zwei Autos aufeinander zusteuern. Derjenige Fahrer, der als Angsthase (Chicken) als erstes das Lenkrad verreißt, hat verloren. Ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit!

Netzfrau Andrea Wlazik

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