Russland boykottiert nach Fleisch nun deutsche Molkereiprodukte

GEDSC DIGITAL CAMERAAllein der Betrieb in Holtsee, Schleswig-Holstein, lieferte im letzten Jahr 4000 Tonnen Käse nach Russland – fast die Hälfte seiner gesamten Produktion.

Während die Staatschefs der EU sich auf kleine Sanktionen gegen Russland einigten und Kanzlerin Merkel weitere mögliche Maßnahmen ankündigte, berichtet shz.de heute, dass Russland deutsche Molkereien boykottiert.

Vier schleswig-holsteinische Meiereien seien betroffen und Ulrich Goullon, Milchwirtschafts-Experte des Bauernverbands, sagt in dem Bericht: „Für Schleswig-Holstein ist es schon eine Hypothek, diesen Markt verloren zu haben. Die Mengen anderweitig abzusetzen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.“

Auf seiner Internet-Seite hat der russische Veterinärdienst indes angekündigt, dass die vier besuchten Molkereien im Dezember 2013 mit Wirkung vom 27. Februar für den Export nach Russland gesperrt sind. Gleiches gilt für Weißrussland und Kasachstan, die mit Russland in einer Zollunion verbunden sind. Über Möglichkeiten, eine Aufhebung der Blockade zu erreichen, erfolgten aus Moskau keine Angaben.

Sind dies die ersten Anzeichen einer Retourkutsche wegen der verhängten Sanktionen gegenüber Russland?  „Die großpolitische Wetterlage wird eine Rolle spielen, leider können wir sie nicht beeinflussen“, sagt der Geschäftsführer der Meierei Holtsee, Hartmut Kittler. Und auch Branchenexperten sehen den wahren Hintergrund in handelspolitischen Auseinandersetzungen zwischen der EU und Russland, so die shz.de.

Die eigentlich für den 10. März 2014 anvisierte Wiederaufnahme von Schweinefleischlieferungen der USA nach Russland ist fraglich geworden, berichtet topagrar.com. Der Besuch des stellvertretenden Behördenleiters Nikolai Wlassow in Washington, bei dem letzte offene Fragen geregelt werden sollten, wurde kurzfristig von der US-Seite abgesagt. Presseberichten zufolge könnte die Verweigerung des Treffens mit der Entscheidung von Russlands Präsident Putin in Zusammenhang stehen, russische Truppen in die Ukraine zu entsenden.

Bereits am 11. Februar 2013 verhängte Russland ein Importverbot für Fleisch und Milch aus Bayern, wie der Föderale Aufsichtsdienst für Tier- und Pflanzengesundheit (Rosselkhoznadzor) in Moskau damals mitteilte. Als Grund für die Handelseinschränkung wurde die Missachtung von in Russland und auf dem gesamten Gebiet der russisch-weißrussisch-kasachischen Zollunion geltenden Qualitätsbestimmungen angeführt.

Der russische Föderale Aufsichtsdienst für die Tier- und Pflanzengesundheit (Rosselkhoznadzor) hatte ein Verbot für die Einfuhr von gekühltem Frischfleisch aus Deutschland ebenfalls 2013 verhängt.

Wie der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) berichtete, ist Russland der wichtigste Drittlandsmarkt für frisches, gekühltes und gefrorenes Schweinefleisch aus Deutschland. In den ersten drei Quartalen 2012 wurden dorthin rund 75 500 t exportiert; zusammen mit den Zollunionspartnern Weißrussland und Kasachstan waren es etwa 100 000 t oder mehr als 8 % der Gesamtausfuhren in dieser Warengruppe.

Als Gründe werden immer wieder die Missachtung der russischen Hygieneanforderungen genannt.

Bereits im Februar 2013 berichteten wir vom „Kartoffelkrieg“ zwischen Russland und der Europäischen Union. Auch hier hatte die „Rosselchosnadsor“ beschlossen, ab 1. April 2013 die Einfuhr der Saatkartoffeln aus der EU zeitweilig zu verbieten. Während die russische Seite bezweifelt, dass die Kartoffeln und das Fleisch Sanitätsnormen entsprechen, sprach man in der Europäischen Union und den USA von erneuten „Handelskriegen“. Die US-amerikanische Zeitung „New York Times“ sprach sogar von einem „politischen Racheakt“ Russlands als Reaktion auf die politischen Schritte der USA und der EU, die Moskau als feindlich empfindet.

Der deutsch-russische Außenhandel?

„Der deutsch-russische Außenhandel kletterte 2011 auf einen neuen Rekordwert von knapp 72 Mrd. US $. Die deutschen Exporte nach Russland legten um 41% auf 38 Mrd. $ zu, die Importe stiegen um ein Drittel auf 34 Mrd. $. Vieles spricht dafür, dass die Bundesrepublik ihr Rekordergebnis bei den Ausfuhren nach Russland im Jahr 2012 sogar noch einmal überbieten kann. Ein Wirtschaftswachstum zwischen 3 und 4%, der WTO-Beitritt sowie Investitionen für die Fußball-WM 2018, im Energiesektor und im Gesundheitswesen werden die deutschen Exporte ankurbeln. 

Damit behält Deutschland seinen Platz als zweitwichtigster Handelspartner Russlands, gleich hinter der Volksrepublik China. China hatte im Jahr 2010 Deutschland von der Spitzenposition verdrängt und konnte seinen Vorsprung 2011 mit einem Zuwachs von 41% beim Handelsumsatz weiter ausbauen. Russland wickelt nun 9,5% seines Außenhandels mit dem asiatischen Land ab und 8,4% mit Deutschland. Dahinter folgen die Niederlande, die Ukraine und Italien, teilt die gtai.de im Februar 2012 mit. 

Export von Russland

Europa ist immer noch stark abhängig von Gas aus Russland. Gazprom deckt etwa ein Drittel des Erdgasbedarfs in Europa ab. Laut Welt.de  räumte Gazprom europäischen Kunden, wie dem deutschen Energieriesen E.on, auf deren Druck hin Rabatte ein. Für 1000 Kubikmeter zahlten die Kunden etwas mehr als 380 Dollar, im Jahr 2012 waren es noch 400 Dollar. Was aber, wenn die Sanktionen gegenüber Russland erhöht werden, steigen dann auch die Gaspreise?

Großprojekt TANAP wird 2014 gestartet

Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, sollen zwei neue Gaspipelines alternative Zufuhrwege schaffen: Die Trans Anatolian Natural Gas Pipeline (TANAP) und die Iran-Turkey-Europe Natural Gas Pipeline (ITE). Die Pipeline TANAP soll ab 2018 Erdgas aus dem aserbaidschanischen Gasfeld Shah-Deniz-2 über die Türkei nach Europa transportieren. Die Bauarbeiten an der 7 Mrd. US $ teuren Pipeline werden voraussichtlich 2014 beginnen. Die Gasleitung soll anfänglich mit einer Jahreskapazität von 16 Mrd. cbm in Betrieb gehen. Davon wird die Türkei 6 Mrd. cbm für die eigene Versorgung abnehmen. Die restlichen 10 Mrd. cbm sollen nach Europa weitergeleitet werden. Quelle gtai.de

Einreiseverbote, Kontensperrungen, Boykotte: An Drohungen gegen Russland fehlt es nicht. Doch ist das wirklich sinnvoll? Bei Politikern und Wirtschaftsvertretern wächst die Skepsis gegenüber Sanktionen, schreibt die dw.de. Russland werde auf die verhängten Sanktionen mit entsprechenden Gegenmaßnahmen reagieren, hieß es aus dem Kreml.

Argumentation aus der Wirtschaft:

Ihre Argumente wiegen schwer: Milliardeninvestitionen stehen auf dem Spiel. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland betrug im vergangenen Jahr 76 Milliarden Euro. Rund 6000 deutsche Firmen machen Geschäfte in Russland, und schätzungsweise 300 000 Arbeitsplätze hängen davon ab. Dazu kommt der eng verflochtene Finanzsektor: Europäische Banken sind mit 180 Milliarden Euro in Russland engagiert.“

Und die Ängste, dass Russland den Gashahn zu drehen wird, kommen nicht nur aus der Wirtschaft, sondern so mancher Bürger mag sich fragen, was passiert, wenn…?

Vor 40 Jahren, am 17. Oktober 1973 drehten die arabischen Erdölexporteure den Ölhahn zu. Im Dezember 1973 mussten dann wegen der anhaltenden Ölkrise Sonntagsfahrverbote angeordnet werden. Fabriken wurden geschlossen und somit verloren viele Menschen ihre Arbeit.

Was, wenn also der Gashahn zugedreht wird?

Vier schleswig-holsteinische Meiereien erleben gerade, was es bedeutet, eine Importsperre seitens Russland verhängt zu bekommen. Sei es nun, dass die Milchprodukte nicht den russischen Anforderungen entsprechen oder ob diese Sperre wirklich wegen der aktuellen kritischen Situation mit Russland vorgenommen wurde. Die  Frage sei erlaubt: Wen trifft es letztendlich, wenn härtere Sanktionen gegen Russland verhängt werden?

Netzfrau Doro Schreier

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