Geplante Ölaktivitäten der Soco International in Afrikas ältestem Nationalpark stellen Investoren vor eine schwere Frage: Zurückziehen, Durchführen oder Ignorieren? Die Ölgesellschaft lotet derzeit Möglichkeiten aus, im Virunga National Park Öl zu fördern. Dies bringt ihre Investoren inklusive Aviva und L&G in eine schwierige Lage.
Ein Wortgefecht zwischen dem WWF und Soco International, einer Ölgesellschaft aus Großbritannien, über deren Pläne, in einem Weltkulturerbe in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) nach Öl zu bohren, hat sich nach Urteilssprechung durch ein internationales Tribunal zugespitzt.
Soco, deren vorläufige Ergebnisse für das Jahr 2013 morgen veröffentlicht werden, hat die Zulassung, in einem Teil des Virunga-Nationalparks, dem ältesten Nationalpark Afrikas, Öl zu fördern. Diese Region ist Heimat der vom Aussterben bedrohten und durch den Film „Gorillas im Nebel“ bekannt gewordenen Berggorillas.
Etwa 85 % des Parks sind als Öl-Konzessionen von der Demokratischen Republik Kongo zugewiesen worden. Laut WWF ist Soco das einzige Unternehmen, welches die Förderungspläne vorantreibt. Andere Unternehmen, wie z. B. Total, haben sich verpflichtet, innerhalb des Virunga Parks kein Öl zu fördern.
Soco sagt, das Projekt befinde sich in einer sehr frühen Vorerkundungsphase und jede weitere Entwicklung sei noch viele Jahre entfernt. Soco fügt hinzu, der Lebensraum der Berggorillas sei durch die Höhenlage (Ölförderung findet nicht in vulkanischem Gebirge statt, und Berggorillas leben nicht im Flachland der Savanne), die Entfernung (ca. 40 km) und die Grenze von Block V (der Name der Konzession) deutlich von dem Gebiet getrennt, an dem sie Interesse hätten.
Der WWF macht geltend, dass die Firma „mit ihrer Jagd auf Öl im Virunga-Nationalpark gegen die angesehene globale gemeinschaftliche und soziale Verantwortung verstoßen hat“. Der WWF beschwerte sich bei der OECD, deren britische nationale Kontaktstelle NCP eine erste Einschätzung am 14. Februar veröffentlichte, in der zu einer weiteren Überprüfung durch die britische Regierung geraten wird.
Während Soco sagt, dass der NCP viele der Vorwürfe der NGOs ablehnt, erwidert der britische WWF-Chef David Nussbaum, die Mitteilung zeige „den Ernst der Beschwerde des WWF gegen die Aktivitäten der Soco“.
Was können Investoren nun damit anfangen? Mark Campanale, Co-Gründer von Carbon-Tracker sagt, die Präsenz von Soco in der Demokratischen Republik Kongo zeige den Niedergang des „bequemen Öls“. „All das neue Öl wird in Zukunft nur noch schwer zugänglich sein – es befindet sich an Orten wie der Arktis oder den Regenwäldern. Unternehmen werden immer weiter und bis zum Äußersten gehen, um selbst kleinere Mengen Öl zu finden.“
Fälle wie diese verursachen ein Dilemma für die wachsende Zahl an Investoren, denen versprochen wurde, ökologische, soziale und politische Angelegenheiten zu berücksichtigen und ihr Geld nachhaltig zu investieren. Viele der Investoren, zu denen Pensionsfonds genauso zählen wie einige der größten Finanzinstitutionen Großbritanniens und der Welt, sind passive Investoren, die über den gesamten Markt gestreut investieren. Sie sagen, sie können sich nicht aussuchen, in welche Unternehmen sie investieren, weil es ihr Auftrag sei, in das zu investieren, was auf dem Index stünde. Diese Unternehmen besitzen Anteile an Soco, weil Soco ein Bestandteil des FTSE 250 Index ist.
Ein solcher Investor ist Aviva. „Den Betrieb in einem Weltkulturerbe aufzunehmen, ist natürlich eine sehr ernstzunehmende Angelegenheit und wir sind darauf vorbereitet, da sehr deutlich Position zu beziehen. Wir haben mit dem Unternehmen über die Tatsache gesprochen, dass dies ein großes Problem für uns ist“, sagt Stephanie Maier, Leiterin der Corporate Responsibility des Unternehmens. Auch bei seinen passiven Investitionen ist Avivas Leitsatz: „den Eigentums-Einfluss, den wir haben, für Verbesserungen in den Unternehmen zu nutzen, an denen wir beteiligt sind.“
Craig McKenzie, Leiter der Abteilung für Nachhaltigkeit bei Scottish Widows Investment Partnership, sagt, dass für einen passiven Investor die Möglichkeiten der Einflussnahme begrenzt sind.
„Eine Sache, die wir als Trackerfonds tun können, ist, unser Aktienstimmrecht zu nutzen; und einer der wenigen Punkte, bei denen man dies tun kann, sind die Gehälter und die Bezahlung der leitenden Angestellten….Allerdings sind Abstimmungen über die Vergütung ein recht grobes Instrument, was bedeutet, dass der Einfluss auf solche Debatten durch eine solche Abstimmung sehr eingeschränkt ist“, fügt er hinzu. In einer idealen Welt sollten alle Investoren bereit sein, mit Unternehmen über ernste ökologische und ethische Fragen zu sprechen, sagt McKenzie, aber das sei abhängig von den Resourcen des Prüfungsteams.
Das Problem für passive Investoren ist, dass sie „so ziemlich jeder Kontroverse an der Börse ausgesetzt sind und nur begrenzte Möglichkeiten haben, etwas dagegen zu tun.“ Dies führt zu Situationen wie der Kontroverse über Soco, die unangenehme Fragen für Investoren wie Manager des Legal & General Investments aufwerfen, die einerseits sagen, sie nähmen Fragen der Nachhaltigkeit sehr ernst, und andererseits behaupten (ohne dies speziell auf Soco zu beziehen) sie seien nicht in der Position, die Anteile an problematischen Unternehmen abzustoßen.
„Manch einer könnte das als ein Zeichen von Schwäche auslegen, wir sehen es als ein Zeichen von Stärke“, sagt Steve Leach, PR-Manager bei L&GIM. „Wir haben in diese Unternehmen langfristig investiert. Eine Verbesserung der Unternehmensführung und die Unternehmen in die bestmögliche Form zu bringen, ist die Art und Weise, wie wir unsere Erträge erhöhen.“
Er betont, dass ein Engagement hinter den Kulissen der beste Weg sei, um Ergebnisse zu erzielen. „Nur weil Sie uns nicht von den Dächern schreien hören, bedeutet das nicht, das wir nicht über einige Firmen verärgert sind“, fügt er hinzu. Während die Waffen des Konzerns durch die Unfähigkeit, die Anteile zu veräußern, eingeschränkt sind, „besitzen wir zwischen 3,5 und 4% von jedem Unternehmen im FTSE, so dass wir ziemlich viel Einfluss haben, besonders in Großbritannien.“
Öffentlich fährt Soce eine robuste Linie in Bezug auf die Beschwerde des WWF, indem sie sagen „unsere Aktionäre berichteten uns, dass sie durch den Einsatz von sensationslüsternen und ungenauen Aussagen des WWF unbarmherzig beeinflusst werden… Unser Ansatz war es, aktuelle und geplante Aktivitäten offen und transparent zu erklären.“ Aber Maier von Aviva sagt, es habe „eine Änderung der Vorgehensweise der Firma gegeben. Sie sieht jetzt die Notwendigkeit, sich mit dieser Frage zu befassen und direkt einzugreifen.“
Wenn dem so ist, wird sich zeigen, dass auch passive Investoren einen Einfluss darauf haben können, wie einzelne Unternehmen sich zu verhalten haben. Das ist jedoch noch keine Antwort auf die viel größere Frage, wie Universalanleger ihre pauschale Belastung durch Klimarisiken reduzieren können.
Dieser Text wurde für Sie frei übersetzt aus dem Original: Soco International’s oil activity in world heritage park raises tricky questions for investors
Netzfrau Kerstin Hördemann
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