Makellos soll er sein, glänzen und appetitlich aussehen – der perfekte Apfel. Wenn er aber einmal aufgeschnitten ist, verliert selbst der frischeste Apfel seine Appetitlichkeit und wird mit der Zeit braun. Obwohl es auch bei konventioneller Züchtung möglich ist, die Oxidation der Schnittflächen zu verlangsamen, will jetzt ein Biotechnologieunternehmen den genmanipulierten „Alasca Apple“ auf den Markt bringen.
Der Pomologen-Verein hält gentechnisch veränderte Apfelsorten für hochproblematisch und lehnt eine Zulassung genveränderter Apfelsorten für Anbau und Vermarktung ab.
Begründung:
1. Gentechnische Verfahren zur Manipulation von Erbgut sind immer noch ein großes
Experimentierfeld.
2. Langfristige Wirkungen sind nicht ausreichend untersucht. Langfristige Folgen nicht
absehbar.
3. Eine Markteinführung genveränderter Apfelsorten bedeutet die unkontrollierte
Ausbreitung des genveränderten Apfel-Erbgutes
4. Es gibt längst Apfelsorten, die natürlicherweise – ohne gentechnische Eingriffe –
nach dem Anschneiden nicht verbräunen
5. Notwendigkeit und Nutzen nicht verbräunender Äpfel für Endverbraucher sind fraglich
6. Es gibt andere – natürliche – Methoden, um ein Verbräunen der Äpfel zu verhindern
oder zu vermindern
Nun folgt eine aktuelle Nachricht aus Kanada. Wir möchten darauf hinweisen, dass das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada voraussichtlich 2015 in Kraft tritt.
Obstbauern aus Nova Scotia wehren sich gegen genmanipulierte Äpfel
STARRS POINT – Die Bauern aus der kanadischen Provinz Nova Scotia sind gegen den Anbau und den Verkauf von gentechnisch veränderten Äpfeln, betont ein Farmer aus British Columbia.
Ein Apfelbauer aus Summerland, BC, bestätigte, dass ein genetisch veränderter Apfel, der in Stücke geschnitten wird, sich nicht mehr braun verfärbt.
Der „Arctic Apple“ wurde von Okanagan Specialty Fruits, einem landwirtschaftlichen Biotechnologie-Unternehmen entwickelt. Die Ausgangssorte ist Golden Delicious. Diese wurde dahingehend gentechnisch modifiziert, dass sie ein bestimmtes Enzym nicht mehr produziert, welches die Oxidation auslöst. Die Oxidation führt zu einer bräunlichen Verfärbung, sobald der Apfel aufgeschnitten ist. Diese Technik kann auch für jede andere Sorte verwendet werden. Apfel-Farmer in den Vereinigten Staaten wollen ebenfalls eine Zulassung des Produktes für den Markt.
Firmengründer Neal Carter meint, der Apfel sei sinnvoll, vor allem für den Bereich frisch verarbeitetes, zerkleinertes und vorgeschnittenes Obst. Das Produkt wäre langlebiger und könne länger in den Regalen liegen, was dazu führe, dass die Erzeuger mehr Äpfel in das Produktionssystem einbringen könnten, sagte er CBC News.
Aber die Bauern aus Nova Scotia befürchten, dass Kanadas erster gentechnisch veränderter Äpfel ihre ganzen Marketing-Bemühungen zunichte machen und die Verbraucher abschreckt.
Robert Peill, Präsident der Vereinigung der Nova Scotia Obstbauern (vertritt etwa 60 kommerzielle Züchter), sagte in einem Interview: „Der Bereich der vorgeschnittenen Äpfel, die die Verbraucher in Paketen kaufen, mache nur einen winzigen Bruchteil des Gesamtmarktes aus. „Verbraucher reagieren skeptisch und nervös auf alles gentechnisch Veränderte“ Peil weiter: „Unsere Branche ist sich nicht sicher, ob diese Funktion von ‚Nicht-Bräunung‘ wirklich das Risiko wert ist, den gesamten kanadischen Apfelmarkt in Frage zu stellen.“ Er befürchtet, die Verbraucher können nicht zwischen genetisch veränderten Produkten und normalen Äpfeln unterscheiden.
„GVO ist unübersichtlich und wir haben Angst vor den Folgen für unsere Industrie. Der Verbraucher könnte sich von kanadischen Äpfeln abwenden. Egal, ob dies nun eine wissenschaftliche Basis hat oder nicht – das spielt keine Rolle. Märkte reagieren auf die Wahrnehmung „, sagte Peill, der selbst 30 Hektar Obstgärten auf seiner Farm in Starrs Point nördlich von Wolfville hat.
Er meint, die Canadian Food Inspection Agency und die Food and Drug Administration in den USA werden die Anträge allein auf wissenschaftlicher und umwelttechnischer Basis überprüfen, nicht aber auf ihre Marktproblematik.
„Sie betrachten nicht die Marktseite, was uns in höchstem Maße besorgt… Wir glauben nicht, dass es notwendig ist, diesen genmodifizierten Apfel auf dem Markt einzuführen. Der Wert ist nicht da und das Risiko ist zu hoch. Unsere Verpacker, die an der Marktfront stehen, sagen, dass nichts Gutes dabei herauskommen wird.“
Der kanadische Horticultural Council, ein nationaler Verband der Landwirte, sprach sich mit Nachdruck gegen gentechnisch veränderte Äpfel aus. „Wir stehen dahinter“, sagte Peill.
Die Nova Scotia Apfelernte macht rund 10 Prozent des kanadischen Marktes aus. Die Branche erwirtschaftet etwa 14 Millionen Dollar ab Hof – und trägt in der Provinz jedes Jahr zu weiteren 70 Millionen Dollar bei.
Dieser Artikel wurde frei übersetzt aus: N.S. growers say no to GMO apples
Aus der Stellungnahme des Pomologen-Vereins e. V. zur möglichen Zulassung von gentechnisch veränderten „Anti-Verbräunungsäpfeln“
ARCTIC TM Apples „Arctic Golden“ (Event GD 743) und „Arctic Granny“ (Event GS 784)
Wie bereits oben erwähnt, hält der Verein gentechnisch veränderte Apfelsorten für hochproblematisch und lehnt eine Zulassung genveränderter Apfelsorten für Anbau und Vermarktung ab.
Der Pomologen-Verein e. V. wurde 1991 gegründet in der Tradition des „Deutschen Pomologenvereins“ (1860–1919).
Pomona ist die römische Göttin des Obst- und Gartenbaus. Die Pomologie ist die Lehre von den Obstarten und Obstsorten und umfasst deren Bestimmung, Beschreibung, Empfehlung und Erhaltung.
Die Gründe im Einzelnen:
1. Manipulative Eingriffe in Zellkerne und ihre Abläufe sind nach wie vor ein großes Experimentierfeld. Die gentechnischen „Einbauverfahren“ arbeiten gegen die natürlicherweise ablaufenden Prozesse. 98% aller mittels Gentechnik erzeugten Pflanzen sterben ab, nur ein Bruchteil von ihnen überlebt. Der „Einbauort“ der mittels Agrobacterium tumefaciens eingeschleusten Gene kann nicht exakt vorhergesagt und bestimmt werden. Es besteht die Gefahr der Instabilität der so gewonnenen Genkonstrukte, mit unbekannten Spätfolgen. Durch die Genmanipulation können unbekannte Effekte entstehen – speziell im Hinblick auf die noch sehr unerforschten Aspekte der Epi-Genetik. Es besteht die Gefahr eines „horizontalen Gentransfers“ des künstlichen Erbguts auch über Artgrenzen hinweg, möglicherweise also auch zum Menschen.
2. Künstliche / manipulative Eingriffe in die Erbsubstanz können hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkungen auf den betroffenen Organismus selbst wie auch die Umwelt mit der er in Wechselbeziehung steht, noch nicht ausreichend beurteilt werden. Apfelbäume sind von Natur aus langlebige Pflanzen. In Bezug auf die zur Zulassung in Betracht gezogenen genveränderten Apfelsorten ist nicht absehbar, welche langfristigen Folgen für die Pflanzen selber bestehen, z. B. unter den Aspekten von Vitalität und Gesundheit. Auch mögliche Effekte auf die mit den genveränderten Apfelbäumen in Kontakt kommende Umwelt wie bestäubende Insekten oder fruchtfressende Tiere sind nicht vorhersehbar. Dies trifft umso mehr zu auf die Verbraucherinnen und Verbraucher, die die genveränderten Apfelfrüchte verzehren sollen.
3. Die antragstellende Firma Okanagan Specialty Fruits Inc. of Summerland, B.C., behauptet, die Gefahr einer Auskreuzung des gentechnisch veränderten Erbgutes sei gering. Wir sind anderer Auffassung: Bei der Markteinführung dieser genveränderten Apfelsorten wäre die Verbreitung der dort eingebauten gentechnisch veränderten Konstrukte nicht mehr rückholbar, was eine Gefahr für die biologische Vielfalt darstellen würde. Die Verbreitung erfolgt zum einen durch unkontrollierte Auskreuzung der genveränderten Erbinformationen durch bestäubende Insekten, die den genveränderten Pollen zu benachbarten nicht genveränderten Apfelbäumen tragen und dort das genveränderte Erbgut in die Samen der dann heranwachsenden Früchte einschleusen. Das Fruchtfleisch dieser Äpfel wäre zwar nicht genverändert, aber auch Kerngehäuse und Samen werden z. T. gegessen – auch von Menschen. Die Samen werden zudem bei manchen Verarbeitungsverfahren – insbesondere bei Versaftung beschädigt, und Kernsubstanzen könnten Bestandteile von Apfelsaft oder Apfelwein werden.
Die Verbreitung erfolgt zum anderen beispielsweise durch achtlos weggeworfene Apfelgehäuse nach Verzehr durch die Verbraucher bzw. achtlos entsorgte Verarbeitungsrückstände (z. B. Trester). Auch Tiere verschleppen unkontrollierbar Apfelfrüchte. Die in den Apfelrückständen enthaltenen Samen können unerkannt zu neuen Apfelpflanzen heranwachsen. Dieses unkontrollierte Aufwachsen erfolgt auch in unserer Kulturlandschaft, was man insbesondere an viel benutzten Reisestrecken wie Bahngleisen, Straßen und Wanderwegen beobachten kann, wo sich viele wilde Apfelgebüsche finden lassen.
4. Eine Genmanipulation zur Erzielung von Apfelsorten, die nach dem Anschneiden nicht oder kaum verbräunen ist nicht erforderlich. Im Spektrum der vorhandenen Sorten gibt es bereits Apfelsorten, die natürlicherweise ganz ohne gentechnische Veränderung nach dem Anschnitt nicht verbräunen. Als hervorragendes Beispiel möchte ich hier auf die in Deutschland im Bundesland Hessen verbreitete Sorte „Heuchelheimer Schneeapfel“ hinweisen, die dem für die genveränderten Früchte zugedachten Sortennamen „Arctic“ dank ihres schneeweißen Fruchtfleischs viel eher nahe kommt als z. B. der gelbfleischige „Arctic Golden“. Die Sorte zeichnet sich außerdem u.a. durch eine schöne Fruchtfärbung und hohe Robustheit aus.
Eine ganze Reihe weiterer Sorten, die kaum verbräunen, wäre hier auch noch zu nennen: z. B. auch zwei Sorten, die sogar auf dem Weltmarkt noch von Bedeutung sind wie „Idared“ und „Braeburn“.
5. Hauptzweck der genveränderten „Arctic Apples“ ist eine ansprechende Präsentation der geschälten oder aufgeschnittenen Früchte. Ein mehr oder minder schnelles oder starkes Anlaufen von Apfelfrüchten ist ein spezifisches Merkmal der meisten Apfelsorten und kann dem Verbraucher eine Information über die Frische des Produkts liefern.
Äpfel geschält und häppchengerecht zubereitet anzubieten, hat in den USA zwar hohe Marktbedeutung – ähnlich wie z. B. bei den aktuell in Mode gekommenen geputzten und vorgewaschenen Salaten – sind unter dem Aspekt der Gefahr von hygienischen Verunreinigungen und v. a. in Bezug auf den dadurch geförderten Verlust gesundheitsfördernder Inhaltstoffe eher als bedenklich und für den Verbraucher als nicht nützlich zu betrachten. Beispiel: Es besteht eine hohe Konzentration an Polyphenolen direkt unter der Fruchtschale, weshalb Äpfel eigentlich nicht geschält werden sollten.
6. Das Verbräunen ist ein natürlicher Oxidationsprozess. Um eine Verbräunung – also Oxidation – zu vermindern, gibt es bekannte natürliche Mittel, wie den Zusatz von Zitronensaft oder Ascorbinsäure (Vitamin C). Kühles Lagern hilft ebenfalls, die Oxidation zu verzögern. Eine Oxidation kann außerdem durch Ausschluss von Sauerstoff – also Vakuumierung verhindert werden. In den USA gibt es zum Verhindern des Verbräunens spezielle Produkte (u. a.
NaturalSeal). Es ist also nicht nötig, sich dem unkalkulierbaren Risiko der künstlichen Genveränderung bei Äpfeln auszusetzen, nur um das Verbräunen von aufgeschnitten Früchten zu verhindern.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass das Verbräunen bei manchen Produkten zum Teil auch gewünscht ist. Gelees bekommen dadurch beispielsweise eine dunklere Farbe oder werden geschmacklich intensiver.
Was können Sie tun?
◗ alte Obstwiesen wieder nutzen und pflegen
◗ neue Obstgärten und -wiesen anlegen
◗ beim Kauf von Obstbäumen regionale ökologisch angepasste Sorten verlangen
◗ Geschmacksvielfalt alter Obstsorten wieder entdecken
◗ nach alten Obstsorten fragen (Wochenmarkt, Handel)
◗ Erzeugnisse von heimischen Obstwiesen kaufen, z. B. Apfelsaft, Obstbrand
Und übrigens! Die gesundheitsfördernde Wirkung des Apfels ist schon lange bekannt. In einem Apfel stecken je nach Sorte bis zu 60 Milligramm Vitamin C. Das entspricht etwa zwei Drittel des Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen. Der Apfel trägt deshalb besonders zur Stärkung des Immunsystems bei und beugt Zellschäden vor. Auch Vitamin A, das die Sehkraft fördert, schlummert in Äpfeln. Die meisten Vitamine stecken in der Schale und unmittelbar darunter. Experten raten deshalb, die Äpfel zwar gut zu waschen, aber stets mit Schale zu verzehren. Wer braucht da noch Äpfel aus Frankensteins Küche?
Netzfrau Ingrid Mengeringhaus
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