Mehr als 6000 Teilnehmer demonstrierten in Kiel und etwa 5000 beteiligten sich am Sonnabend in Hannover an einer Demonstration für die erneuerbaren Energien. Auch in Wiesbaden, Düsseldorf, Mainz, Potsdam und München gingen die Menschen auf die Straße. Nach Angaben der Anti-Atomkraft-Initiative „ausgestrahlt“ beteiligten sich bundesweit 30 000 Demonstranten.
Das war ein deutliches Zeichen in Richtung schwarz-roter Bundesregierung, denn die Sorge um die Energiewende ist groß. Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom – Wir möchten eine saubere und sichere Zukunft für uns, unsere und andere Kinder. Statt den Ausbau erneuerbarer Energie zu fördern, setzt die Bundesregierung weiter auf Kohle- und Atomkraft.
Warfen wir nicht noch vor kurzem der schwarz-gelben Regierung vor, sie bediene die Interessen der großen Stromkonzerne und ignoriere die Wünsche einer Mehrheit der Bevölkerung?
An der jetzigen SPD sehen wir, wie schnell man doch zu sogenannten „Wendehälsen“ verkommen kann, wenn es um Macht und Macht und Macht geht. Wie war das noch mit der SPD und der Energiewende? Und dem jetzigen Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel? Doch der war ja bereits 2005 durch seine Nähe zu VW auffällig geworden. Zur Erinnerung: Ja, er habe für die Firma Communication Network Service (CoNeS) einen Beratervertrag vom Wolfsburger Autobauer Volkswagen bekommen, bei dem er als Ministerpräsident im Aufsichtsrat gesessen hatte. Siehe dazu: Die frisch angeheuerte Crew ist an Bord – Wie viel erhält ein Bundestagsabgeordneter?
2005, da war doch was? Genau, die Bundestagswahl 2005 fand infolge der vorzeitigen Auflösung des 15. Deutschen Bundestags bereits am 18. September 2005 statt. Auszüge aus dem Wahlprogramm der SPD:
- Mit dem von uns geschaffenen Erneuerbare-Energien-Gesetz werden wir bis 2010 rund 20 Mrd. Euro neue Investitionen auslösen und darüber hinaus zum industriellen Weltmarktführer für die Solar- und Windkrafttechnologie. Das ist „Arbeit und Umwelt“.
- Wir werden innovative Technologien wie die Erneuerbaren Energien weiter fördern. Ziel ist es, möglichst schnell die Wettbewerbsfähigkeit solcher innovativer Technologien zu erreichen. Den mit der Einbindung der Erneuerbaren Energien verbundenen Umbau unserer Stromversorgungsnetze werden wir beschleunigen.
- Wir stellen sicher, dass Strom- und Gasnetze zu fairen Bedingungen genutzt werden können, und sorgen durch Anreizregulierung dafür, dass unsere Netze sowohl zuverlässig als auch kostengünstig betrieben werden.
- Wir sind uns der Verantwortung und der Chance bewusst, erstklassiges deutsches Know-how im Bereich Energie weltweit einzusetzen – im Sinne globaler Umweltpolitik und zum Nutzen deutscher Unternehmen und Beschäftigten.
- Wir halten am Atomausstieg fest. Bei der Umsetzung des vereinbarten Atomausstiegs wird die Sicherheit des Reaktorbetriebs während der Restlaufzeit im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen. Wir bekennen uns zur nationalen Verantwortung für die Endlagerung radioaktiver Abfälle.
Und was ist davon übrig geblieben? Gabriel stellte am 29.Januar 2014 seine Energie-Pläne vor, das Resultat:
Um die Energiewende bezahlbar zu machen, will Gabriel die Ökostromförderung deutlich kürzen. „Erneuerbare-Energien-Gesetz 2.0“ nennt er das – Strompreisbremse und Energiewende. „Wir brauchen einen Neustart“, sagte er in einem Interview mit der „BamS“ am 03. Februar 2013! Dabei kritisierte er den Aktionsplan von Umweltminister Peter Altmaier:
Damit erreiche die Bundesregierung keine Strompreisbremse, sondern eine Investitionsbremse. Gabriel fordert, die erhöhten Einnahmen über die Mehrwertsteuer aus der Ökostrom-Umlage an die Stromkunden zurückzugeben. Altmeiers Vorschlag zur Kontrolle der Strompreisentwicklung über einen Eingriff in die Förderung Erneuerbarer Energien wurde in der Regierungskoalition vergangene Woche nicht einmal disktutiert, sondern gleich vertagt. In einem Interview für die „Bild am Sonntag“ erklärte der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel, warum Altmeier auch nicht auf die Unterstützung der SPD hoffen könne: „Das alles ist ein leicht durchschaubares Manöver: Altmaier hat keine funktionierende Strompreisbremse, sondern eine Investitionsbremse für erneuerbare Energien und für die energieintensive Industrie.“ Von einer Blockade im Bundesrat könne aber keine Rede sein, so Gabriel. „Im Gegenteil: Die SPD will die Verbraucher entlasten – und zwar wirkungsvoll.“ Die Regierung sei in Sachen Strompreise unehrlich: Sie meckere zwar über die steigende Ökostrom-Umlage, nehme aber über die Mehrwertsteuer Hunderte von Millionen Euro ein. „Die Bundesregierung sollte die erhöhten Einnahmen über die Mehrwertsteuer an die Stromkunden zurückgeben“, forderte Gabriel. Das werde der Vorschlag der SPD sein, mit dem sie in die Verhandlungen mit der Bundesregierung gehe. (Nachzulesen auf der Seite der SPD)
Das war noch vor der Bundestagswahl und da war Gabriel noch nicht Wirtschafts- und Energieminister und auch nicht in einer GroKo mit der CDU! „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ soll schon Adenauer gesagt haben.
Und das „Erneuerbare-Energien-Gesetz 2.0“? „Bestehende Überförderung wollen wir abbauen, Boni streichen und die Förderung durchgehend degressiv gestalten.“ Konkret heißt das: Bei der Windkraft den Zubau zu deckeln. An besonders guten Windkraftstandorten will Gabriel die Förderung um bis zu 20 Prozent streichen. Doch dagegen gab es sogar Widerstand aus den eigenen Reihen. Wie bei der Windkraft ist auch für Solarenergie nur noch eine jährliche Kapazität von 2500 Megawatt vorgesehen. Allerdings werden hier die Förderungen bereits jetzt gekürzt, wenn der vorgesehene Ausbau überschritten wird.
Industrierabatte und Eigenverbrauch
Bislang gab es für zahlreiche Firmen der stromintensiven Industrie Rabatte bei der EEG-Umlage. Private Verbraucher zahlen derzeit 6,24 Cent Umlage pro Kilowattstunde Strom, beim Jahresverbrauch eines durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts von 3500 Kilowattstunden sind das knapp 220 Euro im Jahr. Stahlwerke hingegen zahlen nur 0,05 Cent und auch Braunkohletagebaue und Futterhersteller genießen Rabatte. Strompreisbremse? Fairer Strompreis für uns Verbraucher?
Die Gesetzesnovelle soll bereits am 1. August 2014 in Kraft treten.
Die Regierung sei in Sachen Strompreise unehrlich, sagte Gabriel noch vor der Wahl. Ja, die Regierung bleibt in Sachen Strompreis unehrlich, daran hat sich auch durch Gabriel nichts geändert.
Wir zeigen Ihnen, warum die jetzige Regierung unehrlich ist:
Laut dem veröffentlichten Strompreisindex des Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) sinkt der Strompreis für die Industrie seit 2011 beständig. Er liegt derzeit auf dem Niveau von 2005 und damit weit hinter seinem maximalen Ausschlag von 2008. Damals zahlten deutsche Industriebetriebe für ihren Strom so viel wie kaum jemand sonst in Europa.
Energiewende wurde von Schwarz-Gelb blockiert – nun auch von Schwarz-Rot!
Hier der Beweis:
Bereits 2005 kam die dena im Rahmen der Netzstudie zu dem Ergebnis, dass für die weitere Integration der erneuerbaren Energien in das Verbundnetz, Ausbaumaßnahmen im Höchstspannungsübertragungsnetz in einer Größenordnung von 850 km (Neubau) notwendig sind.
Wie teuer wird der Strom für die deutschen Verbraucher noch? Da gibt dann Herr Oettinger, übrigens der für Energie zuständige EU-Kommissar, der permanent die Energiewende angreift, an, dass die Strompreise auch weiterhin jährlich um 5% steigen werden. In seinem heutigen veröffentlichten Interview mit rp-online.de, sagte er: „Preissenkungen sind nicht zu erreichen. Ich gehe von weiteren Preissteigerungen von etwa fünf Prozent pro Jahr aus.“ Und auf die Frage: „Großhandelspreise für Strom sinken, Verbraucher zahlen mehr. Warum?“ antwortet Oettinger:„Weil auf die Endkundenpreise immer noch die Steuern und Abgaben kommen, die durch die Kreativität der Politik zu Lasten der Endverbraucher immer stärker gestiegen sind. Über 50 Prozent des Strompreises sind in Deutschland Steuern, Abgaben und Umlagen. Ich leite daraus keine Forderung ab. Aber ich weise darauf hin, dass hier ein gewisser Gestaltungsspielraum für die Politik besteht.“
Nun mal ehrlich, wo haben wir erlebt, dass Preise dauerhaft gesenkt werden. Ok, es sei denn, Lidl und Aldi befinden sich wieder mal in einem Preiskampf wie zurzeit bei Eiern oder Fleischprodukten. Aber Energiepreise? Nein, bereits 2005 wurde schon darauf hingewiesen, dass mit einer Preissteigerung pro Jahr von 5 % gerechnet wird. Noch vor der Fukushimakatastophe 2011. Und auch hier sei bemerkt, dass es z. B. 2013 Preissteigerungen um 10% gab, egal bei welchem Anbieter. Nun ja, die Energieversorgung liegt ja auch nur in den Händen von den vier großen Versorgern. Siehe: Eine Handvoll Energie-Giganten dominiert die Versorgung Europas mit Strom und Gas.
Ja, die jetzige Regierung ist genau so unehrlich wie die vorherige, nur die Farben haben sich geändert.
Interessant auch die Studie im Auftrag der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) Energiewirtschaftliche Planung für die Netzintegrationvon Windenergie in Deutschland an Land und Offshore bis zum Jahr 2020
Konzept für eine stufenweise Entwicklung des Stromnetzes in Deutschland zur Anbindung und Integration von Windkraftanlagen Onshore und Offshore unter Berücksichtigung der Erzeugungs- und Kraftwerksentwicklungen sowie der erforderlichen Regelleistung
Konsortium DEWI / E.ON Netz / EWI / RWE Transportnetz Strom / VE Transmission – Köln, 24.Februar 2005 (!!)
aus der Studie:
„…sowie der Atomausstieg und die KWK-Erzeugung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle und werden in Abschnitt 14.2 dargestellt „. Siehe Seite 270 in der Studie. Bereits 2005 wurde schon der Ausstieg aus der Atomkraft berechnet und diese Studie haben eben auch die großen Versorger erhalten. Da fragt man sich als Verbraucher, warum wurde kurz vor Fukushima über eine Laufzeitverlängerung diskutiert? Zu unserem Glück wurde dann doch der Ausstieg für 2022 beschlossen. Nur fragen wir uns, warum nun die AKW-Betreiber Schadenersatz in Millionenhöhe einklagen können. Sie wussten doch, was sie zukam. Siehe:
(Stand: Juni 2004) für folgende sechs Offshore- Windparks in der Nordsee wurde die Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb des geplanten Vorhabens erteilt:
“Borkum West”, BSH-Genehmigung vom 09. 11. 2001
“Butendiek”, BSH-Genehmigung vom 18. 12. 2002
“Borkum Riffgrund”, BSH-Genehmigung vom 25. 02. 2004
“Borkum Riffgrund West”, BSH-Genehmigung vom 25. 02. 2004
“Nordsee Ost”, BSH-Genehmigung vom 09. 06. 2004
“Amrumbank West”, BSH-Genehmigung vom 09. 06. 2004
Ergänzende Anmerkungen:
Am 23. 08. 2004 wurde vom BSH auch für das in der Nordsee geplante Projekt „Sandbank 24“
die Genehmigung gemäß SeeAnlV erteilt.
Im Frühjahr 2004 wurde beim BSH ein weiterer Antrag gemäß SeeAnlV für einen Offshore- Windpark eingereicht, der in Tabelle 1-7 nicht aufgeführt ist. (Siehe beigefügte PDF-Datei)
Egal welche Regierung und welcher Konzern, es war bekannt, was kommen würde, und sie haben es versäumt, dieses rechtzeitig umzusetzen.
Uns Endverbraucher mit ins Boot zunehmen, um die anstehenden Kosten zu verteilen, ja, das war auch schon damals bekannt. Wir sprechen von einem Zeitraum von zehn Jahren.
Siehe: Tabelle 14-29: Erhöhung der durchschnittlichen Strombezugskosten für Letztverbraucher (öffentliche Versorgung) durch Ausbau der Windenergie in € (2003)/MWh
Durchschnittliche Erhöhung der Strombezugskosten durch gesamte Förderung der Erneuerbaren Energien (Sh. 319)
Alle in einem Boot, um die Kosten zu stemmen, damit die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann. Wären da nicht die vielen Subventionen ab 2011 für die vielen, vielen leidenden großen Konzerne gekommen.
Nehmen wir das Jahr 2013! Mehr als 16 Milliarden Euro an Industrie-Energiesubventionen in 2013 – diese setzen sich aus folgenden Maßen zusammen:
- Die Subventionierung der Industrie im Bereich EEG ca.3,5 Milliarden Euro.
- Ca. zwei Milliarden Euro für industrieeigene Kraftwerke.
- Etwa 685 Millionen Euro teilweise Befreiung der Wirtschaft von Stromnetzentgelten.
- Mit 3,6 Milliarden Euro die Befreiung von Großkunden von Abgaben an die Gemeinden.
- 5,1 Milliarden Euro Entlastungen entfallen auf Befreiungen von der Ökosteuer.
- Im Handel mit CO2-Zertifikaten erhalten die Unternehmen 1,1 Milliarden Euro Subventionen.
Milliarden Subventionen, obwohl: die Dax-Konzerne 2012 ein Umsatzwachstum von 8 Prozent auf 1.295 Milliarden Euro erzielen konnten.
EEG-Umlage und die Kosten der Stromversorgung für 2014 – Eine Analyse von Trends, Ursachen und Wechselwirkungen- Kurzstudie im Auftrag von Greenpeace Studie „EEG-Umlage und die Kosten der Stromversorgung für 2014. Eine Analyse von Trends, Ursachen und Wechselwirkungen“ des Öko-Instituts
Die Strompreise werden noch Jahre steigen – Energiepreis-Poker zu Lasten der Verbraucher
Die Energiewende führt dazu, dass die Strompreise künftig stärker schwanken. Die Strombörse wird attraktiver für Spekulanten, Erzeuger müssen mehr ausgeben, um sich abzusichern. Bezahlen werden das die Stromkunden.
Zwar laufen nur 18 Prozent davon über Börsen, doch an der Strombörse EEX in Leipzig, bei ihrer Tochter EPEX in Paris oder an der skandinavischen Nord Pool werden die Preise ermittelt, zu denen die Stromhändler ihre oft grenzüberschreitenden Deals machen. Der Börsenpreis gilt als Preisbarometer für den gesamten Markt.
Erläuterungen zum Strompreis:
Der Strompreis ist das Entgelt für die Belieferung mit elektrischer Energie. Er setzt sich in der Regel aus unterschiedlichen Preisbestandteilen zusammen.
Kosten der Erzeugung:
Diesen Bereich der Stromkosten beeinflussen allein die Unternehmen. Darin enthalten sind die Herstellungs- oder Bezugskosten des Stroms, aber auch Aufwendungen für den Vertrieb und den Unternehmensgewinn.
Das Brisante: Trotz der Stilllegung von einigen Kernkraftwerken ist der Großhandelspreis an den Strombörsen gesunken. Diese Preissenkungen geben die Konzerne aber nicht an die Verbraucher weiter. Stattdessen kündigten sie weitere Preiserhöhungen an.
Transportkosten:
Knapp ein Viertel der privaten Stromrechnungen machen Kosten für Transport durch unterschiedliche Netze sowie für das Messen und Ablesen des Stromverbrauchs aus. Dieser Bereich wird von der Bundesnetzagentur reguliert. Sie prüft die Kosten, genehmigt den Neubau von Leitungen und legt die Renditen fest, die Investoren erzielen dürfen.
Der Staat kassiert am meisten
Der größte Kostentreiber bei der Stromrechnung ist der Staat. Was der auf die Stromrechnung aufschlägt, hat sich für Privatpersonen von 2000 bis 2013 mehr als verdoppelt. Die Abgaben an den Staat machen mittlerweile 45 Prozent der Stromrechnung aus.
Dabei sind Strom- und Mehrwertsteuer mit 24 Prozent des Strompreises der dickste Brocken. Weitere sechs Prozent des Strompreises resultieren aus der Konzessionsabgabe. Diese bekommen Städte und Gemeinde als Bezahlung dafür, dass Versorger für Stromleitungen öffentliche Wege nutzen. Hinzu kommt auch noch eine Umlage von einem Prozent nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz. Damit sollen Erhaltung, Modernisierung und der Ausbau dieser Kraftwerke gefördert werden.
Die Kosten für die Energiewende
Am meisten diskutiert wird derzeit die staatliche Umlage nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz, kurz EEG. Das Gesetz sichert den Herstellern von erneuerbaren Energien eine bestimmte Vergütung ihres Stroms zu. Netzbetreiber müssen diesen Ökostrom vorrangig abnehmen. Die Mehrkosten für den Strom trägt der Endverbraucher über die EEG-Umlage, die inzwischen rund 14 Prozent des Strompreises ausmacht.
Das Problem: Wie bei den Netzentgelten können sich energieintensive Unternehmen von der Ökoumlage befreien lassen. Im Jahr 2012 waren 730 Unternehmen in Deutschland befreit.
„Die Kleinen zahlen für die Großen“
Strombörse: Der Preis für Strom als elektrische Arbeit wird weitgehend an den Großhandelsmärkten für Strom bestimmt, wie der European Energy Exchange (EEX), der deutschen Strombörse in Leipzig. Der Preis für die Stromerzeugung umfasst neben Kosten der Stromgewinnung und den Kosten für CO2-Emissionsrechte auch den Gewinn des Stromversorgers.
Eine Strombörse ist ein organisierter Markt für Strom, der ähnlich wie eine Wertpapierbörse funktioniert. Als Produkte werden zeitlich abgegrenzte Mengen an Strom gehandelt.
Kritik:
Praktiken des durch einen Unternehmensskandal in die Schlagzeilen gekommenen US-amerikanischen Energieunternehmens Enron offenbaren jedoch auch Schattenseiten des Handels von Strom über die Börse. Durch manipulative Spekulation und Eingabe falscher Kaufs- und Verkaufsdaten gelang es Enron, künstlich Strom-Engpässe zu erzeugen. Durch die scheinbar erhöhte Nachfrage und das geringere Angebot kam es zu sprunghaften Preissteigerungen, die das Unternehmen ausnutzen konnte und die in Kalifornien auch Stromausfälle zur Folge hatten. Neben diesen Manipulationen auf dem Termin- und Spotmarkt konnte Enron auch durch Bilanzmanipulation und das Auftreten als Energiebroker längerfristig die Preise anheben.
Im Sommer 2005 wurden Vermutungen laut, dass die großen deutschen Energiekonzerne (E.ON, EnBW, RWE, Vattenfall Europe) den Strompreis manipulieren. Auch wird kritisiert, dass die Strombörse, an der der deutsche Strom gehandelt wird, keiner behördlichen Aufsicht unterliegt, die Insiderhandel und Marktmanipulation unterbinden könnte. So eröffnete die Europäische Kommission gegen E.ON wegen künstlicher Preisanhebung im Jahr 2007 ein Kartellverfahren.
In Diskussionen wird häufig das Handelsvolumen an der EEX kritisiert. Am Terminmarkt, an dem Erzeugungs- und Vertriebsmengen langfristig preislich gesichert werden, wurden 2008 1319 TWh gehandelt (zum Vergleich: Stromverbrauch in Deutschland ca. 530 TWh. Am Spotmarkt betrug das Handelsvolumen an der EEX 89 TWh. Der an der Börse ermittelte Preis wird aber meist auch für die überwiegende Anzahl der außerbörslichen Kontrakte übernommen.
In Deutschland wurden in den letzten Jahren viele Windkraftanlagen und Fotovoltaikanlagen neu errichtet. Die Menge des produzierten Ökostroms stieg stark an. Die variablen Kosten von so produziertem Strom sind gering; deshalb bleibt dieser Strom auch bei niedrigen Preisen (= Kursen) an einer Strombörse ‚im Angebot‘.
Deutschland verzeichnete in den ersten drei Quartalen (1.1. – 30.9.) 2012 einen Strom-Exportüberschuss in Höhe von 12,3 Terawattstunden. – 12,3 TWh entsprechen der Leistung von zwei Großkraftwerken, die neun Monate lang permanent Strom liefern.
Besonders stark wuchsen nach Angaben des BDEW zuletzt die Stromexporte in die Niederlande. Dort fahren laut BDEW Versorger oftmals ihre Gaskraftwerke herunter, weil Importstrom aus Deutschland billiger ist als die Produktion aus teurem Gas. Der Gaspreis ist meist an den Ölpreis gekoppelt.
RWE teilte mit, man sehe eine zunehmend engere Verknüpfung der europäischen Märkte. Dies gelte insbesondere für die Länder Frankreich, Niederlande, Belgien und Deutschland. Strom wird in den Kraftwerken produziert, die das günstigste Angebot gestellt haben – das sind zunehmend Windkraft- und Solaranlagen, aber auch Kohlekraftwerke, die preisgünstiger Strom produzieren als Gaskraftwerke. Einen sehr interessanten Artikel finden Sie hier: Energiepreis-Poker zulasten der Verbraucher vom 27. 06. 2012 Wirtschafts Woche
Deutschland steigert Stromexportüberschüsse um 50 % in 2013
Bewertet man den grenzüberschreitenden Handel mit dem jeweiligen Börsenpreis der EPEX Spot, ergibt sich ein mittlerer Importpreis von 39,73 €/MWh sowie ein mittlerer Exportpreis von 37,87 €/MWh. Die Exporte haben somit einen Gesamtwert von 2,9 Mrd. € und die Importe einen Gesamtwert von 1,7 Mrd. €. Hieraus ergibt sich ein finanzieller Wert des Exportüberschusses von 1,2 Mrd. €. → Siehe auch: Pressemeldung zu den Stromexporten 2012. Haben Sie die 1,2 Mrd € irgendwo laufen sehen? Bestimmt nicht auf Ihren Stromabrechnungen, denn die steigen ja bekanntlich. Wer profitiert also von den Überschüssen?
Und nun wieder mal zu Spekulationen. Die kennen wir von den Spekulationen mit Nahrungsmitteln:
Strombörse:
Die European Energy Exchange (EEX) ist die größte Energiebörse in Kontinentaleuropa – im Hinblick auf die Zahl der Handelsteilnehmer und das Handelsvolumen.
Die Aktionäre:
z. B. Eurex Zürich AG CH 56,14%
RWE Beteiligungsgesellschaft mbH D 4,35%
EnBW Trading GmbH D 2,06%
E.ON Energy Trading SE D 3,48%
Vattenfall GmbH D 1,75%
Aber auch Morgan Stanley und UBS AG gehören zu den Aktionären.
Mehr dazu erfahren Sie hier http://www.eex.com/de/EEX/EEX%20AG/Aktionäre
Rohstoff-Strom-Wette:
Der Strompreis wird hauptsächlich vom Gas- und Kohlepreis beeinflusst. Hedgefonds wetten darauf, dass sich die Differenz aus Strompreis und Gas- oder Kohlepreis einschließlich der Kosten für CO2-Emissionsrechte vergrößert oder verkleinert.
Lasche Kontrolle
Energiepreis-Poker zulasten der Verbraucher
Die wichtigsten Spieler in diesem Markt sind Goldman Sachs und Morgan Stanley und die britische Barclays Bank. Die EEX gehört zu 56 Prozent der Deutschen Börse, die restlichen Anteile liegen vor allem bei Energieversorgern und Banken. Sie hat bereits auf das verstärkte Interesse der Finanzinvestoren reagiert: Im vergangenen Jahr eröffnete sie ein Büro in London, um näher an ihren Kunden zu sein.
Die EEX registriert nach eigenen Angaben seit der Energiewende mehr Nachfrage nach kürzeren Terminkontrakten für Strom, der in Wochen oder Monaten geliefert wird. Weil Handelsteilnehmern nicht klar sei, welcher Strom-Mix in einigen Jahren auf dem Markt sein werde. Der kurzfristige Handel gewinne an Bedeutung.
Der Börsenhandel mit Strom ist reguliert. An der Strombörse Leipzig kontrolliert eine unabhängige Handelsüberwachungsstelle den Handel. Schlupflöcher bleiben dennoch. So hatte die Bundesregierung 2009 Regeln für den bis dahin weitgehend unregulierten Spotmarkt für Strom eingeführt. Im selben Jahr verlagerte die EEX pikanterweise ihren Spotmarkt von Leipzig nach Paris. In Frankreich greifen die deutschen Handelsvorschriften nicht.
Extreme Preisschwankungen
Wird viel Wind- und Sonnenstrom ins Netz gespeist wird, geht der Börsenpreis in die Knie. Am sonnigen Pfingstwochenende vom 26. bis 28. Mai etwa kostete Strom, der am selben Tag geliefert werden musste, an der Pariser EPEX zeitweise nur noch 0,1 Cent je Kilowattstunde. Die deutschen Solarparks stellten über Pfingsten 20 000 Megawatt bereit, so viel wie 20 Atommeiler. Zum Vergleich: Am 16. Juni, einem Samstag mit durchwachsenem Wetter, lag der niedrigste Preis bei 1,2 Cent je Kilowattstunde – zwölf Mal so hoch. Wenn besonders viel Wind- und Sonnenstrom auf schwache Nachfrage trifft, können die Preise an der EEX dann sogar ins Minus stürzen. Netzbetreiber geben den Strom gratis ab und zahlen sogar noch etwas drauf.
Gestern fand in Den Hag eine Demo anlässlich des „Nuclear Safety Summits“ statt. 13 000 Polizisten, 3000 Bundesgrenzschützer (heißen in den Niederlanden Marechausse) und 4000 Soldaten standen „etwas“ weniger Demonstranten gegenüber.
In Deutschland hörte oder las man nichts vom „Nuclear Safety Summit“ – siehe auch die Berichte der niederländischen Presse :
Immerhin nahmen 58 Staatsoberhäupter daran teil – warum wird uns das verschwiegen ?
In Deutschland gingen 30 000 Menschen auf die Straße: Sigmar Gabriel will die Energiewende reformieren – In sieben großen Städten haben sie für „Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom“ demonstriert. Zu Recht, denn wie sagte der jetzige Wirtschaft- und Energieminister: „Die Regierung sei in Sachen Strompreise unehrlich“. Das war noch vor der Wahl. Ja, die Regierung bleibt in Sachen Strompreis unehrlich, daran hat sich auch nichts durch Gabriel geändert., im Gegenteil, es wird alles nur noch schlimmer.
Um die Energiewende bezahlbar zu machen, will Gabriel die Ökostromförderung deutlich kürzen. „Erneuerbare-Energien-Gesetz 2.0“ nennt er das – Strompreisbremse und Energiewende: „Wir brauchen einen Neustart“ sagte er in einem Interview mit der „Bams“ am 03. Februar 2013! Dabei kritisierte er den Aktionsplan von Umweltminister Peter Altmaier , doch er selber ist keinen Deut besser.
An alle SPDler: Wofür haben Sie all die Jahre gekämpft, für eine solche Politik? Doch sicher nicht, erinnern Sie sich an folgendes Zitat?
„Der beschleunigte Wechsel zu Erneuerbaren Energien ist eine ökologische, wirtschaftliche und soziale Existenzfragemit friedenspolitischer Dimension. Es darf keine Zeit mehr verspielt werden.“ Hermann Scheer
Dr. Hermann Scheer war ein außergewöhnlicher Mensch und Politiker und gehörte der SPD an. Die zum Zeitpunkt seines Todes am 14. Oktober 2010 mehr als 20 000 Windenergieanlagen in Deutschland erinnern daran, dass Hermann Scheer allein mit der Kraft des Wortes dieses Land sichtbar verändert hat. Ebenso sind die mehr als zwei Millionen Solaranlagen Deutschlands maßgeblich mit auf das kraftvolle und unermüdliche Wirken von Hermann Scheer zurückzuführen. Soll das alles nun in Vergessenheit geraten?
Herr Gabriel, wir fordern Sie auf: Erinnern Sie sich an Ihre Worte vor der Bundestagswahl 2013. Unter dem Motto „Energiewende retten – Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom“, soll die Energiepolitik geführt werden.
Netzfrau Doro Schreier
Regierung fährt Energiewende an die Wand
Atomkurs statt Energiewende? EU-Kommission will 69 neue Atomkraftwerke für Europa- Nicht mit uns!
Eine Handvoll Energie-Giganten dominiert die Versorgung Europas mit Strom und Gas.
Freihandelsabkommen – Alle unter einer Decke mit Monsanto und Co.
Oettinger schönt Subventionsbericht – eine chronologische Auflistung seiner “Lobbyarbeit”
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