Fotojournalistin Anja Niedringhaus von afghanischem Polizisten erschossen

Die 48-jährige international anerkannte Fotojournalistin Anja Niedringhaus wurde heute, 04. 04. 14, in Bandakhil im Tanai Distrikt der ost-afghanischen Provinz Chost von einem afghanischen Polizisten erschossen. Ihre kanadische Kollegin Kathleen Gannon saß mit ihr in einem Auto. Gannon wurde zweimal angeschossen und erlitt schwere Verletzungen. Zurzeit befindet sie sich in medizinischer Behandlung. Der afghanische Fahrer des Autos und ein Freelancer, die sich auch im Wagen befanden, wurden nicht verletzt.

Morgen sind in Afghanistan Wahlen. Berichten der New York Times zu Folge saßen die beiden Frauen in ihrem Auto, das einen Wahlkonvoi begleitete, als ein afghanischer Polizist das Feuer gegen sie eröffnete. Anja Niedringhaus war sofort tot. Der Täter wurde widerstandslos festgenommen.

Beide Frauen saßen im Auto und warteten darauf, dass sich der Konvoi, der von Soldaten der afghanischen Armee und Polizei zum Schutz begleitet wurde, bewegen sollte, als ein Polizist auf das Auto zukam. Dabei schrie er: „Allahu Akbar“ – „Gott ist groß“ und eröffnete das Feuer gegen sie.

Seit 2002 arbeitete die vielfach ausgezeichnete Fotografin für die Nachrichtenagentur AP (Associated Press). Für ihre Berichterstattung zum Irak-Krieg gewann sie mit einem AP-Team 2005 den Pulitzer-Preis.

Der aktuelle Vorfall bestätigt wieder einmal, wie gefährlich die Arbeit in Krisengebieten für JournalistInnen ist. Nach einem Bericht (März 2014) der „Reporters Without Borders“ wurden in den letzten zwölf Jahren in Afghanistan 19 Journalisten in Verbindung mit ihrer Arbeit getötet. Die meisten der Täter gingen ohne Strafe aus. Alleine seit dem Beginn des Wahlkampfes um die Präsidentschaft (15. 02. 14) sind 20 Fälle bekannt, bei denen Journalisten bedroht und angegriffen wurden, dies vor allem im Süden und Osten des Landes, wo die Taliban dominieren. (Quelle ROG)

Bereits vor zwei Tagen, am 02. 04. 14, forderte ROG (Reporter ohne Grenzen) die Regierung in Kabul auf, angesichts einer Welle von Gewalt vor der Präsidentenwahl in- und ausländische Journalisten besser zu schützen. Hierzu der ROG-Geschäftsführer Christian Mihr: „Die tödlichen Angriffe zeigen, dass Afghanistan keineswegs sicher ist und Journalisten eine Zielscheibe radikaler Kräfte bleiben“.

© 2014 Netzfrau Birgitt Becker

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