Zirkusluft riecht nicht nur nach Sägespänen…

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Staunend standen wir Kinder am Rande des Festplatzes und beobachteten, wie viele starke Männer in einer Hauruck-Aktion das riesige Zelt aufbauten. Wir schnupperten die Luft, die plötzlich nach Sägespänen, Schweiß und Sonne zu riechen schien und schielten zu den entfernter stehenden vergitterten Wagen, aus denen vereinzelt exotische Geräusche zu hören waren. Der Zirkus war da!

In all unserer kindlichen Sehnsucht nach Abenteuern und großen Reisen wünschten wir uns, wir wären dabei. Nicht als Zuschauer, sondern als Seiltänzerin, als Clown, als Dompteur. Wir waren in unseren Träumen so naiv, wie nur Kinder es sein dürfen. Aber jetzt, jetzt sind wir erwachsen und wir sollten die Augen nicht länger verschließen vor der unglaublich brutalen Realität, die der Zirkusalltag für die in unserer Kindheit bewunderten und bestaunten Zirkustiere bedeutet…

Mit leuchtenden Augen und offenen Mündern saßen wir abends im Publikum und staunten über die vielen Kunststücke, die mit scheinbarer Leichtigkeit vorgetragen wurden. Die Seiltänzerin schwebte in atemberaubender Höhe über dem Seil, der Clown stolperte sich in einen Salto und ein Jongleur hielt mühelos zig verschiedene Keulen, Bälle und Ringe in der Luft.

Besonders begeisterten uns natürlich die Tiernummern: Die fünf Zebras mit fluffigen Hütchen zwischen den Ohren, die absolut simultan ihre Figuren liefen, bis man vor lauter Streifen nicht mehr wusste, welcher Kopf zu welchem Hintern gehörte. Die Elefanten, die sich auf Kommando hinsetzten oder sich auf ein Bein stellten. Die brüllenden Löwen, die zornigen Tiger, die niedlichen Äffchen… Wir erzählten noch ganz lange davon an diesem Abend, so aufgedreht waren wir.

In Wirklichkeit – das merkten wir spätestens, als wir am nächsten Tag versuchten, all das nachzumachen, was wir gesehen hatten – war an keiner der Nummern irgendetwas mühelos oder leicht. Es steckte unglaublich viel Kraft, Schweiß und unermüdliches Training dahinter.

„Leo!!! Mach Männchen!!!“ schrie Gabi mich an. Ich tat so, als hörte ich sie nicht und bewegte mich nur unruhig auf allen Vieren hin und her. Löwen sind wilde Tiere, die machen nicht einfach, was ein Mensch will. Punkt! Erst nachdem meine Freundin mich mehrfach mit ihrer imaginären Peitsche geschlagen und mit einem Stuhl bewaffnet in eine Ecke gedrängt hatte, tat ich bzw. tat Löwe Leo, was sein Dompteur verlangte.

Wilde Tiere machen nicht einfach das, was der Mensch will. So viel hatten wir schon als Kinder verstanden. Was das aber in der Realität für die Zirkustiere bedeutete, wie viel Schmerz und Leid sie ertragen mussten, ehe sie uns all die vielen Kunststücke „vorführten“, die wir bejubelt und beklatscht hatten, soweit dachten wir nicht. Wir waren Kinder – begeisterungsfähig, wild und ein bisschen naiv. Aber heute sind wir erwachsen…

„Wildtiere im Zirkus – das bedeutet Tierleid auf Tournee“ (PETA Deutschland e. V.)

Wenn man zu sich und seinen Kindheitserinnerungen ehrlich ist, muss man sich das eingestehen, dass diese Aussage es auf den Punkt trifft. Wer das auch jetzt als Erwachsener noch nicht versteht, der muss sich nur das folgende Video anschauen – es finden sich einige Szenen darin, die sehr anschaulich erklären, warum „Leo Löwe“ und die anderen Zirkustiere tun, was ihr Dompteur verlangt.

Mit ihrer Aktion und dem Film „Tyke 2014“ gedenkt Peta2, die Jugendgruppe der weltweit größten Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), der Elefantendame Tyke, die vor über 19 Jahren auf Hawaii die permanenten Schläge und Demütigungen ihrer Trainer nicht mehr aushielt. Nach einem Amoklauf durch die Stadt wurde sie mit über 80 Kugeln erschossen.


Tyke – Der letzte Auftritt – Die Dokumentation (HD… – MyVideo

Artgerechte Haltung? Fehlanzeige!

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Erinnern Sie sich an die Zirkusanhänger, in denen die Tiere transportiert wurden? Haben Sie je darüber nachgedacht, wie viel Zeit Zirkustiere in diesen Wagen verbringen oder darüber, wo sie ihr Geschäft verrichten und wie sie gefüttert werden? Und jetzt denken Sie bitte mal an Steppe, an Savanne, an Urwald. Fällt Ihnen etwas auf?

Wildtiere werden oft schon als Jungtiere eingefangen und eingesperrt. Ihre „Ausbildung“ ist nichts anderes als das Brechen ihres Willens durch stetige brutale Gewalt. Sie werden isoliert, sie haben kaum Bewegung, Manege und Käfig sind ihr eingeschränkter Lebensraum.

Durch den permanenten Stress, durch Fehlernährung und Krankheiten erreichen Elefanten im Zirkus gerade mal die Hälfte ihrer natürlichen Lebensdauer.

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Alleine in Deutschland starben seit Anfang 2012 acht Zirkuselefanten unter qualvollen Umständen. Die Anzahl anderer Tiere, die im Zirkus zu Tode gequält wurden, ist nicht ermittelbar, weil die Zirkusdirektionen diese Todesfälle vertuschen können. Ein toter Elefant ist eben nicht „einfach mal so eben“ entsorgt.

Wie aber PETA2 auf ihrer Seite Tyke 2014 berichtet, gab es seit 2009 insgesamt 110 gemeldete Ausbrüche und 26 Unfälle von Zirkustieren.

Zu Tykes 20. Todestag am 20. August 2014 will PETA2 ein deutschlandweites Verbot von Wildtieren im Zirkus erreichen. In 16 anderen europäischen Ländern gibt es bereits ein Verbot aller oder bestimmter Wildtiere im Zirkus. Bereits in 2003 (und später nochmal in 2011) hatte der deutsche Bundesrat die Bundesregierung damit beauftragt, die Haltung von Wildtieren im Zirkus zu verbieten. Obwohl seit der ersten Aufforderung über 10 Jahre vergangen sind, geschah bislang nichts.

Zirkusluft riecht nicht nur nach Sägespänen, Schweiß und Sonne. Sie riecht vor allem nach dem Schmerz, der Angst und der Einsamkeit der Wildtiere, auf deren Kosten wir uns immer noch amüsieren. Sie riecht nach den Exkrementen, in denen sie in ihren beengten Käfigen liegen müssen. Und sie riecht nach einer Unmenschlichkeit, der auch wir in Deutschland endlich ein Ende setzen müssen!

Wir, die Netzfrauen, unterstützen die PETA in ihrer Forderung an den Deutschen Bundestag und an Bundeskanzlerin Angela Merkel, für eine Umsetzung dieser Entschließungen zu sorgen und die qualvolle Haltung von Wildtieren im Zirkus endgültig zu beenden.

Beteiligen auch Sie sich an der Petition, damit bald kein Wildtier mehr in einem Zirkus leben muss. Auf der Aktionsseite http://www.tyke2014 finden Sie außerdem weitere Möglichkeiten, PETA2 in ihrem Vorhaben zu unterstützen.

Ich gebe meine Stimme den Wildtieren im Zirkus – und Sie?

Netzfrau Andrea Wlazik

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