Bienen in Kenia bleiben trotz Parasiten und Viren, die amerikanische und europäische Bienenstöcke ausrotten, gesund.
Eine überraschende Erkenntnis über die ostafrikanischen Honigbienen verleiht dem Kampf gegen das Sterben der Bienenstöcke im Westen neue Hoffnung.
Wissenschaftler haben entdeckt, dass Bienen in Kenia einen starken Widerstand gegen den Erreger entwickelt haben, der für den Tod von Milliarden von Bienen anderswo in der Welt verantwortlich ist. (Siehe „Gold Dusters“ in National Geographic magazine)
Entomologe Elliud Muli, ein Imkerei-Experte am International Center for Insect Physiology and Ecology (ICIPE), arbeitete gemeinsam mit Forschern der Penn State University zusammen, um Bienenstöcke in Kenias wichtigsten Ökosystemen zu untersuchen: in der Savanne, den Bergen, an der tropischen Küste und in der Wüste. Sie maßen die Größe der Bienenstöcke und zählten die Bienen und testeten sie auf Parasiten und Pestizidverunreinigungen.
Die Online-Zeitung PLOS ONE veröffentlichte heute in einem Artikel, dass die Forscher berichtet hätten, dass Honigbienen in Kenia mit den gleichen fiesen Schädlingen und Krankheiten befallen sind, die anderswo die Bienenstöcke auslöschen. Überraschend aber sei, dass sie nicht daran zugrunde gehen. Die Bienenvölker sind gesund und bleiben es auch dort, wo gleich mehrere Krankheitserreger vorhanden sind.
„Diese Widerstandsfähigkeit – Ich bin über die fehlende Offensichtlichkeit der Krankheiten bei den Bienen erstaunt“, sagt Muli.
Die Flucht der Bienen in den Westen
In den mit colony collapse disorder (CCD) befallenen Bienenstöcken – diesen Namen erhielt ein mysteriöser Zustand, der seit 2006 in den USA Bienen tötet – verschwinden ausgewachsene Bienen einfach von der Bildfläche und lassen ihre Königin zurück. Laut einem Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums haben seit dieser Zeit kommerzielle Imker einige 10 Millionen Bienenstöcke und 2 Milliarden US$ verloren.
Obwohl laut dem Bericht das Verschwinden einiger von ihnen auf einen normalen Verlust im Winter zurückzuführen ist, geht man davon aus, dass CCD die normalen Verluste zumindest verdoppelt und in einigen Fällen mehr als 90 Prozent der Bienenstöcke ausgelöscht hat. Für die Nutzpflanzen, die durch Bienen von kommerziellen Imkern – die ihre Bienen in LKWs von einem Einsatzort zum nächsten bringen – bestäubt werden, eine große Bedrohung. Besonders betroffen waren kalifornische Mandelbäume, die die Dienste von 60 % aller kommerziellen Bienenstöcke in den USA in Anspruch nehmen.
Für CCD gab es keinen schlagenden Beweis; Wissenschaftler entschieden schließlich, dass weder Krankheitserreger noch ein chemisches oder ein Umweltproblem die Schuld daran getragen haben. Stattdessen seien es viele Faktoren gewesen, die alle, auch weiterhin – fast ein Jahrzehnt später – Bienenstöcke schwächen oder ganz ausradieren. Varroamilben plagen Bienen-Kolonien in der gesamten westlichen Welt und „verursachen überall ein Sterben der Bienenstöcke“ seit einer Invasion im Jahr 1987, sagt Christina Grözinger von der Penn State, eine Mitautorin der Kenia-Studie. Der Darm-Parasit Nosema ist eine weitere Bedrohung. Imker führen eine konstante chemische Schlacht gegen diese beiden Mörder, die sie aber oft verlieren. (Siehe „The Plight of the Honeybee„)
Obwohl viele Pestizide als sicher für den Einsatz gelten, schwächen einzelne Komponenten in ihnen die Widerstandsfähigkeit der Bienen, so wie andere Chemikalien, die auf Pflanzen angewendet werden, welche sie bestäuben. Eine schlechte Ernährung aus dem Angebot der Monokulturen sowie der Stress, von Staat zu Staat gekarrt zu werden, sind Faktoren, die dazu beitragen. Es sind auch Viren, die gemeinsam mit Parasiten die Insekten umbringen. „Wir gehen nun davon aus, dass unsere Honigbienen auf Grund der synergetischen Effekte der multiplen Stressfaktoren auf ihr Immunsystem sterben „, sagt Grözinger. „Wir haben sie nach und nach verbraucht, bis sie nicht mehr konnten.“
Die „afrikanisierten“ Honigbienen (auch als Killer-Bienen für ihre Aggressivität bekannt), die in den amerikanischen Südwesten eindrangen, werden als widerstandsfähiger gegen Schädlinge als andere Honigbienen eingestuft. Sie kommen aus einem Bestand, der in den späten 1950er-Jahren von Afrika nach Brasilien gebracht wurde, der dann mit den europäischen Bienen gekreuzt wurde – sie sind nicht mit den afrikanischen Bienen zu verwechseln, das haben Muli, Grözinger und ihre Kollegen untersucht.
In Afrika
Mulie und die Co-Autorin der Penn State, Maryann Frazier, endeckten die Varroa zuerst im Jahre 2009 bei den kenianischen Honigbienen. Nosema wurde damals dort nicht gefunden, aber in der aktuellen Studie wurde nachgewiesen, dass beide Schädlinge überall verbreitet sind, und nur die meisten der entfernten Untersuchungsgebiete wurden inspiziert.
Überhaupt Nosema zu finden, war schon eine große Überraschung, und dann festzustellen, dass die Vorroa-Milbe bereits so weit verbreitet ist, das haben wir nicht erwartet, beides nicht“, sagt Grözinger.
Aber die größte Überraschung war eine gute. „Als wir die Analysen durchführten, wie die Schädlinge sich auf die Gesundheit der Kolonie auswirken, konnten wir keine signifikanten Auswirkungen entdecken“, sagt Grözinger. Die Bienenstöcke waren voll mit Bienen, die ihren Job ganz normal erledigten, trotz der lästigen Parasiten.
Gute Gene oder gutes Training?
Wie erklärt sich die Widerstandsfähigkeit der afrikanischen Bienen? Ein Grund dafür kann irgendwo in den Genen liegen. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, könnte dies ein Hinweis für die Forscher sein, eine bessere Biene für den Westen zu züchten. „Das Finden der Resistenzmechanismen und dann gezielt zu züchten, das ist bestimmt eine interessante Aufgabe“, sagt Grözinger.
Aber sie und ihre Kollegen glauben, dass die plausibelste Erklärung für die Widerstandsfähigkeit der kenianischen Bienen in den verschiedenen Anbaumethoden liegt. Bisher leben afrikanische Bienen relativ frei von menschlichem Einfluss. Die Studie konnte lediglich einen sehr niedrigen Anteil von nur wenigen Pflanzenschutzmitteln in den Bienenstöcken in Kenia nachweisen, wenn überhaupt etwas vorhanden war.
Bienenzucht in Kenia wird in der Regel innerhalb der Familie zur Honiggewinnung betrieben; die meisten Pflanzenbestäubungen erfolgen immer noch von wilden Kolonien. Bienen besiedeln hohle Baumstämme und die Besitzer überlassen sie meist sich selbst, ganz nach alter Tradition.
Und während im Westen neue Bienenstöcke mit Bienenköniginnen gegründet werden, die kommerziell produziert und an Imker verschickt werden, kommen in Kenia „domestizierte“ Bienen aus Naturschwärmen (mit natürlich vorhandenen Königinnen). Und das teilt sie selbstverständlich in zwei Gruppen, sagt Muli, und mit einem gesunden „Mutter-Bienenstock“ beginnt alles. Er spekuliert, dass, wenn die Bienen einen großen Bienenstock verlassen, um neu zu beginnen, sie den Entwicklungszyklus aller Milben, die vorhanden sind, unterbrechen können.
Am wichtigsten ist, fügt Muli hinzu, in Kenia „gibt es keine Manipulation der Kolonien, keine Bienen-Vermietung, keine Kolonien auf Lastwagen, die wie Sardinen für den Zweck der Bestäubung verfrachtet werden.“
Zurück zur Natur?
Weitreichende Veränderungen – bis hin zu „zurück zur Natur“ nach dem kenianischen Stil – sind von kommerziellen Landwirten in den Vereinigten Staaten unwahrscheinlich. Dennoch, die Verbesserung der Bienengesundheit durch Praktiken wie die Reduzierung der verwendeten Chemikalien und dem Ermöglichen des Zugangs zu verschiedenen Blütenpflanzen für Bienen können einen Unterschied in der Gesundheit der Insekten ausmachen, sagt Grözinger. „Das Interesse der Landwirte, einen bestäuberfreundlichen Lebensraum auf ihrem Land zu erhalten, steigt“, sagt sie. „Unterschiedliche Landschaften führen zu vielfältigen Bestäuber-Populationen, die zu einer besseren Bestäubung von Nutzpflanzen führen, von der letztlich Landwirte und Verbraucher gleichermaßen profitieren.“
Kenias Imker derweil sollten so wenig westliche Praktiken wie möglich kopieren, wenn sie ihre Bienenstöcke gesund erhalten wollen – insbesondere sollten sie die Behandlung mit Pestiziden unterlassen, auch wenn sich die Varroamilbe oder Nosema eingeschlichen haben, so die Autoren der Studie. Für den Moment steht fest: „die Wildbienen in Kenia haben ihre eigene Resistenz“, sagt Grözinger, „es wäre ein Fehler, sie als Maßstab zu nehmen.“
Die Art und Weise, wie die Imkerei im Westen gehandhabt wird, sagt Muli, „hat die genetische Bandbreite durch die kommerzielle Zucht der Königinnen erodiert und unterstützt kranke Kolonien durch den Einsatz von Medikamenten – Kolonien, die ansonsten schon lange gestorben wären.
„Stattdessen geht es für uns um das Überleben des Stärkeren, und Mutter Natur scheint Recht zu bekommen“, fügt er hinzu. „Sie gibt uns eine breite genetische Vielfalt von Honigbienen, die in der Lage sind, mit allen Umweltschrecken auf ihre eigene Art und Weise umzugehen.“
Diesen Artikel von National Geographic haben wir für Sie übersetzt. Hier finden Sie das Original:Honeybees in East Africa Resist Deadly Pathogens -Bees in Kenya stay healthy despite parasites and viruses that collapse U.S. and European hives
Netzfrau Kerstin Hördemann
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