Das Geheimnis der GVO-Deals – Britische Regierung lässt die Öffentlichkeit im Dunkeln stehen

Monsanto10-300x300Dass GVO durch Lobby-Arbeit den Weg auf unsere Teller und damit in unsere Körper finden, dürfte jedem von uns klar sein. Kann diesem Verbrechen noch Einhalt geboten werden? Was passiert, wenn diese häufig schmutzigen Geschäfte öffentlich gemacht werden? Können wir noch hoffen?

Bemühungen, so manches Geschäft und so manchen Klüngel öffentlich zu machen, gibt es immer wieder, wie auch dieser Beitrag „UK Government Keeps Public in Dark over Secret GMO Deals “  von Sustainable Pulse vom 15.April 2014, zeigt, den wir für Sie übersetzt haben.

Wir, die Netzfrauen, berichteten schon oft über die Verflechtungen mit Monsanto und Co.. So auch, wenn wir uns die EFSA näher anschauen, dann müssen wir uns fragen, wie unabhängig die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ist? Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit der Grundpfeiler der Risikobewertung der Europäischen Union (EU). In enger Zusammenarbeit mit nationalen Behörden und offenem Austausch mit betroffenen Interessengruppen stellt die EFSA wissenschaftliche Beratung zur Verfügung.

Lobbyverflechtungen in der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nehmen kein Ende, wie unser Beitrag Lobbyverflechtungen in der EFSA zeigt. Sogar bei dem transatlantischen Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU, die hinter verschlossenen Türen verhandelt werden, gibt es zahlreiche Verflechtungen. Eine Zusammenfassung der Verflechtungen können Sie in unseren Beitrag: Freihandelsabkommen – Alle unter einer Decke mit Monsanto und Co. entnehmen.

So überrascht uns der folgende Beitrag nicht sonderlich, sondern unterstreicht unsere bisherigen Recherchen.

Das Geheimnis der GVO-Deals – Britische Regierung lässt die Öffentlichkeit im Dunkeln stehen

GeneWatch kämpfte 12 Monate lang, um die Dokumente zu offenbaren, die umfangreiche staatliche Kontakte zwischen der Abteilung für Food, Environment and Rural Affairs (DEFRA) und der GVO-Lobby der Agricultural Biotechnology Council (ABC) zeigen.

„Diese Teildokumente deuten stark darauf hin, dass die Regierung mit der Gentechnik-Industrie zusammenarbeitet – um Medien zu manipulieren, den Zugang zu GVO-freien Fleisch- und Milchprodukten zu untergraben und ein Komplott für die Rückkehr der GVO-Pflanzen in Großbritannien zu schmieden“, sagte Dr. Helen Wallace, Direktor von GeneWatch Großbritannien. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu wissen, was sich hinter verschlossenen Türen tut.“

Wesentliche Teile der Unterlagen, wozu die Protokolle der Sitzungen, Telefonate und Aktionspunkte für die Beamten gehören, bleiben vor der Öffentlichkeit verborgen. Dazu gehören:

  • Protokolle und Aktionspunkte aus einer Telefonkonferenz zwischen Defra und dem ABC – abgehalten am 10. Juni 2013 vor der Rede von Umweltminister Own Paterson am 20. Juni 2013, in der eine Pro-Gentechnik-Politik befürwortet wurde;
  • Der Inhalt einer „Nachricht mit Medien-Vorschlägen“, die der Defra am 15. April 2013 durch ABC gesendet wurde;
  • Material einer E-Mail von Monsanto an Defra mit dem Betreff „wie gesprochen“, gesendet am 8. Februar 2013. In dieser Mail geht es um Lobbyarbeit gegenüber den Einzelhändlern und deren Einstellung zum Tierfutter, im Vorfeld der Entscheidung im April 2013 von Tesco, Marks and Spencer, der Co-op und Sainsbury, den Verkauf von GVO-frei gefütterten Hühnern und Eiern zu stoppen oder zu  begrenzen;
  •  Die Details und die Ergebnisse eines Treffens zwischen dem damaligen Staatsminister David Heath und dem ABC im Januar 2013 (2) und dem darauf folgendem E-Mail-Verkehr über dieses Treffen.

Treffen zwischen dem ABC und Ministern im Juni 2012 führten zu einer Entscheidung der britischen Regierung, gentechnisch veränderte Pflanzen in Großbritannien zu fördern (3). ABC-Mitgliedsunternehmen sind die GVO-Unternehmen Monsanto, Syngenta, BASF, Bayer CropScience, Dow AgroSciences und Pioneer Hi-Bred.

Auf der Europäischen März-Sitzung des Environment Council im März 2014 unterstützte Paterson einen Vorschlag, der den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in den Pro-Gentechnik-Ländern beschleunigen würde, während gleichzeitig Länder, die gegen GVO sind, die Option haben, sich dagegen zu entscheiden.

Wenn dieser Vorschlag von anderen EU-Ländern in der nächsten Sitzung des Umweltrates am 12. Juni gebilligt wird, könnten Monsantos oder Syngentas GVO-„Roundup Ready“ Mais – resistent gegen das Unkrautvernichtungsmittel Roundup – schon im Frühjahr 2015 in England gepflanzt werden (4). Herbizidresistente GVO-Pflanzen erhöhen die ohnehin schon vorhandenen großen Umweltbedenken, weil das dichte Spritzen mit Unkrautvernichtungsmittel die Lebensräume für Wildtiere wie Vögel und Schmetterlinge zerstört.[Siehe dazu: Schmetterlingssterben durch Monsanto]

Widerstandsfähige „Superunkräuter“ führen ebenfalls zu großen Problemen für die Landwirte und erfordern noch mehr giftige Unkrautvernichtungsmittel.[Siehe dazu: Die Natur schlägt zurück – Pestizid-resistente Insekten kehren zurück]

„Die Minister, die unsere Umwelt schützen sollten, haben Monsanto und Syngenta in den Fahrersitz der Politik gesetzt, Richtung gentechnisch veränderter Pflanzen und Lebensmittel, trotz zunehmender Beweise, dass die Gentechnik-Pflanzen, die in den Startlöchern stehen, der britischen Tierwelt schaden werden,  wie z. B. den Schmetterlingen“, sagte Dr. Wallace.

References:

(1)    The GeneWatch UK appeal to the ICO is on: tinyurl.com/lsdugjt; Defra’s response to GeneWatch’s complaint about the withheld information is on:tinyurl.com/l52jxlo
(2)    Meeting recorded on: www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/212312/defra-min-transparency-1213-q4.pdf  Rt Hon David Heath MP Minister of State. January 2013. Agri Biotech Council “To discuss role of agri-biotech including GM, in the UK and particularly food security and economic opportunities”.
(3)    GeneWatch UK and GM Freeze Press Release: Monsanto meets ministers to push return of GM crops to Britain. Thursday 25th October 2012.www.genewatch.org/article.shtml?als[cid]=492860&als[itemid]=571449
(4)    Environment groups condemn Paterson’s plans to plant RoundUp Ready GM crops in England. Joint PR: GeneWatch UK, Greenpeace UK, Friends of the Earth, GM Freeze, Soil Association. Monday 10th March 2014. www.genewatch.org/article.shtml?als[cid]=492860&als[itemid]=574352

Bereits im Juli 2013 machten wir Sie über die Auswirkungen des bevorstehenden Freihandelsabkommen mit den USA aufmerksam. Wie so oft kündigte Monsanto wieder mal seinen Rücktritt aus der EU an. Doch unsere Skepsis hatte sich bewahrheitet. Wir hatten Ihnen 10 Gründe genannt, warum wir der Meinung waren, dass der erneute Rückzug für Monsanto eher eine Image-Kampagne war. Unter Punkt 2. ist die Pflanzenzüchtung Internationale Cambridge Limited

Der größte europäische Pflanzenzüchter „Plant Breeding International Cambridge Limited A UK„, ursprünglich öffentliches Eigentum, dann im Besitz von Unilever, ist seit 1998 im Besitz von Monsanto. Sie ist im Besitz von einer großen Sammlung von Gras-und Baumarten mit zahlreichen Zuchtprogrammen einschließlich Kartoffeln, Gerste, Winterweizen und Raps. Das Unternehmen wurde 1987 von Unilever gegründet: Ziel war es, ertragreiche, hochwertige Sorten mit der notwendigen Schädlings-und Krankheitsresistenz zu erzeugen, um Input-Kosten zu minimieren. Und ist nicht nur für Europa tätig, sondern weltweit. Siehe dazu unseren Beitrag: Monsanto kündigt erneut einen Rücktritt an – 10 Gründe zur Skepsis!

Wie der Beitrag zeigt, lässt die Britische Regierung die Öffentlichkeit im Dunklen, doch im Juni 2013 enthüllte die dailymail.co.uk, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel in den Häusern des Parlaments verboten seien. Paradox, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel auf der Speisekarte in den Restaurants des Parlaments verboten wurden, und dies bereits seit 1998, wie der Catering-Service des britischen Unterhauses (House of Commons Catering Service) bestätigte. Der Bericht erschien genau zu dem Zeitpunkt, als Owen Paterson, der britische Minister für Umwelt, Ernährung und ländliche Räume von der Konservativen Partei, einen Appell an die britische Öffentlichkeit gerichtet hatte, ihre Zweifel zu überwinden und gentechnisch veränderte Produkte anzunehmen.

Es gibt keine Veranlassung, negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu befürchten, laut Paterson. Warum essen es die Parlamentarier nicht selber? Kennen diese auch die vielen Studien, die zeigen, wie gesundheitsschädlich genmanipulierte Lebensmittel sind? Lesen Sie dazu 10 Studien beweisen: GVO schaden der Gesundheit.

Wenn Ihnen also irgend jemand erzählt, GVO sei für den Verzehr völlig sicher, so deuten viele Beweise auf das Gegenteil.

Netzfrau Kerstin Hördemann

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