Reyhaneh Jabbari nach wie vor in Gefahr, gehängt zu werden

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Das internationale Engagement für die Aufhebung der Todesstrafe von Reyhaneh Jabbari war und ist enorm.

Trotzdem gab es bislang keine Begnadigung. Der so umstrittene Fall wurde auch nicht wieder aufgerollt, um ihn in einer umfassenden Untersuchung endgültig aufzuklären.

Weiterhin schwebt Reyhaneh Jabbari in Lebensgefahr und die Gerüchte, die über den Tathergang gestreut werden, machen es ihr nicht gerade leichter.

Wir übersetzen Ihnen den folgenden Text aus diesem Artikel:

Reyhaneh Jabbaris erster Anwalt, Mohammad Mostafaei, hatte scheinbar klar gemacht, dass Jabbaris Todesurteil von den Gerichten unterzeichnet wurde, nachdem die Beweise zerstört wurden oder „verloren“ gingen. Vielleicht waren diejenigen, die Reyhanehs Todesurteil in der Islamischen Republik Iran unterzeichnet hatten, sich nicht einmal selbst sicher, dass sie schuldig ist, oder sie versuchen, sie ganz unabhängig davon für den Mord verantwortlich zu machen.

Während die Kampagne zu Jabbaris Rettung weiterlief, gab es irreführende Aussagen seitens der Familie des Opfers Morteza Sarbandi und deren Anwälte über die Details des Falles. Als zum Beispiel die Kampagne begann, wurde das bewusste Messer größer und größer. Jetzt behaupten die Anwälte von Sarbandis Familie, das Messer sei einen halben Meter lang gewesen, statt der ursprünglich erfassten 15 cm. Darüber hinaus wurde von Sarbandis Familie behauptet, das Getränk auf dem Tisch habe Abführmittel enthalten und nicht, wie forensisch bestätigt, Betäubungsmittel. Außerdem wird behauptet, Sarbandi habe Jabbari nicht angegriffen, sondern sei während der Durchführung muslimischer Gebete hinterrücks von ihr erstochen worden.

Da Jabbaris Todesurteil von den Gerichten der Islamischen Republik nicht aufgehoben wurde, werden wir die Kampagne zur Rettung von Reyhaneh mit voller Kraft fortsetzen. Wir sind gegen Hinrichtungen und fordern, dass das Todesurteil gegen Reyhaneh Jabbari offiziell von den Gerichten aufgehoben wird. Wir fordern, dass der Tod von Morteza Sarbandi in einem fairen Verfahren nach internationalen Standards untersucht wird.

Bitte unterstützen Sie uns weiterhin.

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Hier ein youtube-Video, mit dem eine Nachricht von Reyhaneh Jabbari übermittelt wird, die wir Ihnen nachfolgend übersetzen.

https://www.youtube.com/watch?v=bmIuXtq1CF0?rel=0″ width=“560″ height=“315″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“>

Die wahre Geschichte der Reyhaneh Jabbari

Mein Name ist Reyhaneh Jabbari, ich bin 26 Jahre alt, Iranerin und ich lebe im Gefängnis, wo ich schon seit Jahren eingesperrt bin und Albträume habe, jederzeit hingerichtet werden zu können.

Meine Angst wächst täglich, während ich darauf warte, von einem Seil um meinen Hals stranguliert zu werden. Wenn ich mich nicht verteidigt hätte – und nur dann – , wäre ich Opfer einer Vergewaltigung geworden. Ich wünschte, es hätte diesen verdammten Tag in meinem Leben nie gegeben  – den Tag, der mich und mein Leben zerstört hat

Ich sprach und lachte am Telefon mit meinem Freund, als sich mir zwei Männer näherten, die mitgehört haben mussten, dass ich über Innenausstattung redete. Als ich das Eiscafé verlassen wollte, kamen diese beiden Männer mir nach und fragten mich, ob ich ihre Büros neu einrichten könnte. Wir wurden uns einig und tauschten Telefonnummern aus.

Ein paar Tage später rief Mortezas Freund mich an, ich solle in sein Büro kommen, um dieses gemäß den Vertragsbedingungen, auf die wir uns bereits geeinigt hatten, neu einzurichten. Wir verabredeten uns und ich erschien an jenem Tag.  Ich war schon auf dem Weg, als Morteza mit seinem Wagen vor mir hielt und darauf bestand, mich mitzunehmen. Sein Freund saß mit im Auto. Ich stieg ein – ich wünschte, das hätte ich nie getan.

Sie holten mich also ab und brachten mich in eine Gegend, die ich nicht kannte. Ich bekam Angst. Morteza hielt vor einer Apotheke an. Er kaufte dort irgendwas und kam mit einer kleinen Plastiktüte zurück. Ich wusste nicht, was er gekauft hatte.

Im Gebäude war es sehr dreckig, so als hätte dort lange niemand mehr gewohnt. Herr Sheikhi kam nicht mit hinein. Ich hatte Angst, die Türe zu schließen, aber Morteza bat mich darum, die Türe zu schließen und mein Kopftuch auszuziehen. Das tat ich nicht. Er trat näher und wollte mich anfassen, aber ich ließ ihn nicht. Er legte den Arm um meine Taille, ich rannte weg. Er wurde wütend und sagte, ich könne sein Verlangen nicht missachten.

Ich hatte ein Messer bei mir. In einem Moment, in dem er mir seinen Kopf wieder zuwandte, stach ich ihm in den Rücken [Rückseite der Schulter]. Er kam weiter auf mich zu, noch zorniger als vorher. Er packte mich, aber ich konnte mich aus seinem Griff befreien. Während ich hinausrannte, trat Mr. Sheiki ein. Er begann mit Morteza zu kämpfen. Ich weiß nicht, was zwischen den beiden vorging. Er ging zum Küchentisch und nahm dort einige Dokumente weg. Ich rannte fort in der Hoffnung, dass man mich in der Stadt nicht mehr finden würde. Ich war in einen furchtbaren Vorfall verwickelt worden.

Später erfuhr ich, dass die Plastiktüte, mit der er aus der Apotheke kam, Betäubungsmittel und Kondome enthielt. All die Unstimmigkeiten, die mit Betäubungsmittel versetzte Flüssigkeit und die Kondome – alles weist darauf hin, dass sie mich vergewaltigen wollten. Ich habe mich nur selbst verteidigt.

Bei allen Gerichtsterminen habe ich ausgesagt, dass ich unschuldig bin, und ich werde nicht aufhören, das zu beteuern. Ich habe Morteza nicht getötet, auch wenn ich ihn mit dem Messer gestochen habe, um mich selbst zu befreien. Ich weiß nichts über das Ausmaß des Angriffs durch den anderen Mann oder über dessen Absichten. Vielleicht wollte er Beweise vernichten.

Es kam der Tag des richterlichen Entscheidung und das Gerichtsurteil entlastete mich nicht, sondern verurteilte mich zum Tode. Seit meiner Verurteilung vor 7 Jahren sitze ich in der Todeszelle.

Das Gericht akzeptiert weder meine Aussagen noch die Verteidigung meines Anwalts. Wie ich bereits in meiner letzten Einrede gesagt habe: Ich bin nur eine ganz normale Frau, die die Verletzung ihrer Würde nicht erlaubt hat.

Ich bin Gestalterin, ich arbeite als Gestalterin und im Rahmen meiner Arbeit bin ich einen Vertrag mit ihnen eingegangen. Sie haben mich zu dem Ort gebracht, von dem ich berechtigterweise glaubte, dass ich dort meiner Arbeit nachgehen würde. Da mir so etwas noch nie passiert war, gab es für mich zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Anzeichen für ihre wahren Absichten.

Nur die Familie des Verstorbenen, der Leiter der Justiz und der oberste Führer können mich vor dem Tod bewahren. Ich habe es nicht verdient zu sterben. Ich will leben. Bitte retten Sie mich!

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Der erste Anwalt von Reyhaneh Jabbari, Mohammad Mostafaei hatte den Eindruck, dass Beweise vernichtet wurden, um Jabbaris Schuldspruch aufrechtzuerhalten. Immer wieder wird eine CD mit Beweisen erwähnt, die mittlerweile verschwunden ist. Mohammad Mostafaei soll mittlerweile das Land verlassen haben.

Reyhaneh Jabbari wurde vom Geheimdienst verhört. Der zweite Mann, Herr Sheikhi, musste nicht aussagen, weil angeblich klar war, dass er nichts mit dem Fall zu tun hat. Dabei hätte er sicher einiges zur Aufklärung beitragen können. Immerhin war er Augenzeuge der Situation, aus der Reyhaneh Jabbari flüchtete. Und sicher wäre es nicht uninteressant zu wissen, worum es in dem Kampf zwischen ihm und Morteza Sarbandi gegangen ist. In welcher körperlichen Verfassung war Sarbandi bei seinem Eintreten? Immerhin scheint es ihm noch gut genug gegangen sein, um Reyhaneh nach dem Messerstich weiter zu belästigen. Warum hat Sheiki keinen Krankenwagen gerufen?

Fragen über Fragen, die nur in einem neuen und fairen Verfahren geklärt werden können. Bitte unterstützen Sie auch weiterhin die Urgent Action von Amnesty International und die Avaaz Petition. Reyhaneh Jabbari verdient einen objektiven Prozess nach internationalen Standards. Und auch die Familie des Opfers hat ein Recht auf die Wahrheit. Denn möglicherweise ist Sarbandis wahrer Mörder nach wie vor auf freiem Fuß.

Netzfrau Andrea Wlazik

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