Nigeria: Zwei der entführten Mädchen tot

NigeriaMitte April entführte die Terrorgruppe Boko Haram etwa 270 Mädchen aus einer Schule im nigerianischen Chibok. Während sich einige Schülerinnen bereits befreien konnten, werden nach wie vor etwa 220 der 15- bis 18-jährigen vermisst. Nach Angaben der Terroristen starben zwei der Mädchen an Schlangenbissen.

Wir sind in Gedanken bei ihren Familien, bei den nach wie vor vermissten Mädchen und deren Angehörigen.

Grund für die Entführung soll zum einen sein, dass Boko Haram westliche Bildung und Schulen für Mädchen verabscheut. Beides passt nicht in ihre Ideologie von einem Staat nach islamischem Recht. Zum anderen sind die meisten der Mädchen Christinnen. Boko Haram ist neben seinen Angriffen auf staatliche Institutionen auch dafür bekannt, Anschläge auf Schulen und Kirchen zu verüben und Christen/Christinnen zu ermorden oder zu versklaven. Alleine in diesem Jahr gab es 1500 Todesopfer durch Aktionen von Boko Haram.

Die Terrorgruppe, die ein Ableger von Al Kaida sein soll, bezeichnet sich selbst als „nigerianische Taliban“ und nennt sich auch „Sunitische Bruderschaft in Ausführung des Heiligen Krieges“. Ihr Anführer, Abubakar Shekau, kündigte in einem fast einstündigen Bekennervideo an, er werde die Mädchen verkaufen.

Die USA haben ihre Hilfe zugesagt – sowohl bei der Befreiung der Mädchen, als auch im weiteren Umgang mit Boko Haram, die Nigeria in weiten Teilen in Angst und Schrecken versetzen. Auch Großbritannien soll seine Hilfe beim Aufspüren der jungen Frauen angeboten haben.

Es folgt eine freie Übersetzung des Artikels „Kidnapped Nigerian Schoolgirls Forced To Marry Extremists: Reports“.

Hunderte aus einer Schule in Nigeria entführte Mädchen und junge Frauen werden gezwungen, ihre extremistisch-islamistischen Entführer zu heiraten, berichtete eine staatliche Organisation am Mittwoch.

Zur gleichen Zeit verhandele das Boko-Haram-Terrornetzwerk über das Schicksal der Schülerinnen und verlange ein nicht näher benanntes Lösegeld für deren Freilassung, teilte ein Vertreter des nigerianischen Bundesstaats Borno der Associated Press (AP) mit. Er berichtete außerdem, dass laut der Nachricht der Entführer vom Mittwoch zwei der Mädchen an Schlangenbissen gestorben seien. Die Botschaft sei an ein Mitglied eines Präsidialausschusses geschickt worden, der sich letztes Jahr für einen Waffenstillstand mit den islamischen Extremisten eingesetzt hatte.

Die Neuigkeit über den Verkauf der Mädchen, um diese mit den Kämpfern der Terrorgruppe Boko Haram zu verheiraten, komme aus den Reihen der Eltern. Umgerechnet 12 $ pro Schülerin sollen angeblich gezahlt werden, wenn diese die Kämpfer heiraten, berichtet Halite Aliyu vom Borno-Yobe People’s Forum der Associated Press. Den Eltern seien von Bewohnern des Sambisa Waldes, an der Grenze von Nigeria zu Kamerun, wo Boko Haram Verstecke unterhalten soll, Informationen über Massenhochzeiten zugetragen worden.

Jüngsten Berichten zufolge seien einige der Mädchen über die Grenze nach Kamerun und in den Tschad gebracht worden.

„Einige von ihnen wurden mit Aufständischen verheiratet. Eine mittelalterliche Form der Sklaverei. Geh und fang Frauen und dann verkaufe sie weiter,“ erklärt Pogu Bitrus, Ratsältester von Chibok, der Stadt, wo die Mädchen entführt wurden, dem Hausa Service des BBC.

Die Empörung darüber, dass die Mädchen immer noch nicht gerettet wurden, wächst. Trotz heftigen Regens zogen am Mittwoch Hunderte Frauen zu Nigerias Nationalversammlung aus Protest über die Untätigkeit der Regierung in Bezug auf die Schülerinnen. Auch in Kano, Nigerias zweitgrößter Stadt im Norden, gingen Hunderte auf die Straße. „Die Vorsitzenden beider Kammern haben gesagt, sie werden alles in ihrer Macht Stehende tun. Aber es sind bereits zwei Wochen verstrichen. Es muss JETZT etwas passieren.“ meint Aktivistin Mercy Asu Abang. „Wir wollen unsere Mädchen lebend zurück – nicht in Leichensäcken.“

Unter dem Hashtag #BringBackOurGirls werden auch soziale Medien für den Protest genutzt.

Bislang gibt es keine Neuigkeiten über den Verbleib der 25 Mädchen, die bereits Anfang April entführt wurden.

Ein Senator aus der Region behauptet, er habe über die Bewegung der Kidnapper und der Mädchen genauestens Bescheid gewusst und das Militär beinahe täglich darüber informiert. „Was mich am meisten beunruhigt, ist, dass jedes Mal, wenn ich das Militär darüber informiert hatte, wo die Mädchen sind, diese nach 2-3 Tagen ihren Aufenthalt wechselten. Ich würde sie trotzdem jederzeit wieder informieren, wenn es neue Entwicklungen gibt.“ wird Senator Ahmad Zanna auf der nigerianischen Onlineseite Persecond News zitiert. Zanna sagt, einige der Mädchen seien in Kolofata in Kamerun, ungefähr 15 km von der nigerianischen Grenze entfernt. Einer der Rebellen habe einen Freund in Borno angerufen und erzählt, dass er gerade geheiratet und sich in Kolofata niedergelassen habe. Außerdem habe vor 3-4 Tagen ein nigerianischer Hirte berichtet, er habe gesehen, wie die Mädchen in Booten auf eine Insel im Lake Chad gebracht wurden.

Ein anderer Senator aus der Region meint, die Regierung brauche internationale Hilfe, wenn sie die Mädchen retten wolle. Die Regierung müsse tun, was auch immer nötig sei, dazu gehöre auch, sich Unterstützung von außerhalb zu holen, um sicherzustellen, dass die Mädchen befreit werden. Senator Ali Ndume sagt: „Je länger das dauert, desto geringer werden die Chancen, die Mädchen zu finden und desto traumatisierender für die Familien und die entführten Mädchen.“

Ungefähr 50 der entführten Mädchen konnten sich in den ersten Tagen nach der Entführung aus ihrer Gefangenschaft befreien, aber etwa 220 werden noch vermisst, berichtet der Direkter der Chibok Girls Secondary School, Asabe Kwambura. Zwischen 16 und 18 Jahre seien sie alt und sie waren zur Schule zurück beordert worden, um eine Physikprüfung zu schreiben.

Das Unvermögen der Regierung und des Militärs ist für diese eine große Schande. Wachsende Kritik wird bereits laut über deren scheinbare Unfähigkeit, den bereits fünf Jahre andauernden Aufstand der islamischen Extremisten einzudämmen, trotz der drakonischen Militärpräsenz durch den seit 11 Monaten für drei nordöstliche Staaten erlassenen Ausnahmezustand, der 1/6 des Landes abdeckt.

Kaum posaunt das Militär einen Erfolg in seinem „Angriff auf Terroristen“ aus, zieht das Tempo der Extremisten an und die Tödlichkeit ihrer Angriffe verstärkt sich. Mehr als 1500 Menschen wurden alleine in diesem Jahr schon in den Aufständen getötet, verglichen mit geschätzten 3600 Toten im Zeitraum von 2010 bis 2013.

Präsident Goodluck Jonathan, der aus dem überwiegend christlichen Süden Nigerias kommt, wird vorgeworfen, unempfänglich zu sein für die Not der Menschen im Norden, wo überwiegend Muslime leben.

„Menschen aus dem Nordosten Nigerias haben das Gefühl, bestraft zu werden, weil sie nicht für Jonathans Demokratische Volkspartei gestimmt haben – die gesamte Region wird von oppositionellen Politikern gehalten“, berichtet Aliyu vom Borno Yobe People’s Forum. „Die Nordost-Zone steht in Flammen utnd nichts wird getan, weil wir nicht die PDP gewählt haben“, sagt sie. „Frauen werden täglich vergewaltigt, unsere Kinder werden abtransportiert wie Tiere und verkauft wie Hühner, sie [die Extremisten] brennen Schulen und Moscheen nieder und machen ganze Dörfer dem Erdboden gleich.“

Sie befürchtet, es könne Jahrzehnte dauern, alles wieder aufzubauen. Ungefähr 750 000 Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben, einige in Nachbarländer, gleichzeitig auf der Flucht vor dem Terror der Fanatiker und dem Missbrauch der Soldaten.

Der mangelnde Fortschritt des Militärs darin, die Mädchen zu retten, ist Indikator dafür, dass große Teile des nordöstlichen Nigerias nach wie vor nicht unter der Kontrolle der Regierung sind. Bis zum Kidnapping

Seit Mitte Januar bis zu den Entführungen flog die Luftwaffe beinahe täglich Bombenangriffe auf den Sambisa-Wald und die Berghöhlen am Rande von Tschad.

Aliyu findet, dass im Nordosten von Nigeria das Leben „böse, kurz und brutal“ geworden ist und schließt „Wir leben in einem Zustand der Anarchie.“

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Nicht nur die Gedanken der Netzfrauen begleiten die entführten Mädchen und ihre Familien. Auf der Facebook-Seite der Kampagne Bring Back Our Girls bekunden Tausende ihr Mitgefühl und ihre Solidarität, senden gute Gedanken oder rufen zum Gebet auf. Die Initiatoren zeigen aber auch Möglichkeiten, wie jeder aktiv werden kann:

  1. Schreiben Sie an Ihre Präsidenten, Abgeordneten, Minister usw. oder rufen Sie sie an. Fordern Sie, dass sie ihre Hilfe zur Rettung der Mädchen anbieten. Petitionen sind gut, aber ein individuelles Anschreiben oder ein Anruf sind besser.
  2. Informieren Sie alle Ihre Freunde über diese Gräueltat und bitten Sie sie, beim Schreiben und Anrufen mitzuwirken. Laden Sie sie auf unsere Facebookseite ein und dazu, ihr Profilbild zu ändern, um bei ihren Freunden und ihrer Familie ein Bewusstsein zu schaffen.
  3. Organisieren Sie einen Protestmarsch oder eine Rallye in Ihrer Stadt für einen Termin innerhalb der nächsten sieben Tage. Schicken Sie uns Datum, Uhrzeit und Ort und wir helfen Ihnen bei der Organisation und der Werbung.

Auch Links zu laufenden Petitionen finden Sie auf der Facebookseite.

Nicht wegschauen! Mitmachen!

Netzfrau Andrea Wlazik

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