Haben Sie schon einmal versucht, plastikfrei einzukaufen? Wer darin nicht geübt ist, wird schon beim ersten Testkauf feststellen: Fast alles, was wir im Supermarkt und sogar ein großer Teil dessen, was wir im Bioladen kaufen, ist in Plastik verpackt.
Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Mehr als 6 Millionen Tonnen gelangen jährlich ins Meer und zersetzen sich zu kleinsten Partikeln, an die Umweltgifte andocken.
Fische nehmen diese Partikel auf und so wandert das Plastik auf unseren Teller. Aber nicht nur über unseren Müll gelangt Plastik in den Fisch und nicht nur dorthin. Mittlerweile wurde Mikroplastik auch schon in Honig, in Regenwasser und sogar in der Luft nachgewiesen.
„Wir sind Kinder des Plastikzeitalters: vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietscheente bis hin zum Auto. Plastik ist überall: In den Weltmeeren findet man inzwischen sechsmal mehr Plastik als Plankton und selbst in unserem Blut ist Plastik nachweisbar! Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken.“ sagte Werner Boote bereits in der wichtigen Dokumentation „PLASTIC PLANET“. [Video in unserem Artikel: „Plastikteilchen nicht nur in Lebensmitteln gefunden – nein auch in der Luft!”]
Aber nicht nur im Meer oder in den Meeresorganismen, die die kleinen Partikel unseres Plastikmülls aufnehmen, sind diese zu finden. Denn außer unserem Plastikmüll sorgt auch die Industrie – allen voran die Kosmetikindustrie – für die Verbreitung der kleinen kugelförmigen Plastikpartikel, genannt Mikroplastik.
Mikroplastik ist tatsächlich ein Rohstoff, der in der Industrie ganz bewusst eingesetzt wird, z. B. in unserer Zahnpasta oder in Kosmetikprodukten. Selbst in Peelings mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Seesand o. ä., und sogar in einem als Pflanzenkosmetik deklarierten Produkt wurde Mikroplastik gefunden. [Siehe NDR-Video in unserem Artikel: „Plastikteilchen nicht nur in Lebensmitteln gefunden – nein auch in der Luft!”]
Unsere Kläranlagen können nur einen sehr geringen Teil der kleinen Plastikpartikel herausfiltern. Der Rest gelangt über das Abwasser in die Umwelt oder als Klärschlamm auf unsere Felder und von dort aus über die Luft überallhin.
„Wir können davon ausgehen, dass das Mikroplastik überall in der Atmosphäre zu finden ist„, sagt Professor Gerd Liebezeit vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Der Experte konnte Mikroplastik bereits in Honig und Milch nachweisen. Und auch im Regen- und sogar im Leitungswasser fand er es.
Neben Plastikmüll und Kosmetikindustrie (die Reinigungsmittelindustrie verwendet übrigens auch Plastikpartikel!), tragen auch einige unserer Textilien zur Verstärkung des Problems bei. So sind z. B. Fleecestoffe häufig aus Plastikfasern, die sich beim Waschen ablösen und so ebenfalls über das Abwasser ins Meer gelangen.
Welche gesundheitlichen Auswirkungen Mikroplastik auf den menschlichen Organismus hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. Bei Miesmuscheln stellte Prof. Angela Köhler vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven fest, dass diese heftigste Entzündungsreaktionen zeigen. Das Gewebe versuche, das Plastik einzukapseln,, so dass „bindegewebige Knoten“ entstehen würden. Sie hält ein sofortiges Verbot von Nanoplastik in Kosmetikartikeln für ratsam.
Umweltgifte docken mit Vorliebe an Mikroplastik an, was an dessen Oberflächenbeschaffenheit liegen soll. Nimmt der Mensch Mikroplastik über die Nahrung auf, nimmt er automatisch auch diese Gifte auf, womit schwer abzuschätzen wird, welche gesundheitlichen Folgen die Umweltbelastung mit Mikroplastik auf die Dauer für Mensch und Tier haben wird.
Bekannt ist jedoch die Gesundheitsgefährdung, die Plastik allgemein und vor allem einige häufig in Plastikartikeln vorkommende Weichmacher bedeuten, z. B. Bisphenol A. Hersteller von Babyflaschen aus Kunststoff haben bereits reagiert und verwenden diesen hormonverändernden, nervenschädigenden, krebserregenden Stoff nicht mehr, ein allgemeines Verbot gibt es jedoch nicht. Lesen Sie hierzu bitte auch unseren Artikel:„Über den Mund direkt ins Blut – Bisphenol A”.
Was kann jeder Einzelne zur Lösung dieses Problems beitragen?
Achten Sie beim Kauf von Kosmetik- und Reinigungsprodukten und Kleidung darauf, dass diese kein Mikroplastik enthalten. Bezeichnungen, die Ihnen beim Kauf Aufschluss darüber geben, ob Mikroplastik enthalten ist, sind laut NDR:
- Polyethylen (PE)
- Polypropylen (PP)
- Acrylat (ANM)
- Ethylen-Vinylacetat (EVA)
- Polyethylenterephthalat (PET)
- Polyester (PES)
- Polyamid (PA)
- Polyurethan (PUR)
- Polyimid (PI)
Auf der Seite des BUND finden Sie eine Liste von Produkten, die Mikroplastik enthalten und können jene melden, die noch nicht in der Datenbank erfasst wurden.
Außerdem hat Plasticontrol – Organisation gegen Plastik in Umwelt und Meer, eine Petition auf der Petitionsplattform des Deutschen Bundestages eingerichtet, der Sie sich gerne anschließen dürfen::
Abfallwirtschaft – Verbot von Mikroplastik in Kosmetik, Pflegeprodukten und Kleidung vom 28. 09. 2013
Text der Petition
Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass Mikroplastik in Kosmetik, Pflegeprodukten und Kleidung verboten werden. Die Entwicklung und der Einsatz von Filteranlagen für Klärwerke zur Aussonderung von Mikroplastik soll staatlich gefördert werden. Mikroplastik trägt zur Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll bei und belastet Tiere und Menschen durch über die Nahrung aufgenommene Chemikalien.
Begründung
Mikroplastik besteht in der Regel aus kleinsten Plastikkugeln und Plastikfasern. Plastikkugeln sind in vielen Kosmetik- und Körperpflegeprodukten enthalten. Diese Plastikkugeln gelangen nach einmaligen Gebrauch über das Abwasser der Haushalte in die Meere. Denn Klärwerke können Mikroplastik bisher noch nicht aus dem Wasser filtern, die Plastikkugeln geraten über die Flüsse in das Meer. Plastikfasern in Fleeceform stellen ein weiteres Problem dar. Bei einem einzigen Waschgang lösen sich nicht weniger als 1900 Teile aus einem Fleece-Kleidungsteil. Auch diese Fasern können durch Kläranlagen zur Zeit nicht gefiltert werden. In das Meer gelangt, tragen Sie zur globalen Plastikverschmutzung der Weltmeere bei. Denn hier werden die Plastikpartikel von Tieren aufgenommen, diese verwechseln die kleinen Kugeln mit ihrem natürlichen Futter. Zunehmend wird Mikroplastik von Forschern in Mägen und Kot von Meerestieren nachgewiesen. Mikroplastik setzt in den Tieren diverse chemische Stoffe frei. Denn neben den enthaltenen schädlichen Stoffen des Mikroplastiks, wie das hormonell wirksame Bisphenol A oder verschiedene krebserregende Additive, reichern sich zusätzlich im Meerwasser befindliche Chemikalien wie DDT oder PCB im Mikroplastik an. Letztendlich gelangen diese Chemikalien am Ende der Nahrungskette in den menschlichen Organismus. Plasticontrol fordert vom Deutschen Bundestag ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetik, Pflegeprodukten und Kleidung. Gleichzeitig soll die Entwicklung und der Einsatz von Filteranlagen für Klärwerke zur Aussonderung von Mikroplastik staatlich gefördert werden.
Wussten Sie, dass Plastik aus Rohöl bis zu 400 Jahre im Meer verbleibt?
Wenn Sie diese Information verknüpfen mit der Information vom Anfang des Artikels, nämlich dass jedes Jahr 6 Millionen Tonnen hinzukommen, kommen Sie wahscheinlich wie wir zu dem Ergebnis, dass es so nicht weiter gehen darf. Also tun Sie was! Überdenken Sie ihr eigenes Komsumverhalten! Nehmen Sie Taschen mit, statt Tüten zu kaufen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, benutzen Sie Tüten mehrmals anstatt sie wegzuwerfen. Steigen Sie wieder um auf Glasflaschen, statt PET-Flaschen zu kaufen!
Und vor allem: Kaufen Sie Ihren Kindern bisphenolfreie Trinkflaschen und Butterbrotdosen!
Noch eine kleine Petition zum Abschluss. Schade, dass diese bislang so wenig Mitzeichner gefunden hat. Hier geht es nämlich darum, dass für Plastikverpackungen und -tüten sogenanntes Bioplastik verwendet werden soll, welches sich innerhalb von 6 Monaten zu 90% im Wasser löst. An dieser Sache werden wir auf jeden Fall dranbleiben,..
Netzfrau Andrea Wlazik
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