Der Catwalk der Energiewende – man trägt EnEV 2014!

EnEV2014

Man trägt EnEV 2014

Dieses Jahr trägt man EnEV 2014

Die Entstehungsgeschichte der neuen EnergieEinsparVerordnung (EnEV)

Die Beteiligten

Seit 2009 feilte die Bundesregierung an der Energieeinsparverordnung (EnEV). Es war wirklich keine leichte Aufgabe, denn die Liste der Beteiligten sowohl als auch die Liste der Sonderwünsche bezüglich einer Novellierung der EnEV war lang. Unter anderem standen die Ministerien, die Wohnungswirtschaft, die Ingenieur- und Architektenkammer usw. auf der Liste von Beteiligten, die ihre Vorschläge zur Verbesserung der EnEV 2009 einbringen wollten und konnten.

Der Aufwand

Ein normal sterblicher Mensch kann sich den Aufwand, der da betrieben werden musste, überhaupt nicht vorstellen. Es war eine Mammutaufgabe, die es zu lösen galt. Tausende Meinungen und Ideen, die aus allen politischen Ecken und Richtungen sämtlicher Bundesländer sowie von verschiedenen Interessensverbänden vertreten wurden, sollten in die neue Verordnung einfließen. Es war fast wie ein Wettbewerb, frei nach dem Motto:

Wer die meisten Vorschläge zur EnEV auflistet, wird den ersten Platz machen.

Der Ablauf

Wie lief das ganze Prozedere ab? Zunächst wurden Vorschläge und Ideen gesammelt, um diese anschließend zu sortieren und auszusortieren. Vieles wurde diskutiert, vieles ausdiskutiert und noch mehr zu Tode diskutiert. Zum Teil gab es auch großen Zoff zwischen den Beteiligten.

Das Ergebnis

Schließlich und endlich war es am 18. November 2013 geschafft! Endlich war es so weit! Unter schwierigsten Bedingungen kam es zum großen Wurf. Der Frischling hieß EnEV 2014 und sorgte für viel Aufregung. Überall wurde die EnEV 2014 gepriesen und ihr gehuldigt. Sie wurde als das neueste Gewand der Energiewende präsentiert.

Die Präsentation

Willkommen auf dem Catwalk der Energiewende!

Wir präsentieren Ihnen heute das neueste Gewand der Energiewende: Die EnEV 2014. Sie ist der „letzte Schrei“ und die neueste Mode – sehr trendy und schick und bereits ab dem 01. Mai 2014 in allen Bundesländern zu haben!

Alle tragen in dieser Saison EnEV 2014, denn sie ist sehr sexy! Sie lässt sich zudem ganz leicht tragen, bringt Wohnkomfort, bietet Raumluftqualität und Werterhalt.

Kurzum: EnEV 2014 fühlt sich einfach gut an. Natürlich ist sie unbezahlbar, denn Qualität hat ja bekanntlich ihren Preis.

Ist die neue EnEV 2014 wirklich so gut? Ist sie so makellos, wie sie präsentiert wird? Oder versucht man uns mal wieder, viel Marke und wenig Qualität für einen ziemlich hohen Preis zu verkaufen? Ist das neue Gewand der Energiewende wirklich so atemberaubend, wie behauptet wird, oder erleben wir hier eine neue Version von „des Kaisers neue Kleider“…?

Die Schwächen der EnEV 2014

Lassen Sie mich die Kritikbrille aufsetzen und für Sie einige Schwächen der EnEV 2014 auflisten:

Anforderungen am Gebäudebestand

Die Anforderungen am Gebäudebestand bei Modernisierung von Außenbauteilen in Altbauten bleiben in der EnEV 2014 gegenüber der EnEV 2009 unverändert. Im Gegensatz zu den Altbauten verschärft die neue EnEV 2014 ab 1. Januar 2016 jedoch die Anforderungen für Neubauten.

Ab sofort müssen alle Immobilien abhängig vom Energieausweis des Objektes, die Energieverbrauchswerte oder Energiebedarfswerte des Objektes angeben. WAS? Genau!!! Energieverbrauch und Energiebedarf ist auf keinen Fall Primärenergiebedarf! Ich finde es ziemlich merkwürdig, denn ein Laie kann mit solchen Begriffen nur wenig bis gar nichts anfangen. Die erste Frage, die auftaucht, ist: Ist der Wert gut oder schlecht?

Kategorisierung der Energieeffizienzklassen

Ein anderer Punkt, der in der Kritik steht, ist die Kategorisierung der Energieeffizienzklassen von Gebäuden. Hierzu werden die Gebäude anhand eines Bandtachos in die entsprechenden Effizienzklassen von A+ bis H (ähnlich wie bei Elektro- und Haushaltsgeräten) eingeordnet. Das Bandtacho reicht nun, im Gegensatz zum früheren Bandtacho (der bis 400 kWh/m²a lief), nur bis 250 kWh/m²a. Entsprechend sind die Energieeffizienzklassen strenger kategorisiert als früher.

Ohne Fachchinesisch zu sprechen heißt das:

Ein Neubau nach EnEV erhält die Effizienzklasse C. Ein KfW 70 Haus, was eigentlich 30% weniger Energie als ein Neubau/EnEV-Haus verbraucht, erhält die Effizienzklasse B.

Nur Plusenergiehäuser, Nullenergiehäuser und Passivhäuser können im Grunde genommen der Energieeffizienzklasse A+ und A gerecht werden. Das verursacht natürlich eine gewisse Unsicherheit bei Mietern, Käufern und Verkäufern von Immobilien.

Ein Gebäude funktioniert eben nicht wie ein Fernseher oder ein Kühlschrank. Anders als bei Haushaltsgeräten oder Autos lässt sich anhand der Effizienzklasse bei einem Gebäude keine direkte Aussage über die tatsächlichen Kosten treffen. Zum Beispiel ergeben sich die Wärmeversorgungskosten eines Hauses aus Verbrauch und Preis des jeweils eingesetzten Energieträgers. Ein Haus der Effizienzklasse A+ könnte somit in der Bewirtschaftung teurer sein als ein Haus der Effizienzklasse C.

Steuerliche Anreize – Fehlanzeige!

Die EnEV 2014 bringt auch keine neuen steuerlichen Anreize mit sich, die Eigentümer der Bestandsimmobilien zu Modernisierungen motivieren könnten. Dabei sind diese für immerhin zwei Drittel des Mammutanteils der Co2-Produktion verantwortlich.

Heizungsanlagen

Ein weiterer sehr interessanter Punkt der EnEV 2014 beschäftigt sich mit dem Thema Heizungsanlagen. Rund 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen stammen aus Wärmeerzeugung für die Raum- und Prozesswärme im Gebäudesektor und entfallen auf die Heizung und Warmwasserbereitung. Laut Statistik entsprechen vier von fünf Heizungen in deutschen Kellern nicht mehr dem Stand der Technik. Von rund 20 Millionen betriebenen Öl- und Gasheizungen in Deutschland müssten nach Schätzung des Solarverbandes mindestens 2,5 Millionen veraltete Heizkessel sofort ausgetauscht werden.

Die neue EnEV hat leider auch hier versagt und lässt Schlupflöcher zu. Im Prinzip werden alte Heizungsanlagen, die in Ein- und Zweifamilienhäusern häufig zu finden sind, mumifiziert und aus alten Heizkesseln werden Sarkophage gemacht.

Die meisten alten Heizungsanlagen stehen in den Kellern von Ein- und Zweifamilienhäusern. Gerade solche Anlagen werden weiterhin unter Bestandsschutz gestellt. Vintage ist zwar „in“, aber nicht, wenn es um Heizungsanlagen geht. In Sachen Umwelt ist halt immer die neueste Mode angesagt.

Fazit

Meiner Meinung nach geht es hier tatsächlich zu wie in dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. War Hans Christian Andersen etwa auch an dem Verfahren beteiligt?

Netzfrau: Sharareh Fekri

Das könnte Sie auch interessieren:

Wo drückt der Schuh? Bei der Energiewende!

Regierung fährt Energiewende an die Wand

Atomkurs statt Energiewende? EU-Kommission will 69 neue Atomkraftwerke für Europa- Nicht mit uns!

Für eine enkeltaugliche Zukunft!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.