Immer schön „cool“ bleiben!

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Irgendwo habe ich folgenden Satz gelesen:

Wenn Menschen anfangen, über „früher“ zu sprechen, ist es ein Zeichen dafür, dass man langsam alt wird!

Ich sage: Die Technik entwickelt sich von Jahr zu Jahr immer schneller.

Früher

Mittlerweile spricht schon meine 17-jährige Tochter über „früher“. Und war früher nicht wirklich vieles viel weniger kompliziert, als es heute ist? Im Sommer wussten wir uns ohne Schnick-Schnack zu helfen. Nachts schliefen wir auf der Terrasse unter einem Moskitohimmel. Ein Glas eiskalte Limonade war immer eine willkommene Abkühlung. Unsere Innenhöfe waren unsere kleinen Oasen, denn die kleinen Wasserflächen mit einigen Topfpflanzen prägten hier das Mikroklima und bescherten uns tagsüber angenehme Luft. Halt umwelt- und naturfreundliche Architektur, die Freude und Komfort brachte. Meine Mutter hatte immer einen Fächer bei sich. Mit ihrem Fächer erinnerte sie mich immer an das Gemälde „Die Dame mit dem Fächer“ von Diego Velázquez. Nostalgie pur und dazu noch sehr elegant.

Heute

Wie sieht es eigentlich heute aus? Viele Sachen sind komplizierter, teurer und angeblich besser geworden, oder, wie es in der modernen Sprache heißt, alles ist umweltfreundlicher geworden. Immer „cool“ bleiben, wie geht das, wenn die Gehirnzellen innerlich überhitzt sind? Genauso wie die Räume an einem Sommertag in einem sanierten Altbau, wenn alles dicht gedämmt ist und sich die Luft in der Wohnung stickig und feucht anfühlt?

Anfangs ging es ja nur um CO2-Einsparungen in Altbaubeständen. Es ging ganz einfach: alles dämmen, sämtliche Fenster austauschen und last but not least: die Heizungsanlagen erneuern. Das Ganze bringt jährlich und pro Haus bis zu 60 Prozent CO2-Einsparung.

Moment mal bitte, haben wir da nicht etwas vergessen? Da war doch noch was mit Schimmel, Feuchtigkeit, Hygiene und Lüftung. Wenn ich einen Altbau saniere, und sei es nur die Fassadendämmung oder der Fensteraustausch, mache ich das Gebäude luftdicht! Früher hatte die Luft die Möglichkeit, sich auszutoben bzw. zu zirkulieren. Heute hingegen bekommt sie Zutrittsverbot oder Hausarrest. Das bedeutet, dass die feuchte Luft innerhalb des Gebäudes auch nicht ohne Weiteres abziehen kann, es sei denn, dass ich zu Hause bin und die Fenster zum Stoßlüften öffnen kann, was jedoch nicht immer problemlos möglich ist.

Immer schön cool bleiben!

Tja, was nun? Keine Panik, denn der Gesetzgeber hat schließlich an alles gedacht. So hat er  in verschiedenen Regelwerken dafür gesorgt, dass in solchen Fällen ein erstelltes Lüftungskonzept ein „must have“ ist. Somit kann für eine nutzerunabhängige Lüftung des Hauses gesorgt werden. Ist das nicht toll? Der Gesetzgeber denkt wirklich an alles! Er denkt an unsere Gesundheit, spart dabei CO2 und rettet nebenbei die Welt. Im Prinzip werden wir sogar zweimal gerettet oder sollte ich besser sagen: zweimal angeschmiert?

Warum? Hier kommt die weniger coole Erklärung: In den technischen Regelwerken werden zweierlei Lüftungen vorgeschlagen:

  1. Die Freie Lüftung
  2. Die Ventilatorgestützte Lüftung

Die Freie Lüftung

Bei einer „freien Lüftung“ regulieren zum Beispiel sogenannte Fensterfalzlüfter den Luftaustausch über Lüfterklappen, die in den Fensterrahmen integriert sind. Sie sind wartungsfrei und in der Anschaffung bezahlbar.

Die Ventilatorgestützte Lüftung

Bei der „ventilatorgestützten Lüftung“ handelt es sich um sogenannte zentrale oder dezentrale Lüftungsgeräte, die zum Teil an Außenwänden angebracht werden müssen. Sie sind in bestimmten Zeitintervallen zu warten und ihre „Mitgift“ ist die jährliche Stromrechnung, die nicht ohne ist. Das war jedoch nicht alles, denn so eine Anlage summt uns fürsorglich nachts in den Schlaf und morgens brummt sie uns den Schädel wach. Dass man für so einen Service natürlich etwas tiefer in die Tasche greifen muss, versteht sich von selbst, denn schließlich hat alles seinen Preis.

Ich möchte die zweite Variante, also die „ventilatorgestützte Lüftung“, noch etwas genauer unter die Lupe nehmen. Diese ist nämlich das Lieblingskind der Industrielobbyisten im Klimaanlagenbereich und wird von ihnen ausgiebigst angepriesen. Die Lobbypolitik sorgt immer mehr dafür, dass in Neubauten und in sanierten Gebäuden der Einbau solcher Lüftungsanlagen immer mehr als erste Wahl in Betracht gezogen wird. Sie fördern den Einbau mechanischer Lüftungsanlagen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen oder sogar mit Zuschüssen.

Meiner Meinung nach ist so eine Lüftungsanlage in den meisten Fällen reine Geld- und Energieverschwendung. Mit unserer Umwelt hat sie nur im negativen Sinne zu tun. Denn die Argumente der Hersteller klingen nur dann plausibel, wenn man nicht seinen eigenen Kopf inklusive Gehirnzellen und Verstand benutzt, anstatt sich alles diktieren und vorschreiben zu lassen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ich würde mal behaupten, dass sie anscheinend gerne ein Stück vom teuren Kuchen der Energiewende auskosten möchten.

Das Zwiebelprinzip – total uncool und nur noch zum Heulen!

Hier ist der Punkt, bei dem es mir nicht leicht fällt, „cool“ zu bleiben. Warum? Lassen Sie es mich in der Gemüsesprache erklären, denn das Thema „Ventilatorgestützte Lüftung“ ist, wie eine Zwiebel, sehr vielschichtig.

Die äußere Schale: Sehr verlockend und vielversprechend. Luxus pur und eine coole Sache. Man bekommt sogar eine Fernbedienung und eine tolle Software dafür.

Schicht zwei: Die graue Energie, die für die für Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung der Klimaanlagen benötigt wird, wird bewusst außer Acht gelassen.

Schicht drei: Die Anlagenhersteller feilen permanent an neuen Techniken und neuen Ideen. Kennen Sie das Problem, wenn ein etwas älteres Elektrogerät defekt ist und es niemanden gibt, der es reparieren will bzw. kann, weil die nötigen Ersatzteile hierfür fehlen und/oder die Reparaturkosten im Verhältnis zu teuer werden könnten? Dann heißt es: Weg damit! Dies wird höchst wahrscheinlich in einigen Jahren mit den Klimaanlagen passieren, die jetzt noch modern sind aber in nur ein paar wenigen Jahren überholt sein werden!

Schicht vier: Kostenfaktor kann, je nach Ausführung und Größe des Hauses, ein kostspieliges Hobby werden. Es gibt auch Schichten mit Stromkosten, Wartungsverträgen, Filteraustausch, Party- oder Schlafzeit und, und, und. Wie gesagt, es ist wahrhaftig wie bei einer Zwiebel, je mehr Schichten ich zähle, um so mehr kommen mir die Tränen.

Keep Cool?

Ist es uns wirklich wert, um jeden Preis „cool“ zu bleiben? Ist es nicht eher grotesk? Wir sparen CO2  und Heizkosten, indem wir unsere Altbauten sanieren. Zur Sanierung von Altbauten kaufen wir teure Klimaanlagen, bei deren Herstellung eine große Menge grauer Energie benötigt wurde. Die Anlagen fressen 365 Tage im Jahr Strom und die Unterhaltungskosten sind nicht ohne. Eine Garantie, dass die Anlagen in ein paar Jahren immer noch „up to date“ sein werden, kann und wird uns niemand geben.

Fazit

Ich werde mich doch für die erste Variante, „Freie Lüftung“ entscheiden und trotzdem „cool“ bleiben. Und zur Not greife ich zu meinem Fächer und einem Glas leckeren Frappuccino.

Netzfrau Sharaeh Fekri

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