Massenware Antibiotika in der Massentierhaltung – Katapultieren uns die katastrophalen Auswirkungen medizinisch zurück ins Mittelalter?
„Wenn jetzt nicht schnell und koordiniert gehandelt wird, dann steuert die Welt in eine Post-Antibiotika-Ära, in der gewöhnliche Infektionen und kleine Verletzungen wieder tödlich werden können,“ sage Doktor Keiji Fukuda, Generaldirektor für Gesundheitssicherheit bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Anlass war die Veröffentlichung eines Berichtes Ende April, in dem die WHO weltweit vor dem Problem von multiresistenten Keimen warnt. Noch Fragen?
Ein Patient liegt nach einer Operation im Krankenhaus, die Wunde heilt nur schlecht. Die eingesetzten Antibiotika wirken nicht, weil der Patient multiresistente Keime in sich trägt. Situationen wie diese sind für den Mediziner Martin Eikenberg am Institut für Allgemeine-, Krankenhaus- und Umwelthygiene am Klinikum Bremen Mitte Alltag: „Wir kämpfen jeden Tag mit Patienten, die mit multiresistenten Keimen infiziert oder besiedelt sind. Und wir versuchen, eine Weiterverbreitung dieser Erregern zu verhindern“, sagt Eikenberg. Die therapeutische Schwierigkeit sei, für die Behandlung der isolierten Patienten Antibiotika zu finden, die bei diesen Erregern noch wirken.
Die Ärzteinitiative gegen Massentierhaltung, fordert ein Umdenken: weg von industriellen Tierställen hin zu kleineren Einheiten, in denen Tiere mehr Platz haben, artgerechter gehalten werden und damit gesünder und möglichst ohne Medikamente aufwachsen. Damit sinke die Gefahr von multiresistenten Keimen für den Menschen.
Mediziner hoffen auf breite Unterstützung
Mit dem Start ihrer bundesweiten Kampagne wollen die Ärzte vor allem Druck auf die Politik und die Verantwortlichen im Gesundheitswesen ausüben. 250 Kollegen haben sich der Initiative bereits angeschlossen. Sie fordern unter anderem, dass der Antibiotika-Einsatz bei Hühnern und Schweinen schärfer kontrolliert wird. Die Mediziner hoffen auf breite Unterstützung. Schließlich, sagen sie, kennen fast alle Ärzte das Problem, dass Medikamente bei ihren Patienten nicht mehr anschlagen. Quelle: NDR
15 000 Menschen sterben allein in Deutschland jedes Jahr an Infektionen. Schuld sind resistente Erreger, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Die sogenannten „Krankenhauskeime“ verursachen unter anderem Wunden, die nicht mehr verheilen
Gefahr aus dem Stall – Tödliche Keime – machtlose Politik?
Eigentlich ist der hohe Einsatz von Antibiotika gar nicht nötig, denn es gibt Alternativen. Andere Länder wie Dänemark, einer der größten Fleischexporteure der EU, machen vor, wie man den Antibiotika-Einsatz reduzieren kann – ohne Bauern oder Tierärzte in die Pleite zu treiben. Hier liegt der Verbrauch inzwischen nur noch bei einem Fünftel der Menge, die in Deutschland verabreicht wird.
Dazu eine Dokumentation von Zdf -Zoom vom 04.06.2014
In der heutigen Massentierhaltung werden Antibiotika nicht selten einfach ganz selbstverständlich dazu gefüttert und zu schnell von Tierärzten verordnet. Rupert Ebner, Tierarzt und früherer Vizepräsident der Bayerischen Landestierärztekammer, sagt ganz offen: „Tierarzneimittel werden wie Haarshampoos und Tönungsmittel für Frisöre vertrieben.“
Kein Wunder, finden wir. Wenn der Tierarzt gleichzeitig Apotheker ist und mit dem massenhaften Verkauf von Antibiotika das große Geld machen kann, hat man den Wolf zum Schäfer gemacht. In Deutschland dürfen Tierärzte, anders als Humanmediziner, Arzneien nicht nur verschreiben, sondern auch verkaufen (Dispensierrecht). Durch ein Rabattsystem kaufen sie die Medikamente bei einer großen Abnahme preiswerter ein. Wie der Discounter um die Ecke. Durch dieses System steht der Tierarzt unter Druck: hohe Abnahme = niedriger Einkaufspreis = hoher Verkaufsdruck!
Nachdem erst vor einigen Tagen wieder problematische Keime in mehreren Wurstsorten gefunden wurden, sollten wir alle endlich aufhorchen. Die gefundenen Keime produzieren Enzyme, die sie gegen Antibiotika resident machen. Na prmia!
Ein Verfahren, dass bei einigen Allergien sinnvoll erscheint, hat in diesem Fall katastrophale Auswirkungen: Die spezifische Immuntherapie. Bei dieser Behandlungsmethode wird der Körper mit geringen Mengen des Allergie-Auslösers langsam an das Allergen gewöhnt. Dies hat zur Folge, dass das Immunsystem unempfindlich wird und nicht mehr auf das Allergen reagiert.
Was die regelmäße „Fütterung“ mit Antibiotika für die Tiere und für den Menschen – als das Ende der Nahrungskette – für Auswirkungen hat, kann man sich an fünf Fingern abzählen (sofern man das Problem sehen möchte!)
Netzfrau Kerstin Hördemann
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