Spaniens König dankt ab. Am 02. 06. 2014 erklärte Don Juan Carlos I in einer gut studierten Fernsehansprache seine Entscheidung.
Was diese Bekanntmachung in Spanien auslöst und warum neben vieler Kritik auch einiges dafür spricht, dass die Staatsform der Monarchie beibehalten wird, durchleuchtet unsere Netzfrau Ruth Freckmann.
Am 19. Juni 2014 ist es soweit: Felipe VI soll offiziell vom spanischen Parlament zum neuen spanischen König ernannt werden. Allerdings ist der genaue Termin der offiziellen Kundgebung von einem neuen Gesetz abhängig, das praktisch ad hoc erarbeitet werden muss, denn es gibt noch keine Regelung zur möglichen Abdankung des Königs.
Am Montag, dem 2. Juni 2014 hatte der spanische König, Don Juan Carlos I, dem spanischen Regierungspräsidenten in einem einfachen Satz seine Entscheidung zur Abdankung schriftlich mitgeteilt, was dann Regierungspräsident Mariano Rajoy offiziell bekannt gab. Der König selbst erklärte in einer eigenen, gut studierten Fernsehansprache diese Entscheidung, aber es fehlt nun das Abdankungsgesetz. Die Spanier sind jedoch schnell im Improvisieren und so wird mit etwas Glück alles zum vorgesehenen Termin bereit sein.
Im spanischen Fernsehen wird von fast nichts anderem mehr gesprochen und ich muss sagen, dass Spaniens Demokratie funktioniert. Da melden sich die Republikaner zu Wort, die Monarchen und ein jeder hat etwas zu sagen. Alles und jedes kleinste Detail wird analysiert und an niemandem geht diese Nachricht spurlos vorbei.
In letzter Zeit war die Beliebtheit des Königshauses gesunken. Daran hatte der König selbst mit Schuld. Ein Skandal jagte den anderen. Da war die Elefantenjagd in Botswana während der gravierenden Wirtschaftskrise, die vielen Frauenaffären des Königs, wobei die letzte Affäre in Spanien mit Corinna zu Sayn-Wittgenstein, geborene Larsen (50 Jahre), besonders hochgespielt wurde.
Ganz besonders gravierend ist der Fall Nóos. Iñaki Urdangarin, der Schwiegersohn des Königs und dessen Tochter, la Infanta Doña Cristina, führten das Unternehmen Aizóon, zuständig für Service Management, Consulting und Unternehmensberatung. Das „Institut Nóos“, dem wiederum verschiedene Gesellschaften angehörten, war für gemeinnützige Zwecke eingetragen. 2010 stellte man fest, dass dieses Firmenchaos ganz offensichtlich der Geldwäsche diente. Iñaki Urdangarin und dessen Partner Diego Torres wurden des Betrugs, der Korruption und der Steuerhinterziehung bezichtigt und angeklagt. Besonders hart kam es dann, als auch die Königstochter, la Infanta Doña Cristina, beschuldigt wurde, daran beteiligt gewesen zu sein. Der Fall ist immer noch in Händen des Richters José Castro und somit bis zur Abdankung des Königs nicht geklärt.
All diese Umstände nutzen natürlich die Republikaner als Argumente gegen das Fortbestehen der Monarchie und es gibt entsprechende Protestmanifestationen. Aber auch andere Stimmen werden laut. Zunächst bedankten sich sowohl der Regierungspräsident als auch die spanische Bischofskonferenz beim König. Während der 39 Jahre, die er in Spanien herrschte, gab es nur Frieden und Fortschritt. Er persönlich führte Spanien aus der Diktatur unter Franco in die Demokratie und das geschah mit viel Takt. Franco hatte den spanischen König als Nachfolger auserkoren und wegen des starken Drucks der Monarchisten bereits zu seinen Lebzeiten ein Nachfolgegesetz für Spanien erlassen, in dem er Spanien zur Monarchie erklärte.
Dem König gelang es, sich vom Franco-Hintergrund zu distanzieren und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Er hatte sich schon immer für eine demokratische Regierungsform Spaniens ausgesprochen. Am 23. Februar 1981 beim Putschversuch im Abgeordnetenhaus behielt Juan Carlos einen kühlen Kopf und verurteilte das Vorgehen des Militärs in einer Nachricht an das Volk: „In keiner Weise wird die Krone – Symbol der Beständigkeit und Einheit des Landes – Aktionen oder Einstellungen von Menschen tolerieren, die den demokratischen Prozess, für den sich das spanische Volk mit der Volksabstimmung und durch die Verfassung entschieden hat, stören wollen.“ Damit und mit der anschließenden Demokratisierung eroberte sich der König die Liebe und das Vertrauen des spanischen Volkes. Insofern gibt es auch Demonstrationen für die Monarchie. Hinzuzufügen wäre, dass er ein hervorragender Repräsentant war und für Spanien viele gute Verträge in unterschiedlichen Ländern aushandeln konnte.
Viel wird darüber spekuliert, warum der König sich letztendlich entschied, den Thron an seinen Sohn abzugeben. Er gab dazu folgende Gründe an: Nachdem er seine gesundheitlichen Probleme im weitesten Sinne überwunden hatte, konnte er nach seinem 75. Geburtstag diese Entscheidung ins Auge fassen. Er ließ durchblicken, dass er die jüngere Generation jetzt für geeigneter hält, um sich um das Wohlergehen der Nation zu kümmern. Weiter sagte er, dass der Prinz für diese Aufgabe erzogen und vorbereitet wurde und deshalb bestens geeignet sei. Natürlich spricht das spanische Volk auch über andere mögliche Gründe der Abdankung.
Ich finde es bewundernswert, dass dem spanischen König nach all den Jahren die Macht offenbar doch nicht in den Kopf gestiegen ist und er bereit ist zu delegieren. Tatsächlich, finde ich, gebührt ihm ein Dank für all das, was er für Spanien getan hat ungeachtet der Skandale der letzten Jahre. Gestern bei dem letzten Benefizstierkampf in Madrid, dem Juan Carlos als König beiwohnte, zollten ihm Toreros und Publikum stehende Ovationen. Die Monarchie hat für Spanien gut funktioniert, der König war immer unparteiisch und ich frage mich: Warum sollte man etwas abschaffen, was sich als Erfolgsmodell erwiesen hat?
Netzfrau Ruth Freckmann
Lesen Sie auch:
Wenn eine ganze Generation ihren Mut verliert
Thüringer Elefantenjäger Udo Wedekind wurde bis auf weiteres beurlaubt