Hier ein nicht ganz sachlicher Bericht von einem Mann, der mich mit seiner Art und Weise sehr fasziniert hat. Es ist ein Arbeitskollege, ein etwa 50jähriger Hobbyimker mit graumelierten Haaren und Vollbart, der ständig eine Baskenmütze trägt. Er hat eine ganz besonders packende Art und Weise, von seiner Leidenschaft zu erzählen.
Hellhörig wurde ich, als er erwähnte, dass er sehr darauf bedacht ist, dass die Bienen keinen Pestiziden und genmanipulierten Pflanzen ausgesetzt sind. Ich bestellte bei ihm eine Portion Honig. Kaum zu glauben, welch ein Unterschied im Geschmack! Er ist nicht so komisch süßlich wie manch anderer Honig. Er schmeckt irgendwie „pur“ und macht kein unangenehmes Gefühl an den Zähnen. Total angetan bat ich darum, meinen Kollegen zu Hause besuchen zu dürfen.
Gestern war es nun soweit: Ich war im Reich vom „Herrn der Bienen“. Bei einer Tasse Kaffee zog er mich sofort in seinen Bann. Alles grün, das Grundstück glich einer Feenwelt aus einem Bilderbuch meiner Kinder. Er zeigte mir sofort eines seiner Bienenvölker, welches er direkt am Haus platziert hat.
Aber das war erst der Anfang.
Wir machten uns auf zu seinem Grundstück am Rande der Ortschaft. Ein Loch im Zaun, das war der Eingang. Ohne Luft zu holen erklärte mir der „Herr der Bienen“, dass er ohne Fremdhilfe, ohne Kredite und mit gesundem Menschenverstand alles alleine aufgebaut hat. Und da war einiges:
Da stand ein Stall aus Holz, selbstgebaut. Drumherum lagen Eimer, Sense und anderes Werkzeug, es wirkte leicht chaotisch. Dass das einzige elektrische Gerät die Wärmelampe zu sein schien, verlieh dem Ganzen beinahe ein nostalgisches Flair. Alles passte zu dem Eindruck des zerstreuten Professors, den mein Arbeitskollege ab und an macht. Etwa 25 Junggänse befanden sich im Stall, ein erweiterter Ausbau war in Arbeit.
Außerdem gab es ein Gehege mit Hahn und Henne. Er sagte, er kann mir Eier geben, aber erst wenn die Eier von jetzt ausgebrütet sind. Er fange gerade an zu züchten, alles in einem sehr kleinen Rahmen.
Nicht nur mit Honig und Eiern versorgt sich der „Herr der Bienen“ selbst. Auf dem Gelände stand ein Treibhaus, voll mit allem Möglichen. Er hat da irgendwann mal Saatgut reingeschmissen, erzählt er. Und das sieht man. Aber obwohl es für mich aussieht wie ein wild gewachsenes Durcheinander, konnte er mir genau sagen, welche Pflanze was ist.
Er hat für das Treibhaus ein eigenes Bewässerungssystem entwickelt – einen Gartenschlauch oben aufs Dach gelegt, damit das Wasser erwärmt wird und sich ein Kreislauf entwickelt, der auch dafür sorgt, dass das Treibhaus immer warm ist. Als ich die Wiese mit den Apfelbäumen sah, war ich endgültig sicher, in einem anderen Land zu sein – auf einem anderen Planeten.
Das kam alles so ungefiltert auf mich zu, Wahnsinn!
Endlich standen wir vor den Bienenvölkern, vier an der Zahl. Eigentlich hatte mein Kollege einen Unterschlupf für sie gebaut. Aber sie zogen es vor, sich in einfachen Transportkästen aus Styropor einzurichten, die er dann grün anmalte. Gefühlte 100 Bienen flogen im Umkreis von einem Meter um die Kästen herum. Ich stand zwei Meter davon entfernt und war fasziniert. Ab und zu huschte mal eine Biene an mir vorbei. Angst hatte ich nicht. Obwohl wir keine Schutzkleidung tragen. Und obwohl der „Herr der Bienen“ eine Bienenstichallergie hat. Ich erinnere mich noch gut an Umfang und Farbe seines Kopfes, als er einmal gestochen wurde. Ich sage nur: Medizinball. Diese Bienenvölker seien schon Nachfahren des ersten Volks, das er bei sich zu Hause hat, erklärte er mir.
Während wir weiter gingen, erzählte er mir von dem Land, das er verpachtet hat. „Benutz keine Pestizide!“, hat er seinem Pächter immer kund getan.
Und dann stand ich plötzlich vor dem Riesending, das schon von der Straße her zu sehen war. Man sieht sowas oft in Wildwestfilmen. Da stehen die Dinger in Wüstenlage und die Metallfähnchen drehen und wehen vor sich hin.
Ich wusste bereits, dass das ein Windrad ist. Wofür es mein Arbeitskollege brauchen könnte, wusste ich nicht. Bis er mir erklärte, dass es sich um ein Windkraftwerk handelt, das schon bald wieder Wasser pumpen soll!
Ich war nicht mehr in der Lage, der Faszination zu entkommen.
Zum Abschluss zeigte mir der „Herr der Bienen“ noch seinen eigenen kleinen Unterschlupf. Zwischen Hühnerleiter, Einweckgläsern und selbstgebautem Insektenhotel standen zwei Stühle und ein Tisch.
Auf eine Tasse Tee darf ich immer gerne vorbeikommen, sagte er, und ich sicherte ihm dieses zu.
Mir auf die Schulter klopfend sagte er auf Wiedersehen, und ich ging mit einem verdammt guten Gefühl zurück nach Hause.
Was ich schließlich mit diesem Artikel sagen möchte: Wir sind nicht alleine. Es gibt Menschen, die haben schon lange mit dem begonnen, was alle machen müssen. Zurück zum Einfachen, zum Kleinen! Wieder das Ursprüngliche spüren. Die Natur braucht keine Parteien, keine Aktien, keine Pharmaindustrie, sie braucht keine Menschen! Aber wir brauchen die Natur und es wird Zeit, auszuschwärmen. Überall in der Welt!
Vereinigt euch und gebt den Bienen und damit uns eine Chance!
Netzfrauen-Mann André Harms
Weiterführende Informationen:
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