Unser Trinkwasser

photo.php100 000 Euro soll es kosten, ein Kilogramm Pestizide aus dem Wasser zu filtern. Mikroplastik lässt sich wenig bis gar nicht daraus entfernen.

Können wir das Trinkwasser aus unserem Wasserhahn wirklich mit gutem Gewissen jemandem zum Trinken anbieten?

 
Was waren wir Deutschen immer stolz auf unser Trinkwasser. Wir hielten es für das beste Wasser der Welt. Was ist passiert?

In einer Fachzeitschrift las ich, dass ein Wasserwerk 100 000 Euro bezahlen müsste, um ein Kilogramm Pestizide aus dem Wasser zu filtern. Das ist sehr viel Geld. Aus diesem Grund wurden Tabellen entwickelt, aus denen man ablesen kann, welche Höchstwerte an Pestiziden gerade noch gesundheitlich unbedenklich sind. Dann gibt es Wissenschaftler, die sagen, diese Tabellen seien lediglich Augenwischerei, weil ein Großteil der Pestizide sich kumulativ verhält. Das bedeutet, bestimmte Stoffe lagern sich im menschlichen Gewebe und oder in inneren Organen ein und kumulieren dort. Aluminiumpartikel, die es heute in fast allen kosmetischen Bereichen als Zusätze gibt, sollen sich sogar im Hirn einlagern, dort anreichern und für Alzheimer verantwortlich oder zumindest in hohem Maße mitverantwortlich sein.

Dann haben wir da noch Medikamentenrückstände, die sich in einem normalen Wasserwerk nicht herausfiltern lassen. Als Novum müssen wir nun auch noch erfahren, dass in nahezu allen Flüssigkeiten, die wir zu uns nehmen, angefangen beim Trinkwasser aus dem Hahn über Mineralwasser bis hin zum ach so reinen Bier, kleinste Kunststoffteile, sogenannte Mikroplastik enthalten ist.

Professor Gerd Liebezeit vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Carl-von-Ossietzky-Uni Oldenburg führte im Auftrag des NDR eine Studie durch, die zum Auftrag hatte, Wasser und Luft zu untersuchen, um festzustellen, inwieweit unsere Luft und unser Wasser bereits durch Nano- und Mikropartikel aus Plastik kontaminiert sind. Die Studie ist alarmierend.

Wir haben seit Jahren einen Plastikkontinent im Ozean. Das sind Plastiktüten, Flaschen Gebinde, Fässer und und und. Dieser Plastikkontinent ist wie ein Eisberg. Man sieht von ihm nur die Spitze.

Das Gros dieses Plastikkontinents befindet sich unsichtbar für uns Menschen unter Wasser. Es handelt sich hier um Megatonnen nicht abbaubaren Kunststoffs, welcher sich durch die Wellenbewegungen in kleinste Teile zersetzt und als Makro- oder Nanopartikel im Bauch der Fische landet, die daran dann elendig verrecken, weil Kunststoff natürlich keine Nahrung ist. Gleichzeitig setzen sich die Mikro- und Nanoteilchen im Gewebe und im Fleisch der Fische ab und wenn sie dann gefangen werden, kommen sie mit all dem Müll auf unsere Teller.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt dieses Horrorszenarios. Nachweisen lässt sich Plastik jetzt nämlich auch in unserem Trinkwasser und in der Luft. Wir trinken, essen und atmen Plastik! Das Problem dabei, es wird wahrscheinlich in größerem Maßstab in Kosmetik-, Körperpflege- und Reinigungsprodukten eingesetzt als das Aluminium. Da die winzig kleinen Plastikteilchen sich auch in der Luft befinden, atmen wir sie ein und wenn es regnet, kommt das Zeug ins Grundwasser, wo es dann über das Wasserwerk in unsere Haushalte fließt. Proben in Honig zeigen, dass sich darin ebenfalls Polyethylenfasern und Plastikfragmente befinden. Meines Erachtens ist das nicht weiter verwunderlich, wenn wir nun wissen, dass Mikroplastik auch in der Luft ist.

Irgendwann setzt es sich auf den Blüten ab, die von Bienen besucht werden. Besteht hier eventuell auch ein Zusammenhang mit der Frage, warum ganze Bienenvölker plötzlich weltweit sterben? [Siehe auch: Millionen Bienen vergiftet – Pestizide als Ursache]

Professor Liebezeit hat sich jedenfalls öffentlich positioniert und fordert ein generelles Verbot von Plastikteilchen in Kosmetik- und Reinigungsprodukten!

Der NDR, der diese Studie in Auftrag gegeben hatte, konfrontierte das Bundesumweltamt mit dem Ergebnis und wollte wissen, welche Sichtweise dieses Amt hat. Es wurde erklärt, dass in dieser Richtung bereits Forschungsaufträge vergeben worden seien, die die Auswirkungen des Mikroplastiks auf die Umwelt untersuchen sollen. Darüber hinaus teilt die Behörde mit, es solle einen zeitnahen freiwilligen Ausstieg aus der Verwendung von Mikroplastik durch die Industrie geben.

Bei dem Wort „freiwillig“ sollten wir hellhörig werden. Die Industrie hat noch nie etwas freiwillig getan, auch wenn sie dies ankündigte. „Markt“ hatte wohl einige Hersteller dazu befragt und diese hätten eingeräumt, dass es in der Tat Handlungsbedarf gäbe. In naher Zukunft wolle man auch auf Plastik in den Produktlinien verzichten. Da stellt sich natürlich die Frage, was versteht ein Konzern unter „naher Zukunft“?

Wenn also beim Menschen, ebenso wie bei Tieren, Mikroplastik in Gefäßen und Organen kumuliert und dort bisher nicht nachgewiesene Krankheiten hervorruft, sollte da nicht sofort(!) mit der Produktion aufgehört werden, bis ein endgültiges Testergebnis feststeht? Wir wissen doch aus Erfahrung, wie lange sich solche Forschungen hinziehen können. Da gibt es dann Langzeitstudien, die irgendwann belegen, dass Menschen davon zum Beispiel krebsanfälliger werden oder sich andere Krankheitsbilder eben durch Mikroplastik manifestieren. Zwischenzeitlich sind dann aber schon viele Menschen während der Testphase an den Folgen von Mikroplastik gestorben.

Professor Liebezeit untersuchte Proben aus Nord- und Süddeutschland – immer mit dem gleichen Ergebnis. Er fand in allen Proben Mikroplastik. Zwar werden die in den Proben gefundenen Anteile an Mikroplastik als gering gewertet, aber was spielt das für eine Rolle, wenn wir doch wissen, dass die Einlagerungen in unseren Körpern nicht abgebaut, sondern kumuliert werden.

Schauen wir uns doch einmal an, was die Mikroplastik-Expertin Nadja Ziebarth vom Bund für Umwelt- und Naturschutz dazu zu sagen hat. „Polymere wirken im Wasser wie eine Art Taxi für Schadstoffe.“ Aha – das können wir uns selbst als Laien bildhaft gut vorstellen. „Auf ihrem Weg ins Meer ziehen sie Umweltgifte an wie ein Magnet.“ Was will uns das sagen? Die Umweltgifte benutzen Polymere im Wasser als Transportmittel und gelangen auf diese Weise irgendwann in den Trinkwasserkreislauf, wo wir nicht nur Mikroplastik trinken, sondern auch gleich die an ihnen haftenden Fahrgäste mit inhalieren. In dem Wort „Umweltgifte“ steckt das Wort „Gift“ und wir alle wissen, dass Gifte toxisch sind und uns töten können.

Professor Doktor Stephan Pflugmacher Lima ist Ökotoxikologe und arbeitet an der technischen Universität Berlin. Er hat Experimente mit Muscheln gemacht und nachgewiesen, dass sich die Mikroplastikteilchen im Gewebe reicherten und ab einer bestimmten Konzentration zum Tod der Muscheln führten. Er ist der Meinung, nur weil es bisher noch keine Studien über gesundheitliche Schäden bei Menschen durch Mikroplastik gäbe, müsse man sich keine Sorgen machen. Das Gegenteil ist der Fall. Dies ist für Wissenschaftler Neuland. Risiken für den Menschen sind nicht abschätzbar, was sich wiederum die Industrie zunutze macht und mit gekauften Gegengutachten eine Gefahr für Menschen verneint.

Bezeichnend für die gute Lobbyarbeit, die da geleistet wird, ist auch die Haltung der Ministerin. Sowohl das Bundesumweltministerium als auch das Ministerium für Ernährung erklärten dem Magazin „Markt“ auf Anfrage, für diese Problematik seien sie nicht zuständig.

Geradezu grotesk wird es aber, wenn der „Deutsche Brauer-Bund“ und die Mineralwasserhersteller in eigens angefertigten Gutachten bestreiten, dass sich Mikrofasern in Bier und in Mineralwässern befinden. Der NDR wollte wissen, wie sie zu den Resultaten in den angeblichen Gutachten gekommen seien und wie zum Beispiel getestet wurde. Darauf erhielt der NDR bezeichnenderweise keine Antwort.

Schauen wir doch einmal, was Umweltwissenschaftler der Schweizerischen „Ecole polytechnique federale de Lausanne“ uns zu berichten haben. In regelmäßigen Abständen kontrollieren sie Wasserproben aus dem Bodensee. Mehr als 3,5 Millionen Menschen beziehen aus diesem See ihr Trinkwasser. Was die Wissenschaftler extrem beunruhigt, ist die Zunahme kleiner und kleinster Plastikteilchen, die sogar bis in den Nanobereich hinein gehen. Solche Teile werden ihrer Ansicht nach von keinem Klärwerk der Welt ausgefiltert werden können, was im Umkehrschluss bedeutet, es gelangt in die Trinkwasserversorgung, wo sie von uns Menschen dann aufgenommen wird. Zwischenzeitlich gibt es eine Zusammenarbeit mit den deutschen Wissenschaftlern aus Langenargen. Der Biologe Herbert Löffler verweist zudem auf eine Studie der Universität Bayreuth, die am Gardasee gemacht wurde. Da sich Wissenschaftler meist sehr vorsichtig ausdrücken, kann man in der Studie denn auch lesen: „Es gibt Hinweise darauf, dass Nanopartikel in unsere Nahrungskette gelangen.“ Der Biologe Herbert Löffler bestätigt, dass dies der Grund sei, ein mit den Schweizer Kollegen gemeinsames Projekt „Mikroplastik“ zu betreiben. Die Wissenschaftler sind sich unisono einig, dass dies ein Fall für die Politik sei, die entsprechende Gesetze erlassen müsse, da ein freiwilliges Unterlassen bei Wirtschaftsunternehmen wohl illusorisch sei.

Nun stellt sich uns Endverbrauchern die Frage: Was könnten wir selbst tun, um diese Belastungen zu verringern. Zuerst einmal könnten wir bei unserer Kleidung ein wenig achtgeben. Ein großer Teil der Mikrofasern stamme nämlich, so die Wissenschaftler, aus dem Abrieb der Kleidung. Die würden dann in die Luft gelangen und beim Waschen der Textilien. Dann sollten wir darauf achten, so wenig Plastikverpackung wie möglich mit zu kaufen und diese eventuell direkt nach dem Einkauf in dort befindliche Behälter zu entsorgen. Des weiteren sollten wir auf Plastiktüten verzichten und statt dessen lieber wieder zum guten alten Leinenbeutel greifen, den wir, wenn er schmutzig geworden ist, waschen können. Bei Kosmetik- und Pflegeartikeln müssen wir genau hinsehen, was wir kaufen. Da die meisten Ingredienzien auf lateinisch geschrieben sind, sollten wir uns vorab mal eine kleine Liste machen, die wir immer in unserer Einkaufstasche dabei haben und bei Bedarf nachsehen können. [Mehr hier: Von Atemluft bis Zanderfilet – alles Plastik, oder was?]

Kommen wir zu unserem Trinkwasser. Es kommt aus dem Hahn und meist trinken wir es auch einfach aus dem Glas. Nun könnten wir zumindest einige Schadstoffe, die über die Wasserwerke in unsere Häuser kommen, durch auf Haushalte zugeschnittene Filtersysteme extrahieren. Mit entsprechenden Kombifiltern würden wir einen großen Anteil an Pestiziden, Medikamentenrückständen und Mikroplastik ausfiltern können. Denkbar wäre ein Kombifilter mit kaskadierter Umkehrosmose-Anlage. Natürlich kostet so etwas Geld. Doch sollten wir uns fragen, ob uns das unsere Gesundheit nicht wert ist.

Ein sehr wichtiger Punkt bei Filteranlagen ist die regelmäßige und gründliche Reinigung. Wird das versäumt, kommen zu den üblichen Verdächtigen auch noch Bakterien hinzu.

Netzfrau Cornelia Warnke

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