Kanadas Ureinwohner klagen sauberes Trinkwasser ein – Aboriginals to sue for water quality

TeersandsIn Kanadas Provinz Alberta tobt seit Jahren ein ungleicher Kampf. Multinationale Konzerne rufen den größten Ölboom seit Jahrzehnten aus.

Die gigantischen Ölvorkommen in Kanada sprudeln nicht aus der Erde, sondern liegen tief verborgen im Sand. Riesige Industrieanlagen mitten in der Wildnis machen aus klumpigem Ölsand das begehrte Rohöl – mit fatalen Folgen für die Umwelt und die Bewohner der Region.

Die Gewinnung von Öl aus Teersand oder Öl-Sand (Tar Sand) ist eine der größten Umweltsauereien aller Zeiten. Da sie sich hauptsächlich im entfernten Kanada abspielen und kein direkter Bezug zwischen dem Benzin aus der Zapfsäule und einer raumgreifenden Natur- und Umwelt-Zerstörung unvorstellbaren Ausmaßes hergestellt wird, bleibt das Thema bei uns eine Randnotiz und wird in der Öffentlichkeit  nicht thematisiert.

Eine Gefahr für das dortige Trinkwasser ist genau dieser Teersand. Problematisch sind u. a. die letzten paar Prozent der Masse. Mit Wasser, Sand und Ton vermischt, landen sie in riesigen Absetzbecken, die in Alberta inzwischen rund 170 Quadratkilometer und mehr bedecken. Der Sand sinkt schnell nach unten. Übrig bleibt eine gelartige Suspension feinster Schwebstoffe, die bis zu 30 Jahre brauchen, um sich abzusetzen. Die Brühe enthält giftige Schwermetalle und Chemikalien. Umweltschützer werfen den Betreibern vor, dass ein Teil des Wassers im Boden versickere. Erhöhte Konzentrationen von Blei, Cadmium und Quecksilber wurden im nahen Athabasca River gemessen. Die Einheimischen berichten von missgebildeten Fischen und klagen über seltene Krebserkrankungen.

Mittlerweile hat sich die kanadische Rock-Legende Neil Young eingeschaltet. Er hat Mitte Januar  im nationalen Fernsehen die kanadische Regierung „vollständig außer Kontrolle“ genannt. Dann begann er seine Tour in Toronto. Er unterstützt den Kampf gegen die Teersand-Ausbeutung. Die indianische / First Nations der Athabasca Chipewyan wird einen Gerichtsprozess gegen die Ausweitung eines Teersand’bergwerks’ führen, dem die kanadische Regierung trotz erheblicher Bedenken eines Umweltverträglichkeitsgutachtens grünes Licht erteilt hat. Bei diesem Prozess wird  Neil Young beim Kampf gegen die sich immer weiter ausweitenden Teersand-Projekte in Alberta beistehen. Zur Regierung sagt er: „Geld ist die Nummer eins. Anstand gibt es auf deren Karte gar nicht.“ Lesen Sie dazu: Neue Ölkatastrophe am Great Lakes

infografik-teersandabbauDie Ölsandvorkommen befinden sich direkt unter Kanadas Regenwald, einem der größten (noch) intakten Ökosysteme, die auf unserem Planeten übrig geblieben sind: Die regenreichen Urwälder der Westküste Nordamerikas mit ihren jahrhundertealten, moosbewachsenen Baumriesen. Diese Regenwälder des temperaten Klimas beeindrucken durch ihre Vielfältigkeit und sind Lebensraum für Bergpumas, Bären, Wölfe und zahllose weitere Tierarten. Viele Ureinwohner Kanadas leben in dieser Region. Der Abbau aus Ölsanden zerstört die unberührte Wildnis und die Lebensgrundlage der Indianer und gefährdet das Trinkwasser.

Vier Gruppen der Ureinwohner Albertas werden in dieser Woche in Calgary eine Klage auf Grund der Wasserqualität einreichen .

Wir haben für Sie diesen Originaltext vom 13.Juni 2014 übersetzt: Four Alberta aboriginal bands to launch water quality lawsuit in Calgary next week

Der Bundesregierung wird in Kürze ein Rechtsstreit vorliegen, bei dem es um Trinkwasser geht.
Vier Gruppen der Ureinwohner Albertas, darunter die Stämme Tsuu T’ina Nation and Blood, werden am Montagmorgen beim Gericht von Calgary einen gemeinsamen Prozess anstreben.
Die Begutachtung von A 2011 ergab, dass 73% der Ureinwohner durch verschmutztes Trinkwasser erheblichen Risiken für die menschliche Gesundheit ausgesetzt sind – vergleichbar mit vielen Ländern der Dritten Welt.
Die Klage wirft der kanadischen Regierung eine anhaltende Untätigkeit und Vernachlässigung vor – was eine beschämende Situation ist – das Trinkwasser der Ureinwohnern sollte so sicher sein, wie das der anderen Gemeinden in Kanada.

By Brad Curle: The federal government will soon have a legal battle on its hands over drinking water.Four Alberta aboriginal bands, including the Tsuu T’ina Nation and Blood Tribe, will file joint litigation in a Calgary courtroom on Monday morning.A 2011 assessment found 73 per cent of First Nation communities face significant risks to human health from unsafe drinking water comparable to many third world countries.The lawsuit claims inaction and neglect by the Canadian government has sustained what it calls a shameful situation, adding drinking water for First Nation peoples should be as safe as all other communities in Canada.More to Come Soon

Weitere Informationen werden folgen.

Was hat das mit Deutschland zu tun?

Viel! Bereits 2011 hat die EU-Kommission entschieden, dass Teersandöl nicht importiert werden soll, weil die Klimabilanz dieses Öls 23mal schlechter ist als die von konventionellem Öl. Nun könnte die Einfuhr der umstrittenen kanadischen Teersandöle in die EU bis 2020 stark – von heute 4000 auf täglich 700 000 Fass – ansteigen. Damit würde die Gemeinschaft bis zu 7 Prozent ihres gesamten Ölverbrauchs abdecken. Das von der EU und Kanada vereinbarte Freihandelsabkommen wird voraussichtlich 2015 in Kraft treten. Wird dann die Lieferung von Teersand (Ölsand) weiter ansteigen?

Netzfrau Kerstin Hördemann

Zusatzinformationen:

Energiehunger in der Ukraine-Krise: TTIP schneller als erwartet? Fracking, Teersand, Iran und Türkei

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