Bereits im letzten Jahr berichteten wir über Feldversuche für GMB – genmanipulierte Bananen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Fungiziden u. ä. wurde durch zunehmende Bildung von Resistenzen problematisch. Eine GMB, die gegen Krankheitserreger und Pilze immun wäre, sollte eine Lösungsmöglichkeit sein.
Ganz anders die Motivation beim aktuellen Projekt.
Seit Jahren herrscht Krieg zwischen den Befürwortern und den Gegnern von GVO. Während die Befürworter immer wieder die angeblichen Möglichkeiten genmanipulierter Pflanzen zur Bekämpfung des Welthungers preisen, fürchten Gegner die Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt, die mittlerweile durch zahlreiche Studien belegt wurden.
Im Mai wurde an der Harvard School of Public Health (HSPH) eine Studie durchgeführt, die angeblich bestätigte, dass die Kohlendioxid-Werte in der Atmosphäre „wichtigen Nahrungspflanzen ihre Nährstoffe entziehen“. Die Früchte, auf die sich die Forschung konzentrierte, waren allerdings gentechnisch veränderte Organismen (GVO), die hergestellt wurden, um einen Nährstoffmangel aufzuweisen. Berücksichtigt wurden Kulturen von Weizen, Gerste und Sojabohnen aus GVO-Pflanzen von Monsanto.
Das National Institute of Health (NIH) stellte in einer Studie fest, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln enthalten, die menschliche Zellen veranlassen, endokrine Disruptoren (hormonaktive Stoffe) zu produzieren. [Siehe auch unser Beitrag „10 Studien beweisen: GVO schaden der Gesundheit„]
Parallel fand auch die American Academy for Environmental Medicine (AAEM) heraus, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen. Auch wir berichteten bereits über die Gesundheitsrisiken von GVO und Glyphosat. Links zu einigen unserer Berichte über entsprechende Studien finden Sie unter diesem Artikel.
Neben Monsanto, Syngenta, Bayer und BASF taucht immer wieder auch ein weiterer bekannte Name auf: Die Bill & Melinda Gates Foundation. Diese darf man wohl mit Fug und Recht zu den Befürwortern von Gentechnik zählen. Die Stiftung beteiligte sich an zahlreichen GVO-Projekten und tut dies immer noch.
Die Vitamin-A-Banane
Dieses aktuelle Projekt wird von der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert. Die Stiftung investiert aktuell $ 10 000 000 in einen Versuch, gemeinsam mit ugandischen, australischen und US-Forschern der Biotech-Industrie eine genetisch modifizierte Banane (GMB) zu entwickeln. Diese soll durch eine „Optimierung ihrer Genome“ mit einer deutlich erhöhten Pro-Vitamin A – Konzentration angereichert werden und so zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung vor allem von Kleinbauern beitragen.
Die GMB wurde bereits in Feldversuchen getestet. Nun haben in Iowa Studien am Menschen begonnen. Je nach „Erfolg“ der GMB werden ugandische Bauern von ihrer Regierung aufgefordert werden, diese neuen „biologisch verbesserten“ Kulturpflanzen anzubauen. Siebzig Prozent von Ugandas Bevölkerung sind von Bananen als Hauptnahrungsmittel abhängig.
Beteiligte Forscher behaupten, GMBs könnten „Tod und Blindheit in Uganda reduzieren“ und zu einem Trend für die Biotech-Industrie führen, andere Früchte und Gemüse im Interesse einer verbesserten Nährstoffkonzentration genetisch zu verändern . [Quelle: Bill Gates Developing GMO Banana to Combat Global Hunger]
Golden Rice
Der mit gentechnischen Methoden entwickelte „Goldene Reis” sollte den Vitamin-A-Mangel in Entwicklungsländern beheben. Der Papst, der die Grüne Gentechnik skeptisch sieht, gab Ingo Potrykus, einem der Entwickler des „Goldenen Rice“, und einigen Reiskörnern am 7. November 2013 seinen Segen – „Now it is blessed!“
Das Projekt war sehr umstritten, zumal die Substitution mit Vitamin A auf sehr preisgünstige, einfache und sogar natürlich Weise erfolgen kann. Skeptiker kritisierten vor allem das Vorgehen bei der Zulassung,. So wurden nicht immer die ethisch anerkannten Wege beschritten, vor allem was den Schutz von „Versuchspersonen“ anging. Chinesische Schulkinder sollen mit Buntstiften und Schulheften bestochen worden sein, den Reis zu essen – ohne Einverständnis der Eltern.
Die Bill & Melinda Gates Stiftung war gemeinsam mit Syngenta finanzieller Unterstützer einer Studie zum Golden Rice. Außerdem sagte sie dem Internationalen Reisforschungsinstitut IRRI 10 Millionen US-Dollar zu, um die Markteinführung des Saatguts voranzutreiben und forcierte die Sortenentwicklung in Bangladesch und Indonesien.
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Wir sind empört! „Now it is blessed!“ Papst-Segen für Gentech-Reis von Syngenta“.
Außen „Hui“, innen…
Microsoft-Gründer Bill Gates hat ein grundsätzliches Umdenken beim Welternährungsprogramm gefordert. Investitionen in die Landwirtschaft seien die beste Waffe gegen Hunger und Armut. Wichtig sei es, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Menschen zu erhöhen, so eine Pressemitteilung der Bill & Melinda Gates Foundation in Februar 2012. Er kündigte zugleich an, dass die Stiftung 200 Millionen US-Dollar an Fördergeldern bereitstellen wird. Die Mittel sollen unter anderem dazu dienen, die Freigabe von neuen, dürreresistenten Maissorten zu unterstützen, Impfstoffe für Nutztiere zu fördern sowie Agrarhändler in der Ausbildung von Landwirten zu trainieren. Zudem sollen Initiativen helfen, Geschlechterbarrieren abzubauen, damit mehr Frauen in der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt selbständig bestreiten können. Klingt doch super, oder? Aber Moment mal…. Dürreresistenter Mais? Etwa Genmais von Monsanto?
Die Bill & Melinda Gates Stiftung und Monsanto
Monsanto ist allgegenwärtig. In zahlreichen Artikeln haben wir über Monsanto und dessen Verflechtungen, über Monsantos GVO und Roundup berichtet. Monsanto als Bienenkiller, Monsanto als Bauerntöter, Monsanto als Umweltverschmutzer… Nun will Monsanto 140 Mio. Dollar in der Ukraine investieren. Der weltweit größte Saatgut-Hersteller plant den Bau einer Saatgut-Anlage für konventionellen Mais in der Ukraine. [Siehe: „Agrar-Monopoly in Ukraine – Monsanto realisiert Großprojekt“]
Bei so viel Liebe zu GVO wundert es kaum, dass die Bill & Melinda Gates Stiftung Großaktionär bei Monsanto ist. Medienberichten zufolge soll sie mit Vorliebe Monsantos Kooperationspartnern finanziell unter die Arme greifen.
Entwicklungshilfe?
Nicht nur bei Monsanto hat die Bill & Melinda Gates Foundation ihre Finger im Spiel.
Im Zentrum der deutschen Entwicklungszusammenarbeit steht seit 2009 die Förderung von ländlicher Entwicklung und Ernährungssicherung. Im Juni 2012 hat eine Gruppe führender deutscher Unternehmen und Verbände in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die „Deutsche Initiative für Agrarwirtschaft und Ernährung in Schwellen- und Entwicklungsländern“ (DIAE) gegründet. Sie wurde im Januar 2013 in German Food Partnership (GFP) umbenannt. Die GFP ist ein Netzwerk, in dem deutsche und internationale Unternehmen der Agrar- und Ernährungsindustrie, Verbände und Stiftungen, der öffentliche Sektor sowie Unternehmen aus Schwellen- und Entwicklungsländern gemeinsam daran arbeiten, die Nahrungsmittelsicherung zu verbessern.
Die Gründungsteilnehmer der GFP seit Juni 2012 sind AGCO International GmbH, BASF, Bayer CropSience AG, BioAnalyt GmbH, DEG, GIZ, Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e.V., K+S Kali GmbH, LEMKEN GmbH & Co KG, Mars Incorporate, METRO Group, Syngenta Agro GmbH und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Inzwischen sind weitere Teilnehmer der Initiative beigetreten.
Die GFP wird koordiniert von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und handelt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Der Mann, der neben Multimilliardär Bill Gates und Deutschlands ehemaligem Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel am Tisch saß, heißt Liam Condon und ist Chef der Bayer CropScience AG. Er, der Leiter eines milliardenschweren Pestizid-Herstellers, und Bayer CropScience sind wie Monsanto auf dem Gebiet der grünen Gentechnik aktiv, um Pflanzen resistent gegen Schädlinge oder Witterungseinflüsse zu machen. [Siehe: „Agrar-Monopoly in Ukraine – Monsanto realisiert Großprojekt“]
Wie sich eine Stiftung, die sich auf die Fahne schreibt, gegen den Welthunger vorgehen zu wollen, auf den unfruchtbaren GVO-Weg begeben kann, ist uns schleierhaft. Die Gelder zu investieren in nachhaltige Landwirtschaft, in Subventionen für kleinbäuerliche Betriebe und in den Anbau von Pflanzen mit natürlich hoher Vitamin-A-Konzentration, wie z.B. Amaranth, scheint uns der klügere und vor allem allseits verträglichere Ansatz zu sein.
Denn abgesehen von allem Umweltschutz und allen gesundheitlichen Risiken darf auch die Problematik, dass Bauern Saatgut für GVO immer wieder neu kaufen müssen und die Notwendigkeit des Einsatzes von Chemikalien durch Resistenzen stetig steigt sowie die daraus resultierende Folge, dass sich immer weniger Kleinbauern dies tatsächlich werden leisten können, nicht unterschätzt werden.
Netzfrau Andrea Wlazik
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