Don Potato, die Kartoffelmafia und der Eurex European Processing Potato Index bestimmen den Kartoffelmarkt?
Rund um die Welt setzen sich in der Landwirtschaft westliche Anbaumethoden durch: Monokulturen so-genannter Hochertragssorten in Verbindung mit einem hohen Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Wasser.
Die Kartoffel ist ein pflanzliches Lebensmittel. Auf Grund ihres hohen Stärkegehalts ist die Kartoffel in Deutschland und anderen Ländern ein Grundnahrungsmittel.
Die Ernte hat begonnen und in fast jedem Discounter werden sie angeboten, die Kartoffeln. Je nachdem, wie sie verwendet werden soll, ob nun als Bratkartoffeln, Kartoffelsalat, Gratin, Puffer, Kloßteig, für Suppen, Eintöpfe oder einfach nur als Salz – oder Pellkartoffel, gibt es sie als fest- oder mehligkochende.
Je nach Reifezeit gibt es Früh-, Mittel- und Spätkartoffeln. Die deutsche Kartoffelsaison beginnt Ende Juni mit den frühen Sorten, ab August erhält man dann die mittelfrühen Sorten und im Oktober gelangen schließlich die späten Sorten auf den Markt. Zudem sind das ganze Jahr über Kartoffeln aus dem Ausland (Israel, Italien, Spanien) erhältlich.
Weltweit wurden im Jahr 2011 19,2 Mio. ha Kartoffeln angebaut und 374 Mio. t Kartoffeln geerntet. Besonders stark sind die Erntemengen in Asien sowie in Russland und der Ukraine gestiegen. In der EU ist das bedeutendste kartoffelerzeugende Land Polen mit knapp 0,4 Mio. ha.
Vom Acker in die Küche
Etwa 100 bis 140 Tage nach dem Legen werden die Kartoffeln gerodet – mit modernen Maschinen, auf denen Kraut, Steine und Erdkluten von den Kartoffeln getrennt werden.
Wie mit mittlerweile vielen Gemüsesorten auch, bevorzugen die großen industriellen Kartoffelbauern die großen Einheitskartoffeln mit wenig Eigengeschmack. Diese werden unter Einsatz großer Mengen chemisch-synthetischer Dünger angebaut.
Frühkartoffeln enthalten dadurch oft viel Nitrat. Das Saatgut ist gebeizt, um die Mutterknolle gegen Bodenpilze, Würmer, Blattläuse und Silberschorf, eine Kartoffelkrankheit, zu schützen. Vor der Ernte werden die Felder chemisch entlaubt. Diese Methoden wirken sich nicht nur negativ auf die Belastungen für Umwelt und Pflanze aus, sondern auch auf das Grundwasser. Was Pestizide anrichten, darüber haben wir bereits viele Studien veröffentlicht.
Chemiecocktail mit Folgen
Zur Vermeidung der Kraut- und Knollenfäule werden die Kartoffeln je nach Witterung sechs bis acht Mal mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt. Hinzu kommen Insektizide, wenn ein Befall durch den Kartoffelkäfer droht. Keimhemmer wie Tixit werden eingesetzt.
Tixit steht für Propham, das zu der Gruppe der Carbamate gehört. Gerade wieder wurde eine neues Mittel zugelassen, das als Wachstumsregler gilt. [Siehe: KARTOFFELSCHUTZ TIXIT NEU]
Leichte Vergiftungen machen sich folgendermaßen bemerkbar:
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Schweißausbrüche
- Beengungsgefühle
- Durchfall
- Blausucht
- Hautentzündungen
Die Verbraucherzentrale Brandenburg rät deshalb, konventionelle Kartoffeln mit dem Vermerk „nach Ernte behandelt“ zu meiden oder nur geschält zu verwenden. Quelle
Die Kartoffelernte steht vor der Tür. Nur wenige Tage zuvor spritzen viele Landwirte pures Gift. Roundup oder andere glyphosathaltige Mittel werden eingesetzt, um dem Kartoffelkraut den Garaus zu machen.
[Lesen Sie dazu: Kartoffelernte – begleitet mit einer Giftdusche ]
– Mehr Informationen zu Pestiziden erhalten Sie hier> Pestizide – „Mord auf Raten”
Mit einer Anbaufläche von circa 103 500 Hektar ist Niedersachsen das Kartoffelbundesland mit der höchsten Anbaufläche, gefolgt von Bayern mit rund 41 700 Hektar. Der dritte im Bunde ist Nordrhein-Westfalen. Hier werden auf ca. 27 000 Hektar Kartoffeln erzeugt.
Die Vermaisung der Landschaft schreitet weiter fort. Die Maisanbaufläche beträgt etwa 2 500 200 Hektar. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2012 auf 238 100 Hektar Kartoffeln erzeugt. Im Jahr 2000 waren es noch knapp über 300 000 Hektar. Der rückläufige Trend hält derzeit an. Macht sich die Kartoffel vom Acker?
Die erkennbar rückläufige Kartoffelanbaufläche im Jahr 2012 in der EU ist Folge des Rückgangs der Kartoffelanbauflächen in allen EU-Mitgliedstaaten.
Nicht nur die Vermaisung verdrängt die Kartoffeln, da der Anbau der Kartoffel arbeitsaufwendig und kostenintensiv ist und auch Risiken enthält, verzichten viele Bauern auf den Anbau.
Kartoffelanbau ist nichts für Glücksritter
Die Kartoffel ist nämlich ganz schön empfindlich: Bei über 20 Grad stellt sie einfach ihr Wachstum ein und wartet auf angenehmere Temperaturen. Trockenheit kann der Kartoffel schaden.
Da der Nordosten Deutschlands deutlich niederschlagsärmer ist als der Westen oder Süden des Landes, wird sich der Kartoffelanbau wohl räumlich verlagern – vor allem, weil zukünftig gerade die Sommer noch trockener werden. Auf Trockenstandorten ohne Möglichkeit zur Bewässerung ist dies kritisch.
Also müssen neue, robustere Sorten her, die nicht so zimperlich sind, so die Züchter. Einige Unternehmen experimentieren bereits mit Kartoffelvarianten. Allerdings dauert es bis zu zehn Jahre, bis eine neue Sorte auf den Markt kommt. Frage: In wie weit sind diese dann gentechnisch verändert?
Wetten auf die Kartoffel?
Bei dem Anbau von Kartoffeln entstehen hohe Produktionskosten und ein hoher Kapitalbedarf. „Enge Fruchtfolgen“ – gute Kartoffelanbauflächen sind exponiert und begrenzt – eine große Witterungsabhängigkeit und „enge Spritztermine“ in ertragreichen Jahren drücken Preise und „Qualitäten“.
Die Kartoffel ist beim Dünger- und Betriebsmittelkonsum anspruchsvoll, insbesondere beim teuren Saatgut. So beschreibt die Landwirtschaftskammer den Anbau der Kartoffel. Klingt nicht gerade so, als gelte der Anbau zu einer Lieblingsdisziplin unter den Feldfrüchten. Wenn zum Beispiel mit Mais mehr Profit erreicht wird, so kann sich jeder von uns vorstellen, was geschieht.
Wie auch bei Getreide richten sich die Preise für die Kartoffel nach den Terminmarktkursen. Die Kassapreise sind durch den Eurex European Processing Potato Index dargestellt, der den ermittelten Kursen für freie Ware in den vier Ländern Holland, Belgien, Frankreich und Deutschland zu je einem viertel Anteil entspricht.
Die Liquidität am Terminmarkt (Anzahl der Kontrakte) hat sich seit Übernahme der Notierung durch die EUREX in Frankfurt deutlich erhöht. An einem Börsentag werden zwischen 100 und 1000 Kontrakte gehandelt. Das entspricht einer Menge zwischen 2500 bis 25 000 Tonnen Veredlungskartoffeln pro Tag.
Wir gehen nicht weiter auf die Erläuterung an der Terminbörse ein. Erschreckend ist nur, dass weiterhin mit Lebensmitteln spekuliert wird. Lediglich bei Getreide sind gegenüber den letzten Jahrzehnten höhere Umsätze zu erwarten. Zeitgleich steigen jedoch die Kosten in allen Bereichen. Diese geänderten Rahmenbedingungen erfordern ein Umdenken im bisher praktizierten Vertrags-Kartoffelanbau. Das bedeutet weniger Umsatz = weniger Kartoffelanbau.
Kartoffel-Kartell verursacht Millionen-Schaden
Preisabsprachen gibt es sogar bei der Kartoffel. Hunderte von Millionen haben sie verdient, bevor man ihnen auf die Schliche kam. Ein Kartoffel-Kartell ist seit der Gründung vor etwa elf Jahren entstanden und hat in der Zeit einen Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe gemacht.
Es soll eine Art Anführer (Don Potato) gegeben haben, der beispielsweise vor den Bestellungen der großen Discounter-Ketten die Kollegen anrief und den Wochen-Preis ausmachte. Zu den Geschädigten zählen wieder mal wir Verbraucher.Quelle
Zusammengefasst: Es gibt einen Don Potato mit seiner Kartoffelmafia und den Eurex European Processing Potato Index. Es gibt die Vermaisung und die naturbedingten Veränderungen, die teuren Produktionskosten und den enormen Einsatz von Pestiziden.
Der deutsche Konzern BASF hat seine Anträge auf Zulassung der genveränderten Kartoffelsorten Fortuna, Amadea und Modena in Europa gestoppt. Grund dafür seien unter anderem der Widerstand von Umweltschützern und die zu befürchtenden Zerstörungen von Kartoffelfeldern gewesen. Kommen dann die genmanipulierten Kartoffeln im Rahmen des bevorstehenden Freihandelsabkommen durch die Hintertür zurück nach Deutschland?
Folgen von Monokulturen – Die Natur kehrt zurück
Durch die Monokultur werden die Pflanzen anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. In Idaho befiel eine dort vorher nie aufgetretene Fäuleepidemie die Felder der wichtigsten Kartoffelregion Nordamerikas. Die Existenz der Farmer, die nur eine Sorte anbauen, wurde bedroht.
Wenn bakterielle Erkrankungen wie Schwarzbeinigkeit, Bakterienwelke, Nassfäule, Bakterienringfäule oder die Schleimkrankheit den Bestand erst befallen, können sie nicht mehr bekämpft werden.
Die gefährlichen Bakterien leben im Boden, vor allem bei häufigem Kartoffelanbau. Sie dringen über die Atmungsöffnungen in die Pflanzen ein. Ideale Eintrittspforten sind Verletzungen durch mechanische Unkrautbekämpfung oder Erntemaschinen. Aktuell gibt es keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel, um den Bakterienbefall in den Griff zu bekommen. Allein die Schwarzbeinigkeit verursacht bei niederländischen Landwirten Einbußen von rund 30 Millionen Euro jährlich.
Anders in Peru. Dort suchten Insektenplagen ungekannten Ausmaßes die Kartoffeläcker heim. Aber die Campesinos haben dennoch zu ernten, weil in den Anden bis heute mehr als 5000 verschiedene Sorten angebaut werden.
Ein Grundnahrungsmittel wird zu einem Spielball und Luxusartikel. Ob sie sich wirklich vom Acker macht, können wir heute noch nicht bestätigen, jedoch dürfte eine Veränderung, sei es durch Genmanipulation, in naher Zukunft geben.
© Netzfrau Doro Schreier
Zusätzliche Informationen:
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