Master of the Universe: Investmentbanker – Der Herde immer einen Schritt voraus

BankerDer Preis des Erfolges: „Sie müssen bereit sein, Ihr Leben aufzugeben.“ Über die amerikanischen Banker, die den Deutschen in den achtziger Jahren zeigten, was alles möglich war: „Wir hingen an ihren Lippen und dachten, das sind gottgleiche Wesen, die uns da geschickt werden.“ Über die Händler in den Banken: „Das sind Legehennen.“ Und über den Druck: „Jedes Jahr zehn Prozent mehr. Wie Du das machst, ist mir egal. I don’t care how you do it! Das sind Sprüche, die ich gehört habe.“

Viele Verbraucher sind immer noch der Meinung, dass alle Banker gleich Investmentbanker sind, mit supertollen Verdienstchancen, Sonderboni in Millionenhöhe, maßgeschneiderten Anzügen und einem Sportwagen in der Garage. Doch dem ist nicht so.

Der Beruf des Bankers hat infolge der Finanzmarktkrise international an Ansehen verloren. Zurecht, doch Banker ist nicht gleich Investmentbanker. 

Früh Feierabend, ein gemütliches Leben, sicheres Einkommen, Banker als Traumberuf. Das war die Zeit, in der Aktien nur eine Randnotiz darstellten, „Hedgefonds“ noch ein Fremdwort war und der eigentliche Tagesablauf sich damit beschäftigte, dass man Frau Müller oder Herrn Meyer die Überweisung ausfüllte, Bargeld auszahlte oder Familie Schröder das Haus finanzierte.

Investmentspezialisten zählen zu den absoluten Spitzenverdienern innerhalb der Banken, doch nur wenige schaffen es, überhaupt in dieser Liga mitzuspielen. Nicht mal Ihr Bankdirektor in Ihrem Ort kann von sich behaupten, die Millionen nur so scheffeln zu können. Und wenn er große Scheine in der Hand halten möchte, dann geht er zum Tresor der Bank und darf sich diese dort anschauen. Mehr auch nicht. Was ein Banker verdient, dafür gibt es Tarifgehälter. Siehe Gehaltstabelle

Wer in einer Investment-Bank arbeitet, berichtet oft von einem gutem Gehalt und super Netzwerk-Möglichkeiten, wie in dem folgenden Dokumentarfilm beschrieben. Aber was macht so ein Investment-Banker eigentlich den ganzen Tag? Diese Frage wird ebenfalls von Voss beschrieben. Hier noch vorher kurz erläutert: Goldman Sachs, Deutsche Bank und Co. kümmern sich um die Transaktionen und Investitionen ihrer Kunden – das ist das klassische Investment-Banking-Geschäft. Die entsprechende Abteilung heißt „Investment Banking Division„. Hier gibt es mehrere Unterabteilungen. Die Investment-Bank tritt oft als Vermittler zwischen Unternehmen und Investoren auf. Investoren können zum Beispiel Versicherungen und Pensionsfonds sein, die die Kundeneinlagen am Kapitalmarkt investieren.Interessanter ist diese Sparte: „Sales & Trading“. Hier dreht sich alles um Transaktionen an verschiedenen Wertpapieren und Produkten. Die Bank verdient daran, indem sie als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer Gebühren erhebt. Oder sie handelt in eigenem Namen (Prop Trading), dann geht der Gewinn natürlich in die Kasse der Investment-Bank. Gehandelt wird mit:

  • Equities: Aktien, Eigenkapital und deren Derivaten
  • Fixed-Income: Wertpapieren und deren Derivaten im Umfeld von Fremdkapital, z. B. Anleihen.
  • Devisen und Rohstoffe: Währungen oder Derivaten auf Nutz- und Wertgüter wie Öl etc.

Der Herde immer einen Schritt voraus

Eine Abteilung, auf die keine Investmentgesellschaft verzichten kann, ist der Research. Researcher analysieren gehandelte Produkte und die Entwicklung von Wirtschaftsdaten und Währungskursen. Der Knackpunkt ist natürlich der, dass der Sell-Side-Analyst die entsprechenden Ideen und Meinungen möglichst frühzeitig erkennen und vermarkten muss, bevor der Markt auf bestimmte Trends aufspringt und der Herdentrieb des Marktes einsetzt.

Grundsätzlich lässt sich der Aufgabenbereich der Researchabteilung in drei wesentliche Felder untergliedern: Informationsbeschaffung, Informationsbearbeitung und Informationsverbreitung. Ein Analyst, der einen Bericht über die makroökonomische Entwicklung z. B. in Europa für die folgenden Jahre anfertigt, wird nicht alle Länder bereisen und  Regierungs- und Wirtschaftsvertreter befragen. Er verwendet Daten wie z. B. Statistiken, vergleicht diese mit den Abläufen in der Vergangenheit oder zieht andere Vergleiche. Im Aktienresearch werden die Ertragserwartungen eines börsennotiertem Unternehmen analysiert.

Wenn alle Informationen verarbeitet sind, werden diese dann an die verteilt, die zum Beispiel mit Aktien oder Derivaten oder mittlerweile Staatsanleihen handeln.

Bei BlackRock übernimmt diese Tätigkeit ein Bündel von 6000 Computern, welches die Vermögenswerte von über 170 Pensionskassen, Banken, Stiftungen, Versicherungsgesellschaften und anderen rund um die Uhr überwacht. Aladdin schaut sich Zinsänderungen, Bankzusammenbrüche oder Naturkatastrophen für Billionen von Dollar an Vermögenswerten an. Jede Veränderung hat Folgen, sei es positiv oder negativ. Was, wenn Geist Aladdin die Wunderlampe verlässt? BlackRock – Wer regiert die Welt wirklich? Vier Billionen gegen Deutsche Bank

Hier ein Screenshot von der Research- Abteilung der Deutschen Bank

Deutsche Bank

Dem, der mehr über Inventmentbanker erfahren möchte, empfehle ich Was macht ein Investment-Banker?

Ich werde immer wieder gefragt, was Derivate sind, hier die Erläuterung:

Man kann das Ganze vereinfacht auch als eine Art Wette bezeichnen. Denn beim Wetten wird ja auch Geld auf eine bestimmte zukünftige Entwicklung gesetzt. Habe ich die Wette gewonnen, bekommen ich den Gewinn, wenn ich die Wette verliere, ist alles weg. Beispiel: Ich kann mit bestimmten Derivaten darauf wetten, dass eine bestimmte Aktie steigen wird. Wenn diese Aktie dann wirklich steigt, dann gewinnt man. Wenn man aber falsch liegt und die Aktie fällt, dann macht man Verlust. Das Derivat ist dabei sozusagen eine Art „Wettschein“ im Finanz- und Börsenbereich, das unzählige Finanzspekulationen möglich macht. Wir haben es gerade aktuell bei Greenpeace lesen können, ein Mitarbeiter in der Greenpeace-Zentrale in Amsterdam verlor bei Währungsgeschäften insgesamt 3,8 Millionen Euro.

Das Wirtschaftslexikon Gabler erklärt Derrivate so:

Derivative Finanzinstrumente: Termingeschäfte auf der Grundlage von bestimmten Basiswerten (Underlyings). Dabei kann es sich um Festgeschäfte oder Optionsgeschäfte handeln. Unter wertpapieraufsichtsrechtlichen Aspekten gemäß § 2 II im WpHG (vgl. auch bankaufsichtsrechtlich § 1 XI KWG) handelt es sich um Derivate, sofern ihr Preis unmittelbar oder mittelbar abhängt von 
(1) dem Börsen- oder Marktpreis von Wertpapieren
(2) dem Börsen- oder Marktpreis von Geldmarktinstrumenten, 
(3) Zinssätzen oder anderen Erträgen, 
(4) dem Börsen- oder Marktpreis von Waren oder Edelmetallen, 
(5) dem Preis von Devisen.

Frankfurts Parketthändler bekamen am 27. November 1997 Konkurrenz. In Frankfurt ging die umstrittene Computerbörse Xetra Exchange Eletronic Trading ­ ans Netz. Was bis dato noch Händler rennend und schreiend auf dem glatten Börsenparkett erledigten, wurde von einem digitalen Broker übernommen. 150 Millionen Mark hatte sich die Deutsche Börse in Frankfurt das komplizierte System damals kosten lassen. Fast 16 Jahre und viele Skandale später zeigt sich, die damalige Kritik war berechtigt. Immer wieder wird die Börse von technischen Pannen oder Manipulationsskandalen getroffen. Nicht selten entstehen dabei hohe Verluste für die betroffenen Geldhäuser und andere Anleger, aber auch für Kleinanleger! Lesen Sie dazu: Börsenpanne Goldman Sachs – „höher, weiter, schneller“ – Finanzkrise einfach erklärt!

Die Branche boomte, da flossen Boni in Strömen und der Champagner auf rauschenden Partys ebenso. Seit der Finanzkrise, die 2007 ihren Anfang nahm, nimmt die breite Öffentlichkeit Banken vor allem als Problem wahr. Zu Recht, nur sind es nicht alle Banker, die an diesem Machtspiel und Poker verdienen, sondern nur ein ganz kleiner Teil. 2012 verdienten 3529 europäische Banker jeweils mehr als eine Million Euro! In Deutschland gehören 17 dem Geschäftsbereich Asset-Management an. Lesen Sie dazu: Finanzkrise: Europäische Banker lassen sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen

Die Griechenland-Krise löst bei vielen Bürgern ein Gefühl der Resignation aus: Die modernen Finanzinstrumente ermöglichen die hemmungslose Spekulation gegen ein angeschlagenes Land. Schon wieder wird mit der Rettung Griechenlands spekuliert – US-Hedgefonds setzen auf eine Erholung Griechenlands. Es wird Zeit, dass irgendjemand von den Staatsoberhäuptern Alarm schlägt! Siehe: Zockerparadies Griechenland – und die Zeche bezahlen…

Originellerweise sind es immer die selben, die profitieren und die Zocker AG macht weiter: Zinsmanipulationen und Geldwäsche, Razzien und Steuerbetrug – im Jahr 2012 nahmen Ermittler fast alle großen Geldhäuser ins Visier.

DER BANKER – MASTER OF THE UNIVERSE

Am Dienstag wurde die Dokumentation „Der Banker- Master of the Universe “ auf arte gezeigt. Wer sich von der späten Uhrzeit – 22.55 Uhr – nicht abschrecken ließ, wurde belohnt mit dem vielleicht besten Film, der in den vergangenen Jahren über die Finanzwelt gedreht worden ist. Doch eine Frage sei erlaubt: Hätte Rainer Voss auch geredet, wenn er nicht entlassen worden wäre? Hätte er den Mut aufgebracht und selber gekündigt, wo ihm doch bekannt war, dass das, was er tat, Folgen für viele Anleger hatte, und nicht nur Anleger, sondern sogar für ganze Länder? Wir brauchen nur nach Griechenland oder Spanien zu schauen…
Lesen Sie dazu: Jeden Monat ca. zehntausend Familien zwangsgeräumt! Übernachten auf den Straßen Madrids mit 750 € Strafe belegt.

Der Preis des Erfolges: „Sie müssen bereit sein, Ihr Leben aufzugeben.“ Über die amerikanischen Banker, die den Deutschen in den achtziger Jahren zeigten, was alles möglich war: „Wir hingen an ihren Lippen und dachten, das sind gottgleiche Wesen, die uns da geschickt werden.“ Über die Händler in den Banken: „Das sind Legehennen.“ Und über den Druck: „Jedes Jahr zehn Prozent mehr. Wie Du das machst, ist mir egal. I don’t care how you do it! Das sind Sprüche, die habe ich gehört.“

Voss war selbst Investmentbanker und über Jahrzehnte erfolgreich. Aus der ZEIT erfahren wir, dass Voss einst bei der Dresdner Bank und später bei der Deutschen Bank gearbeitet haben soll. Zur Dresdner Bank:

  • Allianz kauft 2001 die Dresdner Bank für 30 Milliarden Euro
  • 2008: Die Commerzbank nahm als erste große private Geschäftsbank die Staatshilfe an. Staatseinlage: 8,2 Milliarden Euro
  • 2008: Allianz verkauft Dresdner Bank an Commerzbank und wird größter Aktionär der neuen Bank (Gesamtpreis von 9,8 Milliarden Euro für Dresdner Bank einschließlich eines Beitrags für einen Trust zur Risikoabdeckung spezieller ABS-Anlagen der Dresdner von bis zu 975 Millionen Euro – Allianz erwirbt Commerzbank-Fondstochter Cominvest )
  •  2011: Die Allianz hilft der Commerzbank teilweise aus der Kapitalnot. (750 Mio EUR)

Die Dresdner Bank musste plötzlich Allianz-Produkte verkaufen. Durch den Kauf der Dresdner Bank durch die Commerzbank hatte die Commerzbank plötzlich Allianz-Produkte.

Zur Deutschen Bank: Zusammen mit der Allianz-Tochter Pimco und der DZ-Bank verklagt BlackRock die Deutsche Bank und fünf andere Geldhäuser wegen ihrer Verwicklung in das Geschäft mit riskanten Hypothekenpapieren. BlackRock gehört zu den größten Aktionären der Deutschen Bank. Siehe dazu: BlackRock – Wer regiert die Welt wirklich? Vier Billionen gegen Deutsche Bank

Zum Filmbeitrag: Regisseur Marc Bauder lässt Voss einenhalb Stunden reden. Rainer Voss wird in einem leerstehenden Bankgebäude in Frankfurt interviewt, nur durchsetzt von eindrucksvoll sprechenden Bildern. Voss redet pragmatisch und schonungslos – einer, der es erlebt hat. Gerede von „dem Markt“ und „den Banken“ wischt er beiseite. Wenn die leitenden Banker es wollten, könnte die weltweite Spekulation gestoppt werden. Es klingt so einfach, so offensichtlich. Doch es hallt nach, dass das nicht passieren wird. Warum, davon erzählen die 90 Minuten Film.

Rainer Voss berichtet von seinem eigenen Aufstieg in den 80er Jahren, zeitgleich mit den Banken. Er weiß, wie es sich anfühlt, „Master of the Universe“ zu sein. Er kennt das Bankensystem von innen, war lange Zeit selbst ein Teil davon. Bis auch ihn die Krise traf. Er wurde entlassen. Auf dem Filmfest von Locarno lief der Film 2013 in der Reihe „Semaine de la Critique“ und wurde mit dem Hauptpreis der Jury ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm ist für den Deutschen Filmpreis 2014 nominiert. ARTE – MEDIATHEK 

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Rainer Voss beschreibt seinen Erfolg: „Sie müssen bereit sein, Ihr Leben aufzugeben.“ Über die amerikanischen Banker, die den Deutschen in den achtziger Jahren zeigten, was alles möglich war. „Wir hingen an ihren Lippen und dachten, das sind gottgleiche Wesen, die uns da geschickt werden.“ Über die Händler in den Banken: „Das sind Legehennen.“ Und über den Druck: „Jedes Jahr zehn Prozent mehr. Wie Du das machst, ist mir egal. I don’t care how you do it! Das sind Sprüche, die habe ich gehört.“

Herr Voss, auch in der „unteren Ebene“ der Banken ist es nicht anders. Der Druck frisst einen auf. Hat man seine Ziele erfüllt, so werden diese einfach im folgenden Jahr erhöht. Die Berater werden ausgequetscht – was sie verkaufen, kennen sie teilweise nicht. Durch eine kurze Schulung mag es sein, dass sie zwar über die Risiken aufgeklärt wurden, jedoch gibt es Vorgaben, wie viele Produkte verkauft werden müssen. Nein, diese Banker verdienen keine Millionen, sondern arbeiten teilweise 12 Stunden am Tag, mit einem Gehalt, welches ein Arbeiter am Band bei VW bekommt. Viele würden gern die Flucht ergreifen, doch ist es nicht möglich, denn es gibt keine Branchen, die diese Banker aufnehmen. Einmal Banker, immer Banker. Sonderboni, davon lesen diese nur in den Finanznachrichten, wenn es wieder heißt: Banker bekommen Millionen Boni. Diese bekommen aber nur einige wenige, der überwiegende Teil der Banker muss auch seine Lebensmittel beim Discounter im Sonderangebot kaufen.

Im Jargon der Börse löst sich Geld gern „in Luft“ auf oder „wird verbrannt“. Das ist falsch. Denn das Vermögen ist nicht weg, sondern nur woanders.

Netzfrau Doro Schreier

Börsenpanne Goldman Sachs – „höher, weiter, schneller“ – Finanzkrise einfach erklärt!

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