Gute, schlechte und andere Nachrichten
Zuerst die gute Nachricht: Für Monsanto, der nicht nur genveränderte Mais- und Soja-Sorten vertreibt, sondern auch das umstrittene Pestizid Roundup herstellt, lief es im dritten Quartal nicht so gut, wie es sich der Konzern erhofft hatte. Konzernchef Grant verwies auf schwierige Marktbedingungen.
Kein Grund zur Freude, denn Monsanto erwartet in den nächsten fünf Jahren eine Gewinnverdoppelung. Um jedoch eine solche Prognose abgeben zu können, müssen entweder neue Produkte in der Pipeline sein oder es gibt für Länder, in denen genmanipuliertes Saatgut verboten ist, neue Freigaben. Neue Freigaben bedeuten immer Gewinne für den jeweiligen Konzern. Wie wir wissen, plant auch die EU genmanipuliertes Saatgut zu erlauben.
Außerdem kommen in den nächsten 5 Jahren das Freihandelsabkommen mit den USA und TISA, das weltweite Handelsabkommen. Dann wäre da noch Afrika zu nennen. Nehmen wir als Beispiel Tansania: Das dortige Staatsoberhaupt hatte auf dem G8-Gipfel 2012 in den USA eine Zusammenarbeit zugesagt. Mit am Tisch der Verhandlungen saß Monsanto, der sich sicherlich über einige Aufträge freuen konnte. [EU-AFRIKA-GIPFEL – WER PROFITIERT VOM HUNGER IN DER WELT?] Aber Vorsicht, es handelt sich hier nur um eine Spekulation, denn was wirklich besprochen wurde, können wir nur erahnen, aber nicht beweisen.
Kurz erklärt: Wie Konzerne fusionieren
Nun die andere Nachricht, die zeigt, wie Konzerne miteinander oder untereinander fusionieren. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass Konzerne immer größer und dadurch natürlich auch immer weniger werden. Nur einige wenige dominieren den Markt. Das ist wie bei einem Monopol. Oft sind Konzerne so eng miteinander verzahnt, dass sie ein leichtes Spiel haben, um Preisabsprachen zu treffen oder Druck auf die jeweiligen Regierungen auszuüben. Ein wichtiges Pro-Argument, welches oft genannt wird, wenn es um die Fusionierung von Großkonzernen geht, ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Wer logisch denken kann, wird jedoch feststellen, dass, wenn Konzerne sich vereinen, auch verschiedene Bereiche zusammengeschmolzen werden. Daraufhin werden Arbeitnehmer entlassen. Soviel zum Thema Jobmotor.
Noch kürzer erklärt: Aus 2 mach 1
Einfacher erklärt: Aus 2 Autos wird 1 Auto. Alles was aus diesen beiden Autos noch benötigt wird, wird weiter Verwendung finden, ob es sich nun um den Motor, die Reifen oder andere Teile handelt. Einiges behält man auch einfach als Ersatzteil zurück. Nur das Nicht-Verwendbare wird entweder verkauft oder es landet auf dem Schrottplatz. So ist das auch mit dem Fahrer, denn am Ende kann immer nur einer fahren.
Wir hoffen an diesem Beispiel gezeigt zu haben, wie eine Verschmelzung zweier Konzerne abläuft.
Folgen einer Fusion
Da zu viele Vorstände auf Dauer zu teuer wären, werden Abkommen mit einigen Vorstandsmitgliedern getroffen, sei es durch Zahlung von Abfindungen oder im für das Unternehmen günstigsten Fall einer (oder mehrere) hat das Alter für den Ruhestand erreicht. Wieder andere bekommen beispielsweise einen Sitz im Aufsichtsrat oder es werden andere Stellen geschaffen und mit den „Resten“ besetzt. Entscheidend dabei ist auch immer, wie „finanziell“ gesund und wie groß der übernommene Konzern ist. Das Ergebnis und zwar ausschließlich dieses wird dann der Öffentlichkeit präsentiert.
Monsanto und Syngenta: Pack schließt Pakt?
Nun also Monsanto und Syngenta, beide übrigens mit dem Welternährungspreis 2013 ausgezeichnet. Lesen Sie dazu auch: [Wir sind empört ! Monsanto und Syngenta gewinnen Welternährungspreis 2013 mit Gift und Genen!] Diese zwei Konzerne planen nun, miteinander zu verschmelzen. Wie oben beschrieben, aus 2 Autos wird 1 Auto.
Monsanto wollte den auf 40.Milliarden Dollar geschätzten Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta kaufen. Eine Transaktion, die inzwischen nicht mehr verfolgt wird, hätte es Monsanto erlaubt, seinen Steuer-Sitz in die Schweiz zu verlagern. Obwohl die Verhandlungen momentan auf Eis liegen, sei eine Wiederaufnahme der Gespräche gemäß Insidern möglich.
„Die Überlegungen von Monsanto sind ein weiteres Beispiel für Unternehmen aus vielen Sektoren, die durch die Verlagerung ihres Sitzes ins Ausland Steuern sparen wollen. So hatte beispielsweise auch der Pharmakonzern Pfizer versucht, die britische AstraZeneca zu kaufen. AbbVie aus North Chicago bemüht sich derweil um einen Erwerb der irischen Shire.“
Zum Steuermodell Irlands hatten wir bereits im Mai 2013 einen Beitrag über Monsanto-Irland verfasst.
Irish Monsanto Unternehmen zahlt keine Steuern – Dublin Firma hat steuerlichen Sitz in Bermuda!
Monsanto Finance Holdings gehört Monsanto von St Louis Missouri. Die irische Firma bezahlte keine Steuern im Jahr 2011 oder 2012 und hat keine Mitarbeiter(!!) Die Firma machte 2011 einen Gewinn in Höhe von € 3 690 000 und zahlte erneut keine Steuern. Monsanto Finance Holdings ist “befreit von allen Formen der Besteuerung einschließlich der Einkünfte, Kapitalerträge und Quellensteuern, weil sie steuerlich auf Bermuda ansässig ist. Die Firma hat keine Angestellten und seine drei Direktoren haben Adressen in Bermuda. Die Firmenbilanz zeigt, dass sie Ende August 2012 finanzielle Vermögenswerte von 50 800 000 € hatte. Bilanzgewinn in diesem Stadium waren 53 300 000 € und Eigenkapital waren 103 000 000 €. Die Firma Monsanto gehört einer Firma Monsanto in der Schweiz, und Haupteigentümer ist Monsanto St. Louis, Missouri, USA. So machen es die Konzerne: Firmensitz in Irland anmelden, dann Bermudas u. s. w. – so zahlen sie keine Steuern, trotz enormer Millionen-Gewinne.
Also möchte Monsanto nun auch vom „Schweizer Steuermodell“ profitieren! Interessant liest sich auch folgende Begründung, warum es nicht zu einer Übernahme kommen wird, jedenfalls noch nicht.
„Exponenten der Firmen sahen als Problempunkte kartellrechtliche sowie steuerliche und produktstrategische Bedenken. Auch hegten die Amerikaner Ängste, dass der Deal bei den Politikern in Washington nicht überaus gut ankommen würde.“
Wollen sich Monsanto und Syngenta wirklich verschmelzen?
Nehmen wir uns dazu einmal Syngenta vor:
Beispiele der Verflechtungen mit Monsanto
Monsanto und Syngenta haben sich 2008 gegenseitig Lizenzen eingeräumt. Aber auch mit den folgenden Globalplayern :
- Monsanto und Dow AgroSciences LLC, eine Tochtergesellschaft der The Dow Chemical Company, haben im April 2013 ein neues Lizenzabkommen über Pflanzeneigenschaften für transgene Sorten geschlossen.
- Monsanto und Bayer CropScience haben im April wechselseitige Lizenzabkommen über Technologien der nächsten Generation im Bereich der Pflanzenbiotechnologie geschlossen.
- Monsanto und BASF haben sich 2012 gegenseitig Lizenzen erteilt
- Monsanto und DuPont schließen im März 2013 Lizenzvereinbarung für Saatgut
Wie die Konzerne zur Zeit den Markt aufkaufen oder Partnerschaften eingehen zeigen wir Ihnen anhand von Syngenta:
- 17.06.2012 Syngenta und Anheuser-Busch InBev gehen Partnerschaft bei Braugerste ein.
Syngenta und Anheuser-Busch InBev (AB InBev) haben heute den Abschluss einer Partnerschaft bekannt gegeben, um die Versorgung mit hochwertiger Braugerste, dem wichtigsten Rohstoff der Bierindustrie, sicherzustellen.- 16.06.2014 Syngenta übernimmt Winterweizen- und Winterraps-Geschäft von Lantmännen in Deutschland und Polen
Syngenta gab heute eine Vereinbarung mit Lantmännen, dem schwedischen Lebensmittel-, Energie- und Agrarkonzern, zur Übernahme des deutschen und polnischen Winterweizen- und Winterraps-Geschäfts sowie der dazugehörigen Züchtungsprogramme bekannt.- 10.04.1014 Syngenta und UNCCD bauen Partnerschaft für Soil Leadership Academy auf
Syngenta gab heute die Unterzeichnung einer Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) mit der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) zur Gründung und Operationalisierung der Soil Leadership Academy bekannt.- 09.04.2014 Syngenta beteiligt sich an Kooperation, um Mithilfe von Zellulose-Kraftstoff die Produktivität in Ethanolanlagen zu steigern
Syngenta gab heute eine Vereinbarung mit Cellulosic Ethanol Technologies, LLC, zur Lizenzierung seiner ACE (Adding Cellulosic Ethanol)-Technologie, eines neuen Verfahrens für Ethanolanlagen, bekannt.- 07.04.2014 Syngenta übernimmt führenden italienischen Produzenten von Hartweizensaatgut
Syngenta hat heute die Übernahme der Società Produttori Sementi (PSB) bekannt gegeben.
Wie Sie der Auflistung entnehmen können, handelt es sich nur um ein paar Tage im April und so geht es dann munter weiter. Experten erwarten schon länger Fusionen und Übernahmen in der Agrarchemiebranche. Einerseits wollten große Konzerne wie Monsanto, Bayer oder BASF ihre Geschäfte mit Saatgut oder Pestiziden ausbauen, andererseits hielten chinesische Firmen nach Zukäufen Ausschau, um mit dem Know-How die heimische Produktivität anzukurbeln, ist beispielsweise auf der Seite schweizerbauer.ch. zulesen. Weiter ist dort zu lesen, dass die Konzerne Syngenta und Monsanto nach Ansicht einiger Experten gut zusammenpassen würden. – Syngenta ist der weltgrößte Hersteller von klassischen Pestiziden gegen Insektenbefall, Unkräuter und Pilze. Monsanto ist auf dem Gebiet weniger stark aktiv. Allerdings ist der US-Konzern führend bei Saatgut und vor allem für seine gentechnisch veränderten Maissorten bekannt. Bei einer Fusion würde ein neuer Riese in der Agrarchemiebranche mit einem kombinierten Umsatz von fast 30 Mrd. Dollar entstehen. Zusammen könnten die Unternehmen Ausgaben für Forschung und Entwicklung und andere Fixkosten erheblich senken. Sie sehen: Man könnte Fixkosten senken. Das bedeutet nichts anderes als Arbeitsplätze zu reduzieren. Viele Bereiche können zusammengelegt werden und die am Anfang des Beitrags gegebene Prognose, dass Monsanto in 5 Jahren den Gewinn verdoppeln könnte, wäre auf diese Weise leicht zu erfüllen.
Lobby statt Wettbewerb
Der Einfluss der Agrargiganten auf Politik und Öffentlichkeit wächst. Tausende von Lobbyisten setzen sich für Konzerninteressen ein. Oft werden Konzernvertreter in staatlichen Einrichtungen platziert. Mit Erfolg: Bei Zulassungen von Pestiziden oder Gentechsaatgut, Handelsabkommen oder der Agenda der öffentlichen Forschung können sie ihre Interessen oft durchsetzen. Lesen Sie dazu auch: [Unfassbar! EFSA – Monsanto ist sicher- Lobbyverflechtungen in der EFSA]
Sie fragen sich sicherlich, ob es überhaupt möglich ist, dass zwei große Konzerne zu einem „Riesen“ verschmelzen. Ja, das ist möglich! Bisher war dies jedoch eher im Aufkauf von bestimmten Sparten der Fall, wie zum Beispiel Nestlé und Pfizer. Im Fall Nestlé zeigte Mexiko 2012 aber auch, wie man sich dagegen wehren kann. Die mexikanische Wettbewerbskommission hatte sich 2012 gegen den Kauf der Babynahrungssparte des US-Pharmariesen Pfizer durch den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé ausgesprochen. Die Behörde befürchtet durch ein Nestlé-Monopol eine Wettbewerbsverzerrung auf dem Markt. Lesen Sie dazu: [Menschen statt Konzerne]
Die Weltbevölkerung und ihr Nahrungsmittelkonsum wachsen – wächst damit aber auch die Anzahl der im Nahrungsmittelbereich tätigen Firmen? Das Gegenteil ist der Fall: KONZERNE kaufen kleinere Firmen und steigern so Marktanteile und Macht. Wie wir nun an den beiden Giganten Monsanto und Syngenta sehen, kaufen sich Großkonzerne nun gegenseitig auf. Dadurch können sie die Preise, Geschäftsbedingungen und zunehmend auch die politischen Rahmenbedingungen diktieren.
Netzfrau Doro Schreier
Die Natur schlägt zurück- Pestizid-resistente Insekten kehren zurück- Brasilien ruft Notstand aus!
Pestizide – „Mord auf Raten” ! Die Macht der Agrarlobby!
Kampf der Giganten – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion
1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar