Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) geraten immer wieder in die Schlagzeilen.
So auch im Landkreis Rastatt. Dort sind PFT (perfluorierte Tenside) im Grundwasser gefunden worden, die sich langsam auf den Trinkwasserbrunnen in Ottersdorf zubewegen, der auch die Stadt Rastatt mit Trinkwasser versorgt.
Man hat voraussichtlich ein Zeitfenster von 2-3 Jahren, bis das Problem akut wird und versucht momentan alles, um die Chemikalie vom Trinkwasser fernzuhalten. Zwei mögliche Quellen werden diskutiert. Bei einem Firmenbrand 2010 im Baden-Badener Ortsteil Sandweier wurde mit PFT-haltigem Schaum gelöscht, der nun das Trinkwasser gefährden soll. Außerdem wurde ein mit PFC-haltigen Papierschlämmen versetzter Dünger an verschiedene Landwirte abgegeben, der von diesen dann auf die Felder aufgebracht wurde. Wer wann was wusste, ist momentan noch nicht genau geklärt, die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet.
Der Bürgermeister von Baden-Baden ist sich sicher, dass die Schadstoffe im Grundwasser, die der benachbarten Stadt Rastatt schwere Probleme bescheren werden, nicht durch den bei dem Brand verwendeten Löschschaum stammen können, da ein wissenschaftliches Institut das Wasser untersucht und festgestellt habe, dass die Zusammensetzung der PFT-Schadstoffe im Grundwasser nicht mit der in Sandweier gefundenen Schadstoffen übereinstimme. Das beruhigt seinen Kollegen in Rastatt nicht und ist für die Gesundheitsgefährdung der Bürger auch irrelevant. Es werden demnächst mehrere Informationsveranstaltungen zu diesem Thema stattfinden. Es stehen die Fragen im Raum, wie man die Chemikalie aus dem Wasser kriegt (sehr schwierig), welche Felder verunreinigt sind, ob dort weiterhin Nahrungsmittel angebaut werden und in den Handel gelangen, wer haftet und wer zahlen wird.
Wolfgang Huber, Kreisvorsitzender des NABU Rastatt und stellvertretender Vorsitzender der Umweltstiftung Rastatt, sieht in den bisher bekannten Fakten allerdings nur die Spitze eines Eisbergs und spricht von einem Umweltskandal.
Hintergrund:
PFC sind rein anthropogenen Ursprungs (d.h. durch den Menschen verursacht) und werden in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt. Sie bestehen aus verschieden langen Kohlenstoffketten, in denen die Wasserstoffatome entweder teilweise oder vollständig durch Fluoratome ersetzt wurden. PFC sind gesundheitsschädlich, aber mittlerweile weltweit verbreitet, langlebig und sehr schwer abbaubar und reichern sich deswegen in der Umwelt und in den Organismen an. Die Aufnahme erfolgt über die Nahrung, kontaminiertes Trinkwasser oder die Atemluft in Innenräumen.
Die Netzfrauen werden sich in der nächsten Zeit ausführlicher mit dem Thema befassen.
Netzfrau Jutta P. Klatt
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