Nicht nur Bienen sind betroffen – alle Wildtiere auf landwirtschaftlichen Flächen!

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Dass die Bienen allmählich in einem besorgniserregenden Maße verschwinden und dass als Verantwortliche eine Kombination aus blütenlosen Monokulturen, Pestiziden und Krankheitsüberträgern wie der Varroamilbe im Verdacht stehen, ist inzwischen wohl kein Geheimnis mehr.

Schon 1962 schrieb die Biologin Rachel Carson das Sachbuch „Silent Spring“ (deutsch: Stiller Frühling), um Laien über die Konsequenzen der Sprühflüge mit Pestiziden aufzuklären und zum Handeln zu bewegen. In diesem Buch sagt sie voraus, dass die breite Anwendung von Pestiziden nicht nur die sogenannten Schädlinge negativ beeinflusst, sondern auch andere Insekten, Wasserlebewesen und Vögel, vor allem aber, dass diese Substanzen Ökosysteme als Ganzes schwächen.

Dass irgendwann der Mensch die Natur so weit geschädigt hat, dass im Frühjahr weder Vogelgezwitscher noch das Brummen der Bienen und Hummeln zu hören sein wird,  genau diesen Trend beobachten wir jetzt.

Die Neonikotinoide sind eine Gruppe von Pestiziden, die in letzter Zeit besonders als schädlich für Bienen kritisiert worden sind, wenn auch ihre Wirkung nicht direkt tödlich ist. Dass jetzt eine niederländische Forschungsgruppe festgestellt hat, dass das Neonikotinoid Imidacloprid beim Versprühen auch in angrenzende Gewässer gerät, und damit auch in Insektenlarven, von denen sich letztendlich Singvögel ernähren und die an den Singvogelnachwuchs verfüttert werden, dass die Anzahl von Singvögeln in Gegenden mit hohen Konzentrationen an Neonikotinoiden im Wasser geringer war, konnte die Forschungsgruppe nachweisen.

Ursprünglich waren Neonikotinoide so beliebt, weil sie für Wirbeltiere unschädlich schienen. Dabei wurde allerdings wohl eine Anreicherung dieser Stoffe durch ständiges Fressen belasteter Insekten oder Larven nicht mit einbezogen.

Drei der bisher als Pestizide entwickelten Neonikotinoide wurden für den EU-Markt eingeschränkt: Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam dürfen nicht auf blühenden Pflanzen angewendet werden, von denen sich Bienen ernähren. Allerdings können sie auf Feldfrüchte gesprüht werden, die im Winter angebaut werden.

Nun werden sich die Gesetzgeber noch einmal verstärkt mit Imidacloprid auseinander setzen müssen. Es ist zu befürchten, dass auch andere Insektengifte durch Anreicherung zum Tod von Vögeln führen.

Quelle und Originalartikel (englisch)

In Wakefield, Massachusetts, wurden rund um eine Schule herum Hunderte toter Hummeln aufgefunden neben den inzwischen schon üblichen Verlusten an Honigbienen, die eine ortsansässige Imkerin beklagt.

Da zu der Zeit, als die Hummeln starben, auf den Feldern keine Pestizide gesprüht wurden, fiel der Verdacht auf ein Antimückenprojekt, das systematisch Mücken vergiftet, um übertragbare Krankheiten einzudämmen.

Deren Sprecher David Henley beteuerte aber, dass das „East Middlesex mosquito project“ nur nachts sprüht, wenn die Bienen im Stock sind. Er vermutet, dass die Hobbygärtner veranttwortlich sind, die auch tagsüber ihre Rasenflächen und Bäume mit Pflanzenschutzmittel besprühen.

Wenn Tiere massenhaft sterben, müssen sich die Menschen schon fragen, ob ein akkurat grüner Garten, frei von Wildkräutern, wirklich den Preis wert ist, dass Tiere in Massen sterben. Auch die Mückenkontrolle sollte genau den Vorteil der Krankheitseindämmung gegenüber der Wichtigkeit der Bestäuberinsekten abwägen.

Quelle (englisch) Video (englisch)

Es gab noch eine weitere Arbeitsgruppe in Frankreich, die zu ihren eigenen Untersuchungen noch 800 in wissenschaftlichen Journalen veröffentlichte Artikel miteinander verglich. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass Neonikotinoide außer Bienen auch andere Tierarten gefährden, unter anderem Schmetterlinge, Würmer, Fische und Vögel.

Weil sie nur sehr langsam abgebaut werden, vergiften diese Pestizide außerdem auf längere Sicht Regionen, die für Wildtiere und Nahrungsmittelproduktion wichtig sind.

In meinen Augen ist die einzige akzeptable Dosis dieser systemischen Pestizide: Nichts. Null.“ sagte Dr. Jean Marc Bonmatin, einer der beteiligten Forscher im CNRS-CBM-Labor in Frankreich.

Professor Dave Goulson von der University of Sussex in Großbritannien, der auch an dieser Studie mitgewirkt hat, fügte hinzu: „Der Großteil dieser Pestizide gelangt gar nicht in die Pflanzen. Über 90 % verschwindet in der Umgebung, und diese Stoffe halten sich wirklich sehr lange in der Umwelt.

Wo Neonikotinoide angewendet werden, vergiftet also der Mensch für lange Zeit Böden, die für unsere Nahrungsversorgung unersetzlich sind!

Quelle (englisch)

Die beteiligten Toxikologen untersuchten auch eine Gemeinschaft in einer Provinz der Philippinen, in der gezielt Schmetterlinge als Bestäuberinsekten gezüchtet werden. Die breite Anwendung von Insektiziden würde den Schmetterlingszüchtern die Grundlage ihres Einkommens rauben.

In Würmern bewirkt das Nervengift der Neonikotinoide, dass sie keine Tunnel mehr durch den Boden graben können. Diese sind aber für die Bodenbelüftung und Verteilung von Nährstoffen und damit für einen gesunden Zustand der Böden unerlässlich. Auch hier bringen wieder die Neonikotinoide die Produktion von Nahrungsmitteln in Gefahr!

Die nächste Stufe in der Nahrungskette sind Vögel, die sich von Insekten und Würmern ernähren. Wie wir schon gesehen haben, reichert sich dabei das Gift an. Und auch diese Studie fand einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Neonikotinoiden und dem Rückgang der Vögel.

Genauso betroffen sind Fische und Amphibien, die sich von belasteten Wassermikroben ernähren. Was also ganz spezifisch nur Schädlinge vernichten sollte, schädigt nachhaltig ganze Ökosysteme zu Wasser und zu Land!

Eines der Probleme bei der Giftigkeitseinschätzung von Pestiziden beschreibt der Report: Die klassischen Methoden dazu (Kurzzeitanalysen im Labor) sind nicht geeignet, um systemisch wirkende Pestizide zu bewerten. Im Labor können nur akute Effekte gemessen werden, indem die Versuchstiere direkt und in wenigen Behandlungen mit dem Pestizid in Kontakt kommen.

Es fehlt eine Analyse der chronischen Wirkungen, die sich in einem Ökosystem auf komplexen Wegen und durch wiederholte Einwirkung ergeben. Die Nahrungskette ist nun einmal bei weitem nicht so einfach und überschaubar wie eine Laborsituation.

Die Hersteller bewerten die Ergebnisse der Studie ganz anders:

„Dies ist eine sehr selektive Literaturrecherche, die die schlimmsten Fälle herausstellt, die außerdem nur unter Laborbedingungen untersucht wurden,“ sagte Nick van Westenholz, Vorsitzender der Crop Protection Association, bevor er noch einmal dazu aufrief, die Gesundheit der Bestäuber zu schützen.

Dave Goulson betonte, dass sich bisher die Studien hauptsächlich auf Honigbienen beziehen. „Es ist aber offensichtlich, dass der Einfluss der Neonikotinoide weit darüber hinaus geht,“ sagte er und fügte hinzu, dass die Problematik neben den Bienen „alle Wildtiere, die auf landwirtschaftlichen Flächen leben“ betrifft.

Quelle (englisch)

Wenn wir vermeiden wollen, dass durch diese Pestizide eines Tages die Böden unfruchtbar sind, und vor allem, dass die Vorhersagen Rachel Carsons Realität werden und wir einen stummen Frühling erleben, dann ist es jetzt höchste Zeit zu handeln – für die Gesetzgeber, aber auch für uns alle!

Schwärmt am 16.08.2014 mit uns aus zur Rettung der Bienen!

Netzfrau Angela Carstensen

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