Für Angela Merkel: Happy Birthday, dear Angie…

angieKennen Sie das? Sie sollen eine Rede halten – zum Geburtstag, zum Jubiläum, zum Abschied. Und noch am Abend vor dem großen Ereignis sitzen Sie vor einem leeren Blatt Papier, weil Ihnen nix Gescheites einfällt?

Aber wie das im Leben so ist – watt mutt, datt mutt. Und so fällt Ihnen dann doch immer noch irgendwas ein, wenn Sie tief genug graben und auf die Leichen stoßen, die alle anderen längst vergessen glaubten – vor allem der Gefeierte selbst.

In einer ähnlichen Situation steckte ich gestern. Während sich viele andere auf diesen Tag freuten, dachte ich mit Grauen daran. Denn ganz ehrlich – das Geburtstagskind, das am 17. Juli zum sechsten Mal nullt, ist alles andere als mein persönlicher Liebling.

Ich hätte liebend gerne George Clooney gratuliert – der sieht gut aus, ist charmant, hat Charisma und sowas wie Moral. Er engagiert sich gegen den Krieg, für den Klimaschutz, für alternative Energien und für Menschenrechte. Ich hätte so vieles zu sagen gewusst über George Clooney. Oder auch über Michael Douglas. Der ist sexy und souverän und setzt sich ebenfalls für Frieden ein und gegen Atomwaffen.

Aber ich hab mal wieder die Arschkarte – Angela Merkel!

Ich hab gebeten und gebettelt und gejammert und einen Nervenzusammenbruch vorgetäuscht, aber der Kelch ging nicht an mir vorbei. Kein Erbarmen für die Armen… Viel mehr fällt mir zu der Dame spontan auch nicht ein. Da muss ich schon sehr tief wühlen. Grad weil man ja über einen Jubilar nix Böses sagen darf. Schon gar nicht öffentlich. Also gut, ich geb mein Bestes…

Zumindest sollte ich als Erstes mal die Lanze brechen für die erste „weibliche“ Bundeskanzlerin, die uns schon seit Jahren mit ihrer Raute beglückt. Mich stimmt es immer fröhlich, wenn ich sehe, wie sie die Hände hält – hat was von Yoga oder so.

Und ich find echt gut, dass sie nicht mitmachte, als der Gabriel die Energiewende vor die Wand geklatschte – das wär ja auch ein Ding gewesen. Statt sich einzumischen, hat sie das gemacht, was sie am Besten kann. Sich im Winde gedreht, wie das Fähnchen auf dem Turme. Anlässlich des Supergaus in Fukushima forderte sie rigoros den Atomausstieg – klar, das wollen die Bürger ja auch hören in einer solchen Situation und als gute Kanzlerin tut man, was die Bürger sich wünschen. Und als dann die Windräder anfingen, den Leuten auf den Senkel zu gehen – ich meine klar, wer will denn schon ein Windrad vor der Türe, wenn er da schon ein architektonisch modernes Kraftwerk stehen hat – da schwenkte sie ganz fix um. So ist sie, unsere Kanzlerin, immer für eine Überraschung gut.

Reden kann sie sowieso unglaublich gut. Ich habe selten jemanden erlebt, der soviel redet, ohne etwas zu sagen. Und auch niemanden, der so viel sagt und so wenig meint. Vermutlich lernte sie das Sich-Drehen-und-Wenden zu Zeiten der DDR, die Erika… öhm… Angela. Ebenso wie ihre etwas gewöhnungsbedürftige Haltung zur Demokratie. Auf die haben wir nämlich kein Grundrecht, meint sie. Die müsse sich eh an die Realitäten anpassen. Was das bedeutet, das verstehen wir wohl alle, wenn wir die Nachrichten lesen.

Ja, klug ist sie, die Angela. Das zeigt sie auch innerhalb der Partei. Jeder ihrer Parteifreunde, der ihr auch nur annähernd das Wasser reichen kann, wird erst in den Himmel gelobt und verschwindet dann schneller vom Parkett, als man gucken und bevor er irgendeinen Blödsinn anstellen kann. Das tut sie natürlich nur zum Schutz der Bürger, immerhin ist sie die Bundeskanzlerin. Ich sag auch immer zu meinen Kindern: „Ich bin Eure Mutter, es ist meine Pflicht, Spaßbremse zu spielen.“ Dabei gucke ich mindestens so streng wie Mutti Merkel.

Spaßbremse spielen, das kann auch Angie gut. Ich hätte zum Beispiel zu gerne gewusst, was es mit diesem ominösen Freihandelsabkommen auf sich hat. Keiner weiß was, jeder spricht drüber, nur nicht unsere Frau Kanzlerin. Ganz schön schlau, oder? So machen wir das mit unseren Kids auch, wenn wir eine Überraschung für sie haben. Da wird vorher nicht drüber geredet, sonst ist es ja keine Überraschung mehr. Da spielt sich alles schön hinter verschlossenen Türen ab. Und wehe, einer linst durchs Schlüsselloch! Da kenn ich nix. Da gibt’s dann auch keine Demokratie mehr. Ich bin Mutter, ich hab keine Zeit zu diskutieren.

Außerdem brauchen Kinder Grenzen, die von Erwachsenen bestimmt und konsequent eingefordert werden. Wahrscheinlich ist das bei Bürgern auch so. Immerhin haben viele die resolute Angie gewählt – vermutlich wegen ihrer Führungskompetenzen. Mal ehrlich, ist es nicht wunderbar bequem, wenn man jemanden hat, der eigenverantwortlich – oder heißt es eigenmächtig? –  entscheidet, was so ablaufen soll, in unserer Gesellschaft und was nicht? Wir lassen uns einfach in die Geborgenheit von Muttis Armen sinken und brauchen uns über nix mehr Gedanken zu machen.

Als brave Bürger sollten wir tun, was liebe Kinder auch machen. Wir kochen der Mutti was Leckeres, pusten ein paar Ballons auf, stellen ein paar Blümchen hin und singen ihr ein Geburtstaglied. Als passionierte Köchin schlage ich Chlorhühnchen in Frackingfluid an Genmais vor, dazu vielleicht ein leckeres, frischgebackenes Roundup-Brot und zum Nachtisch gibt es irgendwas Feines von Nestlé.

Hach, da wird mir ganz nostalgisch zumute: Im letzten Jahr zu dieser Zeit schrieben die Netzfrauen über die wundervolle Idee von Frau Merkel, höchstpersönlich eine Nestlé-Produktionsstätte für Kaffeekapseln einzuweihen. Wie ulkig! Kleine kuglige Dinger, deren Herstellung viel Energie kosten, die jede Menge fröhlich-bunten Müll verursachen, deren Inhalt mehr als dürftig ist und die trotzdem ein Schweinegeld kosten. Mehr Schein als Sein also – irgendwie passend. Und noch passender, dass die CDU eine langjährige Tradition in der Umarmung von Lobbyisten – vor allem von Nestlé – hat und sich nur zu gerne von diesen bezuschussen lässt.

Aber zurück zu den Feierlichkeiten. Eingeladen werden auf jeden Fall Friede Springer und Liz Mohn. Die beiden Mediengigantinnen zählen zu den engsten Freunden unserer Kanzlerin und haben ihr natürlich auch im Wahlkampf mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Wie das Freundinnen eben so tun.

Ohja, vielleicht mag ja Präsident Obama auch anreisen? Die beiden sind sich zwar nach außen hin nicht mehr so ganz grün, aber eigentlich weiß doch jeder, dass das nur Fassade ist, oder? Nur kann es Barack als guter Freund von Angie ja nicht einfach tatenlos hinnehmen, dass diese sich nur wegen seines läppischen Spionage-Fauxpas zum Gespött der Leute macht. Oder dass die Leute wegen seines Angriffs auf unsere Demokratie – die ja eh überbewertet wird – schlecht von Angie denken. Also zankt man sich mal ein bisschen, lässt die Papparazzi ein paar Fotos mit grumpfigem Gesichtsausdruck schießen und schon stimmt das Image wieder.

Okay, der Tisch ist gedeckt. Die Hybridblümchen sind auch eben angekommen, die schmücken wir noch mit ein paar hübschen Bienchen aus Pappe, die Luftballons sind aufgepustet (ich hab versucht, bisphenolfreie zu kriegen, keine Chance!), das Essen fertig. Fehlt nur noch das Lied – und meine Rede.

Allerdings finde ich, ich habe mich mit diesem Artikel genug zum Elch gemacht. Und singen werd ich ganz sicher nicht  Schon gar nicht dieses alberne Sturmlied, das die Bildzeitung von Hinz und Kunz betexten lassen wollte. Mir wär eh nix Nettes eingefallen. Also lass ich jetzt mal wen anders ran. Unsere Netzfrau Cornelia hat sich ein Ständchen für unsere First-Lady ausgedacht. Zum Lied: HIER

TEXT zum Mitsingen:

happy birthday angela
wirst jetzt sechzig, na ja

wir hoffen, es geht dir gut
auch wenn die arbeit jetzt ruht
hast für uns nix getan
lebst in deinem eignen wahn

hast konzerne geküsst
arbeitslose gedisst
bist die mutter der nation
doch wir haben nichts davon
doch wir haben nichts davon

Viel Spaß beim Feiern! Und bitte, schön die Luftballons ganz lassen – nur die Große Koalition, die darf zur Feier des Tages gerne platzen…

Netzfrau Andrea Wlazik

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