Die Umweltminister der EU haben sich hinsichtlich GVO auf einen Kompromiss geeinigt:
Jeder Staat in der EU darf von nun an selber entscheiden, ob er für sein Land Anbauverbote ausspricht oder nicht. Also auch wenn auf EU-Ebene eine Gentechsorte zugelassen ist, dürfen die Länder diese national wieder verbieten.
Tönt zwar wunderbar, ist es aber leider nicht!
Bisher war ein nationales Verbot von einer Sorte nur möglich, wenn neue wissenschaftliche Erkentnisse vorliegen, die gegen den Anbau sprechen.
Künftig sollen auch andere Gründe wie die „Sorge um die öffentlich Ordnung“ gelten, damit ein Land Gentechnik in der Landwirtschaft verbieten kann.
Die weltweit agierende Saatgutindustrie meint hierzu, die Wissenschaft würde auf Kosten der öffentlichen Meinung geopfert. Die Umweltminister sind stolz darauf, das Verbot würde mehr Sicherheit bringen und Autonomie der einzelnen Staaten. Laut Umweltministerin Barbara Hendriks wäre dies für Deutschland die sicherste Lösung, um weiterhin Gentechnik auf heimischen Äckern zu verhindern.
Wie viel Gentechnik gibt es momentan in der EU? Momentan sind es nur knapp 0,1%!
4 Gentechpflanzen sind momentan in der EU zum Anbau zugelassen. Die wichtigste Sorte hiervon ist MON810 von der Firma MONSANTO. Diese wird vor allem in Spanien, Portugal und Tschechien angebaut.
Insgesamt sind in der EU 147 Gentechpflanzen in der Datenbank registriert. 55 hiervon haben eine gültige Zulassung nach EU Recht oder den Status „Fortbestand einer früheren Zulassung“. 52 davon dürfen als Lebens- und Futtermittel verwendet werden. 41 davon dürfen als vermehrungsfähige Organismen in die EU eingeführt (GVO) und verarbeitet werden.
Muss konventionelles Futtermittel wirklich aus Preisgründen durch Gentechfutter ausgewechselt werden?
Neuerdings wird angeblich das konventionelle Futtermittel knapp und ist zeitweise nur noch Gentechfutter am Weltmarkt zu erschwinglichen Preisen verfügbar. So hat nun z. B. McDonald’s verlauten lassen, dass ihnen nun gentechfreies Futter für die Tiere, aus deren Fleisch ihre Burger hergestellt werden, zu teuer sei. Dabei würde der Preis für Burger aus Fleisch von mit konventionellem Futter aufgezogenen Tieren momentan um weniger als einen Cent steigen. Seit Anfang April dieses Jahres erlaubt der Fastfoodkonzern seinen Hähnchenfleischlieferanten nun den Einsatz von gentechnisch verändertem Futtermittel! Sie verwiesen hierbei auch auf die WHO, die kürzlich offenbar feststellte, dass Gentechfutter keine Auswirkungen auf die Qualität der Tierprodukte habe. Das sehen wir Netzfrauen natürlich etwas differenzierter.
Wie wir bereits in unserem Artikel „Wiesenhof füttert nur noch Gensoja und Monsanto erhält Patent“ berichteten, hatten die deutschen Geflügelproduzenten im Februar angekündigt, nun nach 14 Jahren wieder Gentechfutter zu verwenden gemäß Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft – mit der gleichen Begründung, wie McDonald’s.
Was wir hiervon halten? Wir als europäische Bevölkerung empfinden solche Aktionen als Druckmittel, quasi als Zwang, Gentechnik zu akzeptieren!
Da McDonald’s amerikanisch ist, nehmen wir an, dieser Konzern vertritt somit amerikanische Politinteressen, betreibt also in der Bevölkerung so etwas wie Promotion für die Haltung der amerikanischen Regierung unter dem Vorwand der Verteuerung des konventionellen Futters!
Wenn solch große Firmen also bereits damit anfangen, bei uns in Europa Politik zu betreiben, dann ist wohl die europäische Politik momentan auf dem Holzweg.
Wieviel Gentechnik wird es in Zukunft in der EU geben?
Grundsätzlich wird es in Europa durch die Möglichkeit des Verbots, so widersprüchlich dies tönt, wohl mehr Gentechnik geben. In den Ländern, in denen es keine grundsätzliche Ablehnung von Gentechnik gibt, wird sich die Zahl der angepflanzten GVO wohl drastisch erhöhen. Langfristig würden so immer mehr Gentechpflanzen in der EU angeboten werden.
Christoph Then von Testbiotech e.V. vom Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie meint, die offizielle Strategie der EU-Kommission laute, höhere Flexibilität auf nationaler Ebene zu haben, die Verantwortung abzugeben auf nationale Ebene und so gleichzeitg die Zulassungszeiten der Gentechsorten zu beschleunigen. Es sei ein großes Problem, dass momentan die Risikoabschätzung bereits auf einem sehr niedrigen Standard ausgeführt wird. Wir wissen also sehr wenig über die Risiken von Gentechpflanzen, und wenn dieser Prozess nun noch beschleunigt wird, führt dies dann auch klar zu mehr unkalkulierbaren Risiken, egal in welchem Land in der EU.
Die Menge an zugelassenen Gentechpflanzen wird durch dieses Gesetz noch gefördert! Then nimmt zudem an, dass falls ein Land ein von der EU zugelassenes Saatgut verbieten möchte, die Konzerne dann gegen dieses Land klagen. Insgesamt wird es also zu einer Zunahme der Gentechnik auf europäischen Feldern kommen trotz der propagierten Lösung für Verbote von Gentechnik – eine Farce!
Herr Then geht weiter davon aus, dass wenn Frau Hendriks von einer Absage für Gentechnik redet, sie NUR den Genmais 1507 (welcher Pestizide bildet) meint, der wohl noch diese Woche in der EU zugelassen werden könnte. Wenn nun aber die Firmen BASF oder Bayer, die selbst z. B. in Deutschland anbauen, zum Entschluss kommen, dass diese Sorte nun sehr wichtig sei für ihren Markt, könnte es doch sein, dass genau die gleiche Bundesregierung dann plötzlich zu einem anderen Entscheid käme. Es ist also nichts festgelegt durch die Entscheidung in Brüssel, sie kann von Fall zu Fall immer wieder unterschiedlich ausgelegt werden.
Viele Bauern möchten kein GVO-Saatgut wie das von der Firma Monsanto, weil sie Angst haben vor Entschädigungsforderungen. Wenn ein Totalausfall vom benachbarten Acker durch Kontamination zu befürchten ist, könnte die Entschädigungszahlung im Schadensfall mehrere tausend Euro ausmachen, was in der Landwirtschaft ein beträchtlicher Betrag ist. Wären nun mehrere Felder hiervon betroffen, kann die Entschädigungszahlung sehr hoch werden. Generell ist das Interesse an Monsanto-Produkten bei deutschen Bauern gering z. B. wegen finanzieller Nachteile, da das Saatgut teurer ist. In Spanien jedoch werden diese Produkte bereits angebaut.
Aus der Sicht von Chrisoph Then resp. seines Vereins oder des Instituts ist es ein großer Nachteil für Europa, wenn neue Gentechsorten nicht genügend auf Risiken geprüft werden, egal ob für Lebensmittel, Futtermittel oder den Anbau. Hier stellt er große Schwächen im System fest. In der Regel fehlten unabhängige Untersuchungen, die ausreichend wissenschaftliche Standards erfüllen könnten. Er befürchtet, dass Produkte, deren Risiken wir nicht kennen, in Landwirtschaft und Lebensmittelbranche Einzug halten und fordert daher:
- Wesentlich höhere Standards für die Zulassung
- Wesentlich höhere wissenschaftliche Standards
- Wir müssen viel mehr wissen über diese Pflanzen, bevor die EU eine Marktzulassung ausspricht!
Wie wahrscheinlich ist es, dass das EU-Parlament dem Genmais 1507 eine Zulassung zusprechen wird?
Das EU Palament schlägt vor, mehr wissenschaftliche Komponenten in den Entscheidungsvorgang hinzuzunehmen und es wird angenommen, dass das EU-Parlament bis zum Herbst über diese Regelung noch einmal beraten und Änderungsvorschläge machen wird.
Wie sieht es aus mit dem Biodiversitätsverlust durch Gentechpflanzen?
Das Bundesamt für Naturschutz Deutschland, das Umweltbundesamt Österreichs und das Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU bilanzieren kritisch zu den Auswirkungen von Gentechpflanzen, die gegenüber Herbiziden resistent sind. Der langjährige Anbau solcher Pflanzen würde den Biodiversitätsverlust beschleunigen. Die Länder ließen im Rahmen einer Literaturstudie in verschiedenen Ländern untersuchen, wie sich dort der Anbau solcher Kulturen auf die dortige Umwelt ausgewirkt hat. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl in Nord- als auch in Südamerika, wo diese herbizidresistenten Gentechpflanzen schon seit 20 Jahren kultiviert werden, der massive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln dort zum Biodiversitätsverlust führte.
Kurz zur Erläuterung:
Herbizidresistente Gentechpflanzen wurden entwickelt, um Totalherbiziden wie z. B. Glyphosat widerstehen zu können. Durch die einseitige Behandlung mit diesen Herbiziden entwickeln Unkräuter Resistenzen. Die Folge ist eine kontinuierliche Zunahme von Glyphosat und anderen Herbiziden in diesen Ländern.
Die Umweltbehörden kommen zum gleichen Schluss wie zahlreiche Publikationen zuvor, nämlich dass die Menge der Ernten hierdurch nicht gesteigert werden konnte. Dies zeigen Untersuchungen bei Baumwolle, Ölsaaten und Soja. In den letzten zehn Jahren blieb der Ertrag vom erwähnten Gentechsoja gleich oder fiel gar GERINGER aus als bei konventionellen Sorten.
Ausserdem führt der massive Einsatz der Pflanzenschutzmittel auf Gentechfeldern zum Verlust von Lebensräumen von Tier und Pflanzenarten. Bedroht ist in Amerika der Monarchfalter. Dem Falter fehlen auf seinem Weg nach Süden zunehmend die Nahrungspflanzen, wie eine kanadische Studie zeigt. Doch auch Vögel, die sich ausschliesslich von Samen ernähren, sind zunehmend bedroht, wie englische Studien zeigen. Über das Bienensterben berichteten wir bereits vielfach in unseren Artikeln.
Hier die Quellenangabe des Berichts der SAG (Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie): http://www.gentechnologie.ch/index.php/14-themen/invkat/661-gentechnisch-veraenderte-pflanzen-beschleunigen-den-biodiversitaetsverlust
Mal ganz abgesehen von den Auswirkungen von Gentechnik und Herbizideinsatz auf uns Menschen ist es doch einfach unglaublich, wie hier mit dem gesamten Planeten als Versuchslabor umgegangen wird. Wir, die Bevölkerung Europas, fordern die EU-Komission respektive das EU-Parlament dazu auf, diese Regelung vollständig zu überholen und statt eines nationalen Gentechverbots ein EU-weites Gentechverbot einzuführen!
Wir wollen weder Gift noch Gentechnik – nicht auf unseren Feldern, nicht in unseren Ställen und nicht auf unseren Tellern!
Die Zukunft unserer Kinder und ihrer Umwelt muss mehr Gewicht haben, als die Interessen der Forschung und noch viel schlimmer, der Agroindustrie-Riesen wie z.B. der Firma Monsanto. Denn denen ging es und geht es nur um den Profit und unsere Nachteile sind dort nicht von Relevanz!
Haben Sie gewusst, dass Firmen wie Bayer, BASF, Henkel, IBM, Novartis und Syngenta einen offenen Brief an die Präsidenten der EU-Komission geschrieben haben? Dieser erreichte die Herren Barroso, Van Rompuy und Schulz rechtzeitig zur Tagung des europäischen Rats am 24. Oktober. Die Manager der oben genannten Firmen wären zutiefst besorgt über die negativen Auswirkungen des Risikomanagements und der regulatorischen Rahmenbedingungen auf dem europäischen Kontinent. Für den Erhalt des Wohlstandes und die Gewährung des Fortschritts wäre eine „Null-Risiko-Mentalität” gefährlich, laut ihren Aussagen. In diesem Brief wird immer wieder darauf hingewiesen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse von den Behörden häufig ignoriert würden. Ein Überstrapazieren des Vorsorgeprinzips verhindere letztlich allen Forschritt.
Der Bericht schließt mit den Worten: „Die Dosis macht aber eben auch bei der Vorsorge das Gift.“
Ergänzend möchten wir nochmal darauf hinweisen, dass auch das US-Landwirtschaftsministerium Besorgnis heuchelt und Europa auffordert, die Einschränkungen für GVO zu lockern. Ganz uneigennützig versteht sich – immerhin sollen die deutschen Bürger frei entscheiden können, ob sie GVO essen möchten oder nicht. Was für ein Fortschritt! Dann lösen wir demnächst das Armutsproblem, indem wir einfach alles als Lebensmittel zulassen?
Hierzu haben wir Netzfrauen nur hinzuzufügen: Das Vorsorgeprinzip wurde erstellt, um Sorge zu tragen für die Umwelt und unser aller Nachkommen. Dieses Vorsorgeprinzip steht an oberster Stelle.
Von den Firmen wird behauptet, Fortschritt könne nur durch Risiko erlangt werden. Jedoch gibt es schwerwiegende und völlig unkalkulierbare Risiken betreffend Kontamination und Resistenzbildung.
Solche Briefe der Firmen an unsere Regierung empfinden wir als Volksverhetzung! Wir sind das Volk, wir sind die bestimmende Kraft in Europa und wollen und werden es auch bleiben!
Wir schließen mit einem Link zur politischen Initiative gegen den Gemais: http://www.bio-markt.info/web/Aktuelle_Kurzmeldungen/Gentechnik/Genmais/15/21/0/16759.html
Besten Dank für Ihre Zeit und wir hoffen, wir konnten Ihnen wieder weitere wichtige Informationen geben zu diesem Thema.
Netzfrauen-Mann Dominik Crimi (Schweiz)
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