Am 17. Juli stoppten besorgte Six-Nations-Mitglieder das Ausbaggern für die Vorbereitung der Enbridge Line 9 in North Dumfries, Kanada (Ontario).
Um 10 Uhr legten die Enbridge-Bediensteten ihre Arbeit nieder. Die anwesenden Demonstranten baten die Arbeiter zu gehen und machten geltend, dass das Land gemäß der Haldimand-Urkunde zum Territorium der Haudenosaunee (Irokesen) gehöre. Zudem seien die Arbeiter ohne Zustimmung oder Konsultation der Haudenosaunee vor Ort.
„Sinnvolle Beratung ist nicht nur die Bereitstellung von Informationen und die anschließende Ausführung ohne weitere Diskussion. Es muss die Möglichkeit zum Widerspruch vorhanden sein und auch die Bereitschaft nachzugeben”, sagt Missy Elliot.
„Enbridge hat einer Person eine Sprachnachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Das ist nicht bedeutungsvoll – es ist nicht einmal Absprache”, erklärte Emilie Corbeau, Unterstützerin der Six Nations.
Die Demonstranten beabsichtigen, ein Aktionscamp zu veranstalten und die Zeit mit Vorträgen über die Geschichte der Six Nations und Solidarität mit den Ureinwohnern zu füllen, sowie zur Vermittlung von auf die konkrete Aktion bezogenem Fachkenntnissen.
Die Gruppe erklärte, dass sie bereits alle anderen ihnen zur Verfügung stehenden Prozesse ausgeschöpft habe. „Wir haben versucht, der NEB, der Gemeinde und dem Grand River Conservation Authority unser Anliegen zu verdeutlichen. Unsere Bedenken wurden abgewiesen. Welche Wahl haben wir, wenn wir unser Land, unser Wasser und unsere Kinder schützen wollen?“, fragt Missy Elliot, Mitglied der Six Nations.
Unter der Gesetzesvorlage C-45 ist der Abschnitt des Grand River neben der Baustelle und Enbridge Pipeline nicht mehr geschützt. Etwa eine halbe Million Menschen sind auf Trinkwasser aus dem Grand River angewiesen.
„Es geht nicht nur um Line 9 – oder Northern Gateway, Energy East oder Keystone XL. Es geht um Rohrfernleitungen – allesamt”, sagt Daniell Boissineau vom Turtle Clan. „Es geht um die Teersande und wie zerstörerisch sie bereit sind zu erweitern, zu extrahieren und zu befördern.”
„Dies ist ein kontinentales Anliegen. Es ist nicht nur ein Thema der Six Nations oder eine Angelegenheit der Einheimischen. Als Menschen tragen wir die Verantwortung und müssen unser Land und unser Wasser schützen“, appelliert Elliot.
Wir übersetzten Ihnen den Artikel „Six Nations protesters stop Enbridge Line 9 dig in North Dumfries“
„Six Nations of the Grand River“ ist die größte Urnation Kanadas.
Die Baggerarbeiten, um die es geht (sogenannte „integrity digs“), sind Vorbereitungen zu einer größer angelegten Förderaktion des sogenannten Dilbit, einem dickflüssigen Bitumen aus Ölsand. Die hierfür vorgesehenen Leitungen, wie die Line 9, waren ursprünglich für die Förderung von Öl und anderen konventionellen Rohstoffen konstruiert worden. Die Besorgnis der Demonstranten gilt sowohl den korrosiven Eigenschaften des Dilbit als auch Fließdruck und -Temperatur beim Transport durch die Pipeline. In der Vergangenheit hat es beim Transport dieses Stoffs durch das Pipeline-System von Alberta gehäuft Lecks gegeben, 16 Mal mehr als im US-System.
Wenn es Lecks gibt, ist die Säuberung der Umwelt ein größeres Problem als bei vielen anderen Stoffen. Dilbit sinkt unter Wasser. Reinigungsarbeiten, die nach einer größeren Leckage in Michigan nötig waren, dauern nun schon das dritte Jahr an.
Wie problemlos die Arbeiter das Anliegen der besorgten Menschen annahmen und ihre Arbeit niederlegten, zeigt dieses Video:
Der Einsatz der First Nations für die Umwelt ist immer wieder bemerkenswert. Wir fragen uns, warum hierzulande die Menschen nicht eine ähnliche Verantwortung fühlen. Wie war das noch gleich: „Welche Wahl haben wir, wenn wir unser Land, unser Wasser und unsere Kinder schützen wollen?“
Netzfrau Andrea Wlazik
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