Fukushima: TEPCO muss Entschädigung für Suizid zahlen – Fälle von Schilddrüsenkrebs gestiegen

Fukushima1Die Zahl der Selbstmorde in der Präfektur Fukushima ist weitaus höher als in anderen Regionen Japans.

Obwohl das Kabinett eine Suizidpräventions-Hotline eingerichtet hatte und Berater für die Bewohner von Notunterkünften in Fukushima entsandte, haben sich solche Maßnahmen als unzureichend erwiesen.

Waren es 2011 noch 10 Personen, die Suizid in Fukushima begingen, ist die Zahl ab Juli 2013 auf 23 gestiegen und auch dieses Jahr wurden 10 Selbstmorde in der Präfektur registriert, das teilt die Japantimes heute mit.

Nach dem Super-Gau in Fukushima übergoss sich auch eine Frau im Alter von 58 Jahren aus Verzweiflung über ihre unsichere Zukunft mit Benzin und steckte sich in Brand.

Das Bezirksgericht in Fukushima verurteilte jetzt den Reaktorbetreiber TEPCO zur Zahlung einer Entschädigung in Höhe von 49 Millionen Yen (356 000 Euro) an die Hinterbliebenen. Nach dem Erdbeben- und Tsunami-Unglück vom 11. März 2011, das im AKW Fukushima Daiichi zu einem Super-Gau geführt hatte, musste die Frau aus ihrem 40 Kilometer entfernten Haus fliehen. Im Juli desselben Jahres nahm sie sich das Leben.

Noch immer leben etwa 125 000 Bewohner Fukushimas in provisorischen Behelfsunterkünften. Infolge des schweren Bebens und des Tsunamis waren etwa 18 500 Menschen in den Tod gerissen worden oder gelten als vermisst.

Zahl der Fälle von Schilddrüsenkrebs in Präfektur Fukushima gestiegen:

In einer laufenden Gesundheitskontrolle von 300 000 Einwohnern der Präfektur Fukushima, die zum Zeitpunkt der Katastrophe höchstens 18 Jahre alt waren, wurden neue Fälle von Schilddrüsenkrebs festgestellt. Die aktuellen Ergebnisse wurden am Sonntag veröffentlicht.

Unter Einbeziehung der Verdachtsfälle, deren Zahl um 14 Personen stieg, ergibt sich eine Zahl von 104 Fällen (68 davon weiblich), in denen Schilddrüsenkrebs nachgewiesen oder vermutet wird. Die tatsächliche Zahl von nachgewiesenem Schilddrüsenkrebs liegt somit bei 57. In einem Fall liegt ein gutartiger Tumor vor. Die Tumorgröße liegt zwischen 5 und 41 Millimetern, durchschnittlich beträgt sie 14 Millimeter.

Die für die Untersuchung verantwortliche medizinische Universität Fukushima betont jedoch, dass ein Zusammenhang mit der Strahlungsbelastung unwahrscheinlich ist. Gegen eine solche Vermutung spreche etwa, dass es bei Kindern aus verschiedenen Gebieten, in denen unterschiedliche Strahlungsbelastung herrschte, kaum Abweichungen gebe. Quelle

In einem an seine Kollegen gerichteten Essay erklärte der japanische Arzt Shigeru Mita, warum er kürzlich von Tokio wegzog, um seine Praxis im Westen Japans neu zu eröffnen.

Er denkt, dass Tokio auf Grund der durch die Kernschmelze im Fukushima Daiichi Kraftwerk am 11.03.2011 verursachten radioaktiven Verseuchung kein sicherer Wohnort mehr ist.

[Siehe: „Tokio sollte nicht mehr bewohnt werden“ – Japanischer Arzt warnt vor Strahlung aus Fukushima]

Bereits im Oktober 2013 warnte der japanische Atomkraftgegner und Buchautor Takishi Hirose in einem offenen Brief an alle jungen Athleten vor der wachsenden radioaktiven Belastung Japans und der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. [Siehe: Ein Brief an alle jungen Athleten, die davon träumen, 2020 nach Tokio zu kommen]

Fukushima: Export von Reis, Früchten und Grüntee – Radioaktivität in Lebensmitteln?

Netzfrauen FukushimaAm 21 August berichteten wir, dass erstmals seit 2011 wieder Reis aus Fukushima ins Ausland exportiert wird.

In japanischen Reisproben aus dem Bezirk Onami in Fukushima City, der Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur, hat der japanische Landwirtschaftsverband im November 2011 Cäsiumswerte von 630 Becquerel pro Kilo gemessen. Im Oktober 2011 hatte die Regierung den Reis noch für sicher erklärt.

In der Präfektur Fukushima lagern zwei Jahre nach der AKW-Katastrophe rund 17 000 Tonnen kontaminierter Reis aus dem Jahr 2011, wie die Asahi Shimbun  im April 2013 berichtete. Wohin mit den 17 000 Tonnen Reis aus Fukushima? Die öffentlichen Verbrennungsanlagen in Fukushima waren technisch nicht in der Lage, den Reis richtig zu entsorgen. Insgesamt 22 Millionen Tonnen an Trümmern haben sich in den Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima durch den Tsunami 2011 angehäuft. Das sind Mengen, die normalerweise in einem Zeitraum von 16 Jahren zusammenkommen. Bis 2014 wollte die Regierung sämtlichen Schutt entsorgt haben. Doch auch hier wissen wir, dass bei dem Pannenreaktor Fukushima immer noch die Trümmer nicht entsorgt wurden. Allein in der Präfektur Fukushima sollen 2 Millionen Tonnen an Trümmern aus Sicherheitsgründen allesamt in der Präfektur selbst entsorgt werden und das dauert. Was wurde nun aus den 17 000 Tonnen kontaminierten Reises? Seit der AKW-Katastrophe von Fukushima wird sehr genau auf die Herkunft der Lebensmittel geschaut, dazu gehört besonders der Reis. In einer Umfrage in den großen Ballungszentren Japans sagten mehr als die Hälfte der Befragten, dass sie bewusst darauf achten würden, woher die Lebensmittel stammen. Die japanische Bevölkerung möchte damit verhindern, selbst radioaktiv belastete Nahrung zu kaufen.

Auch Brasilien, mit über 1,5 Millionen japanischstämmigen Menschen hat zwar bereits 2012 sein anfängliches Importverbot gelockert, doch die dortige Lebensmittelbranche hat sich gemäß der Japan Times jedoch längst angepasst. Sie setzt unterdessen auf Ersatzprodukte aus den USA, Südkorea oder China.

Erstmals seit 2011 wird wieder Reis aus Fukushima ins Ausland exportiert. Genau genommen darf 300 Kilogramm der Reisernte aus der Stadt Sukagawa in der Präfektur Fukushima nach Singapur verkauft werden. Darauf hat sich Zen-Noh mit dem südostasiatischen Stadtstaat geeinigt.

Singapur hatte gerade erst im Mai die Importrestriktionen für gewisse Landwirtschaftsgüter wie Reis, Früchten oder Grüntee aus Fukushima und acht weiteren Nachbarpräfekturen aufgehoben, wie AsiaOne damals berichtete. Die Kontrollen vor Ort seien sicher genug, stellte Singapur fest. Auch die EU hat ihre Importrestriktionen dieses Jahr etwas gelockert. Für alle Lebensmittelprodukte aus der Präfektur Fukushima, mit Ausnahme von Sake, ist jedoch weiterhin ein Test-Zertifikat erforderlich.

Die Beschwichtigungsversuche der Regierung wirken nach all dem, was wir bereits über Fukushima erfahren haben, wenig glaubwürdig und so sieht es auch die japanische Bevölkerung. War Ihnen bekannt, dass die EU wieder Änderungen bezüglich der Einfuhrbestimmungen aus Japan vorgenommen hat? Und zwar unbemerkt ab Ende März 2014. Kein Scherz: Die Einfuhrbedingungen wurden entschärft. Die Aufnahme von Radionukliden (radioaktive Atomsorten), wie Cäsium-137 über Nahrungsmittel stellt nach einem Atomunfall wie in Fukushima oder in Tschernobyl langfristig die größte Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar. In Japan waren im letzten Jahr in der Nähe von Fukushima Grenzwertüberschreitungen beim Reis gemessen worden. Dieser soll jedoch vernichtet worden sein.

Dennoch sind ab 28. März 2014 die Einfuhrbedingungen aus Japan gelockert worden.

Auch drei Jahre nach Ausbruch der Katastrophe kommt es im Havarie-Reaktor von Fukushima immer wieder zu schweren Zwischenfällen und am japanischen Pannen-Atomkraftwerk Fukushima wird eine zunehmende Strahlung registriert.

Um Fukushima wird es ruhig, doch wer glaubt, dass sich dadurch die Katastrophe sprichwörtlich in Luft auflöst, der irrt. Würden Sie noch Lebensmittel aus Japan ohne Bedenken zu sich nehmen?

Wir haben bereits zahlreiche Beiträge zum Freihandelsabkommen mit den USA geschrieben. Hier erwarten uns bekanntlich Chlorhühner, Klonfleisch und genmanipulierte Lebensmittel. Aus Japan erwartet uns spätestens 2016 Radioaktivität in Lebensmitteln. Bis Ende 2015 sollen die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen EU und Japan beendet sein. Das beteuerten Japan und die EU im Mai bei einem Treffen. Barroso listete jene Bereiche auf, die für die EU besonders wichtig und für Japan besonders schwierig seien: Marktzugang für Waren einschließlich landwirtschaftlicher Produkte, nicht tarifäre Handelshindernisse wie Vorschriften und Zulassungsbestimmungen, öffentliche Auftragsvergabe und geschützte Herkunftsbezeichnungen. Japan werde sich künftig auch an Missionen im Rahmen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik beteiligen. Denn der Konflikt um die Ukraine sei auch für die Spannungen in Asien von Bedeutung. Merken Sie was? Es geht nur um Geld, Macht und der Mensch? Kollateralschaden! Lesen Sie dazu: Fast keine Importkontrollen trotz Fukushima – Freihandelsabkommen mit Japan

Südkorea und China verweigern Importe aus Fukushima

Viele für Japan wichtige Exportländer in Asien bleiben jedoch hart. Beispielsweise hält Südkorea das Importverbot für Landwirtschaftsgüter aus 13 japanischen Präfekturen weiterhin aufrecht. Auch China importiert keine Lebensmittelprodukte aus 10 japanischen Präfekturen. Weitere Länder, die ähnlich strenge Verbote erlassen haben, sind Brunei, Neukaledonien oder der Libanon.

Früchte nach Thailand und Malaysia

Auch für ihre Früchte, insbesondere Pfirsiche, Äpfel und Birnen, war die Präfektur Fukushima vor der Katastrophe über die Grenzen hinweg bekannt. Nach der Katastrophe stellten Taiwan und Hongkong ihre Importe jedoch ein. Bereits seit Herbst 2012 werden laut der Asahi Shimbun wieder Pfirsiche und Äpfel aus der Präfektur Fukushima exportiert, wie zum Beispiel nach Thailand oder Malaysia.

Laut Bundesverbraucherministerium importiert Deutschland aus Japan hauptsächlich Würzsoßen, Wein, Tee und Mate sowie Backwaren, Fisch und Fischprodukte. Im Jahr 2012 wurden „Fisch und Fischereierzeugnisse” für 3 561 000 € importiert. Nahrungsmittel und Futtermittel wurden für 21 485 000 € nach Deutschland importiert. Hier können Sie den Export nach und Import aus Japan im Vergleich nach Jahren lesen.

Können Fische aus den japanischen Gewässern noch bedenkenlos gegessen werden?

Während der AKW-Katastrophe von Fukushima wurde wiederholt kontaminiertes Wasser ins Meer gelassen. Die täglich anfallende Menge von 400 Tonnen an kontaminiertem Grundwasser wurden auf verschiedenen Art und Weise versucht zu stoppen. Gerade am Meeresgrund der Küstengebiete ist die Gefahr erhöhter Strahlenwerte besonders groß. Gerade Grundfische seien daher besonders betroffen, erklärt ein Experte der Universität Tohoku 2012. Auch Süßwasserfische aus der Gegend um Fukushima gelten als exponiert. Bei ihnen dauert es besonders lange, bis sie Cäsium ausgeschieden haben. Und wie wir nun wissen, wurden im Jahr 2012 „Fisch und Fischereierzeugnisse” für 3 561 000 € aus Japan importiert. 

 „Trotz unserer Bemühungen, zu erklären, dass die Sicherheit der landwirtschaftlichen Produkte aus Fukushima wieder hergestellt wurden, sind wir nicht in der Lage, Abnehmer für den Reis zu finden“, sagte ein Sprecher der National Federation of Agricultural Cooperative Associations (Zen- Noh), einem bedeutenden Großhändler für japanische Agrarprodukte. Mal ehrlich, würden Sie Produkte aus Tschernobyl essen? Genau so sehen wir es mit Fukushima. Die Beschwichtigungsversuche der Japanischen Regierung wirken nach all dem, was wir bereits über Fukushima erfahren haben, wenig glaubwürdig und so sieht es auch die japanische Bevölkerung. Singapur täte gut daran, seine Bevölkerung zu schützen, oder möchten Sie als Versuchskaninchen fungieren um festzustellen, wie sich verstrahlte Lebensmittel auf den Körper auswirken? Wir erinnern noch einmal an unserem Beitrag: Der gefährlichste Moment in der Geschichte der Menschheit: „Bei der Sicherung der Brennelemente im Lagerbecken der Einheit 4 in Fukushima geht es um unser aller Überleben!”

© Netzfrau Doro Schreier

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