Raubzug der Wasserkonzerne: Bottled Water Comes From the Most Drought-Ridden Places in the Country

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Wenn Sie eine Wasserfirma sind und in Kalifornien nach Wasser bohren und welches finden, gehört es Ihnen.

Erwartet uns dies auch im Rahmen des Freihandelsabkommens mit den USA?

Technische Entwicklungen helfen zwar bei der breiteren Versorgung, aber niemand kann Wasser herbeizaubern. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass Mitte dieses Jahrhunderts bis zu sieben Milliarden Menschen in 60 Ländern von Wasserknappheit betroffen sein werden. Wasser wird zur Mangelware – und damit voraussichtlich zum Zankapfel. Da wir hier in Deutschland über reichlich Wasserquellen verfügen, stelle man sich vor, Nestlé kommt und nimmt sich diese Quellen und Sie können dann das Wasser teuer kaufen, wie jetzt Kalifornien zeigt.  

Mineralbrunnenland Deutschland

Mineralwasser ist der beliebteste Durstlöscher der Deutschen: Im Durchschnitt trinkt jeder von uns jährlich 140 Liter Mineralwasser. Mehr als 200 Mineralbrunnenbetriebe fördern das Naturprodukt aus der Tiefe zutage und stillen so den Durst der Verbraucher nach Mineralwasser.

Welches Mineralwasser aus Ihrer Region kommt, erfahren Sie mit dem Brunnenfinder. Klicken Sie auf Ihr Bundesland, um die Brunnen in Ihrer Nähe kennenzulernen.

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Und auch Nestle ist dabei! Zum Beispiel: Brunnenfinder Ergebnisse für Schleswig-Holstein: Fürst Bismarck-Quelle Nestlé Waters Deutschland GmbH – 21521 Aumühle

Freihandelsabkommen: eine Privatisierung durch die Hintertür

Das Eigentum am Wasser ist sehr weit gefächert. Bei einem Freihandelsabkommen müssten Ausschreibungen in Bereichen wie Wasserversorgung, Abwasser, Strom oder Gas, für die Staat oder Kommunen zuständig sind, für internationale Unternehmen geöffnet werden. Bestrebungen, diese Aufgaben nicht dem freien Wettbewerb zu unterwerfen, wären hinfällig – auch der auf Grund EU-weiter Bürgerproteste errungene Erfolg gegen die Privatisierung bei der Trinkwasserversorgung. Siehe auch Spekulationen mit Wasser stoppen!

Bevor Nestlé sein Pure Life einführte, gab es z. B. in Pakistan kaum Wasser aus der Flasche. Heute boomt die Branche. So auch in Kalifornien und auch hier in Europa. Nestlé dominiert den Markt, den die Firma selbst geschaffen hat. Normales Trinkwasser wurde verdrängt und umgewandelt in eine Ware. Nestlé tauchte auf, begann Pure Life anzubieten. Plötzlich erschien Danone, Coca Cola. Pepsi kam dazu. Dann eine ganze Anzahl privater, lokaler Anbieter. Alle produzieren sauberes Wasser, weil die uralte Infrastruktur der öffentlichen Versorgung versagt. Das marode Wassersystem ist mehr als 30 Jahre alt. Die Rohre brechen, Trink- und Abwasser vermischen sich. Wer sich kein Flaschenwasser leisten kann, wird krank.

Abgefülltes Wasser kommt aus den am meisten von der Dürre heimgesuchten Gegenden des Landes

US-Bürger, die abgefülltes Wasser trinken, haben ein Problem: Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Wasser aus Kalifornien kommt – einem Staat, der gerade den dritttrockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt – ist ziemlich hoch.

Die Einzelheiten darüber, wo und wie die Abfüll-Firmen ihr Wasser beziehen, sind meist ziemlich schwammig, aber allgemein betrachtet fällt das abgefüllte Trinkwasser in zwei Kategorien: Die erste ist „Quellwasser“ oder Grundwasser, das nach Angaben der EPA „dort gewonnen wird, wo Wasser natürlich an die Erdoberfläche gelangt oder durch ein Bohrloch, das zu einer unterirdischen Quelle dringt“.

Etwa 55 Prozent des abgefüllten Wassers in den USA ist Quellwasser, einschließlich der Marken Crystal Geyser und Arrowhead.

Die restlichen 45 Prozent kommen aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung, was bedeutet, dass Firmen, unter anderem Aquafina und Dasani, schlicht und einfach Leitungswasser aufbereiten – das selbe Zeug, das zu Hause aus dem Wasserhahn kommt – und es in Flaschen abfüllen. (Schräg, oder?)

Aber egal, ob Unternehmen Trinkwasser aus Quellen oder aus der Leitung abfüllen, viele von ihnen schöpfen Wasser aus genau den Gegenden, die es zur Zeit am nötigsten brauchen.

FlaschenwasserDie Grafik rechts zeigt die Wasserquellen, die vier Großunternehmen in Kalifornien nutzen.

Aquafina- und Dasani-“Quellen“ sind die Anlagen, in denen Leitungswasser aufbereitet und abgefüllt wird, während Crystal Geyser- und Arrowhead-“Quellen“ sich auf die Quellen selbst beziehen.

Im Ganzen betrachtet ist die Menge des Wassers, das zum Abfüllen in Flaschen verwendet wird, in Kalifornien nur ein kleiner Teil der Menge des Wassers, das zur Herstellung von Lebensmitteln und Getränken verbraucht wird – eine beträchtliche Zahl anderer Flaschengetränke nutzt Kaliforniens Wasser und der Löwenanteil von 80 Prozent wird in der Landwirtschaft verwendet. Dennoch stellt sich die Frage:

Warum trinken Amerikaner im ganzen Land abgefülltes Wasser aus dem dürregeplagten Kalifornien?

Ein simpler Grund ist, dass sich viele der Unternehmen, die Wasser abfüllen, in Kalifornien niedergelassen haben. „Sie müssen bedenken, dass es sich um eine 120 Jahre alte Marke handelt“ sagt Jane Lazgin, eine Repräsentantin von Arrowhead. „Einige dieser Quellen werden seit langer, langer Zeit mit der Marke in Verbindung gebracht“. Lazgin gibt zu, dass unter ökologischen Gesichtspunkten „Leitungswasser immer der Gewinner ist“. Doch sie betont, dass die Firma versuche, ihre Quellen nachhaltig zu nutzen.

Wasser in Flaschen ist nicht das einzige Trinkwasser, das Getränke-Unternehmen verbrauchen: Coca-Cola-Abfüllanlagen, in denen Dasani produziert wird, verbrauchen laut Coca-Cola-Sprecherin Dora Wong 1,63 Liter Wasser pro Liter Getränk, das in Kalifornien produziert wird. „Unsere kalifornischen Einrichtungen sind weiterhin bemüht, Wege zu finden, den Wasserverbrauch zu verringern“ schrieb sie in einer E-Mail.

Ein weiterer Grund, weshalb in den USA Kaliforniens Wasser getrunken wird: Kalifornien ist der einzige Staat im Westen ohne behördliche Grundwasser-Regelung oder eine öffentliche Zuständigkeit für die großangelegte Grundwassernutzung. Anders ausgedrückt:

Wenn Sie eine Wasserfirma sind und in Kalifornien nach Wasser bohren und welches finden, gehört es Ihnen.

Dann gibt es noch die bereits erwähnte Schwammigkeit der Industrie: Die Unternehmen sind nicht verpflichtet, öffentlich darzulegen, wo genau ihre Quellen sind oder wie viel Wasser jede Anlage abfüllt. Peter Gleick, der Autor von „Bottled and Sold: The Story Behind Our Obsession With Bottled Water“, sagt: „Ich glaube nicht, dass die Leute irgendeine Ahnung haben – sie wissen es nicht“, wo ihr abgefülltes Wasser herkommt. (Absurde Tatsachen, die er während seiner Recherche aufgedeckt hat, sind etwa: „Everest Water“ kommt aus Texas, „Glacier Mountain“ aus Ohio und nur ein Drittel des „Poland Springs“-Wasser stammt tatsächlich aus der Poland-Quelle in Maine.)

Ungeachtet der Tatsache, dass fast das gesamte Leitungswasser in den USA besser reguliert und überwacht ist als das abgefüllte Wasser, und trotz des massiven umweltbelastenden Fußabdrucks, den die Getränkeindustrie hinterlässt, liegt der Hauptgrund dafür, dass abfüllende Firmen Wasser aus Dürrezonen nutzen einfach darin, dass immer noch die Nachfrage besteht:

2012 produzierte die Industrie allein in den Vereinigten Staaten rund 10 Milliarden Gallonen (ca. 45 Mrd Liter) abgefülltes Wasser mit Verkaufseinnahmen von 12 Milliarden Dollar.

Wie Gleick schreibt, hat „diese Industrie eine öffentliche Ressource erfolgreich in ein privates Bedarfsgut umgewandelt“. Und die Verbraucher – naja, die trinken den Kelch aus.

Frei übersetzt aus dem englischen Original: Bottled Water Comes From the Most Drought-Ridden Places in the Country

Netzfrau Katja Seel

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