Der weltweit stetig zunehmende Plastikmüll ist eine Gefahr für die gesamte Umwelt. Eines der Hauptprobleme begegnet uns täglich: die Plastiktüte. Während andere Länder dieses umweltschädliche Symbol unserer Wegwerfgesellschaft konsequent verbieten, tut sich die EU-Kommission noch schwer. Sie strebt bis 2019 gerade mal eine Reduzierung an.
Nun verbietet auch Kalifornien die Nutzung von Plastiktüten
Obwohl sie durchaus mehrfach verwendbar wären, es außerdem bereits Möglichkeiten gibt, biologisch abbaubare Tüten herzustellen und man in den meisten Geschäften alternativ auch wiederverwendbare Leinenbeutel und andere Mehrwegtaschen erwerben kann, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch herkömmlicher Plastiktüten in Deutschland immer noch bei fast 70 Stück. Nicht mitgerechnet in dieser Zahl sind laut NABU Obstbeutel, Abfallsäcke und Verpackungsfolien. Umgerechnet auf etwa 80,5 Millionen Einwohner liegt der Gesamtverbrauch von Plastiktüten pro Jahr bei 5635 Milliarden Stück.
Der durchschnittliche Verbrauch in der EU liegt bei unglaublichen 200 Tüten pro Kopf!
Eine Riesensauerei!
Die meisten Plastiktüten bestehen aus fossilem Rohöl. Dass dieses immer knapper wird, ist allgemein bekannt und zeigt sich in den stetig steigenden Kosten für Heizöl und Treibstoffe. 60 Millionen Tonnen CO2-Emissionen sind dem weltweiten Verbrauch von geschätzt einer Billion Plastiktüten geschuldet. (Quelle: Deutsche Umwelthilfe)
Der „gelbe Sack“ bzw. vielerorts die „gelbe Tonne“ führen zu der irrigen Annahme, jeglicher darüber entsorgter Plastikmüll würde recycelt. Tatsächlich aber wird nur 1/3 des über das duale System gesammelten Plastikmülls wieder aufbereitet, der Rest wird verbrannt. Geht man davon aus, dass nicht jeder Haushalt konsequent seinen Müll trennt, und betrachtet man die vielen in der Natur herumfliegenden und -liegenden Plastiktüten, ist der recycelte Anteil wohl kaum erwähnenswert.
An herumliegenden bzw. im Meer herumschwimmenden Plastiktüten gehen unzählige Tiere zugrunde. Sie verwechseln den Müll mit Nahrung oder verheddern sich in den Tüten und verhungern, ersticken und verenden elendig. [Siehe auch: „Todesfalle Müll!“]
Es geht auch ohne!
In Frankreich sollen Einweg-Plastiktüten in Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften ab Januar 2016 verboten werden. Dies betrifft Plastiktüten, die nicht biologisch zersetzbar oder kompostierbar sind. [Siehe auch: „TOPP! Verbot für das «Symbol der Wegwerfgesellschaft» in Frankreich und anderen Ländern“]
In Italien sind seit Anfang 2011 nur noch Tüten aus biologisch abbaubaren Materialien erlaubt.
Australien will die Kunststofftüten mit einem Totalverbot abschaffen, bislang sind sie nur in einigen Regionen verboten.
In Bangladesch hingegen sind Plastiktüten seit dem Jahr 2000 komplett verboten. Sie verstopften während der Monsun-Zeit die Abwasserkanäle und erhöhten das Überschwemmungsrisiko.
Supermärkten, Kaufhäusern und Großhandelsmärkten in China ist es seit dem 1. Juni 2008 untersagt, Plastiktüten kostenlos abzugeben. Sehr dünne Tüten wurden vollständig verboten. Mit dieser Anordnung soll der Plastikmüll und die daraus resultierende Verschmutzung reduziert werden. Bei Verstößen droht eine Strafe von bis zu 10 000 Yuan.
In Indien sind Plastiktüten verboten. Verstöße werden mit bis zu 1500 Euro bestraft.
Auch in Bhutan wurden Kunststofftüten abgeschafft.
Im Inselstaat Papua-Neuguinea sind Plastiktüten seit 2003 offiziell verboten. Die Gründe dafür liegen in der zunehmenden Verschmutzung der Umwelt durch weggeworfene Plastiktüten und andere Kunststoffe.
Die ostafrikanischen Staaten Ruanda (seit 2006) und Tansania (seit 2005) haben Kunststofftüten ebenfalls verboten. Bis zu sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von 2.000 Dollar drohen Umweltsündern beim Gebrauch von Kunststofftüten auf der tansanischen Insel Sansibar.
In Südafrika dürfen Kunststofftüten von Einzelhändlern nicht mehr umsonst verteilt werden. Seit 2003 droht ihnen eine Geld- oder Gefängnisstrafe, wenn sie dagegen verstoßen.
In Mauretanien sind seit Januar 2013 aus Umweltschutzgründen Herstellung, Verbreitung und Nutzung von Plastiktüten verboten.
Kalifornien macht den Sack zu
San Francisco (USA) schaffte 2007 als erste Stadt die umweltschädlichen Beutel in den großen Lebensmittelläden ab. Anfang 2014 erließ Los Angeles ein Plastiktütenverbot.
Vorgestern stimmte der kalifornische Senat mit 22 zu 15 Stimmen für den Gesetzesentwurf SB 270: ein landesweites Verbot von Einweg-Plastiktüten. Für Lebensmittelgeschäfte und Apotheken soll das Verbot ab Juli 2015 gelten, für Bedarfsartikelgeschäfte ein Jahr später. Außerdem soll für kompostierbare Tüten und Beutel aus wiederverwendbarem Kunststoff oder Recycling-Papier eine Mindestgebühr von 10 Cents gelten. Der Entwurf geht jetzt seinen regulären Weg über den Schreibtisch des Gouverneurs.
Gleichzeitig mit der Einführung des Verbots soll die Herstellung von Recyclingprodukten in Kalifornien gefördert werden. So sollen finanzielle Anreize geboten und Mitarbeiter in betroffenen Branchen umgeschult werden.
Der Gesetzesentwurf 270 soll den für die Herstellung wiederverwendbarer Kunststoffbeutel verwendeten Recycling-Anteil erhöhen, um Recycling und Herstellung in Kalifornien zu fördern. Bis zum Jahr 2016 sollen Taschen einen Recycling-Anteil von 20 Prozent haben, bis 2020 soll er bei 40 Prozent liegen. Außerdem ist die Förderung des Recyclings von in der Landwirtschaft verwendeter Kunststofffolie, die derzeit auf den Deponien landet, geplant.
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Große Lebensmittelketten will man zur Rücknahme verwendeter Taschen verpflichten, um diese dem Recyclingprozess zuzuführen. Wiederverwendbare Kunststoffbeutel sollen durch Dritte zertifiziert werden, um die Standards zu gewährleisten, die die Herstellung in Kalifornien unterstützen. Der Gesetzesentwurf soll bereits bestehende ähnliche lokale Verordnungen zu Lebensmitteltüten ersetzen. Mehr als 120 lokale Regierungen Kaliforniens haben bereits ein Verbot von Einweg-Kunststoffbeuteln erlassen.
Die „Clean Seas Coalition“, eine wachsende Gruppe von Umweltschützern, Wissenschaftlern, kalifornischen Gesetzgebern, Studenten und Gemeindeleitern arbeitet seit 2008 daran, Verschmutzung durch Kunststoff zu verringern und diese Gesetzgebung zu ermöglichen.
„Die Daten aus den mehr als 121 lokalen Plastiktüten-Verboten, wie z.B. aus Los Angeles City, Los Angeles County, San José und San Mateo, hat bewiesen, dass Verbote wirksam für die Müllreduzierung sind. Die Einstellung der Verbraucher verändert sich. Behauptungen der Industrie zu apokalyptischen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze oder auf arme Gemeinden konnten widerlegt werden“, sagt Leslie Tamminen, Sprecher der Clean Seas Coalition.
„Ein staatliches Plastiktütenverbot spart dem Steuerzahler enorme Mengen Geld für Säuberungsaktionen und schützt die Umwelt.“
Plastiktüten stellen eine direkte Bedrohung für die Tierwelt dar, wie z. B. für die pazifischen Lederschildkröten, die die Tüten für Futter halten. Untersuchungen an mehr als 370 obduzierten Lederschildkröten brachten zutage, dass ein Drittel der Tiere Kunststoff im Bauch hatte, meist Plastiktüten. Diese sind es auch, die die Strände Kaliforniens am meisten verschmutzen, wie Daten über die jährliche Strandreinigung des Ocean Conservancy (Meeresschutzbehörde) zeigen.
„Dieser wichtige Schritt nach vorne zeigt, dass wir nachhaltige Siege für Meer, Umwelt und Gesundheit erreichen können“, meint Nathan Weaver, Meeresanwalt bei Environment California. Und er sagt:
„Nichts, das wir für ein paar Minuten nutzen, sollte unsere Ozeane über Hunderte von Jahren belasten.“
Frei übersetzt aus: California Bans Plastic Bags
Vielleicht geht es nur mir so, aber wenn ich mir die Liste der Länder betrachte, die bereits ohne Plastiktüten auskommen, die große Auswahl an Alternativen zur Wegwerftüte, die hierzulande angeboten wird, frage ich mich schon, warum sich Deutschland nicht auch endlich mal in diese Richtung bewegt.
Hier wurde lange Zeit in vielen Läden gefragt, ob man eine Plastiktüte möchte und diese wurde zum Kauf angeboten. Mittlerweile gibt es wieder immer mehr Geschäfte, die die bezahlten Waren ungefragt in Kunststoffbeutel packen. Eigentlich müsste doch eine ähnliche Regelung getroffen werden können wie in der Gastronomie, wo das günstigste alkoholfreie Getränk nicht teurer sein darf als das billigste alkoholische. Warum nicht die Preise für Plastiktüten per Gesetz auf das Niveau der günstigsten biologisch abbaubaren Tragetasche anheben?
Netzfrau Andrea Wlazik
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