Das außergewöhnlich außerirdische Schul-Mobbing
Der kleine Alien kam mit seiner Mutter von einem weit entfernten Planeten. Sie hatten sich auf der Erde ein schönes Land als ihr Zuhause ausgesucht, wo sie leben wollten.
Am Anfang war es nicht einfach, sich mit den Menschen anzufreunden. Mit drei Antennen auf dem Kopf, drei Armen und zwei scheinwerfergroßen Augen wirkten sie ja nicht gerade vertrauenswürdig und normal. Dazu kam, dass sie einen ziemlichen alienmäßigen Akzent hatten.
Die Schule
In der Schule war der kleine Alien dank seines Äußeren nicht zu übersehen. Er war ziemlich schüchtern und sehr gut in der Klasse. Alle Erdlingskinder schauten ihn an und machten sich über seine Antennen lustig. Sie luden ihn paar Mal zu Geburtstagsfeiern ein, damit sie sich über ihn lustig machen konnten und etwas zum Lachen hatten. Sie nahmen ihn immer auf den Arm: „Was hast Du denn heute an? Wo ist denn Dein Vater? Was ist Deine Mama von Beruf? Ist sie Zirkusclown? Bestimmt hilfst Du ihr auch dabei!“
Sie hatten ihren Spaß und bemerkten nicht, dass sie mit ihren Späßen ziemlich weit gingen und ihn sogar kränkten. Und wenn schon, wen interessierte es? Hauptsache, sie konnten jemanden ärgern, um ihr eigenes Selbstbewusstsein etwas aufzupäppeln. Sie lästerten immer zusammen über ihn und wurden immer gemeiner:
„Wieso ist er so gut im Unterricht? Bestimmt schummelt er. Oder er ist hobbylos und hängt die ganze Zeit zu Hause rum und büffelt. Bei dem Aussehen und bei dem Pudelkopf würde es mich nicht wundern.“
„Und er hat immer so schöne Sachen an…. Wo haben sie das Geld her? Er hat doch keinen Vater!“
„Meine Mama sagt, dass seine Mama vielleicht komische Sachen fürs Geld macht! ….Ihr wisst schon…!“
„Ja, bestimmt!“
„Er sagt, dass seine Mama als Journalistin arbeitet. Das glaube ich aber nicht!“
„Also mein Papa sagt, dass es bei uns im Lande genug Journalisten gibt, die total gut sind, sie stellen doch nicht einen Alien aus einem anderen Planeten als Journalistin ein. Sie trägt bestimmt Zeitungen aus….“
„So sieht es aus! Er hat bestimmt gelogen. Wenn er sagen würde, seine Mutter sei eine Architektin, in Wahrheit würde es bedeutet, dass sie eine Tippse im Architekturbüro ist!“
„Ha ha ha, ja das stimmt. Und nachts hat sie Spätschicht…!“
„Ach hör auf, ich habe vor lauter Lachen Bauchschmerzen.“
Folgen
Der kleine Alien hatte keine Lust mehr, sich mit ihnen zu treffen. Es tat einfach weh. Nichts von dem, was sie erzählten, stimmte und sie wurden immer grausamer und mittlerweile stand er alleine auf dem Schulhof. All die anderen machten sich über ihn hinter seinem Rücken und sogar vor ihm lustig. Die Unwahrheiten waren so gemein, dass er sich meistens auf dem Weg nachhause heimlich ausweinte. Er dachte sich, dass es alles so unfair ist und fragte sich: WARUM tun sie das?
Er traf sich nicht mehr mit ihnen. Sie hatten sich daran gewöhnt, ihn als Clown zu hänseln und über ihn zu lästern. Dass er sich nicht mehr mit ihnen treffen wollte, ärgerte sie am meisten. Sie erzählten es ihren Eltern und einige Mütter taten sich zusammen und sprachen Klein-Aliens Mutter darauf an. Sie waren der Meinung, dass die kleine, krüppelige, unansehnliche, grüne Alien-Familie mit dem „schlechten“ Ruf, sich glücklich schätzen sollte, mit solch wunderbaren Menschen befreundet zu sein. Ihrer Meinung nach sollten sie sich zeitgemäßer verhalten. Schließlich lebten sie ja alle auf der Erde in einem so fortschrittlichen Land, in dem die Menschen Autos und keine Alien-Kamele als Transportmittel benutzen. Ihre Aussage war:
„… Ihr beide fallt sowieso auf, denn Ihr seid ja anders! Also benehmt Euch gefälligst hier! Wer hier nicht ein dickes Auto fährt oder eine tolle Villa bewohnt, soll bitte die Beine still halten!“
Stopp
Die Alien-Mutter war es leid, immer wieder nachzugeben. Sie überwand sich und wagte den Schritt, den anderen die Stirn zu bieten. Sie brauchte solche Freunde nicht. Freunde? Feinde? Sie sah da keinen Unterschied. Ihrem kleinen Alien ging es auch nicht gut, denn die ganze Sache war einfach zu viel für ihn. Er versuchte sogar, seine Antennen unter einer Mütze zu verstecken und seine Augen verdeckte er mittlerweile auch hinter einer dunklen Brille. Er beklagte sich morgens über Bauchschmerzen, wollte nicht in die Schule gehen… und …und….und!
Die Alien-Mutter beschloss, ihnen Einhalt zu gebieten:
- Dem Direktor der Schule, der in ihren Augen nicht so unparteiisch war, wie man es sich von einem Direktor wünschen würde. Aber er hörte ihr zu und die ganze Sache machte ihn nachdenklich.
- Den Eltern, die in ihren Bemerkungen so verletzend und voller Vorurteile waren.
- Den Kindern, die keine Grenze kannten und mittlerweile auch ihr gegenüber kein Blatt mehr vor den Mund nahmen.
Die Situation und die Erfahrung erinnerte sie an ihren Heimatplaneten, wo sich ein ganz gemeiner Virus verbreitete, der viele Menschen das Leben kostete. Dies hier musste auch ein Virus sein, denn Menschen können unmöglich aus freiem Willen so gemein und verletzend sein. Das einzige Gegenmittel war, sich zur Wehr zu setzen und den anderen die Stirn zu bieten, ohne Angst vor den Folgen zu haben. Sie war für ihren kleinen Alien da und sie nahmen sich vor, die Zeit zusammen zu überstehen, denn sie waren nicht allein.
Mobbingvirus
Im Leben ist es immer so! Viren wie Mobbing ernähren sich von der Aufmerksamkeit und der Dummheit der Betroffenen. Die infizierten Menschen merken nicht einmal, was sie mit ihrem Handeln anrichten. Sie betrachten die ganze Geschichte als Unterhaltung und aufbauende Kritik. Wenn sie sich über jemanden unterhalten, der sich nicht gerade NORMAL benimmt, steckt ja keine böse Absicht dahinter. Wenn diese Person gerade in dem Augenblick auftaucht, in dem sie sich über sie auskotzen… sorry… unterhalten, ist ja nicht ihre Schuld! Sie hören ja sogar auf, damit sie die Person bloß nicht verletzen. Diese Menschen fühlen sich missverstanden, denn sie machen ja nichts Böses. Sie fühlen sich im Endeffekt von der Person gemobbt, weil sie so wehleidig und so empfindlich reagiert und sich erlaubt, sogar krank zu werden. Diese Person versteht den ganzen Spaß leider nicht. Diese fiese, undankbare und gemeine Person schafft es sogar, all diese netten, verständnisvollen, fürsorglichen Menschen, die sich Gedanken über ihre Zukunft und ihr Leben machen, durch ihr unmögliches Verhalten zu kränken.
Mobbing ist und bleibt eine GESELLSCHAFTLISCHE EXEKUTION, die sehr verharmlost dargestellt wird. Sie wird durchgeführt von Soziopathen, die sich ihr Opfer nach einem bestimmten Schema aussuchen und die immer in Gruppen auftreten. Sie wirken auf den ersten Blick ganz lieb und fürsorglich. Sie machen Dir Komplimente, die keine sind, geben Dir Ratschläge, die nur für sie selbst gut sind und das Wichtigste: Die Gespräche mit ihnen haben generell einen komischen Nachgeschmack! Sie sind überall und können kein NEIN akzeptieren. Ihr akademischer Grad hat leider mit der ganzen Sache nichts zu tun, und das macht die Geschichte etwas gefährlicher!
Also denken Sie daran: „Das Böse ist immer und überall…“
In der nächsten „K(l)eine Gute-Nacht-Mobbing-Geschichte“: „Die Büroschnepfe ist kein Superstar“
Netzfrau Sharareh Fekri
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