Stichproben-Analyse zeigt: 100 000 Elefanten sind in nur drei Jahren Wilderern zum Opfer gefallen. Zentralafrika hat in einem einzigen Jahrzehnt 64 Prozent seiner Elefanten verloren
Nach Elfenbein suchende Wilderer haben in nur drei Jahren 100 000 afrikanische Elefanten umgebracht, heißt es in einer neuen Studie, die die ersten verlässlichen kontinentweiten Schätzungen zu den illegalen Tötungen zusammenfasst.
Elefantenpopulation innerhalb eines Jahrzehnts um 64 Prozent zurückgegangen
Allein im Verlauf des Jahres 2011 wurde rund einer von zwölf Elefanten von einem Wilddieb getötet. Im zentralen Afrika, dem am stärksten betroffenen Teil des Kontinents, ist die regionale Elefantenpopulation innerhalb eines Jahrzehnts um 64 Prozent zurückgegangen, lautet ein Resultat der Untersuchung, das eine andere kürzliche Schätzung, die auf der Grundlage von Feldstudien getroffen wurde, untermauert.
Die Nachfrage nach Elfenbein, besonders stark in China und anderswo in Asien, und das Chaos, das durch einen „Alles-auf einmal“-Verkauf von konfisziertem Elfenbein verursacht wurde, haben dazu beigetragen, die Schwarzmarktpreise in Afrika hoch zu halten.
Die neue Studie unter der Leitung von George Wittemyer von der Colorade State University, die in der Ausgabe vom 19. August des Proceedings of the National Academy of Sciences-Magazinsveröffentlicht wurde, beinhaltet Schätzungen lokaler und regionaler Populationen und kommt zu dem Schluss, dass drei Viertel der lokalen Elefantenpopulationen zurückgehen.
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Studie über Verluste durch Wilderei
Die Autoren der Studie führten die erste großangelegte Analyse von Verlusten durch Wilderei durch und stützten sich dabei auf Daten über illegal getötete Elefanten, die sich im Besitz von CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) befinden. Wittemyer und sein Team hoffen, dass die neuen Informationen die Diskussion über eine auf Anekdoten und wilden Ratespielen bestehende Basis hinausführen werden.
„Ich glaube, es ist die einzige auf Quantität basierende Schätzung dort draußen“ sagt er.
Forscher und Naturschützer hoffen, dass die Studie die politischen Kräfte dazu bringen wird, mehr zu unternehmen, um die jahrelangen Wilderei-Angriffe aufzuhalten, die mittlerweile das Überleben der Elefanten in Afrika bedrohen. Frühere Schätzungen des Populationsrückgangs durch die Co-Autoren der Studie, Julian Blanc und Kenneth Burnham, beide von CITES, nutzten ähnliche Daten, um die Wilderei-Trends zu untersuchen, aber sie beschränkten ihre Analysen auf nur 66 Orte, die überwacht wurden.
„Niemand hatte irgendwelche wissenschaftlich fundierten Zahlen für den ganzen Kontinent veröffentlicht“ sagt Wittemyer. „Manche Leute haben Zahlen genannt, aber sie bestanden auf reinen Vermutungen. Dies ist die erste gesicherte Schätzung, die wir auf diesem Level haben.“
Die Gesetzemacher ins Visier nehmen
Obwohl sich Naturschützer seit Jahren einig sind, dass es eine fortwährende Wilderei-Krise mit schwerwiegenden Folgen für die Zukunft der afrikanischen Elefanten gibt, betonen die Autoren, dass es „bekanntermaßen bisher extrem schwierig war, eine genaue Zahl“ der durch Wilderer getöteten Tiere festzulegen. In den letzten Jahren haben Wilderer Massentötungen durchgeführt wie etwa 2012 im Bouba Ndjidah Nationalpark in Kamerun, als Hunderte Elefanten mit Automatikwaffen massakriert wurden.
Auch vergiftete Pfeile werden von Wildereren eingesetzt, um Elefanten zu töten. Im Feburar wurde „Torn Ear“ („eingerissenes Ohr“), ein sehr bekannter kenianischer Elefant durch einen giftigen Pfeil umgebracht. Drei Monate später wurde auch „Satao“, ein anderer von Kenias beliebtesten Elefanten, von Wilderern mit einem vergifteten Pfeil getötet. Diese schnitten ihm den Kopf ab, um seine großen Stoßzähne zu entfernen.
Diese kriminellen Taten haben einige offizielle Aktionen zur Folge gehabt wie etwa den Bann auf den kommerziellen Elfenbein-Handel durch die Vereinigten Staaten, doch die Tötungen werden auf einem unhaltbaren Level fortgesetzt, sodass die Geburten mit den Verlusten nicht Schritt halten können.
„Auf den höheren gesetzgebenden Ebenen hat es eine Menge Fragen und Debatten darüber gegeben, wie genau die aktuellen Zahlen sind, was sie bedeuten und wie wir sie interpretieren sollten“ hat Wittemyer angemerkt. „Es gab keine gesicherte wissenschaftliche Studie, auf die man sich definitiv als Grundlage stützen konnte. Meiner Meinung nach sind das, was wir hier zusammengetragen und der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt haben – und meiner Ansicht nach zielen wir wirklich auf die Gesetzemacher ab – definitive Zahlen, auf deren Basis sie handeln und über Ansätze, wie sie vorgehen sollen, diskutieren und debattieren können.“
Mühsam gewonnene Ergebnisse
2002 rief CITES ein Programm namens MIKE (Monitoring the Illegal Killing of Elephants) ins Leben, um die genaue Anzahl der durch Wilderer getöteten Elefanten festzustellen. Die Ranger auf den MIKE-Stützpunkten registrieren alle toten Elefanten, die sie auffinden, und stellen fest, wie hoch der Anteil der Tiere ist, die illegal getötet wurden. Aber die steigende Anzahl der Orte, an denen überwacht wird – das Programm überwacht mittlerweile zwischen 30 und 40 Prozent der Population – ist nach wie vor nur ein Teil der Herden der Tierart, und es gibt noch große Unterschiede darin, wie engmaschig diese Gebiete überwacht werden.
Ein weiteres Problem ist, dass niemand weiß, wie viele afrikanische Elefanten es tatsächlich gibt. Elefanten leben über mehrere tausend Quadratmeilen verstreut, und dadurch ist es teuer und zeitaufwendig, ihre genaue Anzahl zu erfassen. Die jüngste flächendeckende Schätzung der Population des Kontinents – eine Anzahl zwischen 472 000 und 690 000 Elefanten – wurde 2007 von der IUCN-Spezialistengruppe für afrikanische Elefanten veröffentlicht. Diese Schätzung basierte auf den besten zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Daten, die für manche Gegenden beinahe 10 Jahre zuvor erhoben worden waren.
Die Spezialistengruppe für Afrikanische Elefanten (African Elephants Specialist Group) sammelt ununterbrochen neue Populationsdaten für Teile des Kontinents und teilt sie über ihre öffentliche Datenbank mit Wisenschaftlern. Doch eine neue Schätzung der Population des gesamten Kontinents steht noch aus. Inzwischen wird eine den ganzen Kontinent umspannende Zählung aus der Luft durchgeführt, der „Great Elephant Survey“, dessen Ergebnisse für Mitte 2015 erwartet werden.
Die Daten erstellen
Wittemyer und seine Kollegen nutzten für ihre Studie die neuesten zur Verfügung stehenden Populationszahlen aus der Datenbank der Spezialistengruppe für Afrikanische Elefanten aus gut überwachten Stationen. Die Forscher kalkulierten dabei, dass ohne Wilderei etwa 3 Prozent einer Population im Jahr sterben würden.
Indem sie den Prozentsatz der Verluste durch Wilderei von 2010 bis 2012 hineinrechneten, die sie aus den MIKE-Daten der am dichtesten überwachten Stationen entnehmen konnten, war es ihnen möglich, sowohl den Prozentsatz als auch die genauen Zahlen der regional und kontinent-weit gewilderten Elefanten zu kalkulieren.
Kenneth Burnham, der Statistiker mit dem MIKE-Programm, der diese Methode entwickelt hat, wandte einen ähnlichen Ansatz an, um die Zahlen festzulegen wie der, über den das National Geographic Magazine 2012 eine Titelstory namens „Ivory Worship“ gebracht hatte. Das Magazin hatte geschrieben, dass es „sehr wahrscheinlich ist, dass Wilderer 2011 mindestens 25 000 Elefanten getötet haben. Die tatsächliche Anzahl mag sogar doppelt so hoch sein.“
Die neue Studie schätzt die Anzahl der 2011 von Wilderern abgeschlachteten Elefanten auf 40 000 Tiere.
Trevor Jones vom Southern Tanzania Elephant Project, der nicht an der Studie mitgearbeitet hat, sagt: „Ich denke, dieses Dokument stellt einen aufrichtigen Versuch dar, die MIKE-Daten zu interpretieren und ohne Zweifel sind seine Ergebnisse und Schlussfolgerungen weitgehend korrekt in ihrer Beschreibung eines allgemeinen Trends von großen Rückgängen der Elefantenpopulation in ganz Afrika“.
Er weist auf anhaltende Zweifel an den MIKE-Daten hin, da sie auf kleineren Kadaver-Zahlen basieren als Zählungen aus der Luft. „Lufterhebungen im Bereich des Selous-Game-Reservats“ sagt Jones, „gehen von einem Rückgang von 39 000 auf 13 000 Tiere zwischen 2009 und 2013 aus. Die MIKE-Daten dagegen beziffern die Anzahl der gewilderten Elefanten zwischen 2010 und 2012 auf 4931.“
Wie viele andere ist auch Jones begierig auf die Ergebnisse des Great Elephant Census. „Der beste Weg, Daten über Populationsbestände in den meisten Gegenden zu aktualisieren sind Erhebungen aus der Luft, und ich vermute stark, dass der Zensus das so noch nie dagewesene Ausmaß der Krise des Elefantenbestands auf dem ganzen Kontinent bestätigen wird. Die Daten können nicht früh genug verfügbar sein.“
Doch auch Erhebungen aus der Luft haben Nachteile. Im Wald lebende Elefanten können aus der Luft nicht gesehen werden, und ihre Zahl festzusetzen erfordert aufwändige Bodenerhebungen von Dunghaufen. Eine kürzliche Waldelefanten-Erhebung erforderte „80 Bodenerhebungen im Umfang von 13 000 Kilometern; 91 600 Personentage an Feldarbeit“ heißt es in der Zusammenfassung der Studie.
Was wir verlieren, wenn wir die Elefanten verlieren
Das große Ausmaß der Verluste an Afrikanischen Elefanten könnte die genetische Vielfalt bis zu einem Punkt reduzieren, an dem gesunde und widerstandsfähige Populationen gefährlich geschwächt werden. Doch, wie Wittemyer sagt, das Problem ist größer als nur die genetische Vielfalt. „Wir sprechen hier über die Verbreitung einer Spezies und ihre ökologische Rolle“.
Elefanten sind für das afrikanische Ökosystem enorm wichtig. Als Grundpfeiler-Art helfen sie, alle anderen Arten in ihrem Ökosystem auszubalancieren; sie erschließen Waldlandschaften, indem sie Feuerbreschen und Grasland produzieren, sie graben Wasserlöcher für andere Arten und sie stellen Nährstoffe für andere Arten zur Verfügung. Als „Großgärtner des Waldes“, wie sie manchmal genannt werden, sind Elefanten essentiell daran beteiligt, Samen von Bäumen zu verbreiten und so für den Fortbestand der Vielfalt des Waldes zu sorgen.
Da drei von vier Populationen im Schwinden begriffen sind, haben diese Verluste ernste ökologische Auswirkungen. „Das ist ein Problem, das wir in diesem Dokument wahrscheinlich nicht ausdrücklich genug zur Sprache gebracht haben“, sagt Wittemyer.
Original:
100,000 Elephants Killed by Poachers in Just Three Years, Landmark Analysis Finds
Central Africa has lost 64 percent of its elephants in a decade.
Ivory-seeking poachers have killed 100,000 African elephants in just three years, according to a new study that provides the first reliable continent-wide estimates of illegal kills. During 2011 alone, roughly one of every twelve African elephants was killed by a poacher.
In central Africa, the hardest-hit part of the continent, the regional elephant population has declined by 64 percent in a decade, a finding of the new study that supports another recent estimate developed from field surveys. Read More
Übersetzt von Netzfrau Katja Seel
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