Netzneutralität vs. Internet-Slowdown und Unternehmenszensur – Net Neutrality vs. Internet-Slowdown and Corporation Censoring

ISP2Sollten die Internet-Service-Provider mit ihren Plänen zur „Zweispurigkeit“ durchkommen, wird dies Auswirkungen auf das gesamte globale Netz – also auch auf unsere Internetverbindungen – haben. Unglücklicherweise ist der Vorsitzende der zuständigen Behörde FCC, Tom Wheeler, ein Lobbyist aus der Mobilfunk- und Kabelbranche.

Am Mittwoch, dem 10. September 2014 findet in den USA ein Aktionstag gegen die geplante Gesetzesänderung statt.

Deutsch/English

Internet-Slowdown

Kritiker der von den Internet Service Providern (ISP) teilweise bereits angewendeten Regelungen werden am morgigen Mittwoch sogenannte animierte „Loading Graphics“ auf ihre Webseiten setzen. Ziel ist es, den Ladevorgang zu verlangsamen und so aufzuzeigen, wie das Internat bald aussehen könnte. Geht es nach den großen US-Internet-Service-Providern wie Comcast, Time Warner, AT&T und Verizon, werden die Gesetze, die das Online-Leben regieren, bald ein „zweispuriges“ Internet erlauben, bei dem einige Webseiten oder Inhaltsanbieter (Content Provider) bezahlen, um einen bevorzugten Zugang zur Öffentlichkeit zu erhalten.

Das Internet wird bislang durch die „Netzneutralität“ vor dieser zweispurigen und diskriminierenden Praxis geschützt. Sie ist das Grundprinzip, das jedem User den Zugang zu Webinhalten ohne jegliche Einschränkung durch Unternehmenszensur oder verlangsamte Verbindung gewährt. Weil ein Großteil des globalen Internetverkehrs über die USA erfolgt, hat die Art, wie die USA das Internet regulieren, Einfluss auf den ganzen Planeten. Der von Obama ernannte Vorstand der zuständigen „Federal Communications Commission“ hat neue Gesetze für das Internet vorgeschlagen, die großen ISPs erlauben würden, getrennte schnelle und langsame Internet-Spuren einzurichten, was das Aus für die Netzneutralität bedeuten würde.

Lobbyismus

Schon länger wird vermutet, dass es sich bei der FCC um eine „gekaperte Behörde“ handelt, die den Unternehmen verpflichtet ist, die sie eigentlich regulieren sollte. Diese Gerüchte werden gestützt von der langjährigen Karriere, die Tom Wheeler – bevor er Vorsitzender der FCC wurde – als Top-Lobbyist sowohl in der Mobilfunk- als auch in der Kabelbranche gemacht hat. Dies führte bei früheren Kämpfen um die Kontrolle des Internets zu einem massiven Aufschrei der Öffentlichkeit.

Wenn die Macht der Öffentlichkeit dieses Mal nicht gegen die des Unternehmenskapitals in Washington, D. C., ankommt, entwickelt sich der „Internet Slowdown” sehr bald von einer eintägigen Protestaktion zur dauerhaften Einrichtung.

Wettbewerbsverzerrung

Das zweispurige Internet würde zunächst einmal mit sich bringen, dass große Content Provider wie Netfix (ein Online-Video-Streaming-Gigant) extra dafür zahlen, dass ihre Inhalte auf der Überholspur reisen. Wenn nun aber ein Startup versuchen würde, mit Netflix in den Wettbewerb zu treten, hätte dieses keine Chance. Weil es sich die Gebühr für die schnellere Premium-Internetspur nicht leisten könnte, würde sein Service dem von Netfix hinterher hinken.

Das Streaming von Videos ist abhängig von ausreichender Bandbreite. Kunden des ISP Comcast beschwerten sich, dass das Streaming ihrer Netflix-Videos durch häufiges Zwischenspeichern zu langsam wäre. Daher stimmte Netfix im letzten Februar zu, Comcasts Angebot einer „bezahlten Priorisierung“ zu buchen, was bedeutet, dass der Internetverkehr von Netflix zu seinen Kunden schneller läuft als der übrige Internetverkehr. Seither hat Netflix ähnliche Vereinbarungen auch mit AT&T, Verizon and Time-Warner getroffen. VHX ist ein kleines, in New York ansässiges Video-Streaming-Startup. Geschäftsführer Jamie Wilkinson schreibt im Blog des Unternehmens: „Die Unternehmen, mit denen wir im Wettbewerb stehen – Apple, Amazon, Google, die Kabelunternehmen selbst – können es sich leisten, für eine „Überholspur“ zu zahlen. Wir haben diesen Luxus nicht.“ VHX werde „leben oder sterben“ abhängig von der Macht der Gesetze zur Netzneutralität.

Unternehmenszensur

Ein weiteres Problem der neuen Gesetze wäre die mögliche Zensur durch Unternehmen. Nehmen wir als Beispiel einen Gewerkschaftsanwalt bei der Unterstützung streikender Arbeiter. Ein großer Internetanbieter könnte Webseiten blocken und der Öffentlichkeit den Zugang zu kritischen Informationen verweigern. Dies ist keinesfalls hypothetisch. In 2005 traten in Kanada Arbeiter des ISP-Zusammenschlusses Telus in Streik. Einer der Streikenden erstellte eine Website mit Namen „Voices for Change“, die den Streik unterstützte. Telus verweigerte seinen Internetkunden den Zugang zu dieser Website. bis die Unternehmenszensur in den nationalen Nachrichten bekannt wurde. Wenn große ISPs ihr Ziel erreichen, könnte diese Art von Zensur Alltag werden.

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Protest

Von dem für den 10. September geplanten „Internet Slowdown” versprechen sich die Organisatioren „Rekordzahlen von Anrufen und E-Mails bei den Gesetzgebern“. Die Sunlight Foundation analysierte 800 000 zu diesem Thema bereits bei der FCC eingereichte Kommentare. 99% unterstützen strenge Gesetze zum Schutz der Netzneutralität. Die Organisatoren des Protests fordern die Wiedereinstufung von Internetservices als Gemeingut.

Stellen Sie sich vor, Telefongesellschaften wäre es erlaubt, die Qualität Ihrer Telefonate zu verringern, weil Sie nicht für einen Premiumservice gezahlt haben. Mit nichtdiskriminierenden Gesetzen bekommen ALLE den gleichen Service. Kürzlich hat die FCC das Internet als „Informationsservice“ bezeichnet, der einen weniger restriktiven Kundenschutz erforderlich mache.

English

„Next Wednesday, Sept. 10, if your favorite website seems to load slowly, take a closer look: You might be experiencing the Battle for the Net’s “Internet Slowdown,” a global day of grass-roots action. Protesters won’t actually slow the Internet down, but will place on their websites animated “Loading” graphics (which organizers call “the proverbial ‘spinning wheel of death’”) to symbolize what the Internet might soon look like. As that wheel spins, the rules about how the internet works are being redrawn. Large Internet service providers, or ISPs, like Comcast, Time Warner, AT&T and Verizon are trying to change the rules that govern your online life…“ Read more

Please participate in our action as mentioned below!

Aufruf

Bitte schließen auch Sie sich dem Protest an. Schreiben Sie eine Nachricht an Präsident Barack Obama und mailen Sie dem Vorsitzenden des FCC, Tom Wheeler.

Dear Mr. President,
dear Mr. Tom Wheeler,
 

I have heard about the intention of FCC and large internet service providers to change the rules that regulate the internet. US-regulations have a large impact on the global internet. The two-tiered discrimination practice, which is separating the internet into a slow common and a fast lane, is penetrating net neutrality. This fundamental principle does not only allow any user to access web content without slowing down the connection. It also protects all users from censoring and grants free competition – without any disadvantage for small internet content providers.
 

PLEASE PROTECT THE RULES OF NET NEUTRALITY!

Yours sincerely
(Ihr Name)

Damit auch jene, die des Englischen nicht mächtig sind, wissen, was sie unterschreiben, hier die deutsche Übersetzung. Selbstverständlich können Sie auch diesen Text verwenden.

„Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrter Herr Tom Wheeler,
 
ich habe von den Plänen der FCC und großer Internet-Service-Provider gehört, die Gesetze zur Regulierung des Internets zu ändern. US-Regulierungen haben einen großen Einfluss auf das globale Internet. Die zweistufige diskriminierende Praxis, die das Internet in eine allgemeine langsame und eine schnelle Spur aufteilt, untergräbt die Netzneutralität. Dieses Grundprinzip erlaubt nicht nur jedem User den Zugang zu Webinhalten ohne verlangsamte Verbindung. Es schützt außerdem alle User vor Zensur und garantierte freien Wettbewerb – ohne Nachteile für kleine Internet Content Provider.
 
BITTE SCHÜTZEN SIE DIE NETZNEUTRALITÄT!
 
Mit freundlichen Grüßen
(Ihr Name)

Netzfrau Andrea Wlazik

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