Allianz wird nächstes Jahr 125, doch vielen Angestellten von Europas größtem Versicherungskonzern ist nicht zum Feiern zumute. Der Versicherungskonzern weigert sich, zum 125-jährigen Jubiläum eine wie sonst bei Jubiläen üblich Sonderzahlung auszuzahlen.
Im firmeneigenen Intranet der Allianz ist ein Shitstorm entbrannt, an dem sich mehr als 300 Mitarbeiter beteiligten. „Ein Weltkonzern mit einem jährlichen Gewinn von zehn Milliarden Euro sollte in der Lage sein, bei seinem 125-jährigen Jubiläum sowohl der Gesellschaft als auch seinen Mitarbeitern etwas zurückzugeben“, zitiert die Süddeutsche einen Angestellten. Ein anderer schreibt: „Der Vorstand der Allianz hat den Wert der Mitarbeiter geschätzt. Ermittelter Wert = 0“.
Auslöser des aktuellen Shitstorms war die Mitteilung von Vorstand Werner Zedelius, dass der Konzern zum Jubiläum keine Sonderzahlung für die Angestellten plane, die er als „exzellente Mitarbeiter“ bezeichnete. Bereits bekannt war, dass es auch keine Sonderdividende für die Aktionäre geben soll. Man kann darüber streiten, ob Jubiläumszahlungen noch zeitgemäß sind.
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Exzellent ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sind der Kern unserer Personalpolitik, so lockt die Allianz neue Mitarbeiter.(…) Darüber hinaus beteiligt die Allianz auch Mitarbeiter ohne leitende Funktion am Geschäftserfolg. Deshalb erhalten diese derzeit zusätzlich zum monatlichen Fixgehalt eine variable Vergütung, die im Mai für das vorangegangene Geschäftsjahr ausgezahlt wird. Deren Höhe bemisst sich nach der Erreichung der Unternehmensziele. Bei 100 Prozent Zielerreichung beträgt der variable Vergütungsanteil 0,8 Monatsgehälter. Maßgebliches Monatsgehalt ist dabei das Dezembergehalt einschließlich aller Zulagen des zugrunde liegenden Geschäftsjahres – So die Allianz.
Die Finanz- und Schuldenkrise spielt im Geldbeutel der Allianz-Manager keine Rolle mehr
Die Hauptversammlung 2014 der Allianz SE fand am 7. Mai 2014 in der Münchner Olympiahalle statt. Weltweit arbeiten rund 148 000 Mitarbeiter für die Allianz. Und wie sagte Michael Diekmann (Vorstand der Allianz). Wesentlicher Erfolgsfaktor: Unsere Mitarbeiter!
Vom höheren Gewinn 2012 der Allianz profitierte vor allem Michael Diekmann. Die Vergütung der Führungsriege stieg um sagenhafte 40 Prozent. Besonders Allianz-Chef Michael Diekmann erhielt ein deutliches Lohnplus. Er verdiente 2012 insgesamt 6,62 Millionen Euro, eine Steigerung von 25% .Der gesamte Vorstand kassierte mit 44,7 Millionen Euro sogar gut 40 Prozent mehr.
Bericht des Vorstandsvorsitzenden Michael Diekmann Hauptversammlung Allianz 2014
Aus Bericht des Vorsitzenden des Vorstands, Michael Diekmann:
Geschäftsverlauf des Jahres 2013: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um über vier Prozent auf fast 111 Milliarden Euro. Das ist der höchste Umsatz in der Geschichte der Allianz. Zugleich gewann Allianz rund fünf Millionen Kunden dazu. Die Prämieneinnahmen im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft stiegen 2013 um rund neun Prozent auf beinahe 57 Milliarden Euro.
430 000 Aktionäre – für das Geschäftsjahr 2012 wurden zwei Milliarden Euro ausgeschüttet.
Im ersten Quartal wurde eine erweiterte Kooperation mit dem FC Bayern München geschlossen.
Ein Anteil von etwas mehr als 8 Prozent an der FC Bayern München AG wurde erworben und eine Option auf die Namensrechte an der Allianz Arena bis 2041 gesichert. Neben unserem globalen Engagement in der Formel 1 ist die Allianz Arena die erfolgreichste Einzelmaßnahme in unserem Marketing, so Diekmann. (Laut Medien soll Allianz 110 Millionen Euro bezahlt haben).
Die Allianz ist einer der größten Investoren der Versicherungsbranche in alternative Energien weltweit. Derzeit haben wir in 43 Windkraftanlagen und sieben Solarparks investiert. Diese erzeugen zusammen genügend Strom, um eine Stadt der Größe von Brüssel oder Köln mit Energie zu versorgen. Insgesamt wurden fast zwei Milliarden Euro in Wind- und Solarparks investiert, lt.Diekmann.
Meine Damen und Herren, damit komme ich zum Ende meines Berichts. 2013 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die Allianz und wir sind sehr gut in das Jahr 2014 gestartet. Wir werden auch weiter alles tun, um unsere Ertrags- und Finanzstärke zu erhalten und unsere Zukunftsfähigkeit auszubauen, so Diekmann. Seine Rede können Sie hier lesen: Redemanuskript Michael Diekmann (PDF, 815 KB)
Dazu gehört doch eigentlich auch die Motivation der Mitarbeiter, denn ohne sie ist dieses Ergebnis nicht machbar, aber die sollen nun bei dem Jubiläum leer ausgehen.
Ein Beispiel zu den Verflechtungen der Allianz und der Commerzbank
- Allianz kauft 2001 Dresdner Bank für 30 Milliarden Euro;
- 2008: Die Commerzbank hatte als erste große private Geschäftsbank die Staatshilfe angenommen: Staatseinlage von 8,2 Milliarden Euro;
- 2008: Allianz verkauft Dresdner Bank an Commerzbank und wird größter Aktionär der neuen Bank (Gesamtpreis 9,8 Milliarden Euro für die Dresdner Bank einschließlich eines Beitrags für einen Trust zur Risikoabdeckung spezieller ABS-Anlagen der Dresdner von bis zu 975 Millionen Euro – Allianz erwirbt Commerzbank-Fondstochter Cominvest );
- 2011: Die Allianz hilft der Commerzbank teilweise aus der Kapitalnot: (750 Mio EUR).
Mehr Informationen: Finanzkrise: Europäische Banker lassen sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen.
Allianz – Euler Hermes
Zur Allianz AG seien auch noch die Verflechtungen der Hermes Bürgschaften zu erwähnen. Seit dem 1. August 1996 wurde die Allianz Aktiengesellschaft Hauptaktionär von Hermes – mit rund 90% qualifizierter Mehrheit am Grundkapital. Weitere Aktionäre: R+V Allgemeine Versicherungs-AG mit 5% sowie die Württembergische AG Versicherungs-Beteiligungsgesellschaft mit 2,5%. Sie fragen sich sicher, wer ist und was macht Hermes?
Hermesdeckungen ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Exportkreditversicherungen der Bundesrepublik Deutschland zugunsten deutscher Exporteure und Kreditinstitute. Schlechte Zahlungsmoral von Kunden: Das ist eins der größten Risiken für Unternehmer. Vor allem, wenn sie im Ausland investieren. Der deutsche Staat hilft ihnen deshalb – und kann dazu so-genannte Hermesbürgschaften übernehmen: ExportKredit-Garantien – Finanzschäden des Investors werden dann ausgeglichen. Natürlich mit Steuergeldern. Mehr Informationen: Rüstungsgüter gegen Rohstoffe- besichert durch Steuergelder.
Auch sind viele Vorzeigekonzerne mehrheitlich in ausländischer Hand. Vor allem US-Investoren beteiligen sich immer stärker an Flaggschiffen wie der Allianz. 72 % sind im Besitz ausländischer Investoren. Mehr Informationen: Weltherrschaft weniger Konzerne – wer mit wem?
Seit 2006 verfolgt die Allianz einen strengen Umstrukturierungs-Kurs. Seither wurden Tausende Stellen gestrichen. Ursache war unter anderem ein Prämienschwund in der Kraftfahrt- und Industrieversicherung, der die ganze Branche ergriff. Aber auch der steigende Wettbewerbsdruck etwa durch die Konkurrenz aus dem Internet trug zum Stellenabbau bei.
Auslöser des aktuellen Shitstorms war die Mitteilung von Vorstand Werner Zedelius, dass der Konzern zum Jubiläum keine Sonderzahlung für die Angestellten plane. Er hat gut Lachen, denn Werner Zedelius verdiente 2009 gut 3,35 Millionen Euro (Fixgehalt 0,7 Millionen Euro). 2013 wurde dem gesamten Vorstand 46,2 Millionen Euro ausgezahlt bei einem Konzern-Gewinn von 10,1 Milliarden Euro.
Für eine Sonderzahlung für die Mitarbeiter des größten Europäischen Versicherungskonzern reicht es dennoch nicht. Millionen als Gewinn eines Konzernes scheinen nicht mehr zu reichen, es müssen Milliarden sein. Ansonsten ist das Verhalten der Vorstände bezüglich der Sonderzahlungen nicht mehr zu erklären.
Firmenjubiläen sind immer ein Grund zum Feiern und lassen sich marketingmäßig sehr zum Wohle des jeweiligen Konzerns gut umsetzen. So manches Mal nimmt Frau Merkel sich Zeit, um persönlich zu gratulieren wie 2013 zu 150 Jahren Chemiekonzern Bayer. Wir dürfen auf den Festakt zum 125.Jubiläum der Allianz gespannt sein, vielleicht zu einem zünftigem Fest in der Allianz-Arena von Bayern München.
Netzfrau Doro Schreier
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