UN-Klimagipfel: Klimawandel ist die größte Gefahr für die Menschheit

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Leonardo DiCaprio, Ban Ki Moon und hunderttausend andere Demonstranten gingen am Sonntag kurz vor der UN-Klimakonferenz auf die Straßen. Sie alle verbindet eine Forderung: mehr Klimaschutz.

Die Zeit drängt und der Druck steigt. Weltweit gab es vergangenen Sonntag über 2000 Klimaschutz-Kundgebungen. Die größte Klima-Demo aller Zeiten fand in New York statt. Dort gingen 311 000 Menschen auf die Straße, um mehr Klimaschutz einzufordern. Unsere Netzfrau Maria May war dabei und hat uns einen Bericht geschickt, dazu später mehr.

Von Australien aus um die Welt

Am 23. 09. 2014 wurde rund um den Globus gegen ansteigende Treibhausgasemissionen und den Klimawandel demonstriert. Den Auftakt machte Australien, wo in Melbourne rund 30 000 Umweltaktivisten auf die Straße gingen. Sie kritisierten vor allem ihren Regierungschef Tony Abbott, der als erster eine eingeführte Kohlendioxid-Abgabe für große Energieverbraucher wieder abgeschafft hatte. Siehe: Umweltschutz: Australische Regierung kann Umweltkampagnen verbieten.

Beteiligt waren unter anderem die Städte Delhi und Jakarta, Paris, London, Lagos, Johannesburg, Rio und Sao Paulo. In Berlin trafen sich 10 000 Menschen. Fotos von den Kundgebungen finden Sie hier: Best of Global Imagery PCM

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Gestern fand der Klimagipfel statt, zu dem die UNO eingeladen hatte. Der Gipfel in New York dient als Vorbereitung auf den Gipfel in Paris 2015, bei dem eine Übereinkunft zur Reduzierung der CO2-Emissionen getroffen werden soll. Dieser „Weltklimavertrag“ soll 2020 in Kraft treten.

Climate Summit Opening Film – Make A World of Difference

Rio 1992 war der Startschuss für die Weltklimadiplomatie und das Thema Klimawandel kam auf die Weltagenda. Im letzten Klimawandel-Bericht stand, wegen der steigenden Temperaturen zu Lande hätten Flora und Fauna nur auf der Nordhalbkugel eine Überlebenschance. Außerdem werde ein Preisanstieg von 85 Prozent bei Lebensmitteln erwartet, wenn nichts unternommen werden sollte. Die Zahl der Todesopfer bei Überschwemmungen und wegen der Hitze werde ebenfalls steigen. Das habe zur Folge, dass kurzfristig betrachtet die ärmeren Länder und langfristiger die reicheren Länder darunter zu leiden haben werden. Siehe auch: Die Erde zittert: Außergewöhnliche Ballung von Naturkatastrophen

CO2-Ausstoß steigt auf Negativ-Rekord

Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass sich seit 1992 außer Reden nichts gebessert hat. Die versprochenen Ziele werden nicht einzuhalten sein. Internationale Forscher von Global Carbon Project meldeten einen neuen Negativ-Rekord. Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid soll in diesem Jahr um 2,5 Prozent steigen. 37 Milliarden Tonnen sollen demnach in die Atmosphäre gelangen. Damit setzt sich der Trend der vergangenen zehn Jahre fort.

So reiht sich ein Klimagipfel an den anderen. Und mehr als „heiße Luft“ ist nicht zu erwarten.

„Völker der Erde: Heute sind wir nicht zusammengekommen, um zu reden, sondern um Geschichte zu schreiben.“
UN-Generalsekretär Ban zur Eröffnung des UN-Klimagipfels in New York

Doch die Geschichte wiederholt sich, und wer diesmal ein geschichtsträchtiges Ergebnis erwartet hat, wurde wieder mal enttäuscht. Das Kyoto-Protokoll zum weltweiten Klimaschutz läuft im Jahr 2020 aus. Der gestrige Weltklimagipfel in New York sollte die Weichen für ein Nachfolge-Abkommen stellen, das in 14 Monaten beim nächsten UN-Klimagipfel in Paris beschlossen werden soll. Viele Staats- und Regierungschefs sind persönlich angereist. Auch US-Präsident Obama war vor Ort.

Bundeskanzlerin Merkel glänzte dagegen durch Abwesenheit und war lieber zu Gast beim Tag der Industrie in Berlin. Hier waren 1300 deutsche Manager anwesend. Es ging um Wachstum, nicht um den Umweltschutz und erst recht nicht um Reduzierung des C02-Ausstoßes. Es ist höchste Zeit, die Debatte darüber zu führen, wo Wachstum überhaupt noch nötig ist. Und es ist an der Zeit, durch bewussteren Konsum und Umverteilung eine Alternative möglich zu machen. Dies gilt auch für die 1300 Manager, die am Tag der Industrie in Berlin teilnahmen.

Aber nein, wir Bürger sollen es richten, man siehe nur das neue „Staubsaugergesetz“. Man stelle sich das mal vor: Staubsauger vs. Klimakiller. Nun ja, einer muss ja den Schuldigen spielen, warum dann nicht eben dieses kleine Gerät?!

Leonardo DiCaprio

Zum Auftakt des UN-Klimagipfels sorgte Schauspieler Leonardo DiCaprio für einen Gänsehautmoment. Mit eindringlichen Worten forderte der Hollywood-Star und Umweltaktivist die Teilnehmer zum Handeln auf. „Mein Job ist es, Dinge vorzuspielen. Ihrer nicht“, sagte DiCaprio.

Barack Obama beim UN-Klimagipfel

ObamaObama fordert wieder mal mehr Engagement im Kampf gegen Klimawandel.
Erinnern Sie sich an „Hurrikan Sandy“, der im Oktober 2012 mitten im US-Wahlkampf für traurige Schlagzeilen sorgte? Er geht als eine der schlimmsten Naturkatastrophen in die Geschichte der USA ein. „Sandy“ riss 110 Menschen in den Tod. Viele Menschen verloren alles,  denn ganze Siedlungen wurden zerstört.  Und plötzlich wurde der Klimawandel zum Thema im US-Wahlkampf.

Doch was ist bis heute geschehen? Nach „Sandy“ folgten weitere Naturkatastrophen und Kalifornien leidet unter Wassermangel.

„Wir wissen, was wir tun müssen, um nicht wieder gut zu machenden Schaden abzuwenden. Wir müssen die CO2-Verschmutzung in unseren Ländern reduzieren, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern“, sagte der US-Präsident. „Ausserdem muss sich die Welt für jene Folgen der Erderwärmung wappnen, die wir leider nicht länger vermeiden können“.
[Klimawandel: Das ignorierte Problem – Säge nicht den Ast, auf dem Du sitzt! Jetzt ist die Zeit, um für zukünftige Generationen zu handeln!]

Überflutungen, Wassermangel, Hitzewellen und Nahrungsmittelknappheit gelten als Schlüsselrisiken, auf die sich Natur und Mensch einstellen müssen. Der Klimawandel ist sichtbar, aber leider kein Thema für die Medien. Heute, ja da berichteten sogar wieder die Nachrichtensender. Sicher sehr zum Leidwesen der vielen Klimaskeptiker, die ja meist in den  Bereichen von wirtschaftlichen Großkonzernen tätig sind. Obama hat zur Zeit andere Probleme, ein Nobelpreisträger auf Kriegsfahrt. Der Klimawandel und dessen Folgen wird von der Krisenlage in Nahost, der aktuellen Bedrohung durch den „Islamischen Staat“ (IS), der Ukraine-Krise und dem Ebola-Wüten in den Hintergrund gedrängt.

Ab 2020 sollen jährlich 100 Milliarden Dollar bereitstehen, um ärmeren Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Doch bisher haben die Staaten lediglich 2,3 Milliarden zugesagt, sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. Nun ja, sind nicht alle Länder pleite? Das wirklich entscheidende Treffen findet 2015 statt, dann findet der Klimawandel wieder Gehör in den Medien, bis dahin wird es wieder ruhig werden, wetten?

UN-Klimagipfel: Umweltschützer demonstrieren weltweit

Unsere Netzfrau Maria aus den USA war in New York mit dabei. Hier ihr Bericht:

Vergangenen Sonntag, am 21. 9. 2014, stand ich um viertel vor 5 morgens auf – nicht meine Sonntagsgewohnheit! Es fiel mir schwer, aber ich hatte mir Mühe gegeben, am Samstag alles vorzubereiten für die Fahrt nach New York, Essen und Wasser in den Rucksack zu packen, die Wäsche für die ganze Woche zu machen, usw., damit ich um 6.15 bei der Latino-Immigranten-Selbsthilfe-Gruppe, Chelsea Collaborative, sein konnte, wo meine Freundin und ich mit knapp 40 anderen in den Bus zum People’s Climate March steigen wollten.

Der Klimawandel trifft zu allererst und am härtesten die Armen. Wenn die Ernten versagen, weil die Pflanzen den Rhythmus von Wärme und Kälte, Sonne und Regen nicht mehr erfahren, auf den sie eingestellt sind, werden die Armen als Erstes die steigenden Essenspreise nicht mehr zahlen können.

Die jetzt gerade so überleben können, werden hungern. Die jetzt hungern – was können sie tun? Fliehen, sterben – oder kämpfen um einen größeren Anteil der Lebensmittel zu bekommen, von denen derzeit doppelt so viel produziert werden, wie die Erdbevölkerung zum Leben braucht.

Der heutige Hunger (wie der in den letzten paar Jahrhunderten) wird durch Macht, nicht durch Mangel verursacht (http://www.huffingtonpost.com/eric-holt-gimenez/world-hunger_b_1463429.html ; http://rodaleinstitute.org/our-work/farming-systems-trial/). Macht, mit der wenige alle Ressourcen an sich reißen und derzufolge viele nichts haben.

Schon jetzt fliehen Menschen vor dem Hunger – z. B. in Guatemala, woher viele der Mitglieder des Chelsea Collaborative kommen. Aber die Ärmsten und Entrechtetsten hier in den USA können nicht demonstrieren gehen. Sie haben keine Zeit und keinen Funken Energie übrig, von der harten Arbeit, hier in den USA zu überleben. Deshalb waren auch im Bus keine der Flüchtlinge aus Guatemala. Die meisten waren Bessergestellte, auch viele junge Menschen, deren Eltern hierher gekommen oder -geflüchtet sind.

In New York waren wir ein Tropfen in der Flut von 311 000 Menschen, die demonstrierten. Am Montag werden Menschen zivilen Ungehorsam üben im Rahmen der Aktionen „Flood Wall Street.“ Wall Street wird zum Ziel, weil es die Banken und die Besitzer der größten Kohle-, Öl- und Gaskonzerne sind, die ihre politische Macht in die Waagschale werfen, damit weiter so viel wie möglich ihrer Produkte gefördert und verbrannt werden.

Zum Beispiel die Koch-Brüder: David und Charles Koch sind Milliardäre, die Kohle- und Gaskonzerne besitzen. Sie setzen ihren Reichtum ein, um Propaganda zu kaufen, in der der Klimawandel als Lüge dargestellt wird (http://www.greenpeace.org/usa/en/campaigns/global-warming-and-energy/polluterwatch/koch-industries/). Sie haben damit Erfolg: Weniger Amerikaner als vor 15 Jahren glauben, dass Klimawandel ein Problem ist. Die republikanische Partei wurde umgepolt zur Leugnung des Klimawandels, welche heutzutage offizielle Parteilinie ist, damit den Einkommensquellen der Koch-Brüder und der anderen Öl- und Kohle-Besitzer keine Grenzen gesetzt werden.

Und nicht allein die republikanische Partei steht einer Politik im Weg, durch die der CO2 Ausstoß der USA gemindert werden könnte. Viele demokratische Politiker machen mit, um es sich nicht mit den reichsten Spendern für ihre Wahlkampfkassen zu verderben.

Hier ein paar Fotos vom People’s Climate March in New York (zum Vergrößern auf das jeweilige Bild klicken):

„Jeder Regierungschef, der in seinem Amtseid geschworen hat, Schaden von seinem Volk abzuwenden, ist jetzt zu einer ernsthaften Klimapolitik verpflichtet. Es geht nicht zuletzt um unzählige Menschenleben.”
Christoph Bals

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den Klimawandel die größte Gefahr in der Geschichte der Menschheit. „Wir haben uns noch nie solch einer Herausforderung gegenüber gesehen. Die menschlichen, ökonomischen und ökologischen Kosten des Klimawandels werden bald untragbar sein“.

Hoffen wir, dass nicht nur weitere Reden folgen, sondern auch gehandelt wird.

© Netzfrau Doro Schreier mit einem Bericht aus New York von Netzfrau Maria May

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