PFC – Handfester Umweltskandal im Badischen?

skandalklPapierschlämme auf den Feldern, giftiger Löschschaum und nun PFC im Trinkwasser und im Gemüse?

Wir berichteten bereits über den PFC-Skandal im Landkreis Rastatt. Dort waren PFT (perfluorierte Tenside) im Grundwasser gefunden worden, die sich langsam auf einen Trinkwasserbrunnen der Stadt Rastatt zubewegen. Außerdem wurde ein mit PFC-haltigen Papierschlämmen versetzter Dünger auf die Felder aufgebracht.

August 2014

Bei einem Brand in Baden-Baden-Sandweier wurde vor einigen Jahren mit PFC-haltigem Löschschaum gelöscht. Außerdem wurden in der Vergangenheit im Landkreis Rastatt landwirtschaftliche Flächen (Wie viele? Wo genau? Über welchen Zeitraum hinweg?) mit PFC-haltigem Klärschlamm und Kompost gedüngt.

PFC ist die Abkürzung für poly- und perfluorierte Kohlenstoffketten verschiedener Länge, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Über die Verwendung und weitere Einzelheiten kann man sich zum Beispiel auf der Homepage des Umweltbundesamtes informieren.

Bei weiteren Informationsveranstaltungen zu diesem Thema in Baden-Baden und Rastatt Mitte Juli, wurde schnell klar, dass es unterschiedliche Auffassungen über den Umgang mit der Chemikalie gibt. Zwischen der Einschätzung des Naturschutzbundes NABU und der der zuständigen Behörden zeigen sich deutliche Unterschiede. Wolfgang Huber, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Rastatt, diskussionsfreudig und keine Auseinandersetzung scheuend, rief zu einem schnellen Handeln auf, da sonst unnötig viel Zeit verloren gehen würde.

PFC im Grundwasser, das wirft sehr viele Probleme und Fragen auf und die entsprechenden Stellen müssen sich Gedanken darüber machen, wie das Problem beseitigt werden kann. Noch kann Entwarnung für das Rastatter Trinkwasser gegeben werden, doch die Frage ist, wie lange noch. Grundsätzlich ist auch die Frage zu stellen, ob und wie man PFC denn überhaupt aus dem Wasser wieder entfernen kann und ob nicht schon längst etwas hätte geschehen müssen bzw. können, da die Verseuchung ja bereits seit längerer Zeit bekannt ist. Auf Anordnung des Regierungspräsidiums wurde zwar eine Grundwasserreinigungsanlage in einem kleinen Bereich eingerichtet, die PFC herausfiltert, aber aus der Sicht der Stadt Rastatt und des NABU muss zum Schutz der Bürger und der Umwelt einfach mehr geschehen.

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Es gibt bislang nur wenige fundierte toxikologische Untersuchungen von Universitäten über PFC. In Tierversuchen erwiesen sich beispielsweise die Perfluoroctansulfonsäure und die Perfluoroctansäure bei KURZZEITIGER Belastung über die Nahrung, die Luft oder über die Haut, als mäßig toxisch. Da aber offensichtlich unklar ist, wie lange die Bürger im Landkreis Rastatt schon mit den PFC leben (mussten), ist die Frage nach den LANGZEITFOLGEN doch wohl auch zu stellen!

Dass es sich bei der Verseuchung mit PFC wohl auch nicht nur um ein lokal begrenztes Problem im Landkreis Rastatt handelt, ist einer Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg vom 29. Juli zu entnehmen. Dort heißt es, Umweltminister Franz Untersteller habe besorgt auf neue Erkenntnisse reagiert, die das Regierungspräsidium Karlsruhe im Zusammenhang mit der Untersuchung von PFC-Belastungen des Bodens im Raum Baden- Baden gewonnen habe. „Es gibt klare Hinweise darauf, dass zwischen 2006 und 2008 in größeren Mengen und auf weiteren Flächen als bisher bekannt Papierschlämme dem Kompost beigemischt und ausgebracht wurden“, gab Untersteller am 29.07. bekannt. Diese Beimischungen seien weder nach der Düngemittelverordnung noch nach der Bioabfallverordnung zulässig, also rechtswidrig, so der Umweltminister. Betroffen seien Flächen im Stadtkreis Baden-Baden sowie in den Landkreisen Rastatt und Karlsruhe. Der Umweltminister kündigte in seiner Pressemitteilung eine „umfassende Aufklärung der Vorfälle an“, – und da er einer grün-roten Landesregierung angehört, sind das hoffentlich keine leeren Versprechungen.

Weiter heißt es: „Obwohl es in dem vergleichbaren Fall in Rastatt und Baden-Baden keine bedenklichen Rückstandsbefunde in den dort angebauten Lebensmitteln gegeben hat, werden diese Untersuchungen jetzt vorsorglich auch auf Nordbaden ausgeweitet.“ Vorsorglich würden auch die angrenzenden Kreise, derzeit Rhein-Neckar-Kreis, Ortenaukreis und die Stadtkreise Mannheim und Heidelberg gebeten, entsprechende Recherchen anzustellen. „Im Moment müssen wir nicht von einer Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung ausgehen. Aber es handelt sich hier dennoch um kein Kavaliersdelikt, um das ganz klar zu sagen. Das ist weder tolerierbar noch ist es erledigt – auch nicht nach sechs oder acht Jahren“, so Franz Untersteller in dieser Pressemitteilung.

Die Geschichte geht weiter und weiter und weiter… In einem Baggersee in Baden-Baden Sandweier, wo vor einigen Jahren der Brand mit PFC-haltigem Löschschaum bekämpft wurde, findet sich PFC im Wasser des Sees, da dieser sich aus dem Grundwasser speist. Diese Verunreinigungen sind aber wohl so gering, dass sie für Badegäste unbedenklich sind.

September 2014

Laut Zeitungsberichten wurde mittlerweile festgestellt, dass noch weitere Äcker im Umkreis mit PFC belastet sind. Bei 17 untersuchten Bereichen im Umfeld von Hügelsheim wurden bei elf dieser Flächen im Oberboden zum Teil sehr hohe PFC-Gehalte festgestellt. Das Landratsamt Rastatt soll nun mögliche Auswirkungen auf das Grundwasser abklären. Es wurde eine Koordinierungsgruppe PFC gegründet und im gemeinsamen Auftrag der Stadt Baden-Baden und des Landkreises Rastatt ein Fachbüro für die Sanierungsplanung eingeschaltet. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) passt derzeit das Grundwassermodell des Landes im betroffenen Bereich an, um auf Grund von Strömungsrichtungen und Laufzeiten des Grundwassers Aussagen darüber zu erhalten, wann wo mit einer PFC-Belastung zu rechnen ist. Außerdem hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft angeordnet, dass unter anderem alle Entsorgungsunternehmen überprüft werden, die an der Entsorgung von Papierschlämmen beteiligt sind.

Damit die Bürger auch über alle Erkenntnisse auf dem Laufenden gehalten werden, ist noch für dieses Jahr eine weitere Informationsveranstaltung geplant.

Weiterführende Links:

http://www.landkreis-rastatt.de/servlet/PB/menu/2106666/index.html

http://www.nabu-rastatt.de/

Netzfrau Jutta P. Klatt

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