Irgendwie verstehe ich die Welt nicht – oder besser die Menschen. Da stehen Reporter im Fernsehen, mittlerweile mit einer sicheren Schussweste, die Kamera auf die Stadt Kobane gerichtet und schauen zu, wie dort ein Völkermord stattfindet.
Ich will gar nicht über die Quoten schreiben, die so eine Szene für die vereinzelten Nachrichtensender anscheinend bringen soll, sondern eher darüber, wie Menschen einfach zuschauen können, ohne etwas zu tun.
Deutschland redet sich raus, da ja die Luftwaffe eher am Boden tauglich ist und alle anderen haben sonstige heuchlerische Ausreden. Die Kanzlerin hat keine Zeit, die muss ja ein Abkommen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten zum Wohle des Wachstums treffen und die Europäische Kommission kümmert sich lieber um das Staubsaugergesetz.
Und der TV-Zuschauer? Ergötzt er sich an den Bildern, die dort von der türkischen Grenze gezeigt werden?
Wenn ich die Bilder im TV sehe, schalte ich ab! Ich kann es nicht ertragen, dass Menschen sterben – Ich kann es nicht ertragen, dass Frauen missbraucht werden, Unschuldige geköpft werden und Kinder zuschauen müssen. Nein, ich höre ihre Schreie, grässliche Schreie und sehe Männer mit Waffen, die um ihre Liebsten kämpfen. Verzweifelt, da die IS-Milizen kein Erbarmen kennen.
Wisst Ihr noch, wie all die Nationen vor drei Jahren tatenlos zuschauten, als in Syrien Menschen ausgerottet wurden? Und immer noch werden!
Hätte man nicht schon da von Seiten der Vereinten Nationen eingreifen müssen?
Habt Ihr Ruanda vergessen, einen Völkermord, der viele Menschen das Leben gekostet hat?
Wofür brauchen wir noch Menschenrechte, wenn es keinen mehr interessiert?
Ich schäme mich für all meine Artgenossen, die auch noch auf Kosten eines Völkermordes Geld verdienen wollen. Die einfach zuschauen, natürlich aus sicherer Entfernung… können diese Menschen überhaupt noch schlafen?
Schämt Euch!!!
Und wenn die Kinder irgendwann fragen sollten – redet Euch ja nicht mit scheinheiligen Argumenten raus.
Es ist, was es ist – die Welt schaut zu, wie ein Völkermord begangen wird.
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Ruanda: Rund 800 000 Menschen wurden in nur 100 Tagen umgebracht. Immer wieder stellt sich eine Frage: Was hat so viele Menschen dazu gebracht, sich an einem Genozid zu beteiligen und warum hat die Welt zugeschaut?
Wie viele Millionen anderer Zuschauer auch bewegte uns, wie in diesem Film der Mann während des Völkermordes in Ruanda den Menschen im Mille Collines das Leben rettete. Etwa 1200 Menschen konnten so gerettet werden. In der Tat, es ist eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1994, bei der wir uns immer noch fragen: Wie konnte die Welt dieses Gemetzel zulassen? Rund 800 000 Tutsi und moderate Hutu wurden damals innerhalb von etwa 100 Tagen umgebracht. Ein Völkermord im Jahre 1994!! [Lesen Sie dazu: „Die Bundesregierung trägt Mitverantwortung am Völkermord“]
Vom Versagen der Nachrichtendienste…
Die amerikanischen Nachrichtendienste, dachten wir, hätten jedes Gespür für Verhältnismäßigkeit verloren: Sie belauschen Diplomaten, zapfen Glasfaserkabel an, hören Telefone ab, lesen Mails, spähen Konto-Daten aus. Und galt nicht diese Überwachung ausschließlich dem Aufspüren von Terroristen? So wurde es doch begründet damals, oder haben wir etwas verpasst? Wo waren denn die Nachrichtendienste? Haben die nicht gewusst, was im Irak vorbereitet wurde? Aktionen mit so vielen Menschen und Material lassen sich nicht heimlich organisieren!
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Warum schalten die Netzfrauen Werbung?
Die Datenspeicherung konzentriere sich auf Terrorismusverdächtige, daher unbegreiflich, wie sich solche Terrorgruppen wie die ISIS so weit organisieren konnten, dass sie jetzt weltweit eine Gefahr darstellen.
Zumal die weltweit größte US-Botschaft in Bagdad steht. Sie besteht aus 27 Gebäuden, in denen rund 1000 Menschen arbeiten können. Für den Bau in der Grünen Zone in Bagdad wurden 736 Millionen Dollar ausgegeben. Zu dem Gelände gehört auch ein Palast des Ex-Diktators Saddam Hussein. [Quelle] Gerade da sollte doch der Nachrichtendienst wissen, was im Lande vor sich geht.
Wie ist es möglich, dass sich trotz der technischen Möglichkeiten, eine Terrorgruppe wie die ISIS so organisieren konnte?
Haben Sie die Berichte in den Medien gesehen? Diesen ganzen Fuhrpark? Die militärische Ausrüstung? [Lesen Sie dazu: ISIS befehlen Genitalverstümmelung, vier Millionen Mädchen und Frauen betroffen]
Mit der Einnahme der nordirakischen Stadt Mossul (3 Millionen Einwohner) im Juni 2014 nahmen Sunnitische Kämpfer 4500 irakische Soldaten gefangen. Veröffentlichte zahlreiche Aufnahmen zeigen die Kämpfer der ISIS bei der Massenexekution von Gefangenen. Nach Angaben von einem spanischen Fernsehsender wurden 1700 Soldaten aus dem Irak hingerichtet. In unseren Medien wurde darüber wenig oder gar nicht berichtet und schon da haben wir uns gefragt, wie kann man so etwas in der heutigen Zeit einfach geschehen lassen?
Syrien
Syrien ist das einzige traditionell anti-westliche Land, das von der Welle des „Arabischen Frühlings” 2011 erfasst wurde. Was als friedliche Protestbewegung begann, ist zu einem komplexen blutigen Konflikt geworden. Keine Seite kann militärisch gewinnen. Die Hoffnungen richteten sich auf die politischen Verhandlungen, die im Januar 2014 in Genf begannen. Frage: Erst 3 Jahre nach dem Völkermord?
Fragen:
Seit 2012 sollen manche Rebellen-Gruppen inzwischen rund um die Uhr mit Washington in Kontakt stehen. Warum wurde gegen die damals noch ISIS genannte Terrorgruppe nicht vorgegangen?
Könnte es sein, dass Rebellen, die in den Trainingslagern (welche von den USA mit Unterstützung der Europäischen Union) in Jordanien und der Türkei in 2012 ausgebildet wurden, wiederum Rebellen in Trainingslagern in Syrien ausgebildet haben? Vor allem nachdem bekannt ist, dass Syrien nach Beginn der Aufstände regelrecht zum Trainingslager für Qaida-Sympathisanten geworden ist?
Das Staudammprojekt GAP in Südostanatolien
Wer Wasser hat, hat Macht – und wer den Zugang zu den Quellen hat, hat noch mehr Macht. Rein theoretisch könnte die Türkei mit Hilfe der Staudämme jederzeit Syrien und dem Irak „den Hahn zudrehen”. Allein zum Füllen des Ilisu-Staubeckens braucht man soviel Wasser, wie der Tigris in einem halben Jahr führt. Zudem hat der See Extrakapazitäten, mit denen man den Fluß für ein paar Monate komplett sperren könnte.
Geplant und gebaut wird schon lange, der Ilisu-Damm im Kurdengebiet Ostanatoliens, der den Tigris – und seinen Nebenfluss Firtina – 75 Kilometer oberhalb der Grenze zu Syrien und dem Irak zur Elektrizitätserzeugung nutzen soll. Hinter der 1820 Meter langen und 135 Meter hohen Staumauer wird sich ein 313 Quadratkilometer großer Stausee bilden und 52 Dörfer unter sich versenken, auch Hasankeyf, die einzige Stadt Anatoliens, die seit dem Mittelalter besteht und als archäologische Fundstätte geschützt ist.
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Der Damm sollte nach Planungen der Regierung noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Er ist Teil des 22 Staudämme und 19 Wasserkraftwerke vorstehenden Südostanatolienprojektes (GAP). Das Tigris-Tal würde dann auf einer Länge von 135 Kilometern zu einem 313 Quadratkilometer großen Stausee, in dessen Fluten rund 200 Dörfer sowie die kulturhistorisch einzigartige 10 000 Jahre alte Kleinstadt Hasankeyf mit ihren historischen Monumenten untergehen würden. Zur Zeit wurde ein Baustopp verhängt, da es auf der Baustelle immer wieder zu Übergriffen kommt. Mit dem Baustopp des Ilisu-Dammes erfüllt die Türkei allerdings zugleich eine Forderung des IS. Der soll nämlich im August angedroht haben, sich Istanbul zu nähern, sollte die Türkei weiterhin mit Staudämmen an Euphrat und Tigris den Irak und Syrien von der Wasserzufuhr abschneiden.
Durch den Bau des Atatürk-Staudamms in der südöstlichen Türkei hat die Regierung in Ankara einen Dauerstreit mit Syrien und dem Irak entfacht. Diese beiden am Unterlauf des Euphrat gelegenen Staaten fürchten, dass ihnen dadurch der Hahn zugedreht wird. Die türkische Regierung hat vorsorglich Boden-Luft-Raketen zur Verteidigung des Bauwerks installiert.
Mit rund 50 000 Betroffenen in etwa 200 Ortschaften ist Ilisu eines der größten Umsiedlungsprojekte der neueren Geschichte. Statt die Menschen an dem Prozess zu beteiligen, begann Ankara sofort mit der Enteignung der Dorfbewohner. [Lesen Sie dazu: Syrien, Irak Ukraine: Ein bisschen Krieg geht nicht und einen guten Krieg gibt es nicht]
Frage: Inwieweit spielt dieses Staudammprojekt in der ganzen Geschichte eine Rolle? Geht es unterm Strich hier auch nur um politische Macht und Profitgier?
Frage: Ist es möglich, dass die Friedensnobelpreisträger Obama und die Europäische Union ratlos sind, weil sich etwas verselbstständigt hat, womit die „schlauen” und hochbezahlten Staatsoberhäupter samt ihrer Regierungen nicht gerechnet haben? „Die Geister, die ich rief, werd’ ich nun nicht mehr los.“
Völkermord
Genozid bezeichnet die vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer rassischen, ethnischen oder sozialen Merkmale, ihrer Nationalität oder religiösen Überzeugungen. Aufgrund der Berichte über den Völkermord während des Nationalsozialismus (insbesondere des Holocausts an den Juden) verabschiedeten die Vereinten Nationen 1948 eine Konvention über die Verhütung und die Bestrafung des Völkermordes.
„Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Mahatma Gandhi
© Netzfrau Doro Schreier
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