Sie haben sie getötet … Sie haben sie getötet … Reyhaneh ist tot … ihr Vater bestätigte es im Radio Hamrah, diese Nachricht erhielten wir heute morgen.
Auch die Tante und der Onkel von Reyhaneh bestätigten, dass sie in den frühen Morgenstunden gehängt worden ist. Heute sind in Teheran und verschiedenen anderen Städten im Iran Demonstrationen geplant!
Was sollen wir schreiben? Wir sind immer noch fassungslos und nach nun 7 Jahren haben wir den Kampf verloren.
Wir haben Sie einen Teil auf dem Weg, den Reyhaneh gehen musste, mitgenommen. Immer wieder haben wir Netzfrauen Bittbriefe geschrieben, gehofft und mit Reyhaneh gelitten. Immer wieder haben wir die iranische Regierung angefleht, Reyhaneh das Leben zu schenken. Sie war doch noch so jung und hat sieben Jahre leiden müssen und mit ihr ihre Mutter Shole, eine Mutter, die bis zuletzt um ihre Tochter gekämpft hat. Unterstützt wurde Shole von vielen Menschenrechtsorganisationen.
Der Fall von Reyhaneh hatte international Proteste ausgelöst. Iranische Künstler, Hunderttausende unterschrieben die Petition. Und auch die UNO hatte sich für Reyhaneh stark gemacht und forderten den Iran auf, die Exekution auszusetzen und den Fall neu zu überprüfen.
Sogar die deutschen Medien sind unserer Bitte nachgekommen und haben letzte Woche Reyhanehs Fall gezeigt und auf die Dramatik hingewiesen.
Ohne Erfolg. Die iranische Regierung hatte kein Erbarmen: Heute morgen starb Reyhaneh mit einer Schlinge um den Hals.
Nach iranischem Recht der „Kisas“, dem Vergeltungsgesetz nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn, konnte nur noch die Familie des von Reyhaneh in Notwehr getöteten Peinigers begnadigen. Doch die bestand darauf, dass Reyhaneh den Vorwurf der Vergewaltigung zurücknimmt, um die Ehre des Getöteten wiederherzustellen. Nein, Reyhaneh hat bis zuletzt gekämpft, um ihr Leben und die Rechte der Frauen.
Sie hat bis zum Schluss ihre Ehre verteidigt und hat die Lügengeschichten der „Sarbandi“-Familie nicht bestätigt!
R.I.P. liebe Reyhaneh
Über Reyhanehs Fall haben wir mehrfach berichtet. Er wollte sie vergewaltigen, sie erstach ihn in Notwehr. Dafür wurde Reyhaneh Jabbari zum Tode verurteilt. Ihr Peiniger war Morteza Abdolali Sarbandi, ein ehemaliger Angestellter des iranischen Informationsministeriums.
Öffentliche Hinrichtungen, Missbrauch, Misshandlungen, Zwangsverheiratungen, Mädchen und Frauenhandel – Gewalt gegen Frauen lässt sich nicht als kulturelle oder religiöse Folklore entschuldigen. Es handelt sich nicht um Einzelfälle. Jeder einzelne Fall ist Teil eines Ganzen. Teil des Femizids.
Aber: Zunehmend begehren die Frauen auf und wir versprechen dir, Reyhaneh, wir geben nicht auf und sagen, nun erst recht! Wir werden weiterhin über die erschütternden Schicksale von Frauen weltweit berichten.
In vielen Ländern sind Frauen nichts wert. Das muss endlich aufhören. Vor aller Augen, doch in seinen Ausmaßen noch kaum bemerkt, ist ein Vernichtungsfeldzug gegen Frauen im Gang: der Femizid. Weltweit!!!
Solange die Gesellschaft schweigt, ändert sich nichts – doch wir schweigen nicht – wir sind laut. Sind Sie bereit zu kämpfen?
Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrates
Die UN-Resolution 1325 wurde am 31. Oktober 2000 einstimmig vom UN-Sicherheitsrat verabschiedet. In ihr wurden erstmals Konfliktparteien dazu aufgerufen, die Rechte von Frauen zu schützen und Frauen gleichberechtigt in Friedensverhandlungen, Konfliktschlichtung und im Wiederaufbau mit einzubeziehen.
Die völkerrechtlich verbindliche Resolution 1325 fordert die verstärkte Einbeziehung von Frauen auf allen Ebenen von Friedensprozessen – doch zehn Jahre nach ihrer Verabschiedung ist die Bilanz ihrer Umsetzung auf nationaler und internationaler Ebene desaströs. Die Anzahl von Frauen an den Friedenstischen stagniert, sexualisierte Gewalt grassiert immer noch. [Lesen Sie dazu: http://www.un.org/depts/german/sr/sr_00/sr1325.pdf]
Vereinte Nationen: Kommission für die Rechtsstellung der Frau
Die mehr als 2000 Vertreter von fast 200 Regierungen verabschiedeten in New York eine Erklärung, die die Pflicht der Staaten festschreibt, die Rechte von Frauen und Mädchen genauso zu schützen wie die von Männern und Jungen.
Die siebenundfünfzigste Tagung fand vom 04.-15. März 2013 statt.
Folgemaßnahmen zur vierten Weltfrauenkonferenz und zur dreiundzwanzigsten Sondertagung der Generalversammlung
„Frauen 2000: Gleichstellung, Entwicklung und Frieden für das 21. Jahrhundert“.
Entwurf der vereinbarten Schlussfolgerungen, vorgelegt von der Vorsitzenden der Kommission, Frau Marjon V. Kamara (Liberia), auf der Grundlage informeller Konsultationen.
Die Beseitigung und Prävention aller Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen lesen Sie hier: http://menschenrechte-durchsetzen.dgvn.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/UN-Dokumente_zB_Resolutionen/Erkl%C3%A4rung_Gewalt_gegen_Frauen.pdf.
Frauenrechte sind Menschenrechte
Menschenrechte sind allumfassende Rechte, die gleichermaßen für Männer, Frauen und Kinder, also für alle Menschen basierend auf ihrem Menschsein gelten. Im Gebot der Nichtdiskriminierung ist dieser Anspruch auf gleiche Rechte verankert. Ohne Unterschied nach Geschlecht, Hautfarbe, Rasse, Religion, Geburt, nationaler oder sozialer Herkunft, politischer oder sonstiger Anschauung, Sprache oder Vermögen hat jeder Mensch Anspruch auf diese erklärten Rechte und Freiheiten.
Solange Gewalt gegen Frauen grausamer Alltag ist, bleiben die Versprechen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte unerfüllt.
Der Fall von Reyhaneh Jabari hat im Iran eine breite Öffentlichkeit gefunden. Mehr als 200 000 Menschen haben eine Online-Petition unterschrieben, in der sie ihre Rettung fordern. Knapp 16 000 Personen verfolgen auf der Facebook-Seite „Save Reyhaneh“ die aktuellen Meldungen. Mögen diese Menschen auch weiterhin gegen die Gewalt an Frauen kämpfen.
Wir werden Reyhaneh nicht vergessen und ihren Protest fortsetzen.
„Die Freiheit ist wie eine unsichtbare Krone, die Ihr alle auf Euren Köpfen tragt, ohne es zu bemerken. Diese Krone ist nur für uns Gefangene sichtbar, denn wir dürfen sie nicht tragen!“
Reyhaneh Jabbari
Zu dem schweren Verlust sprechen wir der Familie von Reyhaneh unsere Anteilnahme aus. Wir werden Reyhaneh in Erinnerung behalten.
Danke, Reyhaneh, für deinen Kampf, den du mit deinem Leben bezahlen musstest. Du bleibst bei uns, denn mit deinem Tod gehst du nicht fort, du wirst uns weiterhin begleiten. Du gibst uns Kraft und den Mut, den wir Frauen auf der Welt brauchen, um unsere Rechte einzufordern. Wir geben nicht auf und sagen JETZT ERST RECHT!!!
Ruhe in Frieden, liebe Reyhaneh.
Im Namen aller Netzfrauen Sharareh Fekri und Doro Schreier
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