Die Europäische Kommission hat vier große Finanzinstitute zu einer Geldstrafe in Höhe von 93 900 000 € oder etwa 120 Millionen US-Dollar verurteilt. Es wäre noch weitaus mehr gewesen, gäbe es nicht sogar Rabatte.
Ja, Sie lesen richtig. In einem Fall verurteilte die Europäische Kommission JPMorgan Chase zu einer Geldstrafe in Höhe von 61 700 000 Euro nach Abzug eines Rabattes in Höhe von 40%.
Weil die Royal Bank of Scotland die Manipulationen gegenüber den Behörden als erste gemeldet hatte, wurde auf eine Strafe verzichtet. Von der Kronzeugenregelung und damit von einem Rabatt profitierten aber auch die UBS und JPMorgan.
Der Manipulation des Libor in Franken bezichtigt wurden einzig die Royal Bank of Scotland (RBS) und J. P. Morgan. RBS wurde eine Strafe von 110 Mio. € erlassen; sie hatte das Kartell der beiden Institute angezeigt.
Damit ahndete die Kommission zwei Kartellverstöße, wie diese am 21.Oktober 2014 mitteilte, und einen Schlussstrich unter den Libor-Skandal gezogen.
Erstaunlich, dass es sogar Rabatte gibt. UBS muss 12,7 Mio. € Strafe zahlen, sie erhielt dank Kooperation einen Rabatt von 30% auf die ursprüngliche Strafe. Die Strafe für die Credit Suisse beträgt rund die Hälfte; einen Abzug gibt es für sie nicht. Sie muss die vollen 9 Mio. bezahlen. Quelle
Royal Bank of Scotland versinkt in Milliardenverlusten
Im Februar hieß es noch, dass die teilverstaatlichte RBS im Geschäftsjahr 2013 einen Milliardenverlust gemacht hätte. 2008 verbuchte die Bank ein Minus von 24,3 Milliarden Pfund. Im Jahr 2012 waren es fast 6 Milliarden Pfund Minus. Im November 2013 hatte die Bank Abschreibungen von 4,5 Milliarden Pfund für die Gründung einer Bad Bank angekündigt, die Papiere im Umfang von 38 Milliarden Pfund abwickeln soll.
Trotz allem zahlte die Royal Bank of Scotland an seine Top-Banker Boni in Höhe von 576 Millionen Pfund für 2013. Quelle
Was wäre nun gewesen, wenn die Royal Bank of Scotland eine Strafe von 110.Millionen hätte noch zahlen müssen? Immerhin war die RBS fleißig an der Manipulation des Libors beteiligt.
INFOBOX
Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist einer der wichtigsten Referenzsätze für Hypotheken und andere Kredite. Von ihm hängen weltweit Finanzgeschäfte im Volumen von mehreren Hundert Billionen Dollar ab. Der Zinssatz wird einmal am Tag ermittelt und beruht auf Angaben der Banken zu den Refinanzierungskosten.
In den Skandal um Zinsmanipulationen sind Großbanken weltweit verstrickt. Einzelne Händler sprachen sich nach Erkenntnissen der Regulierer bei wichtigen Referenzzinsen wie dem Libor und dem Euribor ab, um Handelsgewinne einzustreichen. Die EU brummte bereits Ende vergangenen Jahres der Deutschen Bank damals 725 Millionen Euro auf. [Siehe: Deutsche Bank: Endlich Rekordstrafe – Betrug ist kein Kavaliersdelikt!]
Zur Erinnerung: Einer Verkäuferin wurde gekündigt, weil sie angeblich zwei Brötchen geklaut haben soll. Bei dem Libor-Skandal wird einer Bank die Strafe von 110 Millionen Euro erlassen und andere bekommen Rabatte in Millionenhöhe.
„Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“ Bertolt Brecht
Netzfrau Doro Schreier
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