Warum verlangen Regierungen von ihren Bürgern, dass sie Steuern zahlen, wenn große Firmen das nicht tun müssen?
Die amerikanische Kaffeekette Starbucks hat sich in den Städten breit gemacht und erfindet immer neue Variationen, nicht nur bei Kaffee.
Die Umsätze des Kaffee-Riesen in Deutschland steigen weiterhin und der Staat hat herzlich wenig davon. Denn wie auch viele andere internationale Konzerne nutzt Starbucks eine Reihe gewiefter Tricks, um Steuern zu sparen. Bei einem Jahresumsatz von etwa 15 Milliarden Dollar mit steigender Tendenz wurden in Deutschland kaum Steuern gezahlt.
Starbucks – Wie man einen „gehaltvollen” Profit erlangt
Beispiel Starbucks-ToGo:
Wir stellen zuerst einmal fest, dass z. B. die Jacobs Coffee-To-Go-Becher (Pappbecher mit einem Fassungsvermögen von 0,4 l) à 100 Stk. ab 6,49 € käuflich zu haben sind. 100 Coffee-To-Go-Deckel (Ø80 mm weiß für Pappbecher) gibt es ab 1,79 € zu kaufen. Für 1000 Rührstäbchen weiß Plastik 112 mm fallen nochmal 4,45 € an. Wenn wir nun richtig gerechnet haben, dann kostet so ein Becher incl. Deckel und Rührstäbchen also gerade einmal 0,09 € . Nicht gerade viel für soviel Müll. Was zahlen wir für einen To-Go?
Starbucks nimmt für seinen Caffè Americano – Tall 2,40 € und für Grande 2,95 €. Es gibt auch noch Venti für den besonders durstigen Kaffeetrinker. Dafür zahlt man dann 3,40 €.
Da Starbucks wohl ein Großabnehmer für „To-Gos” sein dürfte, zahlt dieser sicher nicht mehr als 0,05€ / Stck. Apropos, wenn wir schon mal dabei sind: Milchschaum scheint besonders teuer zu sein, denn für einen „Tall Cappuccino” werden einem doch gleich 3,20 € berechnet. Dabei wird ein Cappuccino bekanntlich nur aus einem Espresso (1,90 €), etwas heißer Milch und heißem Milchschaum zubereitet. Schon lustig, oder? Es ist wie mit der Sprühsahne, wir bezahlen die Luft gleich mit.
Wir wollen nun aber auch nicht kleinlich werden. Die Frage, was Starbucks wirklich an einem To-Go verdient, darf aber trotzdem mal gestellt werden, obwohl allein die erzielten Umsätze schon für sich sprechen.
„Die gehaltvollen Kaffee- und Kuchenkreationen von Starbucks treffen weltweit den Geschmack. Die Kunden strömen in die vorhandenen Läden. Zudem eröffnet die Kette ständig neue Filialen. Für Wachstum sorgt vor allem der asiatische Markt”, ist den Wirtschaftsnachrichten zu entnehmen.
Es geht noch weiter. Die amerikanische Kaffeehaus-Kette Starbucks wächst ungebrochen. Dank Spezialitäten wie Caffè Latte oder Caramel Macchiato stieg der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal von Januar bis März um 9% auf 3,9 Milliarden Dollar (2,8 Mrd. Euro). Der Gewinn verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum in gleichem Maße auf unterm Strich etwa 427 Millionen Dollar. Firmenchef Howard Schulz sprach am Firmensitz in Seattle von einem Rekordgeschäft.
Übrigens: Die Umsätze des Kaffee-Riesen in Deutschland steigen weiterhin und der Staat hat herzlich wenig davon. Denn wie auch viele andere internationale Konzerne nutzt Starbucks eine Reihe gewiefter Tricks, um Steuern zu sparen. Bei einem Jahresumsatz von etwa 15 Milliarden Dollar mit steigender Tendenz wurden in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2011 kaum Ertragssteuern gezahlt. [Lesen Sie dazu: „To-Go” ist überall – Wir bechern uns durchs Leben]
Wissenswertes über Starbucks
Die Starbucks-Filialen in Deutschland sind keine Franchiseunternehmen. Sie werden alle direkt von der Starbucks Coffee Deutschland GmbH mit Sitz in München betrieben. Die deutschen Starbucks-Filialen gehörten bis November 2004 zu 82% dem Kaufhaus-Konzern KarstadtQuelle, der seine Beteiligung krisenbedingt an die US-Kaffeehauskette Starbucks veräußert hatte. Wie KarstadtQuelle zerschlagen wurde und wer sich daran bereichert hat, lassen wir heute mal weg. Dazu schreiben wir dann in einem Karstadt-Spezial. Sie sehen daran aber auch: Starbucks weiß, wie man einen „gehaltvollen” Profit erlangt.
#starbucketchallenge – Steuervermeidungsstrategien
Acht bis neun Millionen Euro Steuern jährlich entgehen den europäischen Ländern durch die Steuerflucht von Starbucks.
Im Oktober 2012 hatte die Nachrichtenagentur Reuters aufgedeckt, dass Starbucks in Großbritannien für das im September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2012 überhaupt keine Steuern gezahlt hatte. Es war bereits das 15. Mal in Folge, dass Starbucks einen Fehlbetrag für seinen wichtigsten europäischen Markt bilanziert hatte. Der Fall zeigte exemplarisch, wie sich internationale Konzerne legal arm rechnen, um Steuern zu sparen. Wir Netzfrauen haben bereits im September darüber berichtet: Zerstörung der Demokratien und Staaten durch Steueroptimierung der multinationalen Unternehmen!
Beispiel aus 2011:
• Starbucks erwirtschaftete 30 Millionen € Gewinne in Europa, Afrika und im
Mittleren Osten in 2011.
• Bei normaler Besteuerung in Europa würden darauf ungefähr 8,2 Millionen €
Unternehmenssteuer anfallen.
• In der niederländischen Holdinggesellschaft wurden aber nur knapp 900 000 €
gezahlt und mehrere Millionen Euro Verluste in die Bilanz aufgenommen, wodurch
zukünftige Steuerschulden in z.B. Deutschland, England oder Frankreich
ausgeglichen werden können.
• Mittlerweile unterhält das Unternehmen über 150 Geschäfte in Deutschland.
• Dort wurde 2011 ein Umsatz von 117 Millionen € gemacht und dabei 5,3
Millionen € Verlust erwirtschaftet. Dementsprechend wurden Null €
Körperschaftssteuern erhoben. Grund dafür ist die geschickte Gewinn-/
Verlustverrechnung und Verschiebung innerhalb der EU und in die Schweiz. Alleine
7,2 Millionen € wurden an Lizenzzahlungen an die niederländische
Muttergesellschaft geleistet. Quelle
Die Anstalt über Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Apple & Starbucks.
Die Anstalt ruft zur Starbucket-Challenge auf, eine grandiose Idee:
Man begebe sich in eine Starbucks-Filiale, bestelle sich eine dieser überteuerten Kaffee-Kreationen und beschwere sich nach einem Schluck, dass es nicht schmecke, da keine Steuern drin sein. Danach schütte man sich das Getränk wie bei der Ice-Bucket Challenge über den Kopf. Bei der ganzen Aktion hat man sich natürlich filmen lassen. Dann nur noch auf allen Social Media Seiten hochladen und mit dem Hashtag #Starbucketchallenge versehen.
Wie schon oben beschrieben, bezahlt Starbucks keine Steuern, dieses wurde in der gestrigen Folge toll dargestellt. Besonders, mit welch unglaublichen Methoden sich einige der größten Konzerne der Welt wie Apple, Amazon und Starbucks Steuern entziehen – in Billionenhöhe. Starbucks beispielweise hat in Deutschland 160 Filialen, an Unternehmenssteuer haben sie in den letzten Jahren keinen Cent gezahlt.
Sehen Sie hier den Ausschnitt:
Danke an Claus von Wagner, Max Uthoff, Michael Mittermeier, HG Butzko & Chin Meyer für echte Aufklärung im ZDF & den wirksamen Impuls zum gemeinsamen Handeln. Die ganze Folge können Sie hier sehen: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/2078314#/beitrag/video/2241750/Die-Anstalt-vom-28-Oktober-2014
INFOBOX
Auf den Kaimaninseln zum Beispiel gibt es eine Adresse, an der zwischen 12 000 und 18 000 Unternehmen ihren Sitz der juristischen Gestaltung und Verwaltung haben. Dieses Gebäude hat vier Stockwerke und heißt Ugland House. Einige tausend Firmen und eine Anwaltskanzlei haben hier ihre juristische Gestaltung und Verwaltung. Die Kanzlei Maples and Calder ist der einzige richtige Mieter in diesem Gebäude. Also halten die Aufsichtsräte der großen Unternehmen dort lediglich ihre Meetings ab! Jedoch sind die Kaimaninseln nicht das einzige Problem, es gibt viele weitere Steuerparadiese, in denen ähnliches gemacht wird.
Delaware, Steuerparadies der USA
Dort gibt es ein Gebäude, das genau ein Geschoss hat. Dort sind sage und schreibe 285 000 registrierte Büros. Delaware liegt nicht weit weg vom Weißen Haus. Delaware ist ein sehr kleiner Staat in den USA mit ca. 950 000 Einwohnern. Auf jeden von diesen kommt eine Firma.
Wieviele Steuerflüchtlinge gibt es auf der Welt?
Es ist unmöglich, die Zahl der Betrüger festzustellen. Man vermutet, dass in allen Steuerparadiesen der Welt ungefähr zwei Drittel aller globalen Schulden liegen, also rund 200 Billionen Dollar! Die Medien sprechen von 21-32 Billionen Dollar und dies entspricht nur dem Vermögen reicher Einzelpersonen. Etwa 95% all dieses Geldes wurde im Ursprungsland nicht richtig versteuert. Dieses Geld gehört ungefähr 0,1% der Menschheit. 10 Millionen Menschen besitzen fast das ganze Offshore-Vermögen. Wo kann man 20-30 Billionen Dollar verstecken? [Lesen Sie dazu: Zerstörung der Demokratien und Staaten durch Steueroptimierung der multinationalen Unternehmen!]
„Die Niederlande sind die neuen Bermudas“
Sänger Bono, bekannt als Kämpfer gegen die weltweite Armut, zeigt sich knauserig, wenn es um die eigene Knete geht. Statt im gebeutelten Irland Steuern zu zahlen, ist der Konzern U2 in Holland gemeldet, hier zahlen sie weniger Steuern und diese fließen dem holländischen Fiskus zu.
Starbucks, Microsoft, Apple, BASF, ja sogar Popstars wie Elton John und die Rolling Stones residieren zwischen Amsterdam, Den Haag und dem Ijsselmeer. Die Niederlande sind „in“. Rund 12 000 ausländische Firmen – darunter 800 deutsche – wanderten bereits aus. 85 Prozent betreiben mitarbeiterfrei nicht mehr als einen Briefkasten. Einer Studie der Stiftung für wirtschaftliche Forschung zufolge werden bis zu 30 Milliarden Euro Steuern m Jahr hinterzogen. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa flossen 2012 rund 2,7 Billionen Euro an ausländischem Kapital in die Niederlande. Nur 573 Milliarden kamen in der Realwirtschaft an, der Rest landete in Briefkastenfirmen. Quelle
Eine Erfolgsgeschichte:
David gegen Goliath im Indianerland – Haida gegen Starbucks
Der kleine David, wie die Haida genannt werden, lassen sich auch nicht von Goliath, in diesem Fall Starbucks Coffee aufhalten. Starbucks Coffee, die weltweit angestammte Cafés verdrängen, hatten nicht mit dem entschlossenen Willen und der Zähigkeit der Haida gerechnet und die Unterstützung außerhalb der indianischen Gemeinde unterschätzt. Im Mai 1999 eröffneten drei Haida ein Café in Masset. Sie bezeichnen ihre jungen Männer als Bucks, also Haida Bucks. So nannten diese Männer ihr Café, welches als Treffpunkt und Restaurant in dem 700 Einwohnerdorf galt „Haida Bucks”. Und was nun kommt, können Sie sich sicherlich denken, Starbucks erfuhr von diesem Café und zog wegen des Namens „Bucks” mit den Haida vor Gericht. „Wir Haida haben eine lange Tradition als Krieger, wir lassen uns nicht unterkriegen,” so ein Mitbesitzer.
Und in der Tat starteten die drei jungen Männer eine Kampagne, die schnell eine weite Unterstützung fand. Eine Homepage wurde gesponsert, auf der die Haida ihr Problem mit dem Starbucks-Konzern schilderten, ein Staranwalt übernahm die juristische Vertretung. Proteste vor Starbucks-Filialen wurden organisiert, bis zum Schluss Zeitungen über diesen spektakulären Fall berichteten und Starbucks letztendlich nicht nur lächerlich aussehen ließen, sondern sogar einen Imageschaden verursachten. Letztendlich zog Starbucks die Klage zurück und „Haida Bucks” konnten den Namen behalten. [Siehe: Eine Schlussfolgerung, über die wir alle einmal nachdenken sollten]
Aufruf zum Steuerfluchtflashmob – Eis-Cappucino über den Kopf – bei Starbucks. #Starbucketchallenge, eine tolle Idee und grosses Kino bei der Anstalt.
Netzfrau Doro Schreier
BlackRock – Wer regiert die Welt wirklich? Vier Billionen gegen Deutsche Bank
Das große Fressen: Blackstone und Katar – Deutsche Bank verzockt Milliarden
Zerstörung der Demokratien und Staaten durch Steueroptimierung der multinationalen Unternehmen!
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