Der 21-jährige Biologiestudent Rémi Fraisse hatte bei Sivens, im Departement Tarn, gegen den Bau eines umstrittenen Stauwerkes protestiert. Als die Gendarmerie gegen die Demonstranten vorging, wurde Fraisse von einer Tränengasgranate am Rücken getroffen und getötet.
Der Schock über den Tod rüttelte die lokalen Behörden auf. Das Projekt wurde vorübergehend eingestellt. Seit dem Tod des jungen Demonstranten kommt es in Frankreich bei Gedenkmärschen zu gewalttätigen Ausschreitungen.
Todesfall wühlt Frankreich auf
Am Samstag, dem 25. Oktober 2014 demonstrierten Umweltschützer gegen ein umstrittenes Staudamm-Projekt in Süd-West-Frankreich. Rémi Fraisse, ein 21-jähriger Student starb noch Samstagabend an den Folgen, nachdem er in den Rücken von einer Granate getroffen worden war. Ob die Tränengasgranate von der Polizei oder durch Demonstranten abgefeuert wurde, wird zur Zeit noch geklärt.
Bis zu 200 Gendarmen sind täglich auf dem Gelände, wo die Bauarbeiten im September begonnen haben. Die Umweltaktivisten beklagen deren grobe Vorgehensweisen. Kamen die Handgranaten von Seiten der Gendarmen? Die Spuren von TNT an der Kleidung des getöteten Rémi Fraisse scheinen diesen Verdacht zu bestätigen. Nach dem Tod des Umweltaktivisten ist in Frankreich die Lage gespannt. In Albi, der nächstgrösseren Stadt, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, das berichten die Kieler Nachrichten vom 30.Oktober.
Der Tod des 21-jährigen Studenten der Umweltwissenschaften aus Toulouse löst derzeit frankreichweite Proteste an Schulen und Universitäten aus. Die Proteste beziehen sich auf die zunehmende Gewaltbereitschaft von Polizisten.
Die Projektgegner, die den Verlust eines bedeutenden Feuchtgebiets zugunsten des Maisanbaus von rund dreißig größeren Landwirtschaftsbetrieben beklagen, beharren dagegen auf einer vollständigen Aufgabe des Projekts. Sie äußerten bereits die Befürchtung, dass die Regierung in Paris möglichst an dem auch mit EU-Geldern finanzierten Projekt festhalten wolle.
Den 300 Meter breiten und 12 Meter hohen Damm hatte der Generalrat des Departements Tarn beschlossen, um einen Bach anzustauen und so ein Wasserbecken mit 1,5 Millionen Kubikmetern zu schaffen, aus dem die Äcker des Departements bewässert werden können. Alle Proteste dagegen, dass auf diese Weise das einzige Feuchtgebiet des Departements und damit zahlreiche seltene Pflanzenarten vernichtet und der Intensivlandwirtschaft geopfert würden, blieben unbeachtet. Noch bevor ein Gutachten der Umweltministerin Ségolène Royalder in Auftrag gegeben wurde, hatte der Generalrat bereits den Wald auf dem 34 Hektar großen Gelände des künftigen Staubeckens gerodet.
Demonstranten in Paris gegen Polizeigewalt
Auch am Samstag gab es Demonstrationen gegen die Polizeigewalt in Frankreich, zu der mehrere Parteien und Organisationen, darunter die Linksfront, der Fed Anarchist, Friends of the Earth, die UNEF und UNL aufgerufen hatten. Auch dieser friedliche Protest wurde von zahlreichen Polizisten begleitet. Die geplanten Kundgebungen am Samstagnachmittag in Toulouse und Rennes wurden verboten.
Rémi Fraisse: Vorfälle in Seine-Saint-Denis
Wie bereits berichtet, kommt es seit dem Tod von Rémi Fraisse immer wieder zu Auseinandersetzungen. Heute Morgen demonstrierten Studenten und wieder endete diese mit Zerstörung und Gewalt: Bilder, die einem Bürgerkrieg ähneln – Nicht nur zerbrochene Fensterscheiben in der Innenstadt im Norden von Paris, sondern aus Sicherheitsgründen mussten auch Autobahnen und die Metro-Station Basilika von Saint-Denis geschlossen werden.
Die Vorfälle ereigneten sich gegen 10 Uhr am Rande einer Kundgebung zum Gedenken an Remi Fraisse vor der Schule Paul Eluard, sagte die Polizei. Es soll sich um eine Gruppe von etwa 150 Personen handeln, die im Zentrum von Saint-Denis bei den stattfindenden Kundgebungen für Unruhe sorgen wollten.
Ein großes Polizeiaufgebot wurde mobilisiert. Um 12:30 Uhr konnte dann die Sperre für den Straßenverkehr wíeder aufgehoben werden. An diesem Morgen, waren laut den Behörden sechs Schulen von den Kundgebungen betroffen. Die Schüler und Studenten demonstrierten gegen die Brutalität der Polizei und zur Erinnerung an den getöteten Rémi Fraisse und an den getöteten Damm Sivens (Tarn). Kurz vor 13:30 Uhr hat sich die Situation wieder normalisiert. [Original: VIDÉO – Rémi Fraisse: incidents en Seine-Saint-Denis]
Und schaut man sich die Demonstrationen und Kundgebungen auf den Videos auf YouTube an, so handelt es sich bei den Protestlern nicht nur um gewaltbereite Demonstranten, sondern um Menschen aller Altersstufen, die ihre Empörung gegenüber der Gewaltbereitschaft seitens der Polizei kundtun.
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Mittlerweile erreicht dieser Protest auch andere Städte in Europa.
Viele europäische Länder haben sich den Gedenkmärschen zur Erinnerung an Rémi Fraisse angeschlossen. Zumal auch die NoTAV-Bewegung in Italien anhält und in anderen Regionen AktivistIinnen Waldstücke und Bohrplätze gegen Kohleabbau oder Fracking besetzen. Von Griechenland bis Lacoma in der Lausitz, schickt der Staat im Auftrag der Konzerne PolizistInnen zur Aufhebung des Widerstandes von Aktivisten, so auch in Deutschland im Hambacher Forst. Am Donnerstag, dem 30. Oktober blockierten AktivistInnen im Rahmen der „Kein Baum fällt“- Kampagne erneut die Rodungsarbeiten im Hambacher Forst. Im Zuge dieser Blockade wurden sie vom RWE-Wachschutz brutal mit Metallschlagstöcken und Pfefferspray angegriffen, gewürgt und festgenommen. Dabei wurden drei der Aktiven schwer verletzt, eine Aktivistin verlor sogar kurz das Bewusstsein und lag regungslos am Boden. [Mehr Informationen: http://hambacherforst.blogsport.de]
Schaut man sich die Videos auf YouTube zu den Auseinandersetzungen in Frankreich an, erinnert dieses an einen bürgerkriegsähnlichen Zustand. Es kommt überall auf der Welt zu Massenaufständen, die wir erst dadurch erfahren, weil wir vernetzt sind. [Siehe auch: Weltweit flammen Proteste auf – wussten Sie…?]
Was haben Massendemos, Straßenschlachten und Unruhen in Europa, ja der ganzen Welt gemeinsam? Erraten: Es wird kaum darüber berichtet.
Netzfrau Doro Schreier
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