Eine kleine Bewegung hat im Maui County eine Volksabstimmung auf den Weg gebracht und gewonnen.
Monsanto, Dow, Dupont/Pioneer, Syngenta und BASF, sie alle besitzen oder pachten Ackerland auf Hawaii. Hier finden sie beste klimatische Bedingungen vor, um mehrmals im Jahr zu ernten. Das Land nutzen sie u. a. für Tests von Chemikalien und genmodifizierten Lebensmitteln und dagegen laufen lokale Aktivisten seit Jahren Sturm, so auch auf Maui.
Eine kleine Gruppe SHAKA (Sustainable Hawaiian Agriculture for the Keiki and the Aina) wollte in Maui County, dass die strengste Regelung in ganz Hawaii durchgesetzt wird, und es gelingt erfolgreich, Monsanto vor weiterer Expansion im Ackerbau zu stoppen. Die Volksabstimmung ist einzigartig in der Geschichte. Monsanto und andere Gentech-Befürworter hatten zuvor mit einem enormen PR-Budget versucht, ein Moratorium zu verhindern. Rund acht Millionen US-Dollar investierten die Konzerne in Medien- und Öffentlichkeitskampagnen, davon allein fünf Millionen US-Dollar von dem Agrar-Riesen Monsanto.
SHAKA gelang es zuvor, ausreichend Unterschriften für die Abhaltung einer Volksabstimmung zu sammeln, die für den 4. November angesetzt wurde. Es ist der erste Gesetzesantrag in dem County, der von den Bürgerinnen und Bürgern selbst eingebracht wurde. Wir hatten bereits darüber berichtet und Ihnen die Bewegung vorgestellt: Maui: „A’ole GMO“(„Hier kein GMO“) – Kauaʻi wird von vier der größten Chemiekonzernen der Welt verklagt.
Es war ein harter Kampf. 50,2 Prozent der Wähler stimmten am Dienstag, dem 4. November, für einen Anbaustopp von Gentech-Pflanzen im County Maui, Hawaii. Nun müssen die Gesetzgeber den befürworteten Antrag bestätigen. Mit ihrer Forderung eines Moratoriums für den Anbau von Gentech-Pflanzen konnte die Grassroots-Bewegung SHAKA-Movement ausreichend Wähler mobilisieren und einen großen Erfolg verbuchen. Sie setzten vor allem auf persönliche Gespräche mit der Bevölkerung, Protest-Märsche, Social-Media-Networking und Crowdfunding.
„Wir haben es geschafft!!!“ Mit einer so kleinen Gruppe und nur, weil jeder einzelne alles getan hat, um diese großen Konzerne zu besiegen, war es möglich,“ bedankte sich die Bewegung, nachdem das Ergebnis bekannt wurde. David gegen Goliath, ja, es ist möglich.
Nur einen Tag nach dem historischen Sieg gab Monsanto Hawaii bekannt, dass der Konzern beabsichtige, die Rechtmäßigkeit der Verordnung vor Gericht anzufechten. „Wir werden unverzüglich alle Schritte überprüfen und das Gericht bitten, zu erklären, dass diese Initiative rechtlich fehlerhaft ist und nicht durchgesetzt werden darf“, sagte Monsanto Hawaii Geschäfts Vice President John Purcell in einer Email an die Maui Nachrichten.
Ein ewiger Kampf gegen diese Konzerne, sind sie erst da, wird man sie nicht wieder los. Sollte auch allen anderen Länder zu denken geben, die sich mit ihnen einlassen. [Siehe das Monsanto-Gesetz in Lateinamerika: Medien schweigen: Trotz Bedingung für DR-CAFTA – Umstrittenes Monsanto-Gesetz in Guatemala aufgehoben]
60 Sec TV Spot: SAVE HAWAII FROM GMO & OPEN-AIR CHEMICAL EXPERIMENTS
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Letztes Jahr hat das hawaiianische Gesundheitsministerium auf der gesamten Insel das Oberflächenwasser auf Pestizide geprüft. Sie wurden fündig. In 100 Prozent der Proben wurden Pestizide nachgewiesen.
HAWAII – das Inselparadies am anderen Ende der Welt
Bei Hawaii denken wir an Blumenkränze, Aloha-Gesänge der hübschen Polynesierinnen, an köstliche Speisen serviert auf Blättern, an saubere Strände mit vielen Muscheln, Korallenriffe im Wasser und an den Vulkan Mauna Kea.
Hawaii – ein Paradies. Aber ein verlorenes.
Hawaii, das perfekte Labor für die Chemieriesen Monsanto & Co., die hier die stillen Tests durchführen.
Darum geht es in diesem Beitrag: um den Kampf der Hawaiianer, die fünf größten Chemieriesen der Welt wieder los zu werden, samt ihren GMO-Pflanzen. Hier kommt ihre erschütternde Geschichte. [Original: The struggle to reclaim paradise by Imani Altemus-Williams, April 10, 2013]
Sie kämpfen schon lange, David gegen Goliath!
„A’ole GMO“(„Nicht hier GMO“) skandieren die Mütter am Weg entlang der Maisfelder, die vor ihren Häusern liegen auf Molokai, einer der kleinsten hawaiianischen Inseln in einem tropischen Abschnitt des Pazifik, wo der Tourismus bisher abgewehrt wurde und die Felder von Monsanto den schmalen Streifen zwischen Bergrücken und Ozean einnehmen.
Es gab viele Protestmärsche auf den fünf Inseln, die Monsanto und andere Biotechnik-Firmen als Ground-Zero-Testzone dazu erkoren haben, ihre veränderten Pflanzen und den Einsatz von Pestiziden zu erproben. Derzeit ist Hawaii das Epizentrum der Debatte von gentechnisch verändertem Saatgut, kurz GMO genannt. Weil Hawaii geografisch so abgelegen liegt und nicht im Fokus der Berichterstattung, ist es hervorragend geeignet, um dort chemische Experimente durchzuführen. Das Klima der Inselkette und natürliche Reichtümer in Hülle und Fülle haben fünf der weltgrößten Biotech-Konzerne angelockt: Monsanto, Syngenta, Dow AgroSciences, DuPont Pioneer und BASF. In den letzten 20 Jahren haben sie zusammen mehr als 5000 Freilandversuche für pestizid-resistente Saaten durchgeführt auf einer Fläche von 40 000 bis 60 000 Morgen (à 4.047 m²) hawaiianischem Land. Ohne Bekanntmachung wurden die Hawaiianer somit zu Versuchs-Meerschweinchen für GMO.
Die Anwesenheit dieser Konzerne hat eine der größten Massenmobilisierungen in Hawaii seit Jahrzehnten hervorgebracht. Ähnlich den Umweltschutz- und Landautonomie-Bewegungen in Kanada und Nordamerika, wo diese ebenfalls von der indigenen Kultur beeinflusst war.
„Alle Reichtümer, die wir von unseren Vorfahren übernommen haben, sind von uns für die nächsten Generationen zu schützen“, sagte Walter Ritte, ein hawaiianischer Aktivist, wobei er seine Sprache verwendet.
„Das ist unsere Verantwortung. Das ist jedermanns Verantwortung.“ In der hawaiianischen Tradition ist die Idee hinter GMO mehr als ein Sakrileg.
„Für die Ur-Hawaiianer ist das Konzept GMO widerlich und das Gegenteil der Liebe zum Land,“ führt Mililani B. Trask aus, eine eingeborene Anwältin und jüngere Schwester der Aktivistin Haunani-Kay Trask, die auch als Autorin und Universitätsprofessorin einen Namen hat.
Monsanto sorgt für Monokultur-Anbau, der zur Umweltschädigung beiträgt, speziell auf Inseln wie Hawaii.
Dabei wird am selben Ort immer dasselbe Saatgut ausgebracht, was die Böden auslaugt, sodass keine Nährstoffe mehr enthalten sind. Das verlangt den Einsatz von Pestiziden wie Roundup®, das im Verdacht steht, Unfruchtbarkeit zu erzeugen, sowie Kunstdünger, die die Klimaerwärmung forcieren und die Korallenwelt massiv schädigen, was den Verlust der Biodiveristät Hawaiis fördert.
Ernährungshoheit als Widerstandsgrund
Am Anfang der Protestmärsche gegen GMOs wurden von den Protestierern Kokospalmen gepflanzt in Hawela, einer Gemeinde an der Nordküste von Oahu. Diese Protestbewegung wird auch als Landschaftsschutzbewegung gesehen in einem Gebiet, wo Monsanto mehr als 1000 acres (1 acre = 4046.85642 m2) beste Anbaufläche okkupiert. Dabei sangen sie „Aloha ina“ – „befreit Hawaii“ und trugen auch Schilder mit derselben Aufschrift mit sich.
Die Phrase “Aloha ina” ist omnipräsent bei Anti-GMO-Protesten. Heute kann man dies mit „Liebe des Landes“, aber auch „Liebe zum Land“ übersetzen. Historisch gesehen kommt es aus der Zeit, in der einzelne Personen, aber auch Gruppen für die Wiedereinführung der Unabhängigkeit der hawaiianischen Bevölkerung kämpften. Heute wird es vor allem bei Anti-GMO-Protesten eingesetzt, wenn die Rede von hawaiianischer Autonomie und Unabhängigkeit ist.
Nach den Protesten fanden sich die Mitmachenden im Haleiwa Beach Park ein, wo sie Reden hielten, Gedichte vortrugen, Musik machten und sangen und ihr mitgebrachtes landestypisches Essen miteinander teilten. Diese Strategie des Landesschutzes wurde auch auf der Hauptinsel Big Island angewendet, wo die Protestierer vor jedem Marsch Taro (Wasserbrotwurzel) pflanzten, ebenso wie bei der Kundgebung vor dem Regierungsgebäude, wo Hunderte Taro pflanzten, woraus Poi * gemacht wird, sozusagen ein polynesisches Grundnahrungsmittel.
Die Importwirtschaft ist eine neue Einrichtung für Hawaii, eine, die direkt an das Aufzwängen der westlichen Eßgewohnheiten gekoppelt ist. In früher Zeit entwickelten die Ortsvorsteher ein System, das gewährleistete, dass jeder all das bekam, das er benötigte. Man sah jede Insel als eine Torte und die wurde auf die Familien aufgeteilt. Das spitze Ende jedes Stücks war z. B. ein Berg in der Mitte der Insel, das breiteste der Strand, sodass jede Familie Anteil hatte am Land zum Anbauen, am Wald für sein Holz und seine Pflanzen, sowie dem Meer zum Fischen und damit bot Ahupua’a allen das sichere Fortkommen.
Privater Landbesitz war unbekannt und öffentliche, gemeinschaftliche Nutzung der Ressourcen sah vor, dass jedes ‚Tortenstück’ Ahupua’a so angelegt war, dass jeder genügend Fläche zum Anbauen und Leben, Frischwasserzugang und Zugang zum Meer hatte, erklärt Carol Silva, Historikerin und Professorin für die hawaiianische Sprache.
In Anlehnung an das Ahupua’a Modell versucht die Lebensmittel-Autonomie-Bewegung eine Organic-Schiene aufzubauen, die die Verbindung zwischen den Dörfern und ihrer Lebensmittelproduktion unterstützt – auch ein Weg, sich der GMOs zu erwehren, während gleichzeitig Alternativen geschaffen werden.
Geschichte der Kolonisierung
Der Niedergang des Ahupua’a Systems brachte Hawaii nicht nur weit weg von Lebensmittel-Souveränität, es zerstörte auch die politische Unabhängigkeit des heutigen US-Bundesstaates. Und tatsächlich, wenn heute Protestmarschierer im Chor ihr „Aloha’ina“ skandieren, beziehen sie sich auch auf die Tatsache, dass dieser Kampf nicht nur um Landverteilung und Nahrungsmittel ringt, sondern auch um die politische Hoheitsgewalt.
Schon in der Vergangenheit haben ausländische Konzerne die Kontrolle über Hawaii ergriffen, das Land ausgebeutet und es samt seinen Leuten dabei schlecht behandelt.
Die derzeitige Anwesenheit der fünf Biotechnik-Konzerne in Hawaii spiegelt noch immer die politische und wirtschaftliche Kolonisierung „der fünf Großen“ im frühen 20. Jahrhundert – speziell, weil Monsanto der größte Arbeitgeber auf Molokai geworden ist. „Es gibt keinen Unterschied zwischen den großen Fünf von einst und jetzt,“ sagt Walter Ritte. „Jetzt sind es nur andere ‚große Fünf’ und sie alle sind Chemie-Konzerne – es kommt uns vor wie ein Déja-vu – es war alles schon einmal da.“ [Lesen Sie die ganze Geschichte hier: HAWAII: „A’ole GMO“(„Nicht hier GMO“)]
Das alles mag wie ein weit entferntes Problem klingen, aber was auf diesen tatsächlich entlegenen Inseln geschieht, ist der Schlüssel für die Land-Freiheitsbewegungen auf dem gesamten Globus.
„Diese 5 Chemieriesen haben uns als ihr Zentrum auserkoren. Was immer wir auch tun werden, wird sich auf die gesamte Welt auswirken. Dies ist nur der Anfang einer landwirtschaftlichen Revolution in Hawaii.“
CONGRATULATIONS TO MAUI!
Netzfrauen Lisa Natterer und Doro Schreier
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