Interview Jeremy Paxman mit Russell Brand – Deutsche Übersetzung.
Russell Brand ist ein britischer Komiker, Moderator, Sänger, Schauspieler und Herausgeber eines politischen Magazins und Nichtwähler aus Überzeugung, mahnt vor der weiteren Zerstörung des Planeten, dem Ignorieren der menschlichen Bedürfnisse und des sozialen Ungleichgewichts. Sein Nichtwählen-Gehen rechtfertigt er mit den Argumenten, dass Wählen eine Komplizenschaft mit dem System darstellt, das seit Generationen die Wähler belügt, enttäuscht und eine verzweifelte Unterschicht im Regen stehen lässt.
Jeremy Paxmann geht dem auf den Grund und so erzählt Russell Brand, dass er in seiner Jugend drogenabhängig war, aus einer sozialen und wirtschaftlichen Schicht kommt, die von dem momentanen politischen System nicht ausreichend versorgt wird, und dass Drogensucht eines der Probleme ist, die entstehen, wenn es eine große unterversorgte, verarmte Bevölkerung gibt. Menschen bekommen Probleme mit Drogen und werden gleichgültig gegenüber dem momentanen politischen System, denn sie sehen, dass das System für sie nicht funktioniert, dass es keinen Unterschied macht. Das System dient ihnen nicht. Und so kam es, dass er noch nie wählen war.
Jeremy Paxmann meint daraufhin, Brand glaube nicht an die Demokratie, sondern sei für die Revolution, worauf Brand kontert: “ Ein sozialistisches egalitäres System, das auf einer Neuverteilung des Vermögens, einer stärkeren Besteuerung der Unternehmen und einer massiven Verantwortung für Energiefirmen und alle Firmen, die die Umwelt ausbeuten, beruht. Ich finde, sie sollten schwer bestraft werden dafür und die Schäden wiedergut machen müssen. Ich glaube, das Konzept von Profit sollte stark reduziert werden. David Cameron behauptet, Profit sei kein schmutziges Wort. Ich sage, dass Profit ein schmutziges Wort ist, denn wo es Profit gibt, gibt es auch Defizit. Und das momentane System nimmt diese Ideen nicht in Angriff. Warum also sollte irgendjemand dieses System wählen? Warum sollte irgendjemand sich dafür interessieren?“
Paxmann fragt Brand, ob er wählen gehen wird, wenn jemand antritt, der ihm zusagt, dem er vertraut – ehe es zu spät dafür sei, worauf Brand meint, dass es bereits eine solche Alternative gibt.. Diese Bewegung entsteht schon, es passiert schon überall etwas. Wir befinden uns in einer Zeit der unmittelbaren Kommunikation und es gibt Gemeinschaften auf der ganzen Welt. Die Protestbewegung Occupy hat etwas bewegt – auch wenn sie nur die Idee von 1 % vs. 99 % öffentlich vorstellt. Zum ersten Mal in einer Generation sind sich die Menschen der massiven unternehmerischen und wirtschaftlichen Ausbeutung bewusst. Diese Dinge sind kein Unsinn und diese Themen werden nicht angesprochen. Niemand unternimmt etwas wegen der Steueroasen. Niemand unternimmt etwas wegen der politischen und finanziellen Verbindungen der konservativen Partei. Bis die Menschen sich nicht mit Dingen beschäftigen, die real sind, warum soll ich nicht darüber scherzen? Warum sollte ich das ernst nehmen? Warum sollte ich die junge Wählerschaft, die total desinteressiert ist, dazu ermutigen, wählen zu gehen? Langweilt es sie nicht? Langweilt es sie nicht mehr als jeden anderen, sich jahrein jahraus mit Politikern zu unterhalten, sich ihre Lügen, ihren Unsinn anzuhören? Dann kommt dieser, dann kommt jener, während das Problem weiterhin bestehen bleibt. Warum sollen wir weiterhin dazu beitragen, diese Fassade aufrecht zu erhalten?
Brand ist wütend, hat aber dennoch Hoffnung. Eine Revolution ist im Anmarsch. Darauf läuft es hinaus. Ich habe nicht den geringsten Zweifel. Das ist das Ende. Es ist Zeit, aufzuwachen. Ich erinnere mich daran, Sie in dieser Sendung gesehen zu haben, in der Sie Ihre Vorfahren ansehen, und Sie gesehen haben, wie Ihre Großmutter um Ihre Existenz kämpfen musste, weil sie von den Adligen unfair behandelt wurde, und Sie geweint haben, weil Sie wussten, es war unfair und ungerecht. Wann war das? Vor einem Jahrhundert ungefähr? Das gleiche durchleben die Menschen gerade. Ich komme gerade von einer Frau, die genauso behandelt wurde.
Wenn wir also statt der rührseligen Sentimentalitäten, die im TV produziert werden, um die Menschen zu Tränen zu rühren, dieses Gefühl erfassen und Dinge ändern können, warum sollten wir es dann nicht tun?
Was ist daran naiv? Warum habe ich, weil ich Schauspieler bin, nicht das Recht dazu?
Ich habe mir das Recht genommen. Ich brauche dieses Recht nicht von Ihnen. Ich brauche es von niemandem. Ich nehme es mir.
Das ganze Interview können Sie (in Englisch) hier anschauen.
https://www.youtube.com/watch?v=3YR4CseY9pk“ width=“560″ height=“315″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“>
Transskribiert von Netzfrau Lisa Natterer
Das könnte Sie auch interessieren:
Offener Brief: Wie Konzerne Europas Kassen plündern – Luxemburg-Leaks
Weltweit flammen Proteste auf – wussten Sie…?
Banken: Manipuliere und teile es gleich mit, dann werden sogar 110 Mio. € Strafe erlassen
Pingback: Russell Brand: Die Zeit ist reif für einen Wechsel – jetzt! – Inselines