Die Maasai finden keine Ruhe. In der Savannenlandschaft wird immer mehr Land von der Regierung an Großwildjäger verpachtet, obwohl es seit vielen Jahren von indigenen Völkern genutzt wird. So wurden im Sommer 2009 mehr als 3000 Maasai-Nomaden von Polizisten aus dem Loliondo-Jagdgebiet vertrieben, das an den Serengeti-Nationalpark angrenzt. Mehr als 200 Häuser wurden niedergebrannt, um eine Rückkehr der Maasai zu erschweren. Erwirkt wurde die Vertreibung von der Firma Ortello Business Corporation (OBC) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
40 000 Maasai sollen ihr Land in Tansania verlassen, damit Reiche aus dem arabischen Raum dort ungestört jagen können. Wie der britische «Guardian» schreibt, sollen die Maasai das Gebiet bis Ende des Jahres verlassen müssen. Schon im letzten Jahr wollte die tansanische Regierung das Gebiet verkaufen, doch nach massiven weltweiten Protesten ließ sie das Projekt fallen. Nun nimmt sie einen neuen Anlauf. 1992 erwarb die OBC die Pachtrechte an dem Loliondo-Gebiet und besitzt die Jagdrechte in dem rund 4000 Quadratkilometer großen Gebiet.
Die Scheichs und ihre Freunde rasen mit japanischen Geländewagen in hohem Tempo durch den Busch und schießen dabei auf die Tiere. Kein Lebewesen, wie es scheint, ist sicher. Tansania, einem Land, das den wachsenden Safarimarkt als Öko-Tourismus verkauft. Die OBC Lizenz erlaubt, fünf Löwen pro Kopf und pro Saison, die getötet werden dürfen. Überprüfungen sind nicht möglich, denn der Bereich ist für Journalisten und NGOs geschlossen und die Einheimischen dürfen nichts sagen, sonst werden sie von der dortigen Polizei bedroht. Mit dem Jagdtourismus verdient Tansania 80 Millionen $, wie die Regierung 2009 bekannt gab. Eine dreiwöchige Elefanten- oder Löwenjagd kostet etwa 49 000 US-Dollar. Das scheint auch der Grund dafür zu sein, dass in der Savannenlandschaft immer mehr Land von der Regierung an Großwildjäger verpachtet wird, obwohl es seit vielen Jahren von indigenen Völkern genutzt wird.
In der Dürre müssen die Maasai im Ngorongoro-Schutzgebiet Wasser für ihr Vieh von den Luxushotels erbetteln. Viel Land ist ihnen nicht geblieben, viele sind auf brutalste Art und Weise vertrieben worden. Für die Überreste des Landes, das ihnen geblieben ist, sind sie bereit zu kämpfen
Ein Maasai sagte: „Unser Land muss heute für Investitionen weichen: für luxuriöse Touristenjagd.“ Schon jetzt sind viele Maasai gezwungen, einen festen Wohnsitz und Arbeit in der Stadt anzunehmen. Seit kolonialen Zeiten ist der größte Teil des Maasailandes von privaten Farmen und von der Regierung für diverse Projekte z. B. als Naturparks übernommen worden. Die Maasai verfügen nur noch über die trockensten und fruchtlosesten Gebiete.
Seit Generationen leben sie halbnomadisch. Ihre Wanderungen orientieren sich an den jahreszeitlichen Regenfällen Ostafrikas, die ihre Herden von Ort zu Ort leiten, damit das Gras eine Chance hat nachzuwachsen. Diese Lebensweise wurde ursprünglich durch ein System gemeinschaftlichen Landbesitzes ermöglicht, bei dem in einem Gebiet jede Person den Zugang zu Wasser und Weideflächen mit jeder anderen teilt. [Mehr Informationen in Survivals Bildergalerie zu den Lebensweisen der Maasai.
Eine internationale Kampagne gegen das Jagdrevier wurde im vergangenen Jahr durch die Online-Petition der Website Avaaz.org gestartet. Mehr als 1,7 Millionen Menschen beteiligten sich. Der weltweite Protest führte dazu, dass im vergangenen Jahr die Vergabe von 1500 km² „Biotopverbund” am Rande des Serengeti Nationalparks für die kommerzielle Jagd und für das Safari-Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gestoppt wurde.
Liest man diese Nachricht, fragt man sich, warum überhaupt noch Großwildjagd erlaubt wird?
Elefantenpopulation innerhalb eines Jahrzehnts um 64 Prozent zurückgegangen
Was nicht durch Großwildjagd getötet wird, erledigen Wilderer. Es gibt eine starke Nachfrage nach Elfenbein, besonders in China und anderswo in Asien. Nach Elfenbein suchende Wilderer brachten in nur drei Jahren 100 000 afrikanische Elefanten um, heißt es in einer neuen Studie, die die ersten verlässlichen kontinentweiten Schätzungen zu den illegalen Tötungen zusammenfasst. [Lesen Sie dazu: Afrikanische Elefanten sterben aus – 100,000 Elephants Killed by Poachers in Just Three Years, Landmark Analysis Finds]
Auf der Seite grosswildjagd.de findet der Jagdgast sogar Anleitungen, damit dieser später mit Freude den Anblick seiner Trophäen genießen zu kann.
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„Auf eingezäunten Farmen werden manchmal schon verwerfliche bis kriminelle Methoden der Jagd praktiziert. Das Problem ist nur, dass die Praktiken zum Teil legal sind, ein großes Geschäft darstellen, von den Konzessionären und Vermittlern verschwiegen werden und letztlich leider von vielen Jägern sogar unterstützt werden, nur um an eine gute Trophäe zu kommen. Wie den Hummer in der Gaststätte, kann der Jäger sich in einem Käfig den Löwen aussuchen und an einer Futterstelle den dressierten Löwen abschießen. Für weniger skrupellose Jäger z. B. aus Deutschland wird auch eine große Show abgezogen, um den Eindruck einer normalen Jagd zu erzeugen.“
Und dies alles nur, um eine Trophäe zu haben. Ob Elefanten, Flusspferde, Büffel, Löwen oder Antilopen, alles ist zum Abschuss freigegeben. In Zentralafrika, das betrifft neben der Zentralafrikanischen Republik auch noch einen Gürtel von Kamerun bis Tansania, ist bereits ein Viertel aller Säugetiere vom Aussterben bedroht. Neben dem Verlust des Lebensraumes ist die Jagd ein großes Problem. Wir erinnern uns an Udo Wedekind, den ehemaligen für Artenschutz zuständigen Abteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz, Er brüstet sich Anfang des Jahres auf Fotos mit einem selbst erlegten Elefanten.
Vertreibung der Maasai
In einer Online-Petition gegen das Vorhaben sammelte Avaaz bereits 2,2 Millionen Stimmen gegen die Pläne der tansanischen Regierung. „Dieses Geschäft wäre desaströs für den Ruf Tansanias, für die Tierwelt und für die Maasai“, erklärte die Gruppe. „Die Maasai blicken einen von beinahe jedem Tourismus-Plakat Tansanias an, aber jetzt will die Regierung sie von ihrem Land vertreiben, damit ein paar Adelige aus dem Ausland dort Elefanten jagen können“, sagte Kampagnen-Direktor Alex Wilks gegenüber dem „Guardian“.
„Unser Volk lebt seit Jahrhunderten von dem Land in Tansania und Kenia. Unsere Gemeinschaften respektieren unsere tierischen Gefährten und beschützen und erhalten das empfindliche Ökosystem. Doch die Regierung ist schon seit Jahren auf Profit aus, indem sie reichen Prinzen und Königen aus dem Nahen Osten unser Land zum Töten bereitstellt. Als sie 2009 versuchten, unser Land für solche Wildjagden zu räumen, haben wir Widerstand geleistet – Hunderte von uns wurden festgenommen und verprügelt. Letztes Jahr schossen reiche Prinzen von Hubschraubern aus Vögel aus den Bäumen. Diese Tötungen widersprechen allen Aspekten unserer Kultur,“ so die Maasai-Gemeinschaft aus dem Ngorongoro-Gebiet.
40 000 Maasai sollen ihr Land in Tansania verlassen, damit Reiche aus dem arabischen Raum dort ungestört jagen können. Die OBC ist ein in Dubai ansässiges Unternehmen und seit mehr als 20 Jahren für die „reichen“ Kunden in Loliondo tätig. Laut Guardian gehört u. a. auch Prince Andrew zu der Kundschaft.
Prinz Charles ist seit 2011 WWF-Präsident. Laut dem „Prince of Wales“ will er gemeinsam mit dem WWF und anderen Organisationen seinen Teil dazu beitragen, bedrohte Ökosysteme und Tiere auf der ganzen Welt zu schützen und für unsere Nachkommen zu bewahren. Vielleicht ist es an der Zeit, dass er den „Reichen“ mitteilt, dass Großwildjagd eingestellt werden muss. Seine Kontaktadresse: https://www.princeofwales.gov.uk/contact-us.
Netzfrau Doro Schreier
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