Jordaniens Königin Rania redet Tacheles und fordert mehr Bildung als Waffe gegen ISIS

RaniaDie jordanische Königin Rania ist die erste Frau im Nahen Osten, die die arabische Welt zum Kampf gegen den Terror aufruft.

„Unser Schweigen ist das größte Geschenk“ an die ISIS, so Rania letzte Woche bei einer Veranstaltung in Abu Dhabi. Das Vorrücken der Miliz sei eine Gefahr für die Zukunft des gesamten Islam.

„Islamisten missbrauchen die Identität der arabischen Nationen“, sagte Rania. Die Staaten müssten für das Image des Islam kämpfen. „Eine kleine Minderheit areligiöser Extremisten nutzt die sozialen Medien, um unsere Geschichte umzuschreiben, unsere Identität zu kidnappen und uns zu diskreditieren.“

Königin Rania hält eine „Wutrede“ in Abu Dhabi

Ihr Name ist  Rania Al-Abdullah Königin von Jordanien. Die 44-jährige Königin ist seit 1999 Regentin des haschemitischen Königreiches von Jordanien und zählt laut dem Forbes-Magazin zu den 100 einflussreichsten Frauen der Welt und sie ist Mutter von vier Kindern. Rania von Jordanien ist erklärte Gegnerin von Ehrenmorden an Frauen, denen unmoralisches Verhalten und Ehrenschändung der Familie vorgeworfen wird.

Seit 2002 hat sie im arabischen Raum ein Frauennetzwerk aufgebaut. Bildung ist ihr Hauptanliegen, da sie Bildung als Möglichkeit und Chance sieht, aktiv das eigene Leben zu gestalten und zu verbessern. Sie vergibt Kreditprogramme, um den Frauen aus sozial schlechter gestellten Schichten zu helfen, den Weg in die Berufstätigkeit zu finden. Ihr Anliegen schreibt Rania auf ihrem englischsprachigen Blog nieder.

„Unser ‘Welthaus’ ist auch so etwas wie ein Aufenthaltsraum. Es ist ein Raum, in dem Hautfarbe, Rasse, Glaube uns nicht im Wege stehen – nicht weil diese Dinge nicht existieren, sondern weil sie nicht wichtig sind. Das einzige, was in diesem Raum von Relevanz ist, ist die gemeinsame Überzeugung: Der Basisgrundsatz, den wir alle teilen, dass jeder von uns Respekt verdient.” Rania von Jordanien

Bei der Eröffnung der 5. Medienkonferenz im Golfemirat Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) hielt sie eine sogenannte „Wutrede“. Sie ist das erste Mitglied eines arabischen Herrscherhauses, das den Kampf gegen die ISIS nicht nur als militärische Herausforderung, sondern auch als Ringen um die Deutungshoheit im Islam definiert. Die Radikalen würden getrieben von einer Ideologie, die sich nicht mit einer Gewehrkugel bekämpfen lässt, so Rania, zugleich seien die Dschihadisten ein Produkt der miserablen Bildung, der Armut und des fehlenden sozialen Bewusstseins in der Region. „Die Wahl, vor der wir stehen, ist klar. Entweder wir entwickeln unsere Region oder wir überlassen sie anderen zur Zerstörung“, erklärte Rania in ihrer „Wutrede“ an die Araber.

Her Majesty Queen Rania Al Abdullah, Queen of the Hashemite Kingdom of Jordan, officially opens the Abu Dhabi Media Summit 2014 on Tuesday, 18 November 2014.

Rania machte auf die Social-Media-Netzwerke aufmerksam, die auch in der arabischen Welt zu einem festen Bestandteil gehören.

„Und lassen Sie mich diesen Punkt betonen: Als ich sagte, „Qualität der Bildung für alle“, meinte ich Mädchen wie Jungen. Weil Mädchen mit Schulbildung die Wirtschaft ihrer Nationen stärken … sie priorisieren die Gesundheit und Bildung der eigenen Kinder … und sie helfen, stabile Gesellschaften aufzubauen und sind für Radikalisierungen weniger anfällig. Warum sonst würden Boko Haram … die Taliban … und ISIS solche Angst vor Mädchen mit Büchern haben?“

„Mit ihren gewaltverherrlichenden Videos, die Enthauptungen und Vergewaltigungen zeigten, verändert ISIS die Wahrnehmung der arabisch-islamischen Nationen in der Weltöffentlichkeit. Das ist es, was ISIS uns antut, allen von uns“, sagte Rania. „Eine kleine Minderheit areligiöser Extremisten nutzt die sozialen Medien, um unsere Geschichte umzuschreiben, unsere Identität zu kidnappen und uns zu diskreditieren. Das ist ihre Version der arabischen Welt, ihr Plot, ihre historische Erzählung und Interpretation. Es sind ihre Helden. Und der Rest der Welt hört und schaut zu. Es repräsentiert mich ebenso wenig wie Sie“, rief Rania. „Die Extremisten sind abnorm und abstoßend und müssten jeden Araber vor Wut kochen machen.“

Ihre Rede ist hier auch englisch nachzulesen: Eröffnungsrede auf Abu Dhabi Media Summit 2014

Sie sagte: „Die Bildungsreform ist nicht billig. Aber der Preis für Unwissenheit ist an den verlassenen irakischen Städten und syrischen Dörfern zu sehen. Dieser Preis ist viel höher. Gemeinsam haben wir die Ressourcen. Wir können Bildungsreform leisten – vor allem, wenn wir in bestehende Netzwerke investieren und neue schaffen.“

Im Mai startete Königin Rania EDRAAK – eine Initiative, die offene Online-Kurse in die arabische Welt auf Arabisch bringen soll.

„Bildung ist die stärkste Waffe, die es gibt, um die Welt zu ändern.” Nelson Mandela

Unser Dank gilt Königin Rania für ihre mutigen Worte.

Netzfrau Doro Schreier

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