Viskose (früher Rayon oder Kunstseide) ist ein sehr beliebtes Material und wird von den meisten großen Erzeugern von Markenkleidung verwendet. Es wird durch einen komplexen chemischen Prozess hergestellt. Am Anfang werden dafür Holzspäne benötigt, die in ein Produkt namens Zellstoff (Cellulose) umgewandelt werden. Wie alle Produkte, die von Bäumen kommen, kann dieses Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen werden. Aber in manchen Fällen steckt die Abholzung des Regenwaldes in den Fasern.
Die Regenwälder Indonesiens in unseren Kleiderschränken?
Die Regenwälder Indonesiens erlebten im letzten Jahrzehnt eine massive Abholzung. Laut Global Forest Watch verlor das Land zwischen 2001 und 2013 mehr als 15 Millionen Hektar (60 000 Meilen²) des Baumbestands auf der Insel Sumatra. Eine der Hauptursachen für die Abholzung ist der Ausbau des Riesen-Holzverarbeitungswerkes Toba Pulp Lestari, dessen Produkte verwendet werden, um sowohl Papier als auch Textilien herzustellen.
Toba Pulp Lestari ist eine Fremdkapital-Investment Firma, deren Zweck in erster Linie ist, das ihr anvertraute Geld möglichst rasch zu vermehren.
Ein Konflikt so fern und doch so nah…!!!
Das Abholzen von 17 000 ha bewohntem Wald hat über 13 000 Indigene heimatlos gemacht. Mehrere Dutzend von ihnen wurden wegen Widerstands verhaftet. Es ist klar zu erkennen, dass seitens Toba Pulp Lestari den Indigenen kein Respekt entgegengebracht wird.
Dies mag jetzt wie ein weit entfernter Konflikt aussehen, ist es aber nicht. Cellulose aus diesem Akt von Landraub (bzw. landgrabbing) als auch die Verfolgung Indigener ist in vielen Produkten enthalten, die weltweit hergestellt, verkauft und konsumiert werden. Dieser Konfliktstoff steht – nicht als solcher gekennzeichnet – in so gut wie jedem Supermarktregal, wie man bei RAN nachlesen kann.
Kleidung statt Papier – neue Märkte zum Erhalt der Abholzung
In den letzten fünf bis zehn Jahren ist die Nachfrage nach Papierprodukten gesunken, weil die moderne Technik überall Digitalkommunikation ermöglicht.
Ruth Nogueron, eine Forscherin des Waldprogramms des World Resources Institute (Welt Ressourcen Institutes) drückt es so aus:
„Also suchen die Papierunternehmen nach alternativen Märkten (…)“
„(…) Weil die Einrichtung einer Zellstoff- und Papierfabrik eine große Investition bedeutet und man eine langfristige finanzielle Strategie braucht. Die Entstehung von Märkten für neue Zellstoffprodukte wie Textilien ist in den letzten Jahren gewachsen.“
Nach einem Industrie-Bericht wird die Nachfrage nach Zellstoff aus Holzstoff gegen Baumwolle und synthetischen Fasern weiter ansteigen.
Brihannala Morgan, eine leitende Kämpferin für das Rainforest Action Network, sagte, dass die Menschen vor Ort in Sumatra sich wehren.
„Diese Dorfgemeinschaften bekämpfen die Mühle seit mehr als 20 Jahren.“
Waldgesellschaften sind abhängig von den Regenwäldern für ihren Lebensunterhalt und haben traditionelle Nutzungsrechte. Jedoch rechtlich gehört das Land der Regierung, die Holzkonzessionen vergibt, obwohl dies im Widerspruch zu den Rechten der Waldbewohner steht.
„Das ist nicht legal oder irgendwie richtig – diese Waldgemeinschaften haben endlich herausgefunden, dass sie gesetzliche Regelungen brauchen, wenn eine Firma mit Bulldozern in ihr Land eindringt.“
Das Zellstoff-Gewinnungsverfahren macht es leicht zu vertuschen, wenn nicht nachhaltige Praktiken angewendet werden, und ein Mangel an Transparenz in der Produktkette hilft möglicherweise, noch schwerwiegendere Verbrechen zu verbergen. Laut einem gemeinsamen Bericht der Vereinten Nationen und Interpol über illegalen Handel mit Wildtieren, der im Juni veröffentlicht wurde, wird Zellstoffgewinnung dafür verwendet, illegal geschlagene Bäume weißzuwaschen.
„Generell ist Zellstoff ein sehr komplexes Produkt, es durchläuft viele Verarbeitungsschritte“, erklärt Ruth Nogueron des World Resources Institute. „Man kann eine Menge von Bäumen schlagen und im gleichen Topf mischen, um die Zellulose heraus zu trennen. Es ist schwer, den Ursprung und die Art der Bäume zu finden, die da drinnen landen.“
Die „Out of Fashion“-Kampagne – ein Licht am Ende des Regenwaldes?
Das Rainforest Action Network startet eine neue Kampagne mit dem Titel „Out of Fashion“ für Designer und Modemarken über die Abholzung, die mit der Zellstoffgewinnung in Verbindung steht, und will sie so dafür gewinnen, nur nachhaltig agierende Lieferanten zu verwenden.
„Vielen Unternehmen mag diese Problematik gar nicht bewusst sein“, sagt Morgan. „Es ist irgendwie erstaunlich, wie wenig die meisten dieser Unternehmen tatsächlich wissen, woher der Rohstoff ihrer Produkte stammt.“
Lösungsvorschläge
Der erste Schritt für Bekleidungshersteller ist es, eine nachvollziehbare Lieferkette aufzubauen. „Das Wichtigste ist, dass der Käufer seinen Lieferanten kennt und weiss, wo dessen Produkt herkommt“, sagte Nogueron. Die Herkunft des Rohstoffes zu kennen, bringt Unternehmen in eine bessere Position, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Produkte zu bewerten. Sowohl Nogueron als auch Morgan schlugen vor, dass Unternehmen nach Quellen suchen, mit Drittprüfungen für die Nachhaltigkeit ihrer Materialien.
Nachhaltigkeit?
Man könnte festhalten, dass Viskose (Rayon / Kunstseide) überhaupt kein nachhaltiger Stoff ist. Laut dem Material-Nachhaltigkeits-Index (Material Sustainability Index), einer Open-Source-Analyse, der die Auswirkungen auf die Umwelt aufzeigt, rangiert Viskose (Rayon / Kunstseide) aus Cellulose hinter der herkömmlichen Baumwolle, Polyester und Leinen. Andere Holzwerkstoffe, wie Modal und Tencel, gelten als nachhaltiger. Nur etwa 30 Prozent des Holzes kann erfolgreich zu Cellulose umgewandelt werden, der Rest wird als Abfall gewertet. Dann ist da noch die Frage der Menge an Chemie und Energie, die benötigt wird, um das Holz zu Fasern umzuwandeln.
Kristene Smith, die Autorin des Leitfadens für grüne Gewebe sagte, dass diese chemische Behandlung mit ein Grund ist, weshalb der Stoff als weniger nachhaltig gilt (sie hat deswegen Cellulose in ihrem Handbuch nicht angeführt). Allerdings ist sie der Meinung, dass Cellulose, die nachweisbar aus nachhaltiger Fabrikation stammt, eine gute Idee für Marken und Designer darstellen könnte.
„Das Problem der Entwaldung ist riesig, und nachdem ihm die Menschen jetzt mehr Beachtung schenken, denke ich, dass da mehr Druck gemacht werden wird“, sagte Smith. „Wenn Designer daran arbeiten, an mehr nachhaltige Quellen für ihr Rohmaterial zu kommen, und damit dann werben, könnten sie bei den Verbrauchern sicherlich punkten.“
Das Rainforest Action Network versucht nicht, Designer oder Verbraucher zu überreden, Viskose zu boykottieren.
„Was wir wollen, ist eine Veränderung in der Branche selbst“, sagte Morgan. „Endziel der Organisation ist es, dass alle Textilien aus Cellulose aus Abfallstoffen bestehen, wie landwirtschaftliche Nebenprodukte. Wir würden uns freuen, eine Welt zu sehen, wo wir keine Wälder für Stoff zerstören.“
In der Zwischenzeit gibt es erste Schritte in die richtige Richtung: z.B. eine Liste nachhaltig hergestellter Stoffe.
Was konkret können wir ändern?
Und wie viel Regenwald haben Sie in Ihrem Schrank hängen? Achten Sie bei Ihrem nächsten Kleiderkauf auf das Etikett: Lassen Sie die Finger von Rayon oder Viscose – daran könnte ein Stück Regenwald hängen.
Sparen Sie bei Haushaltspapieren: WC-Papier, Küchenrollen, Kleenex, Papiertaschentüchern, Brillenputztüchern, Wattepads, Wasch- und Reinigungsmitteln, aber auch Kosmetik.
Infobox Cellulose
Cellulose wird vorwiegend aus Nadel- und Laubhölzern gewonnen. Es handelt sich um ein feines weißes Pulver mit neutralem Geruch. Es quillt nicht in Glycerin, Propylenglycol und fetten Ölen, durch Schütteln bildet sich Schaum, daher verwendet es die Kosmetikindustrie auch in Duschgels und Shampoos, Flüssigseifen usw., weil durch Cellulose alles intensiver schäumt.
Der Regenwald in aller Munde
Sie haben den Regenwald aber möglicherweise sogar – vermutlich unwissentlich – im und auf dem Teller – als Cellulose, aus der leiten sich zahlreiche chemisch oder enzymatisch modifizierte Derivate (Cellulose-Gummi) ab, die als Emulgatoren, Stabilisatoren und Verdickungsmittel in zahlreichen Lebensmitteln verwendet werden:
- Methylcellulose E461, Hydroxypropylcellulose E463, Hydroxypropylmethylcellulose E464, Ehtylmethylcellulose E465, Carboxymethylcellulose E 466, vernetzte Natriumcarboxymethylcellulose E468, enzymatisch hydrolysierte Carboxymethylcellulose E469.
Es gibt auch ein Patent – welches Sie hier finden: http://www.google.com/patents/DE102012202043A1?cl=de&hl=de
Werden wir aufmerksamer, werden wir umsichtiger, werden wir aktiv!
How rainforest destruction hides in our clothes
Margaret Badore (@mbadore) Living / Sustainable Fashion www.treehugger.com
Rayon is an extremely popular fabric, and is used by most major clothing brands. It’s made by a complex chemical process, but at the beginning it starts with wood chips, which are turned into a product called dissolving pulp. Like all products that come from trees, this wood may be obtained by sustainable forestry practices. But in some cases, deforestation is woven into its very fibers.
The rainforests of Indonesia have been experiencing large-scale deforestation over the course of the past decade. According to Global Forest Watch, the country lost over 15 million hectares (60,000 square miles) of tree cover between 2001 and 2013. On the island of Sumatra, one of the major contributors to deforestation is the expansion of wood pulping giant Toba Pulp Lestari, whose products are used to make both paper goods and textiles.
Over the past five to ten years, the demand for paper products has diminished as technology allows offices and communications to go digital. “So, the paper companies are looking for alternative markets,” said Ruth Nogueron, a researcher for World Resources Institute’s forest program. “Because setting up a pulp and paper mill is a big investment and you need to have a long-term financial strategy. The emergence of markets for new pulp products like textiles has been growing over the past couple of years.” According to one industry report, demand for dissolving pulp is growing, and wood-based fabrics are gaining market share against cotton and synthetic textiles.
Brihannala Morgan, a senior forest campaigner for the Rainforest Action Network, said that local people in Sumatra have been fighting back. “These communities have been fighting this mill for the last 20 plus years,” she said. Forest communities depend on the rainforests for their livelihoods, and have traditional usage rights. However, the land legally belongs to the government, which may give out logging concessions that conflict with the communities’ rights.
“It’s not legal or right in anyway that we would think of here,” said Morgan. “These are communities that find out that they need to have legal rights to their land when a company actually comes in with a bulldozer.”
The pulping process may make it easier to cover up unsustainable practices, and a lack of transparency in the product chain may hide even more serious crimes. According to a joint UN and Interpol report on illegal wildlife trade released in June, pulping may also be used to “launder” illegally logged trees.
“Pulp in general is a very complex product, it has to go through a lot of processing,” explained Nogueron of the World Resources Institute. “You can have a lot of trees chipped and mixed in the same pot to extract the pulp. It’s hard to trace the origin and the type of trees that are used.”
The Rainforest Action Network is launching a new campaign, called „Out of Fashion,“ to educate designers and clothing brands about the deforestation that may be associated with dissolving pulp, and to encourage them to use only sustainable suppliers. “Many companies are likely not going to be aware of these issues at all,” said Morgan. “It’s kind of amazing how little most of these companies actually know about where their fabric comes from.”
The first step for apparel makers is to establish a traceable supply chain. “The most important thing is that the buyer needs to know their supplier, and needs to know where that product comes from,” said Nogueron. Knowing the origins of the raw materials will put companies in a better position to assess the environmental and social impact of their products. Both Nogueron and Morgan suggested that companies seek out sources with third party verifications for the sustainability of their materials.
One could make the case that rayon isn’t a sustainable fabric at all. According to the Materials Sustainability Index, an open-source analysis of materials‘ environmental impact, wood-based rayon ranks below conventional cotton, polyester and linen. Other wood-based fabrics, like Modal and Tencel, also rank as more sustainable. Only about 30 percent of the wood can be successfully converted to pulp, the rest is considered waste. Then, there’s the issue of the chemicals and energy needed to convert the wood to fiber.
Kristene Smith, the author of Guide to Green Fabrics, said that this chemicalization is why the fabric is considered less sustainable (she doesn’t include it in her guide). However, she does think that ensuring pulp comes from responsibly harvested wood is a good idea for brands and designers.
“The deforestation issue is huge, and as people shed more light on it, I think there will be pressure down the pipe,” said Smith. “If designers would work to get more sustainable sources for their wood pulp and advertise that, they would probably have a leg up with consumers.”
The Rainforest Action Network isn’t trying to get designers or consumers to boycott rayon. “What we want to see is a change in the industry itself,” said Morgan. The organization’s end goal is to see any fabrics made out of dissolving pulp made from waste materials, like agricultural by-products. “We would love to see a world where we don’t destroy any forests for fabric.”
Übersetzt von Netzfrau Lisa Natterer
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